Aus dem Dischmatal zum Jatzhorn - Populär und doch fast verwaist


Publiziert von Grimbart , 24. Januar 2021 um 22:12.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Davos
Tour Datum:21 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1210 m
Abstieg: 1210 m
Strecke:ca. 15,1 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach cff logo Buchs oder cff logo Sargans. Weiter bis cff logo Landquart und dort umsteigen auf die Rhätische Bahn nach Davos-Dorf. Von dort mit der Buslinie 313 nach Davos Dischma, Teufi.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Davos
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 113 (Davos / Arosa / Prättigau / Klosters); LKS 1:25.000 Nr. 1197 (Davos) und Nr. 1217 (Scalettapass); www.swisstopo.ch

Spieglein, Spieglein an der Wand, wem gebührt die Krone im Davoser Land. Zwischen Flüela, Sertig und Dischma, du hast die Qual der Wahl. Eins, zwei oder drei, letzte Chance vorbei! Du musst dich entscheiden welches Tal ist frei! Ob du recht hast oder nicht, sagt dir kein Bericht.“ Ob du mit dem Tal deiner Wahl „richtig liegst“, wird letztlich nur von dir allein entschieden. Denn wenn gleich drei so populäre Davoser Hochtäler um des Wanderers Gunst werben, gibt es kein richtig oder falsch. Mit diesem Dilemma konfrontiert, erscheint ein Streifzug über den das Dischma- vom Sertigtal trennenden Bergkamm die naheliegendste Lösung zu sein. Dieser haftet aber in Gestalt der Seilbahn auf das Jakobshorn ein gar nicht so verborgener Makel an: Populär und vielbegangen und dennoch fast verwaist.

Meine Wahl fiel auf das Dischma. Das mittlere der drei sanft ansteigenden Hochtäler ist nicht nur das längste, sondern ob seines historischen Säumerwegs über den Scalettapass wohl auch das Bedeutendste. Denn mit der „Via Valtellina“ verlief einst eine der wichtigsten Handelsrouten von Oberitalien in den Bodenseeraum durch das Dischma. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn verlor sie dann aber für den grenzüberschreitenden Handelsverkehr rasch an Bedeutung. Der Vergessenheit schon fast anheim gefallen, wurde sie in jüngster Vergangenheit für die touristische Nutzung wiederentdeckt. Als „kulturhistorischer Weitwanderweg“ erlebt sie seit der Jahrtausendwende ein Revival als Trekkingroute, die das Montafon in sieben bis neun Etappen mit dem Veltlin verbindet.

 

Eine Alpenquerung hatte ich aber nicht im Sinn. Meine Pläne bezogen sich lediglich auf die Begehung des erwähnten, populären Höhenzugs: Vom Brämabüel zur Tällifurgga mit Teufi als „Basislager“. Ein geeigneter Parkplatz fand sich hiezu kurz nach Teufi bei der Alpsiedlung Boden. Von dort führt eine Zufahrt hinunter zum Dischmabach, dem man sodann talaus bis zu einer Wegverzweigung kurz nach Teufi folgt. Nun vom Feldweg nach links auf einen Pfad wechselnd und für ein kurzes Stück in den Wald hinein. Danach im Bereich eines Graben rasch an Höhe gewinnend, dreht der Steig schließlich nach Nordwesten ab und quert durch üppig bewachsene Hänge hinauf zur Stillbergalpe.

Bei der Stillbergalpe eröffnen sich einem nun zwei Varianten um zum Bergkamm aufzusteigen. Die eine führt in weiten Schleifen über die Bergmatten des Stillbergs zum Jakobshorn. Die andere traversiert durch weite Alpenrosen- und Heidelbeerhänge hinaus zum nördlichen Eckpunkt namens Brämabüel. Zu Beginn noch im Bereich einer Materialseilbahn recht direkt aufsteigend, werden anschließend ein paar Runsen und Gräben gequert, bevor man nach dem Lärtschenentobel in kurzem Zick-Zack wieder an Höhe gewinnt. In weiterer Folge zieht der Steig wunderschön und aussichtsreich unter der Anhöhe P. 2567 hindurch. In zwei Kehren weitere Höhenmeter abarbeitend strebt man nun im Bann der sich stets erweiternden Ausblicke dem Brämabüel entgegen. Bei P. 2429 sich geradeaus haltend und um den Bergrücken herum, wird dieser schließlich nach ein paar kurzen Kehren erreicht.

An der Bergstation des Ischalp-Brämabüel Sessellifts vorbei, hält man sich von nun an an den Bergkamm und folgt dem Wanderweg hinauf zur Anhöhe P. 2567. Deren Kuppe rechts (=westlich) ausweichend, leitet der Steig hinunter in einen Sattel. Aus diesem führt sodann ein ebenso erdiger wie auch steiniger Gratweg bis knapp unter das Jakobshorn. Bei einer Weggabelung kann man nun den Markierungen durch die Ostflanke folgen um schließlich den Gipfel von Süden zu „erklimmen“ oder man folgt den Wegspuren in die Nordflanke und steigt über diese zum Jakobshorn auf.

Mit einer handvoll Besuchern präsentierte sich das Jakobshorn für einen Seilbahnberg recht verwaist. Was mir wiederum nur recht war, so konnte ohne große Drängelei die herrliche Rundumsicht bei einem verspäteten Z'Nüni in aller Ruhe genossen werden. Von Piz Kesch über Piz Calderas zum Piz Platta im Süden, den Plessur Alpen im Westen, dem Rätikon und der Silvretta im Norden, wird das Panorama lediglich nach Osten hin begrenzt. Am Weg über das Jatzhorn zur Tällifurgga kann von diesen Ausblicken aber noch ausreichend gekostet werden.

