Le Tour des Morteys
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Heute werden Träume erfüllt! Die Umrundung des Vallon des Morteys darf mit Fug und Recht als Königstour der Freiburger Alpen bezeichnet werden. Für mich spielt sie in der gleichen Liga wie beispielsweise eine Wägitaler Rundtour; weniger Höhenmeter, dafür Spektakel hochkomprimiert. Luftige Überschreitungen gibt es viele, im Greyerzerland sowieso. Doch wo bewegt man sich stundenlang über Grate und dies auf durchgehend hohem Niveau!? Dabei werden u.a. namhafte Gipfel wie der Vanil Noir, die Dent de Brenleire und die Dent de Folliéran überschritten. Zuletzt kann der Grat nur mit einem überraschenden Abseilmanöver an der Dent des Bimis verlassen werden. Es ist so erstaunlich wie erfreulich, dass es diese ungewöhnliche Unternehmung in einen Wanderführer des SAC geschafft hat - bravo!
Kurz nach sieben Uhr geht es los vom Parkplatz Haut du Mont (1364m). Angesichts des schweren Gepäcks (50m Seil, Getränke) und der Länge der Tour - der Führer veranschlagt zehn Stunden, und zwar ohne meinen anfänglichen Schlenker - lasse ich es verhältnismässig ruhig und gut verpflegt angehen; das sollte sich bezahlt machen. Betreffend erwähntem Schlenker: Wer sich an diese Unternehmung wagt, sollte unbedingt via Vanil de l'Ardille zusteigen statt direkt die Dent de Brenleire anzupeilen. Die Umrundung wäre sonst irgendwie unvollständig und was sind schon 30 Minuten und 150Hm extra im Vergleich zum Gesamtpensum? Diesen ersten Gipfel erreiche ich von der Alp Brenleire in rein intuitivem Zustieg (Topo). Die erwähnten roten Punkte habe ich weder gesucht noch gefunden. Kurz bevor die Flanke so richtig aufsteilt, quere ich über ein breites Band nach rechts, um anschliessend über ein grasiges Couloir und/oder Kalkfelsen den Grat zu gewinnen, wenige Meter südwestlich vom Vanil de l'Ardille (1975m). Damit wäre der Erstaufstieg geschafft und für viele Stunden muss der Grat nun kaum mehr verlassen werden.
Der Übergang zum Vanil du Croset (2110m) ist schnell geschafft und grösstenteils Gehgelände, die Hände braucht es kaum (klick). Aber schon zuvor liegt die ganze Aufmerksamkeit bei der Dent de Brenleire, die sich dahinter wie ein Gigant auftürmt. Im Abstieg in den Sattel darf im Steilgras erstmals T6-Luft geschnuppert werden, ist aber gut gestuft. Anschliessend recht anspruchsvoller Aufstieg konsequent über den NE-Grat der Brenleire (T6/II - etwas einfacher wären Bänder in der Nordflanke) bis ca. 2150m. Von dort quere ich durch eine grosszügige Mulde nach links zum Ostgrat (Topo, vor Ort offensichtlich) und folge ihm durchgehend bis zum Gipfelgrat. An der luftigen Schlüsselstelle erreicht man knapp eine III (links umgehbar). Dann in wenigen Minuten zur Dent de Brenleire (2353m) und kurze Pause.
Der Übergang zur Dent de Folliéran (2340m) wird regelmässig begangen und es finden sich Wegspuren und einzelne Markierungen. Dadurch verliert das wilde Gelände viel von seinem Schrecken. Selber ignoriere ich im Wiederaufstieg vom Sattel die Markierungen und versuche so konsequent wie möglich der Gratschneide zu folgen, da ist man schnell in der T6+/III drin. Oben öffnet sich der Blick auf das gesamte Vallon des Morteys und damit das (happige) Restprogramm. Der Vanil Noir scheint meilenweit entfernt und die im Führer veranschlagten zwei Stunden recht sportlich.
