Kurzbericht 

Abbruch am Dom auf ca. 4.100 m


Publiziert von boerscht , 28. September 2020 um 18:50.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 4 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2800 m
Abstieg: 2800 m
Strecke:21,6 km

Irgendwie klappt der Bergurlaub diese Woche seit dem Ortler nicht so ganz wie geplant, so auch hier bei der Tour auf den Dom. Sonntag und Montag spielte das Wetter im Wallis leider nicht mit und es hat oberhalb von 3.500 m doch etwas geschneit. Also Dienstag auf die Domhütte, Mittwoch auf den Gipfel und alles zurück ins Tal. Ob Festigrat oder nicht, wollten wir spontan entscheiden. Soweit so gut. Unterwegs bin ich mit zwei Jungs mit denen ich im Allgäu erst einmal auf Tour war und noch ein Kumpel von einem der Beiden den ich gar nicht kannte.

Ich war zunächst etwas am zweifeln ob ich den Bericht überhaupt veröffentlichen soll, aber die schönen Bilder und das aus der Tour gelernte wollte ich nicht vorenthalten. Die Route ist hier schon vielfach beschrieben, daher nur kurz zum Erlebten auf der Tour.

Tag 1:

Randa - Domhütte T4, 2:30 h:

Am Mittag starten wir in Randa den Aufstieg zur Domhütte.  Wir sind ziemlich zügig unterwegs und der erste Teil bis zur Europahütte ist schnell geschafft. Scheinen alle fit zu sein, sehr schön. Für den Hüttenaufstieg hab ich Trailrunner an und die Bergsteifel am Rucksack, das kann ich zur Domhütte nur empfehlen. Vor allem am näcshten Tag im Abstieg bedanken sich die Füße.
Der weitere Hüttenaufstieg ist wunderschön. Die Aussicht zum gegenüberliegenden Weisshorn ist genial. Der Weg steilt am Abzweig vor der Europahütte nun merklich auf und wird alpiner. Viele Ketten sind angebracht sowie Trittbügel und sogar 2 kleine Leitern. Die Höhenmeter fliegen auf dem steilen weg nur so dahin und die Kraxelei macht richtig Spaß. So ist die Hütte in 2,5 h schon erreicht, entgegen der Angabe auf dem Wegweiser in Randa von 4,5 h.
Etwas später treffen noch zwei weitere Bekannte ein, mit einem von denen ich im Frühjahr schonmal mit Ski auf dem Palü war. Die Runde in der Hütte am Abend ist somit sehr unterhaltsam.
Nach Info der Hüttenwartin sind gestern zwei Seilschaften am Festijoch wegen vereisung umgekehrt. Oben ist also im Neuschnee von etwa 30 cm noch nichts gespurt, na da sind wir ja mal gespannt.
Nach dem Abendessen gehts auch schon zügig ins Bett, Frühstück ist um 2:30 Uhr.

Tag 2:

