Speckkarspitze (2621m)


Publiziert von gero , 20. August 2009 um 22:31.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:19 August 2009
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 2375 m
Abstieg: 2375 m
Strecke:Halltal (P 2.Ladhütte) - Bettelwurfhütte - Kleiner Bw - Großer Bw - Bw-Osteck - Eisengattergrat zur Bw-Hütte - Lafatscherjoch - Speckkarspitze (SW-Grat) - Abstieg NW-Kamm - Lafatscherjoch - Halltal
Kartennummer:AV-Karte 5/2 "Karwendel Mitte", Freytag & Berndt WK 322 "Wetterstein-Karwendel"

Nach der Überschreitung der beiden Bettelwürfe saß ich also nun mittags um 12 Uhr an diesem wirklich sehr warmen Hochsommertag "frisch getränkt" vor der Bettelwurfhütte und entschloß mich, noch auf die Speckkarspitze zu steigen.

Zunächst quert man zu diesem Zweck auf gutem Steig, leicht ansteigend, die Südflanke des ganzen Bettelwurf-Speckkarspitz-Massives; gut eine Stunde später kommt man etwas oberhalb des Lafatscherjoches heraus. Noch bevor man in dieses hinuntersteigt, gilt es, den Abzweig Richtung Speckkarspitze bei einer Markierungsstange nicht zu verfehlen. Vom Hauptweg Richtung Lafatscherjoch abzweigend, wandert man hier über eine Wiesenkuppe, kurz darauf kommt man an einem Steinmann vorbei, hier führt geradeaus ein Steig in das (namenlose) Kar westlich unter Speckkarspitze hinein. Ich wollte allerdings anderes, nämlich den Aufstieg über den Südwestgrat, der angeblich hübsche Einser-Kletterei zu bieten hatte.

Danach sah es allerdings anfangs überhaupt nicht aus: an besagtem Steinmann führt nach rechts ein steiler Steig durch ein Geröllfeld aufwärts, und ich fragte mich ernsthaft, ob ich mir diese Tortur antun solle. Aber nun war ich einmal hier und wollte die Speckkarspitze auch durchstehen, zumal sie sowieso seit langer Zeit auf meinem alpinen Wunschzettel stand. Ich kämpfte mich also den Geröllhang empor (zunächst spärlich, später dann immer besser markiert), und oben gelangte ich auf eine schrofige Wiese, die verheißungsvoll dem Gipfel entgegenzieht. Das sah schon wieder einladender aus als der Schutt vordem!

In Kehren stieg ich die Schrofenwiese aufwärts und erreichte ihr oberes Ende etwa 50 Minuten nach dem Abzweig am Lafatscherjoch. Dort stößt die Wiese an die Felsen des Südwestgrates - und ich war wirklich erstaunt, wie nett sich die nun folgende Kraxelei entwickelte. Mal um eine Ecke herum, mal durch eine kleine Klamm hindurch, mal einen Absatz hinauf - niemals schwierig, niemals heikel, aber immerzu ein bißchen Kletterei im ersten Grad - so präsentierte sich der Weiterweg hinauf zur Speckkarspitze. Zwischendurch guckte dann auch mal der Gipfel über einen der Absätze herüber - das sah für meine doch nun zusehends müden Beine weiter aus, als es erfreulicherweise war. Weiter oben wird kurzzeitig der Grat etwas schmaler - ich vermeide den Ausdruck "exponiert", denn dies würde ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Situation vermitteln -, um sich dann sogleich auch wieder breiter und gutmütiger zu geben.

Schließlich hatte ich es dann geschafft: um 15:15 Uhr war der Gipfel der Speckkarspitze (2621m) erreicht - und ich war glücklich, diesen Aussichtspunkt noch mitgenommen zu haben! Denn auch hier thronte ich etwas weltentrückt über den tiefen Einschnitten der Karwendeltäler, genoß das großartige Panorama - und freute mich über die Stille des inzwischen angebrochenen Nachmittages.

Mein Blick galt natürlich dem Bettelwurfmassiv, das sich östlich in etwa 2 km Entfernung erhebt, verbunden mit der Speckkarspitze durch einen Felskamm, der nach Süden relaiv sanft, nach Norden dagegen mit steilen Wänden abfällt. Auffallend eindrucksvoll zeigt sich aber auch das Lafatschermassiv, das hier nun unmittelbar westlich gegenüber ziemlich schroff aus dem Lafatscherjoch afsteigt.

Ich verweilte etwa 1 Stunde dort oben, dann wurde es doch Zeit, allmählich an den Rückweg zu denken. Knapp 1600 Hm hinunter ins Halltal zum Auto - wenn ich die man schon hinter mich gebracht hätte! Als Abstiegsweg wählte ich den Nordwestkamm, der als Normalweg gilt und keine nennenswerten Schwierigkeiten aufweist. Einige wenige Stellen im oberen Teil sind drahtseilversichert, aber insgesamt ist dieser Steig doch wesentlich einfacher und schneller zu begehen als der Südwestgrat. Im unteren Bereich kann man, bevor der Steig unterhalb des Lafatscherjoches auf den Weg zum Halleranger trifft, abkürzen, indem man das Schuttkar westlich unter der Speckkarspitze quert und so direkt am Lafatscherjoch herauskommt. Etwa 1 Std. sind für den Abstieg bis hierher zu veranschlagen.

Vom Lafatscherjoch geht es dann der Beschilderung zum Issanger nach, einer großen Wiese, über die man Richtung St. Magdalena auf dem Hirschbadsteig direkt absteigen kann (ohne andernfalls einen Gegenanstieg zu den Herrenhäusern in Kauf nehmen zu müssen). Kurz vor St. Magdalena trifft man auf die geteerte, aber schmale und steile Halltalstraße, die ich dann noch zum Auto am Parkplatz hinabmarschierte.

Dort kam ich um 18:40 Uhr an - und war damit an diesem Tag exakt 14 Stunden unterwegs gewesen. Ein Bad in hochsommerlicher Sonne, genau so, wie ich es eigentlich mag - aber am Schluß war ich dann doch froh, als ich mich mit sichtbarer Erleichterung den trinkbaren Vorräten widmen konnte, die ich wie immer im Auto in Reserve hatte.

Tourengänger: gero


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Kommentare (3)


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Tef hat gesagt: Respekt!
Gesendet am 21. August 2009 um 18:56
Servus Georg,
also mich bringt nach nem Weißbier niemand mehr einen Berg hoch ;-)
du hast echt Ausdauer!
beste Berggrüße Tef

gero hat gesagt: RE:Respekt!
Gesendet am 21. August 2009 um 19:47
Servus Tef,
Du hast ganz recht: mit EINEM Weissbier geht's tatsächlich nicht richtig - es müssen schon 2 sein sein! Dann spürt man die Entfernung und den Höhenunterschied nimmer so arg.

Gruß zurück, Georg

felixbavaria hat gesagt: Danke
Gesendet am 10. Oktober 2010 um 21:11
für diesen Bericht. Die Fotos und Deine Einschätzung haben mir sehr geholfen, zu beurteilen, ob dies für einen durchschnittlich trittsicheren Bergkameraden machbar ist (Antwort ja, werde noch einen Bericht schreiben.)


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