Jubiläumsgrat: von der Zugspitze zur Alpspitze


Publiziert von Tef , 26. August 2009 um 19:51.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:24 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K4- (S-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Strecke:Zugspitze (2962m) - Innere Höllentalspitze (2737m) - Mittleren Höllentalspitze (2743m)- Äußere Höllentalspitze (2720m) -Vollkarspitze (2618m) - Grieskarscharte (2463m) - Alpspitze (2628m) - Alpsitzbahn (2033m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:siehe http://www.hikr.org/tour/post16120.html
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Wenige Meter von der Talstation der Alpsitzbahn Haltestelle der Zugspitzbahn. Garmisch - München jede Stunde meist um xx:04. Das Bayernticket gilt auf der Zugspitzbahn bis Grainau

Ein riesiges Schnarchkonzert, muffige Luft, unbequemes,enges Liegen und wahrscheinlich auch Aufregung sorgten für gefühlte max. 3 Stunden Schlaf auf dem Münchner Haus.
Waren wir gestern von Ehrwald aufgestiegen, stand heute die wohl spektakulärste Tour in Deutschland auf dem Programm: der Jubiläumsgrat.
Sie beginnt direkt beim Gipfelkreuz der Zugspitze und endet an der Grieskarscharte, obwohl die meisten noch die Alpspitze überschreiten und dann zur Bergstation der Alpspitzbahn absteigen.
Eines kann ich schon mal vorwegnehmen: es war ein unvergeßliches Erlebnis! Wir waren aber auch selten so ausgelastet nach einer Tour. Dabei sind die Höhenmeter gar nicht so viel, aber das stundenlange Gehen mit voller Konzentration kostet auch Kraft.
Man sollte genügend Wasser mitnehmen (bei uns wurde es knapp), da man stets der Sonne ausgesetzt ist und für die Vollkarspitze empfiehlt sich ein Klettersteigset.
Kurz nach 6 Uhr frühstückten wir, während ein Sonnenaufgang bei wolkenlosem Himmel einen perfekten Tag versprach. Bis wir alles gepackt und uns fertig gemacht hatten, war es 07:15, dann gings los.

Teil 1: Zugspitze (2962m) - Innere Höllentalspitze (2737m)     T6, II

Man steigt von der Terasse hinüber zum Gipfelkreuz und geht links daran hinab zu einer Scharte. Links würde es ins Höllental gehen, wir gehen jedoch weiter geradeaus. Die Stimmung am morgen ist wunderbar, links tief unten der Höllentalferner, draußen im Nebel das Alpenvorland und nach Süden zahllose Gipfel im Morgenlicht. Wir spüren nun nichts mehr von unserer Müdigkeit und sind hellwach.
Das muß man auch sein, denn bald kommen die ersten Kletterstellen (etliche Ier und IIer). Der Grat wird zunehmends schmäler, oft ist er nur einen halben Meter breit und vor allem nach links ins Höllental geht es sehr steil hinab. Manchmal weicht der Weg in die Südflanke aus. Diese ist nicht ganz so steil und hier befinden sich (zum Glück) auch die schwierigsten Kletterstellen.
So geht es im steten Auf und Ab dahin, Sicherungen sehen wir in der ersten Stunde gar keine (die Drahtseile an den Schlüsselstellen des ersten Teils wurden wieder entfernt). Die Übernachtungsgäste haben sich gut verteilt, so daß wir recht einsam unterwegs sind. Kurz vor der Inneren Höllentalspitze gibt es dann bei einigen Steilstufen Versicherungen oder Stifte, nach 2 Stunden erreichen wir den letzten Felskopf vor unserem ersten Gipfelziel. Steil und unnahbar sieht es aus, doch der Weg nützt geschickt einige Rinnen und Stufen. Auf der Inneren Höllentalspitze legen wir dann auch eine kurze Pause ein und genießen den phantastischen Rundumblick.

Teil 2: Innere Höllentalspitze (2737m) - Äußere Höllentalspitze (2720m)    T5, I

Vom Gipfel geht es nun wieder etwas abwärts. Zwar gibt es Ab und An einige leichte Kletterstellen, doch generell wird es nun zwischen den Höllentalspitzen einfacher, über weite Stecken auch Gehgelände. Vor allem Richtung Süden ist es nun auch nicht mehr so ausgesetzt. In einer Scharte zweigt dann auch der "Notabstieg" zur Knorrhütte ab. Hier ist auch etwa die Hälfte der Strecke.
Danach kommt ein etwas flacheres Stück, ehe es zwar steil aber versichert zur Mittleren Höllentalspitze (2743m) empot geht. Hier legten wir eine weitere Pause ein. Wenn wir zurückblicken, können wir den gesamten Wegverlauf einsehen. Auch spüren wir schon die zurückgelegte Strecke etwas in den Beinen.
Zunächst geht es etwas auf der Südseite des Grates zur Biwakschachtel, kurz danach steil empor zur Äußeren Höllentalspitze (2720m).

