Finsteraarhorn (4273m) - Traumtour mit Spaltensturz


Publiziert von DonPico , 9. Dezember 2012 um 22:39.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:22 September 2006
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Aufstieg: 3800 m
Abstieg: 3800 m
Strecke:Oberaarsee - Oberaarjoch - Gemschlicke - Finsteraarhornhütte - Finsteraarhorn - Finsteraarhornhütte - Rotloch - Oberaarjoch - Oberaarsee
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Stuttgart - Zürich - Meiringen - Grimselpass
Unterkunftmöglichkeiten:Finsteraarhornhütte
Kartennummer:LKS 1:25000, Nr. 1249 (Finsteraarhorn) und Nr. 1250 (Ulrichen)

Allgemeines:

Diese Tour sollte mich auf den ersten Alpengipfel über 4000m führen. Zusammen mit Andreas und Martin hatten wir uns entschlossen, mit einem Bergführer das Finsteraarhorn in Angriff zu nehmen. Der Termin in der zweiten Septemberhälfte lag bereits recht spät im Jahr, aber das Wetter versprach gut zu werden. Mit einer Alpenüberquerung von Meiringen nach Cervinia, die ich zwei Wochen vorher beendet hatte, war ich konditionell sehr gut auf die Tour vorbereitet. 

Anfahrt:

Martin und ich fuhren am Vorabend in Stuttgart los und übernachteten am Bahnhof von Meiringen im Auto. Andreas fuhr separat. Um 6:00 Uhr morgens trafen wir unseren Bergführer Fritz. Gemeinsam mit ihm ging es dann in seinem Auto weiter zum Grimselpass. Von dort nahmen wir die kleine Straße zum Oberaarsee. Dort stellten wir das Auto ab.

Tourenbeschreibung

1. Tag:

Zunächst führte die Route am See entlang. Nach einer guten Stunde erreichten wir den Gletscher. Diesen gingen wir langsam hinauf. Als die Steigung größer wurde, ließ uns Fritz die Steigeisen anziehen. Bemerkenswert fand ich, dass alle paar Hunder Meter leere Munitionshülsen auf dem Gletscher lagen. Fritz erklärte uns, dass dies Munition sei, die in bestimmten Zeiträumen und für Übungszwecke aus dem Wallis abgeschossen würde. Oberghalb von 3000m hatte der Gletscher eine Schneeauflage, und hin und wieder blitzten Spalten unter unseren Spuren auf.

Nach mehreren Stunden war das Oberaarjoch erreicht. Dort folgte ein kurzer Abstieg, ehe wir wieder aufstiegen, diesmal zur Gemschlicke, die steile Ostseite des Finsteraarhorns immer im Blick.

Auf gut 3300m hatten wir die Gemschlicke erreicht. Es folgte ein etwas unschöner Abstieg durch sehr steiles Gelände mit losen Geröll. Fritz sicherte uns mehrmals. Nach einer Stunde Abstieg war die Randmoräne des Fiescher Gletscher erreicht. Wir gingen noch einige Hundert Meter den Gletscher hinauf und kletterten dann die 100Hm hoch zur Finsteraarhorn-Hütte. Diese war bereits geschlossen, nur der kleine Winterraum mit der Hubschrauberplattform war offen. Außer uns war noch ein Bergführen mit einer Frau dort. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit dieses Ortes ist beeindruckend.  Wir holten Wasser und machten uns an die Zubereitung des Abendessens.

2. Tag:

Gegen 3:30 Uhr standen wir auf und marschierten eine Stunde später los. Mit Stirnlampen ging es zunächst eine Stunde über die felsige Westflanbke des Finsteraarhorns. Dann erreichten wir den Gletscher. Wir legten die Steigeisen an und gingen über den gefrorenen Schnee nach oben. Langsam wurde es Tag und die aufgehende Sonne tauchte die Landschaft zunächstr in violettes, dann rotes und schließlich gelbes Licht. Nach Passieren des Frühstücksplatzes kamen wir an einem Steilstück an einigen großen Spalten vorbei, die unter uns gähnten. Dann folgte der lange Aufstieg zum Hugisattel. Dabei folgt eine Kehre der anderen. Ich fühlte mich hervorragend.  

