Dom, 4545m via Festigrat


Publiziert von Linard03 , 14. August 2013 um 23:15.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 6 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   4000er 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3180 m
Abstieg: 3180 m
Strecke:Randa - Domhütte - Dom - Domhütte - Europahütte - Randa
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Randa
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Randa

Eine Wunschtour, welche ich einige Jahre vor mich herschob. Mir graute immer vor diesen 3100m Abstieg, selbst wenn dieser mit einer weiteren Übernachtung in der Domhütte aufgeteilt werden könnte. Aber nachdem letztes Jahr meine Knie den langen Mont Blanc-Abstieg einigermassen überstanden hatten, zog ich die Dom-Tour doch noch einmal ernsthaft in Erwägung. So oder so, für meine Verhältnisse eine Monstertour.

Was mich zuversichtlich stimmte, war die Aussicht, dass wir in gleicher Besetzung wie in der letztjährigen Monte Rosa-Tour das Ganze angehen würden. Dass dies dann etwas anders herauskam, würde sich erst später herausstellen.

Montag, 5.8.13
So trafen wir uns am Montag nach 12 Uhr in Randa. J. konnte offensichtlich aufgrund Knieprobleme (...) nicht dabei sein, dafür war E. mit von der Partie. In grosser Hitze schulterten wir die schweren Rucksäcke und machten uns auf den Weg zur Domhütte.

Es war heiss und gleich zu Beginn sehr steil - das kann ja heiter werden! Jedenfalls floss der Schweiss  in Strömen und wir waren froh, dass die Bäume dann und wann etwas Schatten spendeten. Während des Aufstieges kamen uns einige Dom-Besteiger entgegen; einige glichen wandelnden Leichen ... - wie würden wir wohl morgen um diese Zeit aussehen?

Bald erreichten wir die Weggabelung, wo man nach links zur Europahütte abzweigen könnte. Wir folgten jedoch weiter dem Domhüttenweg. Leider ging es B. gar nicht gut; ev. ein Virus? Zu nervös? Oder alles zusammen? Wir überredeten sie, zumindest bis zur Domhütte mit uns aufzusteigen.

Jetzt folgte der interessante Teil des Hüttenweges: ein Klettersteig-ähnlicher Weg, welcher durch die steilen Felsen führte. Viele Ketten, Drahtseile, Leitern, etc. erleichtern auf diese Weise den Hüttenzustieg. Nach etwas mehr als 4 Std. erreichten wir schliesslich die neue Domhütte (2940m), welche erst vor wenigen Wochen wieder eröffnet wurde.

Natürlich musste ich die ganze Hütte inspizieren, schliesslich habe ich da ja auch etwas mitfinanziert ... Die alte Hütte kannte ich nicht, aber so wie sie jetzt aussieht, ist alles sehr zweckmässig & schön eingerichtet. Zudem hat sich das Hüttenteam mit vielen kleinen Details viel Mühe gegeben, der Hütte etwas Ambiance zu verleihen.

Auch die Zimmer sind gut eingerichtet, zu jedem Bett ein Fach für Rucksack, zudem weitere Ablagemöglichkeiten; so soll es sein! Am Abend wurden wir dann mit einem feinen 4-Gang-Menu verwöhnt. Ich meine zumindest, dass auf knapp 3000m z.B. Salat reines Luxusgut ist! Das Publikum war sehr international: Spanier, Schotten, Norweger, Österreicher, etc. ... Jedenfalls war die Hütte voll besetzt, trotz Wochentage. Aber schliesslich ist ja Hochsaison ...

Bald verkrochen wir uns dann in unsere Zimmer; ein langer Tag stand uns bevor ...

Dienstag, 6.8.13
bereits um 2.30 Uhr begann es im Nachbarzimmer zu rumoren ... - um ca. 2.45 Uhr standen wir dann ebenfalls langsam auf. 3 Uhr Morgenessen (keine Minute früher), wo es leider gewiss wurde: B. konnte und wollte nicht mit - schade! So starteten wir um 3.30 Uhr zu dritt. Warm war's, man konnte beinahe im T-Shirt loslaufen - und das auf 3000m ...!

Das übliche "über-Steine-und-Felsen-Stolpern-bei-Nacht" auf der Moräne während ca. 45 Min., bis wir zum Gletscher gelangten. Anseilen und gleich weiter. In moderater Steigung ging's zum Einstieg am Festijoch, während wir von Fern immer wieder Steine-Rollen hörten.

Obwohl einige Dom-Aspiranten unterwegs waren, verteilten sich die Seilschaften sehr gut. So waren wir zu unserer Zeit die Einzigen, welche zum Festijoch (3723m) hinaufkraxelten. Was sicher kein Nachteil ist, denn es liegen einige lose Steine umher, was für Nachsteigende nicht so angenehm ist ...