Teil 3: Äußere Höllentalspitze (2720m) - Grießkarscharte (2463m)     T6, II, S

Nun wird das Gelände wieder zerklüfteter, links und rechts ausgesetzter und auch schwieriger. Neben versicherten Stellen gibt es auch wieder II und Ier zum Klettern, meist geht es nun bergab.
Dabei nähert man sich der berüchtigten Vollkarspitze (2618m). Bis 2001 ging es hier noch relativ leicht drüber weg, doch dann hat ein Felssturz den halben Berg mitgerissen.
Nun steht noch ein kleiner Zacken und dahinter ein senkrechter Felsklotz, beide werden direkt überklettert. Nun wird es Zeit für uns, das Klettersteigset zu verwenden (obwohl es auch Leute gibt, die es ohne machen).
Schon der Vorzacken ist recht luftig, doch hat man den überklettert, steht man in der Scharte dazwischen vor einer senkrechten Wand. Mit Hilfe eines Stahlseiles und purer Armkraft (Tritte gibt es auf den ersten Metern wenig) zieht man sich empor, später gibt es auch einige Trittbügel. Es geht nun nach rechts hinüber zu einer Kante (dort wo der Fels 2001 abgebrochen ist) und dort weiter mit viel Armkraft senkrecht empor, ehe es auf den letzten Metern etwas weniger steil zum Gipfel hochgeht.
Von oben kann man dann, wenn man sich etwas vorbeugt, direkt hinab zur Scharte schauen. Nach kurzem Durchschnaufen steigen wir auf der Ostseite (Ier) hinab in eine nächste Scharte. Unsere Kräfte schwinden langsam, doch noch ist es nicht zu Ende. Im steten Auf und Ab geht es auf den Hochblassen zu. Erst kurz vorher biegt der Pfad nach links ab. Steil geht es über Geröll bergab, ehe es nochmal rechts über eine Rinne zur Falschen Grieskarscharte empor geht.
Von hier sieht man nochmal zurück zum Jubiläumsgrat, von der Zugspitze bis zur Vollkarspitze. Vor uns die Alpspitze.
Doch zuerst geht es hinab zur Grieskarscharte (2463m) und kurz darauf kommen wir zu einer Verzweigung. Hier ist der Jubiläumsgrat nun zu Ende und es bieten sich mehrere Wege ins Tal an.

Teil 4: Grieskarscharte (2463m) - Alpspitze (2628m) - Alpsitzbahn (2033m)  T4

Wir wählen den kürzesten Weg zu den Getränken, und der führt über die Alpspitze. Ein schöner Weg bringt uns empor zum markanten Gipfel über Garmisch. Doch sind wir so ausgetrocknet, daß wir das Panorama gar nicht mehr zu würdigen wissen sondern bald über die leichte Alpspitzferrata zur Bergstation der Alpspitzbahn absteigen und dort etliche Getränke konsumieren, bevor es mit der Gondel talwärts geht.
Unten vom Bahnhof von Garmisch überblicken wir nochmal den größten Teil des Jubiläumsgrates, eine wundervolle 5 *-Tour, ein unvergessliches Erlebnis, das noch immer nachwirkt!


Tourengänger: Tef


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Kommentare (14)


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Sputnik Pro hat gesagt: Wunderschön!
Gesendet am 26. August 2009 um 20:52
Wow, was für eine tolle, supergut beschrieben Tour mit prächtigen Fotos bei Kaiserwetter ! Gratuliere Euch zur vollständigen Überschreitung bis zur Alpspitze. Wir wollten ja diesen Grat bei unserer Zugspitzenbesteigung auch machen, doch war das Wetter schlecht und wir stiegen deshalb auf der Westseite ab.

Viele Grüsse,

Andi

mali hat gesagt: Einfach nur genial
Gesendet am 26. August 2009 um 22:57
... danke an tef für den super Bericht und die vielen Fotos ...

@Sputnik: Wir könnten den Jubi ja ggf. als Schlechtwetterausweichtour für den Patteriol ins Auge fasen. Wann hättest Du eigentlich Zeit? Bei mir ginge am besten Ende September, wegen einer derzeitigen Anhäufung von Familienfeiern.

Sputnik Pro hat gesagt: Patteriol 3058m
Gesendet am 27. August 2009 um 06:36
Hi Mali,

Ende September wäre Super, allerdings fliege ich am 30.9. nach Griechenland. Aber das Wochenende zuvor könnten wir reservieren. Da der Patteriol und die Zugspitze ähnlich hoch sind und nicht so weit voneinander liegen denke ich dass dann wegen dem Wetter oder Schnee entweder beide oder keine Tour möglich sein wird.

Viele Grüsse,

Sputnik

mali hat gesagt: RE:Patteriol 3058m
Gesendet am 27. August 2009 um 14:45
Hi Sputnik,

hast Recht, das mit dem unterschiedlichen Wetter an Patteriol und Zugspitze ist wohl Wunschdenken ;-). Warten wir's ab.
Dann reservier ich mal das WE 26./27. September für den Patteriol. Freu mich schon.

