Doldenhorn 3638m


Publiziert von Bergamotte , 6. April 2021 um 18:08.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum: 5 April 2021
Ski Schwierigkeit: SS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Parkplatz "Oeschiweg" bei der Schranke
Unterkunftmöglichkeiten:Doldenhornhütte SAC (Winterraum mit Code)
Kartennummer:263S / 264S

Das Doldenhorn zählt zu den ganz grossen Tagesskitouren der Schweiz, vergleichbar etwa mit Tödi, Wetterhorn oder Gross Düssi. Unnötigen Firlefanz in Form von Gegenanstiegen, Fellwechseln oder Flachpassagen findet man hier (fast) keine - dafür steile und nordexponierte 2500Hm auf einen Chlapf in hochalpinem Ambiente. Es versteht sich von selbst, welchen Reiz eine solche Tour auf mich ausübt. Und weil ich um den gut eingeschneiten Gletscher wusste, habe ich mich guten Gewissens alleine an diesen Saisonhöhepunkt gewagt.

Kurz nach sechs Uhr geht's los vom verwaisten Parkplatz "Oeschiweg" in Kandersteg (1170m). Nun ja, etwas mehr Verkehr hätte ich schon erwartet an diesem schönen Ostermontag mit anstehendem Wetterwechsel. Ein so früher Start wäre angesichts der NW-Exposition und den kalten Temperaturen nicht nötig gewesen, aber ich wollte zeitig zuhause sein und genug Reserve zum anstehenden Wetterumschwung behalten. Die Ski aufgebunden folge ich zunächst der aperen Bergstrasse und anschliessend dem Hüttenweg. Aufgrund der kalten Temperaturen finde ich ausgezeichnete Verhältnisse vor: zuerst aper, dann griffigen und harten Schnee, ideal für einen schnellen, kraftsparenden Fussaufstieg. In der Querung nach P. 1468 wechsle ich kurz auf die Ski, aber im ruppigen Waldaufstieg zum Obere Biberg kommt man damit nicht weit. Unterhalb von P. 1817 ist dann definitiv Schluss mit laufen. Die Doldenhornhütte lasse ich links liegen und steige die weitläufige Flanke Richtung Doldenstock hoch. Die Harscheisen benötige ich ab Beginn, obschon die vorhandene Spur intelligent und nicht allzu steil angelegt wurde.

Das markante linke Couloir (unmittelbar neben dem Bruch) ist gemäss Führer 45° steil auf 80Hm. Das ist doch ordentlich lang. Konzentriert steige ich zu Fuss zügig hoch, um oben die ersten Sonnenstrahlen zu erwischen. Zurück auf Ski folgt gleich die nächste Steilstufe und die Unterlage wird zusehends anspruchsvoller. Bis zum Gipfel muss ich streckenweise die Steighilfe immer wieder rausnehmen, weil die Spur so schlecht greift. Das kostet Kraft und Zeit. Dafür zerrt der heute eiskalte SW-Wind nicht an meinen Nerven, denn die Route verläuft bis oben im Sattel im Windschatten.

Wie erwähnt ist der Gletscher zurzeit sehr gut eingeschneit, vorab die grosse Querspalte auf ca. 3200Hm. Wobei, in der Abfahrt werde ich dann doch recht überrascht in eine auftauchende Kluft blicken... Im Sattel dann kurze Pause, um Daunenjacke und Hardshell zu montieren, ohne wäre es kaum auszuhalten. Den Schlussaufschwung absolviere ich komplett mit Ski, manchmal wird hier auch gelaufen, und erreiche kurz nach halb elf das Doldenhorn (3638m). Eine tiefe Zufriedenheit macht sich breit. Kopf und Beine sind nach wie vor frisch. So muss das sein, war es in den vergangenen Monaten aber leider nur selten...

Die Kälte verhindert eine lange Pause, mehr als ein Riegel und einige Fotos liegen nicht drin. Das Doldenhorn werde ich immer als grandiose Skitour in Erinnerung behalten. Die Abfahrtsverhältnisse haben hierzu aber nicht beigetragen... Zwischen Gipfel und Couloir findet man eine recht undefinierbare Unterlage aus Pressschnee, Harsch und Zastrugis vor. Schön ist das nicht, aber passabel fahrbar. Im Couloir, welches ich abrutsche, dann anspruchvollste Bedingungen: durch abrutschende Vorfahrer sind unzählige Stufen entstanden. Passt man nicht auf, bleibt man in einer hängen und kippt nach vorne... Entsprechend vorsichtig gehe ich zu Werke. 

Exkurs: Der Führer bewertet die Tour mit S-. Das mag stimmen, wenn man das Couloir auch im Abstieg zu Fuss begeht, aber das scheint unüblich. Wer mit Ski abrutscht (zum Fahren ist es zu eng, ausser man heisst Jérémie Heitz), bewegt sich meines Erachtens eher im Bereich von SS- oder gar SS, dies in Übereinstimmung mit der SAC-Skala.

Bis zu diesem Zeitpunkt in kompletter Einsamkeit unterwegs kreuze ich in der harten Weiterfahrt Richtung Hütte auf ca. 2400m doch noch einen weiteren Solisten. Auf dem Hüttenweg unterhalb von P. 1817 kommt's dann ganz dick: zerfahren, rau, eng und beinhart. Zusammengefasst, es war eine Tortur, manch einer wäre wohl gelaufen. Das war der Preis meines frühen Aufbruchs, die Hänge konnten nicht auffirnen. Aber angesichts der kalten Temperaturen und den aufziehenden Wolken hat es sicherlich noch 2-3 Stunden gebraucht, wenn überhaupt. Die Querung absolviere ich dann grösstenteils mit Ski, das geht gut und zügig. Anschliessend sanftes Auslaufen zurück zum Ausgangspunkt. So, gelegentlich wäre ich dann langsam parat für die Sommersaison.

slf gering (trocken) / mässig (nass)


Zeiten (kum)
1:30  Doldenhornhütte
4:30  Doldenhorn
6:15  Kandersteg

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt:
Gesendet am 7. April 2021 um 07:18
ist ja unglaublich, was du (wieder) hinlegst; Hut ab!

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. April 2021 um 08:30
Danke, Felix. Aber das ist natürlich alles relativ. Andere begehen auf der gleichen Tour noch das Klein Doldenhorn etc.

Guten Saisonschluss wünsch ich Euch!

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. April 2021 um 19:35
das wünschen wir dir auch - und dann tolles Sommerbergfeeling!

lg Felix


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