Wasenhorn - Überschreitung


Publiziert von Bergmax , 29. September 2019 um 00:09.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:14 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1270 m
Abstieg: 1280 m
Strecke:Simplonblick - Mäderlücke - SW-Grat - Wasenhorn - Normalweg - Monte-Leone-Hütte - Simplon Hospiz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:IC nach Brig, Bus zur Haltestelle Simplonblick
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus ab der Haltestelle Simplon Hosiz nach Brig, IC nach Bern und weiter in Richtung Basel oder Zürich
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Rote Erde, weißer Schnee und blauer Himmel am Simplon...

Gelegentlich gibt es bei Coop günstige SBB-Tageskarten (CHF 49), die auch ohne Halbtax nutzbar sind. Kürzlich war es mal wieder so weit und ich habe zwei Stück besorgt, um damit Berggegenden der Schweiz zu erkunden, die aus Sicht eines Schwarzwälders nicht gerade um die Ecke liegen, aber gut mit Zug und Bus erreichbar sind. Deshalb habe ich bei dieser Bergtour mehr oder weniger zuerst die Reise zusammengebastelt und dann erst das Gipfelziel - einen durchaus markanten 3000er - fixiert.

Vor dem Einsteigen in den ersten Interregio habe ich die Broschüre zu der Tageskarte noch einmal durchgesehen und siehe da - am Automaten kann man ein Zusatzkarte für die erste Klasse um 25 CHF lösen - klingt fair für einige Stunden Extra-Komfort. Es sei vorweggenommen, dass diese Investition ganz erheblich zum Berg-Vergnügen beigetragen hat, denn an diesem supersonnigen Samstag waren die Züge (insbes. Bern - Brig) auch einfach nur supervoll!

Der Abmarsch am Simplonpass erfolgt mit einiger Verspätung, weil in Brig erst ein zweiter Bus bereitgestellt werden musste, um den Ansturm an Passagieren zu bewältigen...
Vom Simplonblick (2005 m) gehe ich relativ frei Schnauze hoch zum unübersehbaren Masten auf 2120 m, wo ich auf den rot-weiß-markierten Bergweg zur Monte-Leone Hütte treffe. Dieser folgt zunächst der Chaltwasser-Wasserleitung, quert dann einige Bachgräben und führt bald in kargeres und steileres Gelände. Oberhalb von 2400 Metern werden einige flache Felsplatten begangen, bevor sich nach einem weiteren Bach mit Brücke der Übergang in das Chaltwassertälli öffnet. In den erstaunlich grünen Tälchen geht es noch 200 Höhenmeter aufwärts, dann stehe ich in einem kleinen, aber markanten Passeinschnitt unweit von P. 2786, in dem sich die Wege zur Hütte und zur Mäderlücke trennen.

Der Südwestgra tdes Wasenhorns ist von hier sehr schön einsehbar und steigert die Vorfreude auf die Begehung.
Um den Grat zu erreichen, wandere ich zuerst hinauf zur Mäderlücke. Der Pfad beginnt recht steil und abschüssig (T3), wird aber bald flacher und führt ohne besondere Probleme zu der Lücke. Schon kurz vorher zweige ich leicht rechts ab und kraxele auf den Grat zu - eine Abkürzung, die sich nicht wirklich lohnt. Etwas exponierte Pfadspuren (T4) leiten fast eben von der Mäderlücke unterhalb von P 2944 zum Beginn des eigentlichen Grates. Man sollte zu Beginn etwas aufpassen, nicht in Richtung Monte-Leone-Hütte abzusteigen.

