Brandner Gulma & Amatschonjoch - Ein vergnüglicher Streifzug ob Brand


Publiziert von Grimbart , 13. Februar 2021 um 23:25.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:13 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 1080 m
Abstieg: 535 m
Strecke:ca. 11,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz, Bahnhof. Weiter mit der Buslinie 81 nach Brand, Hst. Hotel Scesaplana (Walliserhof). Alternativ mit PKW auf der A14 bis Bürs, Ausfahrt Brandnertal, und auf der L82 bis nach Brand, Innertal. Parkplätze bei der Palüdbahn. Transfer mit der Buslinie 81 zur Hst. Scesaplana (Walliserhof)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Buslinie 81 von Brand, Palüdbahn, nach Bludenz, Bahnhof. Weiter mit den ÖBB.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Brand; Palüdhütte (privat); Alpengasthof Melkboden (privat)
Kartennummer:ÖK-25V Nr. 1230-West (Bludenz); F&B WK 5374 (Brandnertal/Nenzinger Himmel/Rätikon)

Steilflanken, Schluchten und hoch aufragende Trutzburgen aus Fels sind die prägenden Landschaftsformen im Brandnertal. Wer in diesem vordergründig alpinen Bergrevier auf der Suche nach deren Antithese ist, der wird am Talausgang mit *Loischkopf, Tschengla und *Furkla gewiss schnell fündig werden. Man kann sein Glück aber auch taleinwärts westlich ob Brand versuchen. Wiewohl man sich dabei stets gewiss sein muss, dass man sich bei einem solchen Streifzug im oder durch das Skigebiet bewegt, wird man seine Freude an den landschaftlichen Reizen haben. Denn mit Parpfienz, Brandner Gulma und dem Palüd findet sich auf vergleichsweise kleinem Raum ein abwechslungsreiches Repertoire an sanften Landschaftskammern.

 

Eine der beliebtesten Brandner „Komfortwanderungen“ ist dabei jene über die Brandner Gulma zum Amatschonjoch. Um den durchwegs steilen und langen Zustiegen aus dem Weg zu gehen, wird dabei zumeist auf die vorhandenen Aufstiegshilfen – auch bekannt als Dorf- und Palüdbahn – zurückgegriffen. Einer dieser verschmähten Dorfanstiege ist der Waldweg bzw. Niggenkopfsteig, der beim Kasperles Maisäß vom Thurnerweg abzweigt und durch eine steile, schier endlose Waldflanke zum Niggenkopfstüble hochzieht.

Der Zustieg zum Kasperles Maisäß findet sich bei der Bushaltestelle unweit des Hotels Walliserhof. Bei Anreise mit dem PKW empfiehlt es sich jedenfalls am Ortsende bei der Palüdbahn zu parken und anschließend mit dem Linienbus zurück ins Dorfzentrum zu fahren. Wer hingegen von Bludenz den Linienbus ins Brandnertal nimmt, der braucht sich um den Parkplatz keine Gedanken machen und kann gleich bei der Haltestelle „Hotel Scesaplana“ aussteigen.

Sich rechts vom Gastatobelbach haltend, führt von der Bushaltestelle ein Fußweg hinauf zu einer Parallelstraße. Diese kreuzend, wechselt man anschließend auf einen schmalen Pfad und steigt über Wiesen – später auf einem Fahrweg – geradewegs hoch zu einer Wegkreuzung am Eingang des Gastatobels. Dort sodann nach rechts und dem Thurnerweg folgend hinauf zum Kasperles Maisäß.

Beim Kaspereles Maisäß nun scharf nach links auf den „Waldweg“ bzw. „Niggenkopfsteig“. Sich an den Rand der Maisäßlichtung haltend, führt dieser zunächst in einem nach rechts ausholenden Bogen bergan und verschwindet alsbald im Dunkel des Waldes. In mehreren Kehren gewinnt man nun peu à peu in dem abschüssigen Waldgelände an Höhenmetern und wird so wieder an den Gastatobel herangeführt. Dort folgt nun ein steiler, von teils hohen Absätzen geprägter Aufstieg, an dessen Ende man wieder nach rechts in den Wald verschwindet. Das steilste Stück hätte man damit schon hinter sich gebracht. Ab nun geht’s in ausholenden Schleifen durch die bis zu 40° steile Waldflanke empor. Es gibt dabei aber noch die ein oder andere etwas abdrängende Passage, die aber mE keineswegs als unangenehm einzustufen sind. Spätestens beim Schild „Bier vom Fass nach 564 Schritten“ sollte die Motivation wieder hergestellt und der Schrittzähler eingeschaltet sein. Ob es das ersehnte Bier vom Fass auch gibt, ist hingegen eine Frage der Uhrzeit. Fix ist, dass man gute 5 Minuten später vor den Pforten des Niggenkopfstübles steht.

