Bärenkopf (2.083 m) zum Sonnenaufgang

Was treibt einen bloß, im Allgäu-Urlaub schon um 4 Uhr aufzustehen, um zum Sonnenaufgang auf einen Gipfel zu steigen? So richtig wusste ich das auch nicht, als ich am 5. August Abends den Wecker gestellt habe. Aber gelohnt hat sich´s allemal: Ein Sonnenaufgang auf einem einsamen Alpengipfel gehört zum Unvergesslichsten was einem die Natur so bieten kann...

Also: los ging´s um halb 5 Uhr am Wanderparkplatz in Baad (1.222 m). Zügigen Schrittes laufe ich ins Bärgunttal zur Äußeren Widdersteinalpe (1.289 m). Das Ziel war der Bärenkopf, ein angeblich weitestgehend wegloser, aber einfacher Grasgipfel im Angesicht der Kleinen und Großen Widdersteine. Hinter der Inneren Widdersteinalpe (1.334 m) steige ich nach links den Wiesenhang hoch – wie ja auch schon in einigen Tourenberichten beschrieben. Die oft erwähnte Traktorspur ist auch heute wieder vorhanden und sogar mit Stirnlampe in völliger Dunkelheit gut zu finden.

Bevor ich mich nun in einer exakten Wegbeschreibung verliere, vorab die Bemerkung: mittlerweile gibt es einen nahezu durchgängigen und weitestgehend gut erkennbaren Pfad bis hoch zum Gipfel. Man sollte natürlich nicht in die in anderen Berichten erwähnte Falle der „verlockenden Querungen“ im Bereich der Unteren Alpe und der Oberen Jagdhütte (1.685 m) tappen… Dennoch: auch in absoluter Dunkelheit war die Wegfindung kein Problem. Insgesamt brauche ich bis zum Gipfel 1:35 h – was für meine Verhältnisse recht zügig ist.

Der Aufstieg folgt einem ständigen Spannungsbogen: aus völliger Dunkelheit trete ich oberhalb der oberen Jagdhütte aus dem Wald in die freien Weideflächen hinaus. Es dämmert allmählich und der Himmel verfärbt sich violett. Über triefendnasse Wiesen geht es Richtung Gipfel. Kurz unterhalb des Grates beginnt der Große Widderstein rechts von mir zu glühen. Über das Heiterbergmassiv sieht man nun auch die Gipfel des Lechquellengebirges und des Bregenzer Waldes – vor allem die Hochkünzelspitze sticht prominent hervor. Auch der Ochsenhofer Grat präsentiert sich sehr schön - ich nehme mir daher vor, ihn auch noch im Sonnenaufgang zu behikern: https://www.hikr.org/tour/post156982.html

Und dann der Moment, auf den ich insgeheim gewartet und gehofft hatte: im Moment, in dem ich den Gipfelgrat erreiche, geht hinter´m Zwölferkopf die Sonne auf. Diese taucht den Bärenkopf und die Widdersteine in ein traumhaftes Licht. Ich genieße den Moment und vergesse zunächst ganz das Fotografieren… Eigentlich fast schon zu kitschig – aber eben nur „fast“…

Nach zahllosen Fotos trage ich mich noch ins Gipfelbuch am kleinen Gipfelkreuz ein. Irgendwie kann ich mich noch nicht überwinden wieder abzusteigen. Aber um 8 Uhr lockt das Frühstück mit der Familie in Mittelberg dann doch allmählich. Also geht’s nach etwa 40 Minuten Gipfelpause nun doch wieder runter. Den Abstieg gehe ich recht zügig an – auch wenn vor allem im oberen Bereich noch vorsichtig gestiegen werden sollte: das Gras ist nass und rutschig!

Nach einer guten Stunde bin ich wieder unten am Auto. Insgesamt brauche ich für die 850 Höhenmeter hoch und runter etwa 3:15 h (inkl. ca. 40 min. Pause am Gipfel). Aber nur selten haben sich 850 Höhenmeter mehr gelohnt als heute.

Ich hätte nicht gedacht, dass eine Tour auf einen „Walsertaler Grasbuckel“ das Potential hat, zum Tourenhighlight der Saison zu werden…