Chammeggroute und weitere Gipfel


Publiziert von maenzgi , 16. November 2020 um 21:27.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:14 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Palfries
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW bis Palfries

Einleitung:
 
Nachdem ich am Montag bereits den Girenspitz im Toggenburger Alpstein besucht hatte, wollte ich heute gleich weiter machen und den nächsten Girenspitz eintüten, an welchem ich beim letzten Mal noch an den Nerven gescheitert bin. Dieser steht oberhalb der Sarganserland Ebene und bildet den Abschluss der Alvierkette. Danach kommen nur noch die Flidachöpf, welche eigentlich wie der Girenspitz kaum mehr als Gipfel zu werten sind.

Meine Tour sah vor, dass ich die Chammegroute hochstieg, dann die abgelöste Gauschla besuche weiter zum Girenspitz gehe und je nach Lust noch auf den Alvier. Eigentlich genau die gleich Tour wie mit Stijn vor 2 Jahren. Damals scheiterte ich jedoch sowohl an der Chammegg, der abgelösten und an den letzten 2m beim Girenspitz. Ich war noch nicht bereit.

Mein Start heute eher spät, hatte ich doch zwei Nächte lang nur wenig Schlaf erhalten. Deshalb stand ich erst kurz vor 11 beim Palfries Parkplatz. Wer dort hochfährt, sollte auf keinen Fall ein tiefer gelegtes Auto besitzen. Vor allem der Mittelteil hat teils arge Schwellen im Belag. Selbst mit meinem normalen Combi schlug ich zwei Mal mit dem Unterboden auf.
 
Routenbeschrieb:

Parkplatz-Gauschla via Chammegg: T5+ II, 1h 15min

Die Tour startet gleich mit dem Prunkstück. Die Chammeggroute. Vom Parkplatz aus sieht sie relativ harmlos aus, natürlich steil, aber wie ausgesetzt sie gegen oben wird ist nicht ersichtlich. Dies merkt man erst in der Route drin. Der Einstieg gelang mir dieses Mal nicht gleich gut wie vor zwei Jahren. Ich steuerte direkt auf die Route zu und lief deshalb querfeldein. Dies ist manchmal etwas mühsam. Besser wäre es  nach schräg rechts oben zu laufen, bis man endlich auf dem richtigen Sporn ist, welcher zum Einstieg führt. Nun geht es einfach gerade hoch. Der Weg meistens gut gestuft bis vor die erste Felsstufe. Letztes Mal gingen wir nach links in den Trichter. Das fand ich nicht so prickelnd aufgrund der feinen Unterlage. Deshalb ging ich nach rechts in die Felsen. Das habe ich das letzte Mal abgeschaut. Dort hat es einen markanten Kamin, nicht zu übersehen. Der Kamin bietet meist super Hände und Füsse. Teilweise etwas schmal. Meist bietet es sich an, vor den Klemmblöcken nach recht in die Wand zu steigen. Dies machte ich 3x. Als ich aus der Rinne kam, schaute ich zuerst zum Walensee und erst danach hoch. Als ich mich umdrehte, fiel ich vor Schreck fast zurück in den Kamin. Ca. 5-7m von mir entfernt standen 4 Kolosse von Steinböcken. Was für ein Anblick. Sie schauten mich dabei lange an. Nur langsam gingen sie ca. 10m weiter, damit ich an der rechten Kante an ihnen vorbei konnte. Selbst als ich dann 7m über ihnen Stand, grasten sie genüsslich weiter. Ich schaute ihnen noch 5 Minuten voller Ehrfurcht zu bevor ich weiter stieg. Nun ging es etwas links in eine breite Rinne, bevor es nach rechts hoch geht zum Stahlseil. Dies braucht es aber nicht, hat es dort mittlerweile dermassen gute Stufen. Jedoch war ich nun ausgesetzt hoch 100 über den Abbrüchen der Flanke. War für ein Gefühl. Das Seil würde nun bis zum Ausstieg helfen. Für den Notfall würde es bestimmt halten. Als ich oben auf den Grat kam, wollte ich einen Durchstieg zum Girenspitz finden. Fand aber keinen. Also doch zuerst auf den Gauschla. Alles direkt auf dem Grat. 2-3 kleine Felsriegel müssen noch überwunden werden und schon war ich oben. Dort sassen bereits zwei Frauen im Windschatten. Die Bise zog stark. Ich lief jedoch weiter. Bevor ich in die Flanke kam um zur abgelösten Gauschla zu queren. Zog ich den Rucksack ab und legte ihn zur Seite. Nur den Pickel nehme ich mit für die abgelöste.
 
