Murmelsplanggstock (Südgrat)


Publiziert von Bergmax , 17. August 2020 um 13:35.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:30 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Sustenbüggli - Leiterliweg - Sustlihütte - Südgrat - Murmelsplanggstock - Südschlucht - Bei den Seelenen - Sustlihütte - Sustenbrüggli
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum Parkplatz der Sustlihütte etwas unterhalb vom Sustenbrüggli. Die Parkplätze für das Cafe nicht benutzen!
Kartennummer:LKS 1211 Meiental 1:25000

Wächter der Sustlihütte

Von den spitzen, steilen, schneidigen Gipfeln rund um die Sustlihütte ist der Murmelsplanggstock (= Murmetsplanggstock) wahrscheinlich der einfachste und langweiligste. "Einfach" und "langweilig" sind aber relativ zu verstehen, und so findet der Alpinwanderer am Südgrat eine flotte, kurzweilige IIer-Kraxelei.

Obwohl es eine eher kurze Bergtour ist, starte ich zeitig am Parkplatz der Sustlihütte (wenig unterhalb vom Sustenbrüggli, ca. 1900 m), denn der Nachmittag soll heiß werden. Die Hütte erreiche ich über den Leiterliweg, der einige kleinere Felsbänder auf insgesamt vier nicht allzu späktakulären Eisenleitern überwindet. Es lohnt sich unbedingt, sich gelegentlich umzudrehen und die gegenüberliegenden Gipfel(ziele) zu bestaunen.

Kurz vor der Sustlihütte (2257 m) zeigt sich dann endlich auch mal der Murmelsplanggstock, dessen hübsche Pyramidenform eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, wären da nicht die ganzen anderen Felszacken und Eishauben in der Nähe...
Hinter der Hütte folge ich dem blau-weiß markierten, aber nicht offiziell ausgeschilderten Zustiegsweg zum Grassen bzw. Trotzigplanggstock. Nun gilt es, die erste (südlichste) Scharte im Südgrat des Murmelsplanggstocks anzupeilen. Ich benutze den Weg, bis er die zweite Rinne gequert hat und verlasse ihn auf ca. 2400 m nach rechts. Über flache Felsstufen, Gras, erfreulich wenig loses Geröll und zuletzt durch eine harmlose Felsrinne (I) gelange ich bald in die Scharte und auf den Südgrat.

Der Grat selbst ist dann sehr aussichtsreich und hat eine tolle Aussicht. Aber er ist auch ein wenig gemein, was die Schwierigkeiten angeht. Denn man kraxelt oft recht einfach (T4 / I) am breiten Grat höher, doch manchmal schnürt er sich auch zusammen, wird plözlich felsig und steil, sodass einige exponierte IIer Stellen erklettert werden müssen. Zur Sicherung gibt es Bohrhaken und zum Teil fixe Kletterseile, die aber zum Entlanghangeln zu dehnbar sind. Wahrscheinlich könnte man sich hier mit einer Prusikschlinge selbst sichern. So etwas habe ich heute aber nicht dabei und bin doch etwas über die Schwierigkeiten überrascht.  Immerhin ist der Fels vertrauenswürdig. Eine Stelle umgehe ich etwas unangenehm, eine andere muss ich sogar im Reitsitz überwinden. Diese Passagen sind aber überschaubar lang und dank der Erholungspausen dazwischen bleibt es noch im Genussbereich.

Ein etwas längerer Anstieg führt auf den Gratgipfel P. 2726, dahinter klettere ich über eine letzte IIer Stelle in die Scharte ab, von der ich später direkt absteigen werde. Nun trennen mich noch etwa 150 Höhenmeter vom Gipfel. Die technischen Schwierigkeiten halten sich in dem (ganz schön) steilen Hang in Grenzen, vor allen, wenn man das erste Felsband etwas links (westlich) umgeht. Auf dem Murmelsplanggstock (2864 m) gibt es ein kleines, etwas schlecht erhaltenes Gipfelbuch, das gut im Gipfelsteinmann versteckt ist. Die Aussicht ist durchaus prächtig, wobei hier der direkte Nachbar Trotzigplanggstock praktisch unersteiglich wirkt und mehr beeindruckt als alles andere rundherum.

Etwa auf dem Anstiegsweg steige ich zurück in die Scharte vor P. 2726 ab. Dort wende ich mich nach Südosten mit dem Plan, erst durch die steile, schuttige Rinne und später über die Südflanke ("Murmelsplangg") den Bergwanderweg östlich der Sustlihütte zu erreichen.
Die Rinne beginnt steil, jedoch ohne besondere technische Schwierigkeiten. Einmal versuche ich, das Geröll zu vermeiden und an den rechten (südlichen) Randfelsen hinunterzuklettern. Es geht schief! Ein brüchiger Fels löst sich, und ich lande unsanft auf dem Hintern. Also wieder ins Geröll, wobei es unvermeidlich ist, Steinschlag auszulösen - für mich eigentlich egal, denn weit und breit ist niemand unterwegs - aber unschön.
Nach hundert Höhenmetern geht die Rinne in eine breite Flanke über, doch leider bleibt das Abstiegsgelände ziemlich unangenehm und inhomogen: Blöcke, Geröll, lose Erde (ganz schlecht!), etwas Gras, kleine Felsabbrüche... Auf ca. 2500 m beginnt endlich eine durchgehende Grasrampe, die nun besser zu begehen ist und auch allmählich abflacht. Schließlich treffe ich bei einem der kleinen Seen ("Bei den Seelenen") auf den angepeilten Wanderweg, auf dem ich in zehn Minuten zurück zur Sustlihütte wandere.

Vorher habe ich mir überlegt, noch einen kleinen Umweg in Richtung Guferjoch zu machen und bei P. 2199 über die Firenplangg zum Parkplatz abzusteigen. Doch es ist erstens schon recht heiß und zweitens bin ich unsicher, ob der Sustlibach gut zu queren sein würde. Also nehme ich ganz faul den leichten (westlichen) Hüttenweg, Der ist stellenweise etwas feucht und auch in dem eigenlich harmlosen Gelände kann man ausrutschen, was mir auch prompt passiert, also lieber vorsichtig gehen! Unten am Sustlibach liegen mächtige Felsblöcke, an denen rege gebouldert wird - coole Sache, wenn es mich nur nicht immer auf die Gipfel ziehen würde...

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Sustenbrüggli - Leiterliweg - Sustlihütte: T3; 40 min
Sustlihütte - Südgrat - Murmelsplanggstock: T5 / II (ausgesetzte Stellen, sonst anhaltend T4); 2 h
Murmelsplanggstock - Südflanke - Sustlihütte: T5-; 1 h 30min (nicht empfehlenswert!)
Sustlihütte - westlicher Hüttenweg - Sustenbrüggli: T2; 30 min

Fazit - eher kleine, aber auch etwas eigenwillige Bergtour

Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (1)


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Ruston hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2020 um 18:19
Wieder eine interessante Tour von Dir. Danke für den ausführlichen Bericht und die Bilder.
Das Susten- wie auch das Furkagebiet geben einiges her...
Grüsse
Gianni


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