Überschreitung der Madritschspitze (3265 m) im Martelltal


Publiziert von Uli_CH , 2. August 2020 um 22:28.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 2 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:15.0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Goldrain im Vinschgau ins Martelltal fahren. Parkplatz 4 beim Talschluss. Tageskarte PKW: 5 € (in Münzen).
Kartennummer:Tabacco 045: Latsch, Martell, Schlanders (1:25'000); KOMPASS 069: Schlanders und Umgebung (1:25'000); KOMPASS-App mit Offline-Wanderkarte

Dies ist die Auftakttour meiner diesjährigen Alpinwanderferien in Südtirol. Es gibt einen 3000er und, falls alles gut läuft, noch ein bisschen Gratkletterei dazu. Für nachmittags waren Gewitter vorhergesagt. Aufgrund der hohen Lage des Ausgangspunkts sollte zumindest der Gipfel drin liegen.

Wegen der Coronakrise war lange Zeit unklar, ob ich überhaupt die Reise nach Südtirol antreten könnte. Als Alternative hatte ich schon Touren im Engadin ausgesucht. Bei der Anreise habe ich allerdings gemerkt, dass es dort rappelvoll ist. Und in St. Moritz gibt es auch einen Corona-Hotspot.

Bei der Planung letztes Jahr hatte ich eine der beiden Wochen mit Touren in den Dolomiten im Auge, ein neues Ziel für meine Alpinwanderferien. Ich hatte allerdings überhaupt keine Lust darauf. Schliesslich habe ich in der Texel- und der Ortlergruppe einige interessante Ziele gefunden, so dass ich wieder zwei Wochen in einem meiner Lieblingsstützpunkte, Partschins oberhalb von Meran, verbringe.


Ich starte am Parkplatz beim Talschluss und folge weiter der Strasse (Wegweiser 37 Richtung Vordere Rotspitze). Auf dem ausgeschilderten Weg Richtung Zufallhütte hat es mir zu viele Leute. Ich passiere den Wendeplatz am Strassenende und überquere den Plimabach. Der Weg beginnt anzusteigen. Auch vom Wegweiser 36 lasse ich mich nicht Richtung Zufallhütte locken. Dafür nehme ich den Schluchtenweg, der mit einigen interessanten Tafeln und zwei spektakulären Aussichtspunkten aufwartet. Schliesslich folge ich dem Pfad "Erlebnis Plimaschlucht", der auf einer Hängebrücke über die Plimaschlucht führt.

Nach einer dreiviertel Stunde bin ich bei der Zufallhütte, lasse diese aber links bzw. rechts liegen und folge der Ausschilderung 150 Richtung Eisseepass. Der Weg gewinnt an Höhe und kommt an der alten Staumauer vorbei. Hier folge ich weiterhin dem Weg 150 geradeaus Richtung Casati-Hütte.

Der Plimabach mäandert im flachen Talschluss während der Weg an den grünen Hängen der Mutspitze entlang ansteigt. Kurz vor der Brücke über den Butzenbach zweige ich ab und folge dem neu markierten Weg 41 Richtung Madritschspitze ins Butzental. Auch ein Weg 41a auf die Mutspitze ist ausgeschildert und markiert.

Der Weg erklimmt einige Stufen und führt dann direkt auf den Gipfelaufbau der Madritschspitze zu. Der Weg zieht sich am Schluss, ohne dass man den Gipfel sieht. Kurz bevor man den lange sichtbaren Horizont erreicht, erscheint das Gipfelkreuz ganz in der Nähe. Insgesamt habe ich für den Anstieg knapp 3½ Stunden gebraucht (bis hierher T3).

Das Wetter ist leider nicht so toll, die Gipfel der umliegende Berge sind in Wolken, die Sonne hat sich kaum gezeigt und zwischendrin fing es leicht an zu regnen. Meine erste Aktion am Gipfel war daher, zu prüfen, ob ich nicht auf der anderen Seite hinunterklettern könnte, um dem Grat bis zum Madritschjoch zu folgen. Es sah machbar aus und gemäss *Bericht von 83_Stefan sollte die Schlüsselstelle direkt unterhalb des Gipfels liegen.

Nach einer kurzen Gipfelrast mache ich mich daher an den Abstieg. Rasch klettere ich die Diretissima herunter (einer IIer-Stelle) und befinde mich bald in einem ersten Sattel. Teilnehmer einer grossen Gruppe auf dem Gipfel winken und pfeifen anerkennend.

Jetzt wird der Grat breiter und ist gut zu begehen. Doch der Drops ist noch nicht gelutscht: der Grat steilt sich auf und ich muss in die östliche Flanke ausweichen. Zum Glück helfen jetzt Steinmännchen und gelbe Markierungen bei der Orientierung. An einer Stelle geht es wieder eine steile Kante hinunter. Ich prüfe, ob der Weg nicht doch woanders lang geht, und klettere dann die für mich zweite Schlüsselstelle (nach der IIer-Stelle unterhalb des Gipfels) hinunter. Wenigstens ist es nie richtig ausgesetzt. Der Grat zieht sich dann doch ziemlich, bis das Madritschjoch näherkommt. Das letzte Stück hätte man wahrscheinlich wieder auf den Grat hochklettern müssen, doch ich quere unterhalb im losen Geröll. Nach einer guten Stunde stehe ich - stolz - wieder auf festem Boden am Madritschjoch.

Jetzt geht es nur noch abwärts. Bis kurz vor der Zufallhütte begegne ich interessanterweise keiner Menschenseele mehr - ganz im Gegensatz zum Anstieg auf den Gipfel. Kurz vor der Hütte nehme ich den Weg 151 Richtung Enzianhütte und dann noch einen unmarkierten Pfad an einem Bach entlang, der direkt an der Wendeschleife der Strasse herauskommt. Zwei Stunden nach Abmarsch vom Madritschjoch erreiche ich wieder mein Auto.

Es war ein gelungener Start in die Alpinwanderferien. Mein Selbstvertrauen wurde durch die Grattour gestärkt.

In dieser Gegend wurden in den letzten Jahren einige neue Wege eingerichtet. Neben den Wegen 41 und 41a zur Madritschspitze und zur Mutspitze auch der Weg 33, der am Ausgang des Madritschtals ins Pedertal hinüberführt. Ausserdem zweigt vom Anstieg zur Vertainspitze von Sulden aus ein neu angelegter Weg ab, der über das Schöntaufjoch zum Madritschjoch führt.


Orientierung: Bis zur Madritschspitze und ab dem Madritschjoch einfach. Wege markiert und ausgeschildert (bis auf meine Abkürzung am Schluss). Orientierung zwischen Madritschspitze und Madritschjoch anspruchsvoll, stellenweise mit Steinmännchen, gelben Punkten und Stangen markiert..

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke, Kletterhandschuhe.

Führer: Janina und Markus Meier, Ernst Aigner; Hohe Ziele; 2019; Tour 55

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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