Vom Jakobshorn wieder hinunter zum Fahrweg zweigt gleich nach der Einsattelung der Kammweg ab. Dieser zeigt sich zu Beginn von seiner schrofferen Seite. Unter P. 2569 hindurch wird die nachfolgende Schrofenformation rechts umgangen. Der nächsten Kuppe links ausweichend erreicht man schließlich die Grathöhe. Dieser über P. 2609 hinweg folgend, geht’s noch einmal in eine Scharte hinab, bevor man endgültig dem Jatzhorn entgegen strebt.

Mit dem Jatzhorn wäre somit auch schon der höchste Punkt der Kammwanderung erreicht. Wer aber glaubt, es gehe jetzt nur noch abwärts, der wird schnell eines Besseren belehrt. Lange Anstiege liegen zwar nicht mehr am Weg, doch ist es ein stetes Auf und Ab. Der erste Gegenanstieg wartet dann auch schon bei P. 2633. Auf diese Anhöhe hinauf, folgt ein steiler – aber keineswegs ausgesetzter – Abstieg über den von Schrofen durchsetzten Kamm. Den nachfolgenden zwei Gratkuppen jeweils rechts ausweichend, erreicht man schließlich die schön gelegenen Bergmatten am Rossboden. Mit herrlichem Blick ins Sertigtal und zu den Ducanen ein ideales Plätzchen für eine Rast.

Vom Rossboden über Wiesen hinab zu P. 2582, führt anschließend ein ausgetretener Pfad – stets etwas unterhalb der Kammhöhe verlaufend – in kaum wahrnehmbarer Steigung an das Witihüreli heran. Vor dessen schrofigem Gipfelgrat angelangt, gilt es nun in die steile Ostflanke auszuweichen. Durchaus ausgesetzt, aber auf ausreichend breitem Steig traversiert man in der Folge unter dem Witihüreli hindurch auf dessen Südseite. Dort sodann auf die Westseite wechselnd, folgt ein kurzer Abstieg hinunter zu einer Weggabelung. Sich hier geradeaus haltend quert man schließlich durch abschüssiges Gras-Schrofengelände hinüber zur Einsattelung bei P. 2572. Aus dieser nun über einen breiten Rücken hinauf zur letzten Anhöhe des Tages, neigt sich hernach die vergnügliche Kammwanderung mit dem Abstieg in die Tällifurgga ihrem Ende zu.

Bei der Tällifurgga ändert sich nun auch schlagartig der Charakter der Rundtour. Wurde man bislang mit Aus- und Weitblicken verwöhnt, so wird einem beim bevorstehenden Abstieg durch das Rüedischtälli Schonkost serviert. Bis auf die weitläufigen von Steinfeldern durchsetzten Bergweiden hat das Rüedischtälli in punkto Aussicht nichts spektakuläres zu bieten. Die Stille der Graslandschaft wird lediglich vom Gebimmel ihrer Bewohner durchbrochen.

Von der Tälifurgga zunächst in südöstlicher Richtung über einen Grashang zu einer Wiesenschulter absteigend, dreht man dort in östliche Richtung ab und steigt über eine Stufe zu einem Weideplateau ab. Über dieses – an ein paar Tümpeln vorbei – vor bis zu einem von Steinen übersäten Hang, leitet nun ein deutlicher Pfad durch ein Steinfeld hinab bis zu einem merklich abgetragenen Möränenwall. Hier nun nach Norden abdrehend, steigt man endlich zum Rüedischtällibach ab.

Über den Tällibach hinweg, verlässt man dessen Bachlauf sogleich wieder und traversiert die Höhe haltend über karge Weidehänge talaus. Nach einem kurzen steileren Abstieg, verflacht der Weg wieder und zieht hinaus zu einem von Feuchtwiesen durchzogenen Karboden. Sich eher rechts – und somit vom Bachlauf fernhaltend – führt der Wanderweg in nordöstlicher Richtung durch ein weiteres Steinfeld an eine Geländestufe heran. Über diese schließlich steil hinunter zur bereits sichtbaren Alp Rüedischtälli.

Der finale Abstieg von der Alp Rüedischtälli ins Dischmatal ist dazu geeignet, die bislang positiven Tageseindrücke einzutrüben. Dafür verantwortlich zeichnet ein sehr steiler und ruppiger Fahrweg, der nix für geplagte Knie ist und den man auch in die Gegenrichtung nicht „freiwillig“ begehen will. Dessen einziger Pluspunkt – und das auch nur in einer sehr wohlwollenden Betrachtung – kann in dem Umstand erblickt werden, dass man ob dessen direkter Trassierung, sehr rasch an Höhe verliert und der „Spuk“ nach einer guten halben Stunde vorbei ist, denn das ist in etwa der Zeitrahmen innerhalb dessen man sich im Talboden wiederfindet und endlich über saftige Wiesen mit schönem Blick in den Talschluss zum Wanderparkplatz hinüber flanieren kann.

 

Gehzeiten:

Davos, Teufi / Gulerigen Hus– Jatzmeder – Stillbergalpe (ca. 50'') – Brämabüel P. 2429 (ca. 1' 05'') – Jakobshorn (ca. 35'') – Jatzhorn (ca. 30'') – Rossboden (ca. 25'') – Tällifurgga (ca. 45'') – Alp Rüedischtälli (ca. 50'') – Davos, Teufi / Gulerigen Hus (ca. 35'')


Tourengänger: Grimbart


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