Der Abstieg über den SW-Grat ist wiederum sporadisch markiert - und das ist gut so. Denn das Gelände ist sehr steil und stellenweise unübersichtlich. Mit dem Galère-Grat erwartet mich nun ein weiterer Leckerbissen. Wenig nach Beginn wird kurz in die NW-Flanke ausgewichen (Wildwechsel), dann aber rasch zurück zum Grat und äusserst luftig, aber in gutem Fels, zu P. 2079 (neue Bohrhaken). Im Folgenden entspannt sich das Gelände und ich drücke auf die Tube. So ist die Selle des Morteys (2128m) - Querung Wanderweg - deutlich schneller erreicht als gedacht. Und weil auch die Fortsetzung über den Grat im Plaisirbereich bleibt (sogar mit Wegspur), kann ich das Tempo hochhalten. Allen Vanil Noir Besuchern kann ich diese Variante wärmstens empfehlen, sie ist viel lohnender als die östliche Umgehung durch die Flanke und kaum schwieriger (max. T5-, meist einfacher). Pünktlich zur Mittagszeit erreiche ich den Vanil Noir (2389m): Kulminationspunkt der Tour des Morteys und erst noch höchster Punkt des Kantons - der passende Rahmen für eine Königstour.
Schweres Gepäck hin oder her, auf einen schmackhaften Lunch inklusive Kaffee wollte ich heute nicht verzichten. Nur etwas weniger üppig als sonst, es steht ja noch eine grössere Etappe bevor. Vorher aber geniesse ich die formidable Fernsicht und Herbststimmung an diesem Prachtstag. Üblicherweise ist der November ja der Horrormonat für jeden Bergsportler; die Ausnahme 2020 bestätigt wohl nur die Regel.
Nach der technisch gutmütigen Strecke ab Selle des Morteys gewinnt der Weiterweg zur Tour de Doréna (2260m) schnell wieder an Schärfe (klick): luftiges, wildes, aber äusserst lohnendes T6-Gelände mit kurzer Kletterei bis II. Im Bereich der Rochers des Tours hingegen entspricht der Grat eher einem Rücken und kann - falls gewünscht - ohne wirklichen Einsatz der Hände erfolgen. Die Dent des Bimis scheint bereits zum Greifen nah, bis man plötzlich vor einer tiefen Scharte steht. Man erreicht sie entweder direkt durch Abseilen (alter Haken) oder rechts rum über ein stark ausgesetztes Band (Drahtseil, sonst wohl kaum passierbar, Foto). Eigentlich ziehe ich seilfreie Varianten immer vor, aber weil ich das schwere 50m-Ding nun stundenlang mitgeschleppt habe, soll es sich gefälligst mal nützlich erweisen. Ich lasse es unten in der Scharte liegen, um über eine steile Grasflanke (T6) die Dent des Bimis (2158m) mit Buch und Kreuz zu gewinnen. (Hinweis: Im Abstieg könnte man abseilen, eingerichtet, aber m.E. unnötig).
Der Gipfel selber mag unbedeutend sein, aber der Blick auf die Gastlosen und vor allem auf Dent de Brenleire und Dent de Folliéran im Herbstlicht erschlägt mich beinahe - der schönste Moment des Tages (klick). So pausiere ich ungeplant nochmals eine halbe Stunde, um die Stimmung aufzusaugen. Übrigens wäre das auch ein formidables Plätzchen für ein Biwak. Zurück im Sattel steige ich nach Süden ab und folge einer Wegspur, welche nach rechts den Felsen entlang führt bis zu einer Abseilstelle. Gemäss Führer wird nun wenige Meter bis zu einem Stollenloch abgeseilt. Durch den Bimi-Tunnel kann dann ebenfalls und äusserst originell nochmals 20 Meter abgeseilt werden. Auf letzteres verzichte ich, denn mein 50 Meter reicht fast bis nach unten. Trotzdem lasse ich mir die Chance nicht entgehen, um den Tunnel wenigstens von unten zu inspizieren.
Exkurs: Neben Freude und Stolz verspüre ich nach Leuchtturm-Touren immer auch etwas Wehmut. Heute nicht, denn wie ich so unten im Bimi-Tunnel stehe, trifft mich ein Geistesblitz: Die Tour des Morteys kann auch in umgekehrter Richtung begangen werden, und zwar seilfrei. Vorausgesetzt, man kann die III+ im Tunnel ungesichert klettern. Aber die Schlüsselstelle befindet sich ganz unten, Sturzhöhe 1 Meter. Ergo, ich komme wieder, und zwar als leichter Trailrunner!
Jedes Vergnügen findet mal ein Ende; im Falle der Tour des Morteys wäre das genau hier. Der Abstieg über die raue Flanke zum Wanderweg ist harmlos, aber mühselig. Anschliessend verbleiben vier unaufregende Kilometer zurück zum Ausgangspunkt. Doch weil immer noch ganz beduselt von den Glückshormonen des stundenlangen Gratritts, grinse ich den ganzen Rückweg glückselig und leicht bedeppert vor mich hin. Achtung, man kann direkt über Joux à Marro absteigen. Der Weg fehlt zuoberst zwar auf der Landeskarte und ist stellenweise kaum mehr erkennbar, aber weiterhin gut markiert. Und nein, mein Umweg via Oussanna wäre nicht nötig gewesen.