Auf dem Festijoch wurde es dann plötzlich frisch. Während ein paar Bergsteiger aus Austria noch unschlüssig waren, ob Normalweg oder Festigrat, stiegen wir ohne zu zögern auf den Festigrat (wenn mal jemand losgeht, sind die Hemmungen geringer, jedenfalls stiegen uns 3 Seilschaften nach ...). Teilweise auf hartgefrorenem Schnee/Eis ging's steil bergan.

Etwas weiter oben mussten wir jedoch in die Felsflanke zurück, da zuviel Eis. Munter ging die Kraxelei weiter, bis wir schönen Trittfirn erreichten. Langsam wurde die Höhe spürbar (zumindest für mich); ich benötigte ein paar Kurzpausen, konnte das Tempo nicht ganz halten. Die Beine waren jedoch gut, insgesamt kamen wir gut voran. Die letzte Stunde war dann jedoch noch etwas Quälerei für mich: immer wenn ich meinte, das müsste jetzt doch der Vorgipfel sein, kam nochmals ein "Hügel" dahinter ... ;-)

Die Landschaft war jedoch traumhaft; Sonnenschein pur und alles 4000er rund herum! Unterhalb des Gipfels gelangten wir in die Spur des Normalweges, ab hier folgt noch der Schlussaufstieg, der es in sich hat: äusserst steil geht's hinauf, wo ich doch sowieso schon kämpfen musste ...

Schliesslich erreichten wir um 9 Uhr den Gipfel des Dom (4545m); what a Feeling!! Ganz alleine durften wir für ein paar Minuten am Gipfelkreuz für Fotos posieren, bis die nächste Seilschaft ankam. Das Panorama ist überwältigend; zumindest nach Westen und Norden - im Süden kochte es doch ziemlich, auch die Berner Oberländer hüllten sich teilweise in Wolken ...

Die Temperatur war für diese Höhe recht angenehm, es war sogar beinahe windstill. Nach der ausgiebigen Gipfelrast stiegen wir auf dem Normalweg ab, immer den imposanten Nadelgrat im Blickfeld. Einige Spalten sind zu überqueren, anschliessend noch ein Gegenanstieg zum Festijoch. Wiederum ab-kraxeln und den ganzen Gletscher hinunter.

Recht zügig erreichten wir so wiederum die Domhütte, wo eine Rast angesagt war inkl. Umpacken des ganzen Rucksacks. Allzu lange wollten wir jedoch nicht sitzen bleiben, es stand ja noch der lange Abstieg nach Randa bevor. Bereits ziemlich müde stiegen wir also weiter ab; diesmal machten wir jedoch noch den kleinen Umweg über die Europahütte (2220m), wo ich mir endlich den Gipfeltrunk genehmigte und vom köstlichen Früchtekuchen kostete ;-))

Nach einer halben Stunden brachen wir wieder auf, während sich der Himmel langsam verdunkelte. Plötzlich vernahmen wir aus der Ferne auch noch Donnergrollen; sollte uns noch ein Gewitter einholen? Trotz der müden Füsse stiegen wir zügig weiter ab und mit den ersten Regentropfen erreichten wir auch das Dorf Randa wieder.

Schön war's! Auf der langen Heimreise im Zug liess ich die sehr anstrengende, aber schöne Tour nochmals Revue passieren.

Fazit:
ich durfte mir einen weiteren Wunschtraum erfüllen - dazu noch bei Traumwetter; was will man mehr ...! Auch wenn der Muskelkater noch ein paar Tage andauerte und auch die Knie schmerzten - es war's wert!

Zeiten:
- Randa - Domhütte: ca. 4 1/4 Std.
- Domhütte - Dom: ca. 5 1/2 Std.
- Dom - Domhütte: ca. 3 1/4 Std.
- Domhütte - Randa: ca. 2 1/2 Std.

Tourengänger: Linard03


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Kommentare (2)


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TeamMoomin hat gesagt: Hej Richard
Gesendet am 25. August 2013 um 09:59
gratuliere dir ganz herzlich zum höchsten reinen Schweizer! Dein Bericht liest sich toll und man kann die Strapazen und Freuden sehr gut mitfühlen, schön.

Lg Oli und Moomin

Linard03 hat gesagt: RE:Hej Richard
Gesendet am 30. August 2013 um 20:41
Hej Oli,
merci vielmal für Deine Glückwünsche!

Ja, die Tour empfand ich tatsächlich als streng; einfach so ein zweites Mal würde ich den Dom daher nicht machen - da würde ich eher andere Ziele auswählen ...

Aber schön und (gerade deshalb?) prägend war die Tour auf jeden Fall!

LG, Richard


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