Am Hugisattel machten wir eine kurze Pause. Andreas äußerte Zeifel, ob er Weitergehen wollte, Martin und ich wollten weitergehen. Fritz entschied, dass alle weitergehen sollten. Am Hugisattel beginnt eine etwa 200Hm lange Kletterei im Schwierigkeitsgrad I-II. Unsere Vierer-Seilschaft tat sich bald sehr schwer und Fritz entschied nach 50 Höhenmetern, dass Martin und Andreas umkehren würden, und er mit mir allein zum Gipfel weitergehen würde. Er brachte die beiden zurück zum Hugisattel, während ich wartete. Zu zweit konnten wir sehr schnell aufsteigen und erreichten wenig später den Gipfel. Ich genoss die Aussicht auf die Berner Alpen.

Auch der Abstieg zum Hugisattel war schnell geschafft. Wieder zu viert gelangten wir auf de Aufstiegsroute zur Hütte zurück, die wir gegen 13:00 Uhr erreichten.

Was folgte war einer der schönsten Nachmittage, an die ich mich errinnern kann. Wir lagen in der warmen Septembersonne auf der Helikopterplattform vor dem Winterraum der Finsteraarhorn-Hütte und unterhielten uns stundenlang. Die beiden Bergsteiger vom Vortag waren über die Grünhornlücke zum Konkordiaplatz gegangen, und außer uns war kein Mensch zu sehen. Obwohl man eine gute Aussicht hat, ist von der Finsteraarhorn-Hütte kein einziges Dorf zu sehen. 

Gegen Abend kroch der Nebel vom Wallis herauf und bedeckte den unteren Teil des Fiescher Gletschers. Schlechtes Wetter kündigte sich an.

3. Tag:

Die Nacht war sehr warm gewesen. Es regnete nicht, aber der Himmel war bedeckt. Fritz entschied sich für die Rückroute über das Rotloch. Wir gingen also nicht wie beim Hinweg über die Gemschlicke, sondern folgten der Ostseite des Fiescher Gletschers nach Süden bis zur Einmündung des Studergletschers, der von Osten in den Fiescher Gletscher fließt. Wir stiegen links hinauf. Zunächst war der Gletscher aper, oberhalb von 3000m waren die Spalten durch eine dünne Schneeauflage verdeckt. Aufgrund der warmen Nacht war die Schneeauflage aber nicht gefroren. Fritz ging vorn, dann folgten Martin und Andreas, ich ging am Ende. Es war neblig, und nicht leicht, die Richtung des Oberaarjochs auszumachen, in die wir gehen mussten.

Mehrfach brach Fritz mit dem Bein in Spalten ein, konnte sich aber jedes Mal am Spaltenrand halten. Wir Nachfolgenden sprangen dann an diesen Stellen über die Spalte hinüber. Irgendwann sah ich, wie sich Martin plötzlich aufrichtete und dann schlagartig wegsackte und komplett verschwand. Andreas wurde umgerissen, und auch beim mir kam ein starker Zug an. Martin war eingebrochen. Fritz rief Andreas und mir zu, wir sollten den Zug halten, und er machte sich auf der anderen Seite der Spalte daran, einen Seilzug einzurichten. Es dauerte bestimmt 20 Minuten, bis dieser fertig war, und Fritz Martin langsam herausziehen konnte, nachdem er einen Karabiner zu Martin hinunter gelassen hatte. Martin verhielt sich sie ganze Zeit sehr ruhig. Als er oben ankam, wirkte er verstört.  

Fritz drängte darauf weiterzugehen. Kurze Zeit später wurde es steiler und wir ließen die Zone mit den Spalten hinter uns. Etwa eine halbe Stunde später erreichten wir das Oberaarjoch. Auch auf der anderen Seite gab es noch Spalten, in die wir mehrere Male knietief einbrachen. Wir waren froh, als wir den Gletscher hinter uns ließen und zum Parkplatz zurück kamen.  

Rückfahrt:

Rückfahrt wie Hinfahrt, in Meiringen haben wir unseren Bergführer Fritz abgeliefert.

Fazit:

Am letzten Tag der Tour beschloss ich, einen Spaltenrettungskurs zu machen. Das habe ich auch getan, und die Kenntnisse seitdem mehrfach wieder aufgefrischt.

Tourengänger: DonPico


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