Zeiten (kum)
1:05 Vanil de l'Ardile
1:25 Vanil du Croset
2:15 Dent de Brenleire
3:00 Dent de Folliéran
4:35 Vanil Noir
6:00 Dent des Bimi
7:35 Gros Mont
Kurz nach sieben Uhr geht es los vom Parkplatz Haut du Mont (1364m). Angesichts des schweren Gepäcks (50m Seil, Getränke) und der Länge der Tour - der Führer veranschlagt zehn Stunden, und zwar ohne meinen anfänglichen Schlenker - lasse ich es verhältnismässig ruhig und gut verpflegt angehen; das sollte sich bezahlt machen. Betreffend erwähntem Schlenker: Wer sich an diese Unternehmung wagt, sollte unbedingt via Vanil de l'Ardille zusteigen statt direkt die Dent de Brenleire anzupeilen. Die Umrundung wäre sonst irgendwie unvollständig und was sind schon 30 Minuten und 150Hm extra im Vergleich zum Gesamtpensum? Diesen ersten Gipfel erreiche ich von der Alp Brenleire in rein intuitivem Zustieg (Topo). Die erwähnten roten Punkte habe ich weder gesucht noch gefunden. Kurz bevor die Flanke so richtig aufsteilt, quere ich über ein breites Band nach rechts, um anschliessend über ein grasiges Couloir und/oder Kalkfelsen den Grat zu gewinnen, wenige Meter südwestlich vom Vanil de l'Ardille (1975m). Damit wäre der Erstaufstieg geschafft und für viele Stunden muss der Grat nun kaum mehr verlassen werden.
Der Übergang zum Vanil du Croset (2110m) ist schnell geschafft und grösstenteils Gehgelände, die Hände braucht es kaum (klick). Aber schon zuvor liegt die ganze Aufmerksamkeit bei der Dent de Brenleire, die sich dahinter wie ein Gigant auftürmt. Im Abstieg in den Sattel darf im Steilgras erstmals T6-Luft geschnuppert werden, ist aber gut gestuft. Anschliessend recht anspruchsvoller Aufstieg konsequent über den NE-Grat der Brenleire (T6/II - etwas einfacher wären Bänder in der Nordflanke) bis ca. 2150m. Von dort quere ich durch eine grosszügige Mulde nach links zum Ostgrat (Topo, vor Ort offensichtlich) und folge ihm durchgehend bis zum Gipfelgrat. An der luftigen Schlüsselstelle erreicht man knapp eine III (links umgehbar). Dann in wenigen Minuten zur Dent de Brenleire (2353m) und kurze Pause.
Der Übergang zur Dent de Folliéran (2340m) wird regelmässig begangen und es finden sich Wegspuren und einzelne Markierungen. Dadurch verliert das wilde Gelände viel von seinem Schrecken. Selber ignoriere ich im Wiederaufstieg vom Sattel die Markierungen und versuche so konsequent wie möglich der Gratschneide zu folgen, da ist man schnell in der T6+/III drin. Oben öffnet sich der Blick auf das gesamte Vallon des Morteys und damit das (happige) Restprogramm. Der Vanil Noir scheint meilenweit entfernt und die im Führer veranschlagten zwei Stunden recht sportlich.
Der Abstieg über den SW-Grat ist wiederum sporadisch markiert - und das ist gut so. Denn das Gelände ist sehr steil und stellenweise unübersichtlich. Mit dem Galère-Grat erwartet mich nun ein weiterer Leckerbissen. Wenig nach Beginn wird kurz in die NW-Flanke ausgewichen (Wildwechsel), dann aber rasch zurück zum Grat und äusserst luftig, aber in gutem Fels, zu P. 2079 (neue Bohrhaken). Im Folgenden entspannt sich das Gelände und ich drücke auf die Tube. So ist die Selle des Morteys (2128m) - Querung Wanderweg - deutlich schneller erreicht als gedacht. Und weil auch die Fortsetzung über den Grat im Plaisirbereich bleibt (sogar mit Wegspur), kann ich das Tempo hochhalten. Allen Vanil Noir Besuchern kann ich diese Variante wärmstens empfehlen, sie ist viel lohnender als die östliche Umgehung durch die Flanke und kaum schwieriger (max. T5-, meist einfacher). Pünktlich zur Mittagszeit erreiche ich den Vanil Noir (2389m): Kulminationspunkt der Tour des Morteys und erst noch höchster Punkt des Kantons - der passende Rahmen für eine Königstour.