Der eigentliche Südwestgrat des Wasenhorns ist schon ein wenig inhomogen. Mächtige Aufschwünge wechseln sich mit flachen, aber dafür schön luftigen Abschnitten ab. Der erste Aufschwung lässt sich unschwierig erkraxeln, wenn man einige Meter weit in die Südflanke ausweicht. Im mittleren und oberen Gratabschnitt gibt es aber auch einige Passagen im II. Grad, die sich nicht sinnvoll umgehen lassen. Diese Stellen sind aber nicht sonderlich ausgesetzt. Im mittleren Gratteil, auf ca. 3050 m, gibt es eine interessante Plattenquerung, welche die Schwindelfreiheit etwas auf Probe stellt. Insgesamt kommt mir die Wegfindung relativ kompliziert vor, die Spuren sind nicht immer so eindeutig und vielleicht finde ich auch nicht an jedem Aufschwung die ideale Route. Aber das freie Bergsteigen macht Spaß und so erreiche ich nach dem steilen, aber technisch einfachen Schlussanstieg das Gipfelkreuz des Wsenhorns. Zum höchsten Punkt (3246 m) muss ich dann aber noch einige Minuten auf dem aussichtsreichen Gipfelgrat entlangkraxeln.

Besonders beeindruckend sieht von hier aus die verscheite Südwand das Monte Leone aus, auch das Hübschhorn macht eine gute Figur. Auf der anderen Seite des Rhonetals dominieren das Bietschhorn und andere Berner Größen die Aussicht. Fast schon etwas unscheinbar wirken dagegen die Walliser Viertausender.

Für den Abstieg in Richtung Monte-Leone-Hütte folge ich zunächst noch dem Ostgrat bis etwa an die Stelle, wo er sich verzweigt und steige dann in die Südflanke ein. Wegspuren und leichte Kraxelei (I) wechseln sich ab. Man sollte aufpassen, sich nicht zu weit nach Westen abdrängen zu lassen, dort wird das Gelände unangenehm abschüssig. Auch ansonsten verlangt die Route etwas Konzentration. Wo man hier im Niveau T3 durchkommen soll, erschließt sich mir nicht, für T4 geht es ganz gut. Auf ca. 3100 Metern bietet es sich an, einige Höhenmeter im feinen Geröll abzufahren. Weiter unten sind noch zwei Felsbänder unschwierig abzukraxeln, bevor man endgültig die flache Hochebene mit der Monte-Leone-Hütte (2849 m) erreicht, die sich unmittelbar an der Staatsgrenze nach Italien befindet.

Eigentlich hätte ich hier gerne eine Pause eingelegt, aber nun machen sich die 20 Minuten Verspätung beim Abmarsch am Simplon unangenehm bemerkbar. Nach einem Blick auf die Uhr eintscheide ich mich, gleich in Richtung Simplonpass weiterzugehen. Lieber dort in Ruhe noch eine kleine Pause als jetzt wie auf heißem Kohlen...
Der Rückweg zum Pass hat zwar einige flache Stellen, aber kaum Gegensteigungen (in Summe vielleicht 30 Hm) und ist abwechslungsreich genug, um nicht allzu zäh zu werden. Die Bachquerungen sind alle so gut abgesichert, dass auch am Nachmittag keine ersthaften Probleme durch Schmelzwasser zu erwarten sind. Nebel könnte dagegen unangenehm sein. Heute ist das alles kein Thema und so komme ich zügig voran. Auf der Anhöhe vor dem Pass (ca. 2150 m) angelangt entschließe ich mich, nicht wieder zum Simplonblick abzusteigen, sondern einfach dem markierten Weg zum Hospiz (1998 m) zu folgen. Dort treffe ich eine Viertelstunde vor Abfahrt des Busses ein und trinke gierig mein Viertele Rotwein, das ich die ganze Zeit im Rucksack mitgeschleppt und nirgends Zeit hatte, es in Ruhe zu trinken...

Gehzeiten und Schwierigkeiten

Simplonpass / Simplonblick - Hüttenweg - Abzweig Mäderlücke bei P. 2786: 1 h 50 min, T2
Abzweig Mäderlücke - Mäderlücke - SW-Grat - Wasenhorn: 1 h 35 min, bis T5 und II bzw. WS- am Grat, stellenweise ziemlich exponiert
Wasenhorn - Normalweg - Monte-Leone-Hütte: 45 min, T4 und I
Monte-Leone-Hütte - Simplonpass Hospiz: 1 h 50 min, T2

Fazit - eine spannende und durch den latenten Zeitdruck auch anstrengende Überschreitung. Zugfahrt durchaus angenehm, aber nur dank der 1. Klasse!

Tourengänger: Bergmax


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