Gauschla-abgelöste-Gauschla: T5+ II, 30min
 
Der Weg in die Scharte ist vorgegeben. So hat es in der Südflanke einen schmalen Pfad von 30cm, welcher zur Scharte hinführt. Je näher man kommt, desto steiler fällt Flanke ab. Ausrutschen verboten, sonst geht’s in Malansercouloir. Der Abstieg in die Scharte dann etwas tückisch (II). Vor allem mit einem Pickel in der Hand. Dieser störte mich allgemein mehr, als dass er half. Nächstes Mal nehme ich eine Bandschlinge mit. Über Schnee ging es dann die 2m zur abgelösten rüber. Dort querte ich dann nach rechts hinauf über Schnee. Schnell wird es wieder ausgesetzt. Danach ist der Weg frei wählbar. Ich versuchte möglichst dem Schnee auszuweichen. Schon stand ich auf der abgelösten. Das Gipfelbuch mit 5 Seiten nicht gerade überfüllt in diesem Jahr. Davon stammt etwa die Hälfte aller Einträge von der Fam. Z aus W. Ich nehme Mal an das ist eine Familie. Kurz ruhen und schon ging es auf gleichem Weg zurück zum Rucksack.

Gauschla-Girenspitz: T5, 30min
 
Auf dem Wanderweg ging es dann hinunter. Dabei holte ich die beiden Frauen von der Gauschla wieder ein. Während sie ins Rheintal runter stachen, fing ich so hoch wie möglich an rüber zu queren zum Girenspitz. Ja keine Höhenmeter verschenken. Dies war teilweise etwas mühsam. Durch grobes Geröll und steile, flachgedrückte Wiesen. So kam ich ohne Höhenverlust in die Scharte. Nun direkt auf den Girenspitz zu. Dabei sah ich, dass bereits Personen auf dem Girenspitz standen. Dies erstaunte mich doch ein wenig. Nun also rechts herum. Es ist ausgesetzt. Je näher am Fels, desto flacher das Gelände. Daneben geht’s einmal mehr in die Tiefe. Nicht ganz so ausgesetzt wie rund um die Gauschla, aber immer noch genug um vorsichtig zu sein. Hinten geht’s dann auf den Grat rauf. Dort empfing mich die 4er Gruppe. Sie fragten kurz nach dem Weg und ich gab ihnen Auskunft. Dabei sprachen wir noch kurz darüber woher wir kamen. Als sie los zogen, ging ich hoch auf den Girenspitz. Eher linkshaltend, damit ich keine Steine auf die Gruppe runter schmiss. Die letzten zwei Meter hatte ich auch heute nicht gern. Es wirkt extrem instabil. Hielt jedoch alles.
 
Girenspitz-Chopf-Hurst: T3, 1h 10min
 
Bis zur Scharte zurück ist es natürlich noch T5. Danach wird der Weg einfach. So querte ich wieder hinüber nach Matschuns. Ich entschied mich hier, dass ich noch Gipfel sammeln wollte. Deshalb nahm ich den Umweg via Chopf und Hurst auf den Alvier. Nun stieg ich hinunter. Dabei erwischte ich nicht den Optimal Weg. Der Schnee war jedoch genau richtig, damit ich die Füsse gut setzen konnte. Die Stöcke reichten dafür. Nun über einen kleinen Hügel am See vorbei, nochmal über einen Aufschwung und hinüber zum Barbielergrat. Dies erfolgte im Laufschritt. Nun gibt’s ein paar kleine Aufschwünge und zwei Stufen auf den Chopf hinauf. Den Schwierigkeiten könnte man allen ausweichen. Ich blieb direkt auf dem Grat und erboulderte (II) die zwei grösseren Stufen. Auf der anderen Seite geht es wieder leicht runter. Über eine mühsame Kuhwiese zum Hurst. Nun steilt das Gelände nochmals etwas auf. Das Gras ist jedoch gut gestuft.
 