Schweres Gepäck hin oder her, auf einen schmackhaften Lunch inklusive Kaffee wollte ich heute nicht verzichten. Nur etwas weniger üppig als sonst, es steht ja noch eine grössere Etappe bevor. Vorher aber geniesse ich die formidable Fernsicht und Herbststimmung an diesem Prachtstag. Üblicherweise ist der November ja der Horrormonat für jeden Bergsportler; die Ausnahme 2020 bestätigt wohl nur die Regel.
Nach der technisch gutmütigen Strecke ab Selle des Morteys gewinnt der Weiterweg zur Tour de Doréna (2260m) schnell wieder an Schärfe (klick): luftiges, wildes, aber äusserst lohnendes T6-Gelände mit kurzer Kletterei bis II. Im Bereich der Rochers des Tours hingegen entspricht der Grat eher einem Rücken und kann - falls gewünscht - ohne wirklichen Einsatz der Hände erfolgen. Die Dent des Bimis scheint bereits zum Greifen nah, bis man plötzlich vor einer tiefen Scharte steht. Man erreicht sie entweder direkt durch Abseilen (alter Haken) oder rechts rum über ein stark ausgesetztes Band (Drahtseil, sonst wohl kaum passierbar, Foto). Eigentlich ziehe ich seilfreie Varianten immer vor, aber weil ich das schwere 50m-Ding nun stundenlang mitgeschleppt habe, soll es sich gefälligst mal nützlich erweisen. Ich lasse es unten in der Scharte liegen, um über eine steile Grasflanke (T6) die Dent des Bimis (2158m) mit Buch und Kreuz zu gewinnen. (Hinweis: Im Abstieg könnte man abseilen, eingerichtet, aber m.E. unnötig).
Der Gipfel selber mag unbedeutend sein, aber der Blick auf die Gastlosen und vor allem auf Dent de Brenleire und Dent de Folliéran im Herbstlicht erschlägt mich beinahe - der schönste Moment des Tages (klick). So pausiere ich ungeplant nochmals eine halbe Stunde, um die Stimmung aufzusaugen. Übrigens wäre das auch ein formidables Plätzchen für ein Biwak. Zurück im Sattel steige ich nach Süden ab und folge einer Wegspur, welche nach rechts den Felsen entlang führt bis zu einer Abseilstelle. Gemäss Führer wird nun wenige Meter bis zu einem Stollenloch abgeseilt. Durch den Bimi-Tunnel kann dann ebenfalls und äusserst originell nochmals 20 Meter abgeseilt werden. Auf letzteres verzichte ich, denn mein 50 Meter reicht fast bis nach unten. Trotzdem lasse ich mir die Chance nicht entgehen, um den Tunnel wenigstens von unten zu inspizieren.
Exkurs: Neben Freude und Stolz verspüre ich nach Leuchtturm-Touren immer auch etwas Wehmut. Heute nicht, denn wie ich so unten im Bimi-Tunnel stehe, trifft mich ein Geistesblitz: Die Tour des Morteys kann auch in umgekehrter Richtung begangen werden, und zwar seilfrei. Vorausgesetzt, man kann die III+ im Tunnel ungesichert klettern. Aber die Schlüsselstelle befindet sich ganz unten, Sturzhöhe 1 Meter. Ergo, ich komme wieder, und zwar als leichter Trailrunner!
Jedes Vergnügen findet mal ein Ende; im Falle der Tour des Morteys wäre das genau hier. Der Abstieg über die raue Flanke zum Wanderweg ist harmlos, aber mühselig. Anschliessend verbleiben vier unaufregende Kilometer zurück zum Ausgangspunkt. Doch weil immer noch ganz beduselt von den Glückshormonen des stundenlangen Gratritts, grinse ich den ganzen Rückweg glückselig und leicht bedeppert vor mich hin. Achtung, man kann direkt über Joux à Marro absteigen. Der Weg fehlt zuoberst zwar auf der Landeskarte und ist stellenweise kaum mehr erkennbar, aber weiterhin gut markiert. Und nein, mein Umweg via Oussanna wäre nicht nötig gewesen.
Zeiten (kum)
1:05 Vanil de l'Ardile
1:25 Vanil du Croset
2:15 Dent de Brenleire
3:00 Dent de Folliéran
4:35 Vanil Noir
6:00 Dent des Bimi
7:35 Gros Mont
Hike partners:
Bergamotte
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