Fletschhorn - vollständiger SW-Grat, Überschreitung Lagginhorn
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Nachdem ich 10 Tage zuvor mit dem Weissmies zum ersten Mal einen Viertausender aus dem Tal in einem Tag gemacht hatte, habe ich Aedu kontaktiert, für den dieser Stil Standard ist. Prompt konnte ich ihn für die Fletschhorn-Lagginhorn Überschreitung am letzten Samstag begeistern. Mir war auf der Karte schon aufgefallen, dass der SW-Grat des Fletschhorns von ganz unten begangen werden könnte. In einem SAC-Führer aus den 70er Jahren sind die Zustiege auf den Grat zum P. 3914, oder weiter unten von P. 3262 (auch Zustieg zum Fletschjoch) beschrieben, aber nichts von weiter unten. Wobei letztere in der Querung zum Grat potentiell steinschlaggefährdet ist. Nun, so genau hatte ich das nicht mal im Kopf, als wir vor dem Grat standen. Spontan beschlossen wir einzusteigen. Wir wurden belohnt mit tollem Fels, unten oft plattig, aber einfach. Ideal, um Vertrauen in die Reibung der Bergschuhe zu gewinnen. Wenn immer es steiler war, fanden wir ausgezeichnete positive Griffe, so doss sich die Kletterei nie exponiert anfühlte. Wir haben einige freiwillige Direktvarianten gewählt, die wohl am vierten Grad gekratzt haben. Ab P.3716 wird der Grat exponierter und führt in weiterhin schönster Kletterei zum Gipfel. Wir haben den ganzen Grat seilfrei begangen. Zum untersten Teil des Grates konnte ich online und in alten Führern keine Dokumentation finden (den neusten Walliser Alpen Führer hab ich nicht), deshalb hier mein erster Beitrag auf hikr. Ein rechter Teil dieses Grates war wohl unlängst noch vom Gletscher bedeckt. Ich denke, die Tour hat das Potential, Liebhaber zu gewinnen und bereichert das Skyrunner-Paradies Weissmiesgruppe.
Wir sind von Saas-Grund über Kreuzboden und die von unten gesehen rechte Moräne zum Tälligletscher aufgestiegen. Dieser hat überraschend grosse Spalten, so dass wir links ausweichen mussten. Ein Aufstieg über die andere Moräne wäre wohl besser - was immer für den Normalaufstieg zum Fletschhorn empfohlen wird. Die unterste Bastion inks umgehend sind wir baldmöglichst auf einer Höhe von ca. 2980m rechts Richtung Grat aufgestiegen. Dabei nicht auf die Bänder nach rechts, sondern gerade hoch, einfach und gutgriffig. Es braucht etwas Spürsinn und ganz genau haben wir uns das leider nicht gemerkt. Es gibt wohl auch mehrere Möglichkeiten. Das Gelände ist steiler als es auf dem FOTO1 aussieht. Steilere Aufschwünge sind hier manchmal auf eigenartige Weise strukturiert, dennoch plattig und nicht absicherbar. Man umgeht mal links mal rechts. Irgendwann haben wir einen Aufschwung rechts umgangen und mussten nun in einem Bereich aufsteigen, der bei einem Eisabbruch gefährdet wäre, allerdings nur bei einem sehr grossen. Nach einigen Minuten ist man wieder aus der Gefahrenzone. Platten mit einem Riss führen viel einfacher als es aussieht nach links zurück auf den Grat (FOTO2/FOTO3). Nur die letzten Schritte sind etwas schwieriger (höchstens III): eine Art Piaz an Untergriffen führt zum Eck in einfaches Gelände. Danach verliert sich der Grat etwas, man hält sich besser eher rechts um nicht in mühsamem Geröll aufsteigen zu müssen. Der Grad wird dann klarer ausgeprägt und führt zu zwei markanten Türmchen, die links umgangen werden. Der Grat wir noch ausgeprägter und steiler, manchmal ausgesetzt. Irgendwann sieht man die ersten Steigeisenkratzer, wenn die Routen von links zum Grat stossen. Im oberen Teil des Grates haben wir zwei Mal abgeseilt (10-15m). Die Stellen dürften abkletterbar sein (ca. III), beide ziemlich ausgesetzt. Der Felsgrat endet irgendwann im Schnee/Eis. Wir sind etwa 20m im blanken Eis (35-40 Grad) abgestiegen, Eisschrauben wären gut gewesen. es hat dort eine Abseilstelle, man benötigt aber 40-50m Seil. Auch ein Fixseil, das verschwand aber nach zwei Metern im Eis. Für uns war dies die Schlüsselstelle der Tour. Danach nochmals etwas Eis im Aufstieg und über den einfachen Grat zum Gipfel. Der Abstieg zum Fletschjoch ist einfach. Im Bereich Fletschjoch ist der Gletscher nicht ganz spaltenfrei auch wenn wohl keine tiefen Stürze möglich sind. Das sollten Einzelgänger beachten, wenn sie früher im Jahr unterwegs sind. Vom Fletschjoch mit Steigeisen in guter Spur zu den Felsen des N-Grates und in einfacher Kletterei zum Lagginhorn. Abstieg über den Wanderweg, mit kurzen plattigen Stellen (max. II). Dass man dem Lagginhorn T4 gibt, finde ich nun doch etwas verharmlosend. T5- ist meines Erachtens aufgrund der Ernsthaftigkeit der Höhe und den Kletterstellen eher angebracht.
Der untere Teil des Fletschhorn SW-Grates ist nicht schwieriger als der obere Teil, welcher in Führern mit WS oder WS+ und II+ angegeben wird. Wenn es auf dem ganzen Grat mal steiler oder ausgesetzt ist, dann hat es gute Griffe, somit waren wir psychisch kaum gefordert. Der N-Grat des Lagginhorn ist einfacher, vor allem wenn er praktisch schneefrei ist wie jetzt (ZS- ist er vielleicht wenn verwechtet). Wir bleiben hier bei der hikr Bewertung (ZS-/III). Zeitlich muss 1.5h - 2h mehr gerechnet werden, als wenn man über die Normalroute aufs Fletschhorn steigt (vorausgesetzt man geht seilfrei oder am langen Seil. Für den Grat haben wir 3.5h gebraucht. Zum Vergleich: am Lagginhorn N-Grat brauchten wir ca 50 Min.

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