Schrattenflue für Fortgeschrittene


Publiziert von cardamine , 17. November 2020 um 01:11.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:14 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Schrattenflue-Gruppe   CH-LU 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Südelhöhe über die Alpstrasse bis zur Alp Schlund. Einige Parkbuchten am Strassenrand.

2017 hatte ich schon einmal die "Light-Version" der Schrattenflue-Überschreitung über den Höhenwanderweg gemacht. Da damals dichte Wolken die Sicht auf die Berner Alpen versperrten, hatte ich nichts dagegen, diese Tour zusammen mit meinem Partner noch einmal zu wiederholen, diesmal in der Fortgeschrittenen-Version. Eine konsequente Gratüberschreitung empfanden wir aufgrund der zahlreichen ups and downs zwischen den Gipfeln jedoch als unpraktikabel (es sei denn, man möchte unbedingt eine 2000+ Höhenmeter Tour machen). Somit war unsere Routenwahl mehr ein Pendeln zwischen Wanderweg und den in den Gipfeln Schibegütsch, Türstehäuptli, Hängst, Hächle, Turm und Strick.

Schibegütsch (2037 m) T3+
Dank der Zufahrtsmöglichkeit zur Alp Schlund hat man keinen allzu langen Zustiegauf den Grat der Schrattenflue. Unser erstes Ziel, den südlichsten Gipfel Schibegütsch, kann man von der Chlushütte aus gleich über drei Wanderwege erreichen. Wir nehmen die nicht offiziell markierte Variante durch das Stollenloch. Der steile Steig zum Stollen war leider unangenehm matschig-eisig. Die markierte Variante ist bei tiefen Temperaturen wohl die sicherere Wahl, da sie morgens schon in der Sonne liegt. Für das "Loch" unbedingt eine Stirnlampe mitnehmen, im Dunkeln ist es sonst sehr schwierig, die Eisenleiter zu klettern (2017 ausgetestet).Vom Schibegütsch steigen wir über den (ebenfalls eisig-matschigen) Wanderweg ab zur Wegkreuzung bei P. 1977.Die namenlose Graterhebung P. 1922 übergehen wir, man könnte diese bestimmt aber auch noch mitnehmen.

Türstehäuptle (2032 m) T5 I
Den auffälligen Felsgupf des Türstehäuptle wollen wir natürlich erklettern. Bei P. 1992 verlassen wir den Weg und klettern über eine Felsstufe unschwierig auf den flachen Türstehäuptle Nordgipfel. Doch auch aus der Nähe will die kurze Kletterei auf den Felsgupf nicht einfacher aussehen. Für meinen Geschmack ist der Südaufstieg zu luftig, also probieren wir es über die - wie wir zum Glück gelesen haben - einfachere Nordseite. Diese ist tatsächlich nicht schwierig - nur I - und nicht exponiert, für den Übergang zum Gipfelbuch braucht es aber etwas Schwindelfreiheit.

Hängst (2092 m) T2
Vom Türstehäuptli zum Hängst ist der Grat komplett grasig und wäre als Direktüberschreitung unproblematisch. Mit den zahlreichen ups and downs dürfte man aber so einige zusätzliche Höhenmeter sammeln. Nachdem der Grasgrat nicht sonderlich Mehrwert an Spannung bringen würde, nehmen wir bis zum Gipfel des Hängst den Wanderweg.Ab hier beginnt der k(/g)arstige Teil der Tour. Bis zu P.1934 geht's noch bequem über den Wanderweg. Sammelwütige könnten auch noch den Hängst Nordgipfel (2001 m) mitnehmen.

