Fletschhorn-Lagginhorn-Traverse - Altes und Neues


Publiziert von simba , 3. August 2019 um 11:02.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:24 Juli 2019
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1915 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gondelbahn Kreuzboden
Unterkunftmöglichkeiten:Weissmieshütte

Auf dem Lagginhorn war ich schon, allerdings ist der steinreiche Normalanstieg sicherlich nicht der schönste und ästhetischste Weg diesen Berg zu besteigen. Dies gilt heute umso mehr als noch vor einigen Jahren, weil das Gipfelfirnfeld so stark zurückgegangen ist, dass man es im Normalanstieg nicht mehr berührt. Auf dem Fletschhorn war ich noch nicht - warum also nicht über Letzteres aufs Lagginhorn?

Nachdem ein außergewöhnlicher Hitzetag angekündigt ist, wird in der Weissmieshütte der Start nach vorne verlegt: Frühstück um 3:00 Uhr, Start um 3:30 Uhr - danke für so viel Flexibilität. Von der Hütte geht es flach zum Bach, über die stark schwankende Brücke hinüber und direkt danach steil rechts hoch (Anschrieb: Laggin), bevor nach einigen Kehren leicht linkshaltend auf die Moräne gestiegen werden kann. An deren Ende (Wegweiser nach rechts zum Klettergarten) geht es auf gut sichtbaren Wegspuren links hinunter zum "grauen Etwas" des Tälligletschers. Diesen querten wir erst direkt hinüber in Richtung Jägigrat, dann leichts rechtshaltend. Über anfangs etwas instabiles Moränengeröll geht es mit gelegentlichen Steinmännern markiert zu den Schneefeldern unterhalb des Jägigrats. Diese waren nur kurz durch Felspassagen unterbrochen, aber auch durch einen kleinen zu querenden Wasserfall, was in Anbetracht der frühmorgendlichen Temperaturen - Anstieg im T-Shirt - nicht unrecht kam ;) Die Schneefelder steilen sich immer weiter auf bis zum Frühstücksplatz vor dem Grüebugletscher, den wir zuletzt über eine kurze Blankeispassage erreichten. Auf dem anschließenden Grüebugletscher waren die Verhältnisse nicht angenehm, die Hitze zeigte ihre Wirkung: Eine erste Spalte konnte noch gut überklettert werden, danach brachen wir zweimal durch bestehende Spaltenbrücken und mussten uns neue Übergänge suchen. Auch kündigte sich bereits mit der Morgendämmerung erster Steinschlag aus der Westflanke des Fletschhorns an - wir waren froh, den zwar teils blanken, aber gut gangbaren NW-Grat zu erreichen und über diesen in Kürze den geräumigen Gipfel des Fletschhorn.

Der Abstieg zum Fletschjoch führt zuoberst direkt nach Norden über Schneefelder und ausgeaperte, etwas nervige Schuttpassagen. Danach gilt es im oberen Teil noch auf einige Randspalten zu achten, bevor es einfach hinunter zum Fletschjoch geht, wo wir eine längere Pause einlegten. Der Einstiegs-Firngrat zum Nordgrat des Lagginhorn war auf guten Spuren trotz der Steilheit problemlos, danach konnten die Steigeisen bis zum Gipfelfirnfeld abgelegt werden - nur eine kurze, bereits aufgeweichte und daher gut gangbare Firngratpassage unterbrach die Felskletterei - diese Schneearmut ist aber wohl eher nicht der Regelfall. Die Kletterei spielt sich am Gratfirst in gutem Fels ab, wobei wenige IIIer-Passagen das gutmütige Gelände im I. und II. Grad bereichern. Verlässt man den Gratfirst kurzzeitig einmal, dann führt der Weg immer nach links (Osten) - wie stets sollte man sich aber nicht zu weit in die mehr und mehr brüchigen Flanken locken lassen, dafür ist die Kletterei am Grat auch zu schön. 

Vor dem Gipfelfirnfeld, das ziemlich ausgesetzt ist, hatten wir einigen Respekt, da es von der Weissmieshütte einen komplett blanken Eindruck machte. Nachdem wir auf dessen Nordseite die Steigeisen auf einem bequemen Band wieder angelegt und die Pickel zur Hand genommen hatten, wurden wir aber positiv überrascht: Direkt am Grat hatte es noch eine stabile Firnschicht und so ging es problemlos hinüber zu den Gipfelfelsen des Lagginhorn, wo wir eine lange und einsame Pause genossen - wir hatten wohl ideal die Phase nach den ersten Aufsteigern von der Weissmieshütte getroffen. 

Im Abstieg war ich stark überrascht, wie gravierend kleiner das Gipfelfirnfeld seit dem Jahr 2013 geworden ist - bis zum Lagginhorngletscher erfordert der Anstieg aktuell keinen Schneekontakt mehr. Immerhin bot letzterer ein geschwinde Schuh-Abfahrt und damit eine willkommene Abwechslung nach dem eintönigen Gesteige im Block- und Schuttgelände des oberen Teils.

Anm: Höhenmeter ab Weissmieshütte und zur Station Kreuzboden

Tourengänger: simba, Nala


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