3 Bergziegen auf Abwegen


Publiziert von rojosuiza , 24. September 2020 um 21:17.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Simplonpass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Simplonpass
Unterkunftmöglichkeiten:Simplonpass


 
Der ursprüngliche Plan fällt gleich zu Anfang ins Wasser. Der Schwager und die liebe Schwester wollen lieber im eigenen Auto fahren. Deshalb beginnt die Wanderung nicht in Schallbett. Sie beginnt am Simplon-Pass, wo sie eigentlich enden sollte.
 
Nun ist rojosuiza blitzschnell im Schalten: er dreht die Wanderung im Kopf einfach um. Genial, nicht wahr? – Dadurch geht leider der Knall-Effekt verloren, den er sich versprochen hat. Erst ab Schalllbett einen endlosen Geröllhang hoch latschen und dann oben den Kamm überschreiten und dann… Feuerwerk!
 
Statt ein Riesenknaller wird es jetzt eine Kette von kleinen Knallern, aber Knallfeuerwerk bleibt es. Poetisch hebt die Wanderung an, im noch fast hochsommerlichen Gebiet oberhalb des Passes, vor der Kulisse des Steilabbruches des Hübschhorns. Dann kommt man am Rätsel vorbei, das rojosuiza auch fröhlich stellt, jetzt, wo er nach langen Recherchen endlich selber die Lösung weiss. In den Bildern wird das Rätsel den Berghelden aller Provenienz allhier versammelt auch gestellt, mal sehen, wer mir die Lösung bringt.
 
Über die sich aufsteilende Seitenmoräne steigt man immer weiter dem ersten Zwischenziel zu – das sich recht schnell zum Endziel mausert. Die frische Wanderergruppe von neulich ist ein richtiger Seniorenclub geworden. Alle kräftig über sechzig, mit den verschiedensten Wehwechen: schlechte Kompression, beschädigte Kupplungen und Schäden am unteren Laufwerk.
 
Natürlich will der Bruder die liebe Schwester ein wenig abbringen vom rechten Pfad. Er liebt die freie Exkursion, sie liebt die Beständigkeit des klaren Weges. Beim Aufstieg ist nichts zu wollen. Also wird die Exkursion verschoben, denn dem eifrigen Wanderleiter ist jetzt schon klar, dass das Programm gekürzt werden wird, und das etwas Würze einfach sein muss, um ein spannendes Berggericht zu kreieren.
 
In der Berghütte werkelt ein Ehepaar, das eine Woche unentgeltlich die Wirtschaft führt. Beim letzten Besuch sprach alles nur Französisch, und die Gäste nur Italienisch – ein amüsant amüsiertes Babylon. Dieses Mal spricht alles verschiedene Versionen von Schwizertütsch. Es gibt Kaffee und Früchtekuchen, für den Schwager sein geliebtes Coca Cola Zero.
 
Vom konkurrierenden Wanderleiter ist zu hören, dass der Chaltwassersee nie zufriere. rojosuiza grinst innerlich: das hat er schon ganz anders gesehen. Man isst und trinkt und ist Guter Dinge. Dem Vorschlag des Bergführers der III. Klasse, doch mit einem Bein nach Italien zu gehen, wird stattgegeben. Ein paar Meter hinabgeklettert, hurtig wie die Bergziegen; schon weniger als fünf Meter von der Monte-Leone-Hütte, befindet man sich tatsächlich in Italien. Hier war wohl einmal die Wasserscheide, inzwischen dank der Gletscherschmelze schon lange nicht mehr. Es wird ebenfalls zugestimmt, den Gletschersee zu runden, wodurch man rojosuizas heimlichen Plänen schon recht nahe gekommen ist.
 
Auf dem selben Weg zurückzugehen, es ist langweilig. Das Panorama hat seine Geknalle inzwischen ja versprüht, die Sicht auf den Monte Leone – so spektakulär sie auch ist! – ist jetzt schon bekannt und vertraut. Der Bruder verleitet die Schwester, ihm zu folgen auf das Gletschervorfeld. Hier befinden sich glattgehobelten Bahnen und Leisten, auf denen es sich wunderbar gehen lässt. Die gehobelten Gesteinsschichten bilden die prächtigsten Formen und zeigen die wunderlichsten Farben.
 
Das Gebiet ist einfach wunder-, wunderschön. Es wird eifrig geschützt von der Schweizer Artillerie, die ab und zu in den Hang ballert, und ihn dadurch schützt vor jeglicher zusätzlicher Infrastruktur. Keine Bahn, nur zu Fuss. Nicht immer frei zugänglich, sondern dann und wann für jedermann abgeschlossen.
 
Die Schwester ist verleitet und verführt. Man klettert auf den Riesenkörper des Gletschervorfeldes hinab. Den Hauptwasserlauf vom Chaltwassergletscher, er wird wohl Chaltwasserbach heissen, er ist bald erfolgreich überschritten und übersprungen. Die Schwester ist stolz. Das Brüderlein meist vorne her, am Schnüffeln, wo der Weg am schönsten zu gehen ist, jähe Sprünge rechtzeitig am Orten. Statt nur dahinzuzotteln wird jetzt Wanderers Gehirn eingeschaltet zur Wegfindung. Köstliches Gestein, manchmal der Farbtupfer einer Blume, die vom Stein leben kann. Menschenleer, bis auf die drei genannten Bergziegen, die die blanken Felsen hinabkraxeln.
 
Bei dem grob gezimmerten Holzbrücklein, wo rojosuiza beim Aufstieg ausbrechen wollte, findet die Gruppe auf den Aufstiegsweg zurück. Die Schwester atmet befriedigt auf: Es ist vollbracht! und sicherer Weg hat uns wieder.
 
Bei den Mönchen im Hospiz gibt’s zu trinken. Aber was tun die Bergziegen damit? Sie saufen herzhaft das Getränk, wie es sich für Ziegen gebührt.
 
Ist die Schwester mit der Reiseleitung zufrieden? – Sie ist’s, und das macht den Bruder zufrieden.
 
Auch die Bauteile haben durchgehalten: der angeschlagene Kompressor,  die beschädigte Kupplung, und trotz der Schäden am untersten Laufwerk ist am Ende doch noch alles zusammen…
 
 

Tourengänger: rojosuiza


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