Hächle (2091 m) T5 I
Nach dem Abzweig zur Bättenalp geht nun der spannende, weglose Teil der Wanderung los.
Es empfiehlt sich, den Wanderweg erst nach der grossen Gratspalte zu verlassen. Möglichst an der Gratkante entlang turnen wir dann über die Karstblöcke zum Hächle. Immer wieder stellen sich Querspalten in den Weg, die umgangen und in zwei Fällen durchklettert werden müssen. In die erste Spalte kann man unschwierig auf der rechten Seite abklettern. Hinauf gibt's mehrer Möglichkeiten. Die zweite Spalte durchquert man, indem man ebenfalls auf der rechten Seite, zunächst auf eine Felsplatte abklettert und dann eine Felsbrücke benutzt oder einfach den Spalt überspringt.

Turm (1921 m) T5 II
Der Abstieg vom Hächle zum Nordgipfel schaut erstmal ziemlich schwierig aus, intuitiv haben wir aber gleich den richtigen Abstieg gefunden. Man weicht dafür etwas nach Osten aus und klettert dann über eine Spalte mit Klemmblock hinab (II). Vom Nordgipfel kraxelt man weiter über steile Kalkschrofen (I) hinab (möglichst näher an der Gratkante) und landet auf einem sanft geneigten Plateau. Näher an der Gratkante wäre das Gelände zwar grasig und angenehmer zu laufen, es stellen sich aber immer wieder tiefe Einschnitte in den Weg, sodass wir dann mehr in den Karst ausweichen. Auf der Höhe des "Turms" (der zumindest von dieser Seite aus nicht so aussieht) angelangt, queren wir vom Grat hinüber zum selbigen.Vom Turm aus ist dann der Abstieg zum Wanderweg offensichtlich. In dem Graben nördlich des Turms beginnt eine recht ausgeprägte Spur, die durch den steilen Hang auf den Wanderweg hinabführt. Vorbei an der Heftihütte wandern wir zur Wegkreuzung bei P.1885.

Strick (1947 m) T5 I
Von P.1885 leiten rote Punkte zum Gipfel des Strick. Zunächst geht es über einen etwas exponierten Grat. Diesen klettert man über die rechte Seite ab. Eine stabile Kette unterstützt dabei. Über einen Pfad geht's in steilem Gras mit kurzen Kraxeleinlagen hinauf auf den vorgelagerten Graskegel. Von diesem führt ein schmaler Übergang hinüber zum Hauptgipfel. Über einen steilen Graspfad geht's zur letzten Kletterstelle, dann ist man auf dem grossen Gipfelplateau. Das Gipfelkreuz steht nicht am eigentlichen Gipfel, dieser wird von einem Wegweiser geziert. Über den blauen Alpinwanderweg steigen wir nach kurzer Rast ab nach Ober Gummenegg. Dieser Weg ist auch nicht ohne. Erst geht es über eine matschige Spur durch steiles Gras, wo man tunlichst nicht rutschen darf. Dann gibt es eine ungesicherte Stelle abzuklettern, was mit erdig-rutschigen Schuhen gar nicht trivial war. Ist diese Stelle geschafft, geht es unschwierig über das Geröll unterhalb der Felswand zur Wanderwegkreuzung. Nun geht es wieder unschwierig über einen rot-weissen Wanderweg nach Ober Gummenegg und von dort über die Alpen Gummen - Dürrütili - Bodenhütten und Silwängen zurück zur Alp Schlund. Die Abschnitte Gummen - Bodenhütten und Silwängen - Alp Schlund sind Alpweg, der Abschnitt zwischen Bodenhütten und Silwängen führt über einen Moorpfad mit ca. 100 Höhenmetern Gegenanstieg.


Anmerkung: Sämtliche Berichte zur Schrattenfluh, die wir auf hikr gelesen haben, beschreiben diese Tour von Süd nach Nord. In der Annahme, dass diese Richtung wohl die günstigere wäre, haben auch diese Richtung gewählt. Im Nachhinein würde ich die Tour aber andersrum gehen. Erstens glaube ich, dass die Kletterstellen und Wegfindung in dieser Richtung sogar leichter sind und zweitens hat man dann immer die grossen Berge der Berner Alpen im Blick und nicht im Rücken.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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