Domhütte - Festijoch - 4.100 m - Festijoch - Domhütte - Randa


Nach dem super reichhaltigen Frühstück auf der wirklich tollen und gastfreundlichen Domhütte gehts hinaus in die Dunkelheit.
Auf dem noch leicht eingeschneiten Gletscher angekommen wird angeseilt, bzw. ich darf mich alleine darum kümmern, alle anzuseilen. Keine 2 Minuten später, das erste Problem heute. Einer aus der Seilschaft hat sein Steigeisen verloren. Ist zum Glück direkt aufgefallen. Hier durfte ich das erste mal ran und erstmal zeigen wie man Steigeisen richtig einstellt. Weiter gehts durch einige unproblematische Spalten hindurch hinauf zum Einstieg ins Festijoch. Einige Seilschaften sind vor uns, einige hinter uns. Die Wegführung ist somit kein Problem.
Zweites Problem: Zu viert an einem Seil gehen ist im Festijoch sicher nicht optimal. Einer der drei andern macht jedoch einen recht unsicheren Eindruck, also ist ohne Seil gehen auch eher keine Option. Also gehen wir halt zu 4. am langen Seil und sichern über Köpfe und die Abseilstellen. Gefällt mir nicht wirklich, aber irgendwie ist mir in dem Moment nichts anderes eingefallen ausser Standplatzssicherung. Damit das gesamte Festijoch zu blockieren, das hätte mit drei Leuten auch zu lange gedauert.
Die Kletterei ist nicht wirklich schwer (II) jedoch etwas ausgesetzt. Am Festijoch angekommen bietet sich eine tolle Aussicht auf Matterhorn, Weisshorn und co.
Der Festigrat ist heute nach dem bisher erlebten und dem Zusammenspiel der Seilschaft keine Option, also weiter über den Normalweg. Vorneweg geht dankenderweise eine Führerseilschaft. Der Bergführer leistet heute eine gewaltige Arbeit und spurt ab Festijoch den kompletten Normalweg bis zum Gipfel im Alleingang in teils hüfttiefem Schnee. Größten Respekt hiervor. Irgendwie kommen wir auf dem Gletscher jedoch trozt guter Spur nur noch sehr langsam voran. Ich versuche vorne das Tempo zu halten, allerdings ist der Seilzug immer groß und es geht einfach nicht in normalem Tempo weiter. Unterhalb der Seracs kommt dann von Hinten:"Ich kann nicht mehr, bin fix und fertig, Feierabend für Heute". Tja da kann man nix machen, ist wohl dann so. Mir kam noch die Idee mich bei den andern beiden Bekannten vor uns in die Seilschaft einzuklinken und die andern beiden mit ihrem Kumpel halt umkehren zu lassen. Würde eigentlich gehen. Die folgende Diskussion fand ich dann, naja ziemlich ärgerlich.
Das Festijoch wolle er so fertig nicht abklettern, sondern lieber abseilen, verständlich. Nicht jedoch, dass die andern alle keine Ahnung haben wie man abseilt oder jemanden ablässt und das jetzt erst klar wird. Oh man. Tja dann muss ich halt wohl oder übel auch mit runter. Die weitere Diskussion hier oben behalt ich lieber für mich, sonst rege ich mich nur noch zu arg drüber auf. Die Entscheidung dass wir alle zurückgehen und keiner mehr weiter wollte niemand der anderen so wirklich einsehen....
Also nach einer etwas harschen Ansage alle zurück zum Festijoch und dort 2 mal Abseilen, bzw abklettern. Weiter mit ziemlich mieser Laune und gedrückter Stimmung zurück zur Hütte. Hier gibts wenigstens noch was leckeres zum Mittagessen und wir warten auf die andern beiden, welche erfolgreich als erste Seilschaft vom Gipfel zurückkommen. Mit den beiden renne ich dann im Laufschritt in etwa 1:20 h runter nach Randa in den Biergarten.


Ziemlich schade, dass es mit dem Dom nicht ganz geklappt hat. Ich hab jedoch aus der Tour einiges gelernt und werde solche, naja falls man es so bezeichnen kann, "Fehler" hoffentlich nicht nochmal machen. In einer Seilschaft auf Hochtouren zu gehen mit Leuten die man nur flüchtig oder gar nicht kennt ist einfach keine gute Idee. Wenn sich dann herausstellt, dass die nötigen Techniken und Kondition fehlen, dies einem im Vorhinein allerdings anders mitgeteilt wird, ist das schon etwas schade. Alleine dann die Verantwortung für die anderen Übernehmen zu müssen, muss nicht nochmals sein. Da werde ich in Zukunft sicher genauer auf die Auswahl der Seilpartner schauen, so hart das auch klingen mag.
Der Dom läuft aber ja nicht weg, und schön wars trotzdem, da werde ich sicherlich nochmal einen Anlauf starten.


Tourengänger: boerscht


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