MSL an den Placche de Gramüsed


Publiziert von ossi , 19. September 2020 um 20:10.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:30 Juli 2020
Klettern Schwierigkeit: 6b+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P beim Wehr bei Mulini
Kartennummer:SAC - Kletterführer Ticino/Moesano

Geplant war das anders, wir wollten nämlich den Plattenmarathon "Il Volo della Martora" klettern. Tatsächlich gelang es uns auch auf Anhieb, den richtigen Einstieg zu finden. Wir beschlossen allerdings, den richtigen Einstieg als den falschen Einstieg zu bezeichnen, worauf wir einen falschen Einstieg wählten und diesen falschen Einstieg als den richtigen Einstieg bezeichneten. Macht nichts, so ist mein glorreiches Kletterleben um eine Anekdote reicher geworden...

Zustieg zum Einstieg (T3): Bei der Wasserfassung bei Mulini (P im Val Bavona, unweit Cavergno) über den Bach auf die andere Talseite und dem Wanderweg entlang talauswärts folgen. Nach einer Waldlichtung verengt sich der Forstweg zu einem Pfad. Man steigt etwas ab, um irgendwann Steinmännern und einer wenig ausgeprägten Wegspur unter die Felsen zu folgen. Wir steigen zu früh hoch, kämpfen uns einfach, aber botanisch unter die kompakten Felsen und queren solange talauswärts, bis wir zu den ersten blinkenden Bohrhaken gelangen. In Zusammenarbeit mit dem SAC-Kletterführer gelingt es uns, die Routen zu identifizieren. Wir müssten einfach noch dran glauben, dass wir das können...

Warm up im Sektor "I giardini die marzo", 5c: Schöne Reibungsklettereien in tadellosem, unstrukturiertem Fels. Nichts als Reibung, das ist für einen Kalk- und Hallenkletterer gewöhnungsbedürftig, geht nach einigen Metern aber ganz gut. Dummerweise reichen in einer Seillänge die 50m-Halbseile nicht (obwohl im Führer nicht so angegeben!), weshalb der ossi im unteren sechsten Grad auf Platten wieder im Vorstieg zurück klettern muss. Nun gut, so wird man bereits nach wenigen Minuten geeicht. Man sollte also frühzeitig irgendwo Stand machen. Gelegenheiten gibt es genug, indem man bei Bedarf in die Routen links oder rechts ausweicht.

Nach drei Seillängen ist die Kletterei in diesem Wandteil beendet, wir seilen ab. Gute Bohrhaken, gute Abseilstände, aber nicht jede Route ist gleich "dicht" gebohrt.

Übrigens ist man hier oben allein! Die Anfahrt ins Val Bavona ist doch recht lang und der 30-minütige Zustieg durch holpriges Gelände ist nicht unbedingt nach dem Geschmack des modernen Sportkletterers. Ambiente sowie Felsqualität entschädigen aber für Schweiss und aufgekratzte Hautstellen.

Viva la muerte (6b+): So, nun kommt Action in die Bude. Die "Viva la muerte" führt in drei Seillängen zum dritten Stand der "Il Volo della Martora", die wir ursprünglich klettern wollten. Die Absicherung ist regelmässig, die Hakenabstände bieten aber recht weit. Auch hier gute Haken.

1. SL 4a: Raufrennen über eine gleichmässige Platte. Die ersten zwei Meter rutschig.

2. SL 6b+: Raufeiern über eine ungleichmässige Platte. Zuerst teilweise sogar an Griffen leicht rechtshaltend hoch, bis sich die Griffe freundlich verabschieden und man über eine plattige Steilstufe hochschweben muss. Leider steckt der Haken so, dass man das Seil auf Hakenhöhe nicht vor den Fuss kriegt. Beim Vorstiegssturz erweist sich der Rucksack als idealer Airbag bzw. Rückenpanzer, sehr empfehlenswert. Anschliessend etwas einfacher, aber immer noch sehr anregend grifflos über die Platte zum Stand.

3. SL 6a: Platten und Aufschwünge mit Rissstrukturen. Eine tolle Länge, die nach der Feuertaufe zuvor nur noch Freude macht.

Hier folgen wir noch genussreich einige Längen der Route "Il Volo della Martora (6b maximal, 570m lang)", bis wir mit Blick in die sich auftürmenden Wolken zum Rückzug blasen. Was wir von der Route einsehen können, sieht sehr vielversprechend aus. Sie scheint auch besser abgesichert zu sein als die "Viva la muerte".

Und nun folgt die Sintflut: Was beim Abseilen noch als willkommener Nieselregen vom Himmel herniederfällt, entwickelt sich beim Fussabstieg zum Wolkenbruch: Irgendwann fliesst soviel Wasser über den Weg, dass die ersten Stand-Up-Paddles an uns vorbeifahren, anschliessend folgen ein Ruderboot und später eine Jacht. Als uns schliesslich Noah mit seiner Arche begegnet, erkennen wir den Ernst der Lage und kehren zügig zurück zum Ausgangspunkt.



Tourengänger: ossi


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Kommentare (3)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 21. September 2020 um 10:23
Erinnert mich an die Scaladri-Wand bei Avengo
Schade, dass ihr abbrechen musstet

VG, Nyn

ossi hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. September 2020 um 17:55
Scaladri ist etwas steiler. Wegen seiner westlichen Orientierung kam er bei der brutalen Hitze leider auch nicht in Frage. Hätte uns auch gereizt...

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. September 2020 um 08:20
Da hilft dann im Sommer nur sehr, sehr frühes Einsteigen - so hat man noch ein paar h Schatten^^


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