Grüße Alex

marc1317 hat gesagt: Glückwunsch!
Gesendet am 26. August 2009 um 20:54
Hoi Tef!

Glückwunsch zur definitiv aufregensten Tour Deutschland´s...

Bei mir steht die auch ganz oben auf der Tourenliste, aber mal schauen wann ich jemanden finde der mit geht...

Wie sieht es denn momentan dort oben aus? Hab schon oft von halb-defekten Sicherungen gehört ?!

Grüsse,

Marcel

mali hat gesagt: Wie genial
Gesendet am 26. August 2009 um 22:55
... da bin ich ja ein wenig neidisch, weil ich den Jubi auch schon ewig gehen wollte ;-). Also Marcel, wenn Du noch wen suchst und wir nen Termin finden ...

danueggel hat gesagt: Einfach geil...
Gesendet am 26. August 2009 um 23:06
eine absolute Traumtour und ein zwingender Grund den Jubi diesen Herbst endlich anzugehen !!! Ich habe mich oft gefragt, ob die umgekehrte Überschreitung von der Alpsitze aus auch Sinn macht, dänn hätte man immer schön den Gipfel der Zugspitze als Motivator im Blickfeld.

Was meinst du dazu ?

Gruss und und ein grosses Dankeschön für diesen hervorragenden Tourenbericht

Danueggel

Tef hat gesagt: Danke..
Gesendet am 27. August 2009 um 10:21
..an alle für die netten Kommentare, und wir wünschen allen bei der Tour genauso tolles Wetter!

@ Mali und Sputnik: der Patteriol würde uns auch reizen, also falls ihr noch Begleitung wünscht... (wir wissen nur noch nicht, ob wir nicht Ende September auf Urlaub sind)

@ Marcel: im Großen und Ganzen sind die vorhandenen Sicherungen in Ordnung (ein lockerer Stift und zwei lose Seile sind uns aufgefallen, also immer vorher überpfüfen schadet nie)

@ danueggel: man kann den Jubigrat natürlich auch anders rum gehen (die Zugspitze immer im Blick ist bestimmt toll), nur kostet dies mehr Zeit, da es mehr Höhenmeter im Aufstieg sind. Es bietet sich dann an, auf der Biwakschachtel (Decken vorhanden, schaute bequemer aus als auf dem Münchner Haus) eine Übernachtung einzuplanen, bestimmt ein Erlebnis!

beste Grüße Tef

mali hat gesagt: RE:Danke..
Gesendet am 27. August 2009 um 14:46
Hi Tef,

wir haben jetzt den 26./27. September für nen Patteriol-Versuch ausgemacht. Wäre super, wenn ihr mitkommt. Würde dann ja fast ein inoffizielles hikr-Treffen werden ;-).

Grüße Alex

Tef hat gesagt: RE:Danke..
Gesendet am 6. September 2009 um 21:25
Hi Mali,
leider können wir beim Patteriol nicht dabei sein, weil wir im Urlaub sind. Wir wünschen euch auf alle Fälle viel Spaß und vor allem Superwetter! Sollte es bei dem Termin nicht klappen, wären wir ein anderes Mal gern dabei...
Grüße,
Tef

felixbavaria hat gesagt: Auch von mir ...
Gesendet am 27. August 2009 um 11:10
... noch herzliche Gratulation zu dieser Supertour (leider außerhalb meiner alpinistischen Fähigkeiten) und vielen Dank für den anschaulichen Tourenbericht und die Bilder!

Chiemgauer hat gesagt:
Gesendet am 17. Januar 2013 um 20:38
Servus Tef,
ist zwar schon eine Zeit her diese Traumtour von dir, aber vielleicht kannst du dich noch etwas daran erinnern.
Wo würdest du sagen ist die Schlüsselstelle am Grat, d. h. noch schwieriger wird es danach nicht mehr?
Schon mal Danke und wünsche dir ein erfolgreiches neues Bergjahr!
Gruß,
Hans

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Januar 2013 um 21:31
Servus Hans,
dir auch eine tolles Bergjahr 2013!
zu deiner Frage: eigentlich war für uns die Vollkarspitze die Schlüsselstelle. Da wir auch keine Klettersteigfreaks sind kamen wir mit dem Klump gar nicht zurecht, zudem sind die Bremsvorrichtungen soweit voneinender entfernt, daß wir beim nächsten Mal das Stück ohne machen würden. Vorher gab es keine Stelle wo wir extrem lang gezögert hätten. Es ist halt ständig schmal und ausgesetzt, aber es liegt nicht viel Geröll rum, d.h. das Gelände ist recht "sauber" und bei Konzentration gut zu gehen. Was für uns neu war, war die Länge, wo man immer konzentriert sein muß. Aber mit guter Kondi so wie du sie hast packst du das bestimmt! AKW brauchts halt...dann wird's unvergeßlich!
beste Grüße
Tef

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Januar 2013 um 21:35
Danke Tef für die schnelle Antwort!
Mal sehen ob es sich dieses Jahr ausgeht, denn die To-Do-Liste ist einfach zu lang ;-)
Gruß,
Hans


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