Gratwanderung Roslenfirst und Mutschen


Publiziert von rhenus , 15. November 2020 um 17:40.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:14 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG   CH-AI 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 1800 m

Der Alpstein mit seiner vielgestaltigen Struktur, seinen komplexen Falten und Schuppen ist wohl eines der schönsten Gebirge der Schweiz. Nachdem wir früher oft von Sax aus mit dem Säntisführer von Ruedi Schatz im Rucksack zum Kraxeln in die spartanisch abgesicherten Routen der Kreuzberge gezogen sind, besuchte ich den Alpstein in den letzten Jahren weniger häufig. Was mir auffällt ist die sehr starke Zunahme der Besucher im Laufe der Zeit. Am gestrigen Tag war im Abschnitt von der Stauberen zur Saxerlücke -  wohl verstärkt durch Corona - ein richtiges "Gläuf" von Wanderern, Trailrunnern und vereinzelten Kletterern. Es ist zwar schön, dass diese Berge heute so viel Zuspruch finden, und die geschäftstüchtigen Appenzeller vermarkten den Alpstein gut. Doch wer die Bergeinsamkeit sucht, findet diese im Alpstein wohl nur noch selten. Wichtiger noch: Zuviele Besucher können für das Wild zum Problem werden, insbesondere im Winter. Nichts desto trotz war die als Rundtour konzipierte Gratwanderung über den Roslenfirst und Mutschen bei prächtigem Novemberwetter sehr schön, auch wenn ich ausser Alpendohlen keine anderen Wildtiere sichtete.

Beschreibung der Tour
Es war schon halb zwölf Uhr, als ich auf der stark frequentierten Stauberen losmarschierte. Dank meinem späten Aufbruch schwebte ich ohne anzustehen bequem, aber mit gemischten Gefühlen mit der Gondel des Seilbahnbauers Bartholet aus Flums zur Stauberen. Denn es ist erst 2 Jahre her, dass die neue Pendelbahn eine der beiden Gondeln aus 12m Höhe "verlor", zum Glück war diese nicht besetzt. Acht Personen der zweiten Gondel kamen in den Genuss einer Abseilaktion aus 50 m Höhe....Auf dem sehr schönen Höhenweg, wo wir einst von einem fürcherlichen Gewitter heimgesucht wurden, wanderte ich unter dem Hüser und dem Hochhus hinüber zur Saxerlücke. Auf dem gut sichtbaren Pfad über langes Gras, Wachholderstauden und kurze Schrofen hinauf zum Roslen oder Saxer First (T3 bis T4), wo ich auf etwa 2000m Höhe picknickte. Dann herrlich weiter über den aussichtsreichen First, von dem aus man einen sehr schönen Einblick auf die majestätischen Kreuzberge auf der einen Seite bzw. Hundstein, Freiheit, Altmann und Säntis auf der andern Seite hat. Bei etwas Föhn auf dem weitgehend trockenen Weg vom Mutschensattel in wenigen Schritten zum Mutschen hinauf. Hier längere Rast bei herrlichem Blick ins Tal des jungen Alpenrheins und hinüber zum nahen Gätterifirst mit der schönen Rosa- und Röbikante, die beide besten Fels zum Kraxeln bieten.

Auf dem Wanderweg wanderte ich anschliessend hinab in die schattige Roslenalp, die gleichnamige Hütte war winterfest verriegelt. Die Kreuzberge wurden recht spät erstmals bestiegen. Der K III von Westen wurde am 5.11.1893 und der K IV von Osten wurde am 8.11.1893 durch den St. Galler Stickereizeichner Carl Egloff und den Appenzeller Schlossermeister Johann Nänny erstmals begangen. Den Erstbegehern bereiteten Schnee und Vereisung zusätzliche Schwierigkeiten. Freimütig gestand Egloff in einem Aufsatz, der 1894 in der Zeitschrift "Alpina" erschien, "dass es unter diesen Umständen der ganzen Energie und Kaltblütigkeit eines Führers wie Nänny bedurfte, um das Unternehmen glücklich und ohne Unfall zu Ende zu führen" (siehe: This Isler und Meinrad Gschwend, Kreuzberge - ein Jahrhundert Klettergeschichte, Die Alpen, 1994, S. 26 - 39).

Hier an den senkrecht aufgestellten Kreuzbergen im festen Schrattenkalk durfte auch ich im Jahre 1974 am schmalen und breiten Südrippli des K III sowie am K V und am K VIII meine ersten Klettererfahrungen sammeln. Da an den Kreuzbergen etliche Routen eher kurz, die Zustiege lang und viele der alten Routen aus heutiger Sicht schlecht und nicht plaisirmässig abgesichert sind, sind die eindrücklichen Zacken der "Chrüzberge" etwas in Vergessenheit geraten. Auch heute vermochte ich nur wenige Kletterer auszumachen. Die im Jahre 1953 erstmals begangene, und auch im Sommer schattige "Flugroute" am K1 (Erstbegeher Hansi Frommenwiler und Max Niedermann) gilt immer noch als lohnende und ernsthafte Führe. Über den nicht markierten, steilen und etwas verfallenen Kletterweg direkt am Fusse des 1. Kreuzbergs vorbei anschliessend hinab zur Unteralp, wo ich den obligaten Capuccino zum Zvieri nahm. Der steile Zustieg zu den Südwänden der Kreuzberge ist von hier aus wie stets beeindruckend. Dann im schönen Herbstwald zum Parkplatz bei Nasseel und hinüber zur Talstation der Stauberenbahn, die ich mit einbrechender Dämmerung erreichte.

Tourengänger: rhenus


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»