Fundelkopf zum Summer-Downer.


Publiziert von Kauk0r , 9. September 2024 um 13:48.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 8 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Großer Parkplatz direkt an der Straße neben der Palüdbahn-Talstation. Kostenlos, jedoch offizielle Parkzeiten gemäß Beschilderung 8-18 Uhr. Allerdings stehen außerhalb der Zeiten auch einige Autos dort.

Die zunächst recht lang unsichere, aber schon weniger erfreuliche, Wetterprognose wurde am Wochenende Wirklichkeit. Am Samstag bei herrlichem Sommerwetter mit der Familie einen Ausflug, am Sonntag eine Bergtour. Eigentlich hätte der Sonntag am Vormittag noch zumindest teilweise sonnig sein sollen, allerdings wurden daraus in der Realität viele Wolken und Regen schon vor dem Mittag. Immerhin hatte ich mich für eine Tour ohne Kinder entschieden, so dass ich sehr früh unterwegs war.

In der Tourenplanung stieß ich spontan und unvermittelt am Samstag auf den Fundelkopf. Aus der Liechtensteiner Gegend, in die es ursprünglich gehen sollte, hatte ich diesen mächtigen Berg schon öfter betrachten können. cardamines *Fundelkopf (2401)-Bericht ließ mir dann das Unterfangen möglich erscheinen, bei früheren Tourenberichten war mir der Gipfelerfolg noch zweifelhaft erschienen.

Die Wegführung ist klar, verlaufen kann man sich nicht. Auf meiner Tour geht es eher um den zügigen Zugang zum Berg, schöner ist sicher die Variante durchs Lorenzatäli. Sonst ist es bis zum Melkboden ein teil steiler Hatsch auf Alpwegen, hinter der Inner Palüdalpe wird es an einem Bachlauf lieblicher im Gelände. Vom Amatschonjoch führt inzwischen ein wbw markierter Weg zum Gipfel. Offiziell beschildert ist die Route ab (noch) nicht. Die Latschengasse wurde breit ausgeschnitten, der folgende Abschnitt über die Bachrunse ist ein erster Anhaltspunkt für die folgenden Schwierigkeiten. Kurz über Felsen, dann muss der Runsengrund gequert werden, fehlen hier die Tritte nach Schneeschmelze oder Unwetter, könnte hier bereits Schluss sein. Wer sich in diesem Abschnitt nicht wohl fühlt, kehrt besser um. Oben wird es nicht leichter und auch mehr ausgesetzt. Danach schraubt sich der Weg die steile Flanke zum felsigen Gipfelaufbau entgegen. Die Schwierigkeiten steigern sich nochmal und beständig, bis zur gesicherten Rampe. Dieser Abschnitt wird hauptsächlich vom überhängenden Fels eingeschränkt, mit den Drahtseilen und Ketten jedoch für trittsichere und schwindelfreie Begehende unproblematisch. Am Ende der Rampe quert man weiter um den Gipfelaufbau, noch kurz gesichert, immer auf ausreichend breiten Bändern. Anschließend eine kurze Felsrampe kraxelig (kaum I) aufwärts und wieder auf Spuren zum überraschend gegliederten und weitläufigen Gipfel des Fundelkopfs mit 30 Jahren altem Gipfelkreuz. Mich begleitet ein durchaus stürmischer Wind (Prognose war lebhaft) und eine recht niedrige, dunkle Wolkendecke, so dass mein Aufenthalt nicht besonders lang wird.

Es ist noch früh am Tag, ich möchte noch ein wenig Zeit mit Bergsteigen verbringen und checke die Möglichkeiten. Und angesichts der wenigen Möglichkeiten im Steilgras auch das Regenradar. Und tatsächlich soll es bald anfangen zu Regnen, man sieht es auch an den Wolken die aus Südwesten so herandrücken. Also zügig zurück zum Joch und nochmal prüfen, ob es sich anders entwickelt. Nein. Dann bleibt die andere Möglichkeit, die mir im Aufstieg schon ins Auge gefallen war: Glattjoch. abenteurer war dort mal oben.

Unter dem Amatschonjoch nach ich den oberen Weg durch die Latschen Richtung Glattjochbahn. In direkter Falllinie der Bergstation stieg ich die Piste nach oben zum Liftgebäude (1976 m laut Karte, 2000m laut Liftbetrieber). Ich hatte mit zwei Varianten als möglich in Betracht gezogen. Zu den Lawinenverbauungen und entlang der Gratkante nach oben oder in der Südwestflanke aufwärts. Ich entschied mich für einen Aufstieg in der Flanke. Dazu quert man vom Liftgebäude erstmal auf Wildwechseln zwischen den Latschen in die Flanke und weiter, bis eine Graszunge zum Felsaufschwung hinauf zieht. Das Gelände ist hier durchaus steil, die Tritte klein und bröselig (T4). Unterhalb der Felsen auf einer breiteren Spur in Richtung der Lawinenverbauungen queren, wo sich das Gelände wieder zurücklegt und gut gestuft ist. Ich steige jetzt zum Ostgrat/-rücken auf, der nach Norden schön in die Tiefe abbröselt. Es empfiehlt sich auf dem Rücken weiterzusteigen, die Querung einer großen, von unten versteckten Rinne dürfte unangenehmer sein. Oben zeigt sich ein deutlich ausgeprägter Wildwechsel, der  zur grasigen Gipfelflanke führt. Absolute Trittsicherheit ist nötig. Der langezogene Gipfelrücken des Glattjochs (ca. 2148 m, kann auch der Ostgipfel sein, eine Eigenständigkeit ist fraglich) zeigt dann einzigartige Ausblicke auf Fundelkopf und Tuklar. Auch hier treibt mich jetzt das Wetter wieder zurück, Ich wähle jetzt die Variante am Ostgrat zwischen den Lawinenverbauungen. Weil inzwischen zu regnen beginnt bin ich etwas unter Zugzwang, die optimale und elegante Linie ist nicht mehr zu realisieren. Das Gelände ist nicht einfacher als in der Flanke, evtl. sogar etwas anspruchsvoller, weil steiler und bröseliger. Dafür kann man sich immer wieder an den Verbauungen hinabhangeln. Ein kurzer Latschenkampf kommt auch noch dazu. An der Bergstation kann ich mich dann unterstellen und auf Regenzeug umrüsten. Dann steige ich über die Piste direkt hinab zum Melkboden und zügig ins Tal.

Fazit: Zum Glück war meine Planung früh ausgelegt, sonst wäre ich unweigerlich in den Regen gekommen. Noch vor Bahnstart war ich einsam auf dem Fundelkopf. Mit dem felsigen Gipfelfinale ein spannender Aussichtsgipfel. Der Abstecher zum Glattjoch lohnt sich für Gipfelsammler oder wenn man nochmal eine neue Perspektive auf den Fundelkopf sucht. Für beide Gipfel sind die definierten Anforderungen von T4 absolute Voraussetzung.

Tourengänger: Kauk0r


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