Monviso (3841) Normalweg


Publiziert von cardamine , 1. Oktober 2020 um 20:41.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:24 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Crissolo über Pian della Regina führt ein schmales Bergsträsschen nach Pian del Re. Der Parkplatz ist ziemlich teuer: 12 € pro Tag müssen in bar entrichtet werden.
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Quintino Sella. Corona-Info: Auf der Hütte gibt es coronabedingt keine Decken. Man muss sich also selber einen (warmen) Schlafsack mitbringen. Besonderheit: Man bezahlt erst bei der Rückkehr vom Monviso. Eigentlich eine ziemlich gute Rückversicherung.

Der Monviso oder Monte Viso ist ein Berg der Superlative: Höchster Berg der Cottischen Alpen, am südlichsten gelegener Berg der Alpen über 3500 m, Platz 10 auf der Liste der ultraprominenten Berge der Alpen (Schartenhöhe von 2062 m!). Kein Wunder also, dass man die schöne Pyramide bei Touren in den Westalpen immer am Horizont sieht. Anders als die Form vermuten lässt, ist der Aufstieg über die Südwand nicht so schwierig, aber ziemlich lange.

Zustieg zum Rifugio Qunintino Sella (T3, 700 Hm, 6km)
Der kürzeste Zustieg zum Rifugio Quintino Sella beginnt bei Pian del Re. Als unverhofftes Highlight gleich zu Beginn treffen wir auf die Quelle des Po, des längsten Flusses Italiens. Der Wanderweg führt vorbei am Lago Fiorenza und Lago Chiaretto. Leider liegt heute alles komplett im Nebel, daher keine Fotos :( Der Normalweg würde normalerweise um die Nordseite des Lago Chiaretto führen, aufgrund von Felsstürzen gibt es aber eine Umleitung. Das Geräusch von fallenden Steinen ist ständiger Begleiter beim Aufstieg, sodass wir keinerlei Zweifel an der Berechtigung der Umleitung haben. Über den Colle del Viso erreichen wir die Hütte.

Rifugio Quninto Sella - Monviso (1350 Hm)
Die Warmlaufphase nach dem Rifugio ist kurz: In nordöstlicher Richtung geht es leicht abwärts über eine Geröllhalde zum Beginn eines kettenversicherten Steigs. Zunächst gibt es nur an den ausgesetztesten Passagen Ketten, die letzten Höhenmeter zum Passo delle Sagnette sind dann ein  Klettersteig der Kategorie B. Nach dem Passo delle Sagnette folgen wir den roten Markierungen abwärts bis zu einem grossen Stein, wo man auf den gelb markierten Weg vom Rifugio Vallanta trifft. Ab dort folgen wir nun den gelben Markierungen. Diese leiten gut durch das unübersichtliche Gelände hinauf auf die Ebene mit grossem Steinturm vor dem ehemaligen Visogletscher. Wir betreten diesen nicht, sondern folgen den Steinmännchen auf der rechten Seitenmoräne. Über Blockgelände geht es steil hinauf zum Bivacco Andreotti. Dahinter müssen wir ein Stück über ein eisiges, aber nicht allzu steiles Firnfeld. Steigeisen haben wir dafür nicht benötigt. Wir verlassen das Firnfeld bald auf der rechten Seite und folgen Pfadspuren den steilen, sandigen Hang hinauf. Der Einstieg in die Kletterei beginnt mit einer Querung über ein Felsband. Es folgen 600 Höhenmeter leichter Kraxelei, Ier und IIer Stellen wechseln sich mit kurzen Gehpassagen ab. Stellen III, wie in den meisten Berichten angegeben, habe ich nicht wahrgenommen. Wahrscheinlich habe ich diese einfach umgangen. Das Seil blieb beim Aufstieg die ganze Zeit im Rucksack. Obwohl es von unten nicht so aussieht, ist die Kletterei ist nie wirklich luftig und man hat nie das Gefühl, weit abstürzen zu können. Die Route ist sehr gut mit gelben und orangen Strichen/Punkten markiert. Die offenbar älteren orangen Markierungen wichen manchmal von den gelben, neueren ab. Meinem Eindruck nach war der orange "Weg" etwas weniger kletterlastig, dafür mehr loses Geröll.

Monviso - Pian del Re (2050 Hm Abstieg)
Die Schwierigkeit beim Abstieg ist nicht die Kletterei an sich, sondern die Länge. Über 600 Hm durchwegs konzentriert und meist rückwärts abzuklettern fand ich nicht nur physisch, sondern auch psychisch sehr anstrengend. Das Seil kam an längeren IIer Passagen dann doch manchmal zum Einsatz. Es gibt so einige alte Bandschlingen und Eisenringe, und es findet sich immer irgendein Felszacken zum Sichern. Im Abstieg nutzen wir dann den Visogletscher, um im weichen Schnee abzusurfen. Das spart etwas Zeit. Der Rückweg dann fast länger als der Hinweg: Zunächst kommt der leidige Gegenanstieg zum Paso delle Sagnette, danach muss man den Klettersteig abklettern. Zurück am Rifugio gabs noch eine kurze Espressopause, danach zurück zum Parkplatz Pian del Re.


Bewertung: Die Schwierigkeit dieser Tour liegt nicht im Schwierigkeitsgrad der Kletterei, sondern in der Länge der Tour. Standard-Gehzeit für Auf- und Abstieg ist laut Hüttenwart je 5-6 Stunden. Inklusive einstündiger Gipfelpause, Pause beim Rifugio im Abstieg und Rückkehr zum Parkplatz waren wir insgesamt 14 Stunden unterwegs.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine
Communities: Ultras


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T3 ZS III
26 Aug 20
Col Tuckett 3529 (Les Agneaux) · cardamine

Kommentare (2)


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detlefpalm hat gesagt: Toll!
Gesendet am 2. Oktober 2020 um 09:48
Vielleicht möchtest du diesen Bericht in die Community Ultras eintragen (und eines der Fotos auch noch in die entsprechende Galerie?)

cardamine hat gesagt: RE:Toll!
Gesendet am 2. Oktober 2020 um 12:53
Danke für den Hinweis, habe noch gar nicht gesehen, dass es dafür eine Community gibt. Hab sogar noch ein paar mehr Beiträge dafür ;-)


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