Wem der Steilaufstieg über den Waldweg zu mühsam erscheint, der erreicht das Niggenkopfstüble auch über einen Fahrweg von der Parpfienzalpe bzw. von der Bergstation der Brandner Dorfbahn. Diesem Fahrweg folgt man dann auch vom Niggenkopfstüble bis zu einer Linkskurve. Dort dann nach rechts auf einen Pfad und über einen Grashang empor zur Bergstation der Gulmabahn. Hinter der Bergstation beginnt nun der Gulmasteig, der zu Beginn über eine von Sträuchern und Bäumen bestandene Krete hoch zu einem wettergebräunten Hüttchen führt. An diesem nördlich vorbei, wechselt man kurze Zeit später durch eine Mini-Felsenpforte auf die Südseite und steigt hinab zum kleinen, in eine Mulde eingebetteten, Gulmseeli.

Das Gulmseeli hinter sich lassend, lässt sich auf dem nun breiten und sanften Höhenzug der Gulma die Aussicht in die Bergwelt des Brandnertals in aller Ruhe genießen. Im Südwesten besticht über dem Palüd die Pyramide der Windeggerspitze und über dem Lorenzitäli die Felsmauer des Tuklars. Über die mit Latschen bestandene Anhöhe des Hundsbiß' hinweg, braucht man sich danach nur noch an den breiten Wiesenrücken zu halten und diesem bis unter das Glattjoch zu folgen. Dort trifft man dann auf das aus dem Lorenzitäli heraufziehende Bettlerweagle.

Das Amatschonjoch anvisierend, folgt man hernach der Fortsetzung des Bettlerweagles in südwestlicher Richtung und traversiert nach Querung von Feuchtwiesen unter dem Westgrat des Glattjochs hindurch bis zu einem Geländeabsatz am Fuße der Südabstürze des Fundelkopfs. Auf den Absatz hinauf und an einer Schäferhütte vorbei, steht man endlich unterhalb des Amatschonjochs. Sich an eine Geländerippe haltend, gewinnt man das Joch schließlich über einen ausgewaschenen, erdigen Steig.

Für Gipfelstürmer würde sich vom Amatschonjoch noch der Aufstieg zum Fundelkopf anbieten. Dieser gilt aber als sehr anspruchsvoll. Insbesonders ein ausgesetzter, abdrängender Quergang erfordert absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Man kann aber auch bei einer ausgedehnten Vesper den Gipfelaspiranten im Aufstieg zusehen und sich diesfalls mit einer „Komfortwanderung“ begnügen.

Bei einem Anstieg über die Brandner Gulma, drängt sich naheliegenderweise für den Abstieg vom Amatschonjoch das Hochtal von Palüd auf. Dazu steigt man wieder über die bereits bekannte Wiesenrippe hinab bis kurz vor das Schäferhüttchen und wendet sich dort dem Palüd zu. Über eine von Bachrunsen durchzogene Bergflanke führt sodann ein Steig hinunter in einen von Feuchtwiesen geprägten Alpboden. Über diesen hinweg schlendernd, nähert man sich allmählich einem scharf eingeschnittenen Bachtälchen. Sich dort links vom Palüdbach haltend, leitet schließlich ein steiniger Pfad hinab zur Innerpalüdalpe.

Der weitere Abstieg von der Innerpalüdalpe zum Melkboden bzw. zur Bergstation der Palüdbahn ist nun keine Hexerei mehr, wird doch nicht mehr an Orientierungssinn verlangt, als dass man dem Fahrweg talaus folgt. Mit dem Gang durch das wunderbare Palüd zeigt sich somit auch der Abschluss des Streifzugs über die Brandner Gulma von seiner vergnüglichen und kurzweiligen Seite.

 

Gehzeiten:

Brand, Innertal (Palüdbahn) – Brand, Hotel Walliserhof (ca. 20'') – Kasperles Maisäß (ca. 15'') – Waldweg – Niggenkopfstüble (ca. 1' 05'') – Gulmabahn Bergstation (ca. 25'') – Gulmasteig – Abzw. Glattjochbahn (ca. 40'') – Amatschonjoch (ca. 30'') – Innere Palüdalpe (ca. 25'') – Melkboden, Palüdbahn (ca. 30'')


Tourengänger: Grimbart


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