Kurzbericht 

Eine Wanderung ins Blaue


Publiziert von ZvB , 8. November 2020 um 18:27.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 7 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 1230 m
Abstieg: 1230 m
Strecke:23,3km
Kartennummer:AVK BY13 o. BY14

Die westlichen Blauberge habe ich bisher immer ausgelassen. Das – das Wandern in die Blauberge - kann ich ja mal machen, wenn ich dann älter bin. Nun ist es wohl soweit…

Das heute ist bereits mein zweiter Versuch an den Blaubergen. Nein, so schwer sind die nicht, aber als ich gestern, am Freitag, azyklisch zu den Münchner Covid-19-Naherholungsflüchtlingen aufbrechen wollte, endete die Anreise schon mit der ersten Drehung des Zündschlüssels. Der Mader hatte entweder etwas gegen mich oder wollte mich einfach nur zum social-distancing-dahoam nötigen. Na ja, hat er dann ja auch geschafft.

Heute, am Samstag, ist es gleich viel voller. „Der Erste bin ich nicht“, sage ich zu mir, als ich die vielen Mobile sehe, die hier in der letzten Nacht gewohnt haben. Fast schon überlaufen ist denn auch der Weg zur und durch die Wolfsschlucht. Die ist heute nass und feucht und kalt. Hier scheint die Sonne auch schon lange nicht mehr hin. Das beschleunigt den Schritt, nicht jedoch ohne mir ein paar Merker für den kommenden Sommer zu setzen. Bei gutem Licht gibt es dort ein paar interessante Fotospots.

Der Höhepunkt der Wanderung, der Schildenstein, ist nach flotten 2:40h erreicht. Jetzt ist mir auch endlich warm, aber das liegt eher an der Sonne. Die Besucherfrequenz nimmt gegen zehn Uhr allerdings genauso oder gar noch mehr zu als die der Coronainfizierten oder der Trump-Anhänger.

Auf dem nicht markierten Weg zum Platteneck wird es sodann viel stiller. Der Pfad ist gut zu erkennen und wenn man die neuralgischen Stellen in der Karte zuvor visualisiert hat, dann klappt’s auch mit dem Abbiegen. So wandere ich dahin, sauge die Wärme der Sonne in mich auf und hänge meinen Gedanken nach. Der Zeitpunkt des regelmäßigen, persönlichen Jahresrückblicks rückt näher. Wer weiß wie oft der Mader noch zuschlägt oder ob das Wetter auch Ende November noch so herbstlich schön ist? Nächstes Wochenende geht’s ja nicht, weil da Neumond ist und bei guten Wetter ist dann Astrofotografie angesagt. Eigentlich ist es blöde, dass meine beiden liebsten Freizeitbeschäftigungen auf schönes Wetter angewiesen sind, außer ich würde mich auf Starkregenbergsteigen oder Radioastronomie spezialisieren. Dann wäre das Wetter vermutlich das ganze Jahr über schön und der Himmel nur noch blau…

Schluss jetzt mit dummen Gedanken. Die Plattenalm ist erreicht und ab jetzt gilt höchste Obacht auf den Weg, denn nurmehr die Grenzsteine weisen den weiteren Weg. Das hört sich schlimmer an, als es tatsächlich ist. Die eingeschliffenen Grenzverlaufslinien sollte man dennoch beachten. Lediglich auf den letzten Metern zum Reitstein verliert sich der Pfad im steilen Gras. Aber entgegenkommende Wanderer weisen den Weg. Der Reitstein bietet zwar kein 360°-Panorama, jedoch einzigartige Durchblicke auf prominenteste Ostalpengipfel.

Für den Weiterweg zur Bodigbergalm bieten sich gleich zwei Möglichkeiten an. Ein Weg führt auf der Ostseite des Stachelecks nach Norden und eine anderer auf der Westseite des Stachelecks. Zu viel Auswahl macht mich immer ganz unentschlossen und deshalb entscheide ich mich für die Überschreitung des Stachelecks. Wegspuren sind nur vage oder gar nicht vorhanden. Im Verlauf der Kammlinie gibt es ein paar letzte Durchblicke zu Guffert & Co. Auf dem Gipfel des Stachelecks angelangt, hält man sich dann in nordöstlicher Richtung und steigt so lange ab, bis man auf die ostwärtige Umgehung trifft. Nach wenigen Minuten ist dann auch die Bodigbergalm erreicht. ‚Kein Trinkwasser‘ steht auf einem Schild am Brunnen geschrieben. Ich lebe auch heute noch und ohne Durchfall.

Der Rest dieser fast einsamen Wanderung ist eher zäh. Wenige Meter hinter Bodigbergalm taucht der breite Fahrweg nun schon in die herbstlich langen Schatten ab. Es zieht sich, bis man endlich das Tal erreicht, das von der Bundesstraße zum Achenpass durchzogen wird. Man sieht die Autos nicht, kann sie jedoch deutlich und in großer Anzahl vernehmen. Soviel zum Appell daheim zu bleiben. Aber da bin ich selbst nicht besser und ich bereue heute nichts. Die Blauberge werde ich noch oft besuchen, jetzt wo ich alt genug dafür bin…


Tourengänger: ZvB


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