Hurst-Chopf-Alvier: T3, 1h
 
Nun ging es zurück zum Barbielergrat. Dabei umlief ich den Chopf höhehaltend. Dies gelang nicht ganz, da ich auf ein Felsband traf. Dies konnte ich jedoch unschwer durch eine Rinne überwinden. Danach bis zum Wegweiser. Dieser zeigte mir nun 1h bis auf den Alvier an. WAS? Noch so lange. Ich nahm die Beine in die Hand und lief los. Dabei überholte ich noch ein Paar. Nach 30 Minuten war ich oben, bei schönstem Wetter. Endlich aus dem Schattenloch raus. So genoss ich die Sonne und zog mich um. Es ging eine kalte Bise. Die Hütte ist leider schon im Winterschlaf. Hab ja damit gerechnet. Was also nun. Wenn ich schon hier bin, kann ich ja noch kurz den Chli Alvier einpacken. Der Schnee sollte kein Problem sein.
 
Alvier-Chli Alvier-Alvier: T4+, 45min
 
Also in den schattigen Kessel runter.  Dort wo der Wanderweg dann auf ein Schneefeld trifft querte ich hinüber zum Grat. Diesen mit grösster Vorsicht runter. Er war pickelhart gefroren und rutschig. Nun durch die Scharte und einfach zum Chli Alvier hoch über gut gestuftes Gras. Kurze Pause und zurück auf den Alvier. Dafür gings wieder in die Scharte runter. Dort traf mich dann der Hammer. Der Grat kam mir unendlich vor und ich war am Ende meiner Kräfte. Zum Glück war der Grat gut geh bar. Teilweise zwar etwas tricky. Die Hände kamen nochmals zum Einsatz. Als ich oben war, war ich richtig erlöst. Deshalb liess ich nun die Seele baumeln.
 
Alvier-Palfries: T3+, 30min
 
Als mir nach fast 30min kalt wurde. Machte ich mich auf den Abstieg. Vor mir noch 4 Personen und hinter mir nochmals 5. Noch ordentlich Betrieb kurz vor Sonnenuntergang. Es geht nun gemütlich den Wanderweg hinunter via Chemmi. Just als ich unten war und es nur noch quer rüber nach Palfries ging, ging die Sonne unter. Was für ein schönes Ambiente. Fast schon kitschig. So stelle ich mir ein Tourenende vor.
 
Fazit:
 
Die Region ist einfach genial. Nicht zu sagen wunder schön. Sobald man jedoch hinter der Gauschla und dem Alvier verschwindet, befindet man sich in einem Schattenloch. Die grösste Schwierigkeit bei dieser Tour ist die Ausgesetztheit. Selbst im Abstieg vom Alvier ist noch grösste Vorsicht geboten. Die Schwierigkeiten dieser Tour sollten deshalb keinesfalls unterschätzt werden. Ansonsten bietet diese Tour vor allem viel Steilgras und Mixedgelände an. Im reinen Fels ist man ausser im Kamin kaum. Wer sich Steilgras nicht gewohnt ist, sollte lieber nicht einsteigen in die Chammegg, Girenspitz und abgelöste Gauschla, sondern den Weg auf den Alvier unter die Füsse nehmen. Er bietet genug Abwechslung.

Tourengänger: maenzgi


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Kommentare (2)


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schneejogi hat gesagt: Mega
Gesendet am 16. November 2020 um 22:44
Top Tour - Respekt! Danke für die Eindrücke, das Alvier ist bisher nur im Winter Thema gewesen..lohnt sich scheints auch in der "warmen" Saison :)

Grüße
Johannes

maenzgi hat gesagt: RE:Mega
Gesendet am 17. November 2020 um 08:12
Ja die Gegend lohnt sich. Eigentlich wollte ich immer von Mels startet und zuerst noch die Tschugga Südwand anhängen. Ist ebenfalls in meinen Berichten ziemlich zuhinterst. Das liess meine Form jedoch nicht zu dieses Jahr;)

Gruss Manu


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