Monte del Forno, 3213m


Publiziert von Linard03 , 19. August 2020 um 07:31.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum: 1 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1703 m
Abstieg: 1817 m
Strecke:Maloja - Fornohütte - Monte del Forno - Passo del Muretto - Maloja (ca. 30km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Maloja, Post

Eher zufällig bin ich auf den Berg im Val Forno gestossen. Auf Hikr gibt es nur eine Handvoll Berichte, welche auf Deutsch verfasst wurden. Der Fornohütte wollte ich sowieso mal einen Besuch abstatten. Es war deshalb auch von Beginn weg klar, dass wir dort übernachten würden. Weshalb auch eine 11 Std.-Tour und ca. 30km Weg an einem Tag auf sich nehmen, wenn schon eine Hütte auf dem Weg liegt?
 
Jedenfalls hatten wir Glück: als ich 3 Tage vorher anrief, ergatterten wir die letzten beiden Plätze. Aufgrund der aktuellen Situation sind derzeit nur 30 (statt 75) Schlafplätze verfügbar.
 
Mit etwas ÖV-Verspätung starteten wir um ca. 11:20 Uhr bei der Postauto-Haltestellte in Maloja. Gemütlich ging’s hoch zum beliebten Lägh da Cavloc (1907m), wo sich bereits unzählige Leute rund um den See tummelten. An diesem See war ich letztmals im Jahr 2000; also vor 20 Jahren ...
 
Nach dem See und der Alp da Cavloc wurde es sofort viel ruhiger; wir werden von nun an nur noch vereinzelt Leute antreffen. Bei Plan Canin, P.1975 folgt der Abzweiger ins Val Forno. Meistens auf gutem Wanderweg zieht es sich doch ziemlich in die Länge, bis man den nächsten Abzweiger bei P.2232 erreicht. Nun galt es den Bach zu überqueren und es folgte der Schlussaufstieg über viel Block-Gelände und schweisstreibend hinauf zur Capanna del Forno, 2574m.
 
Das junge Hütten-Team empfing uns freundlich und wies uns einen grossen Schlafraum zu. Ca. 20 Betten für 2 Leute … - aber derzeit gilt: 1 Schlafraum pro Gruppe; ein Esstisch pro Gruppe.
Auf der Sonnenterrasse genossen wir eine Nusstorte & Kaffee, während weitere Leute eintrafen, u.a. eine 10-köpfige Gruppe junger Leute (Vereinsausflug?). Aufgrund der eher geringen Anzahl Leute verlief der Abend auch ziemlich ruhig.
 
Gipfeltag
Erstaunlicherweise durften wir den Zeitpunkt des Morgenessens selbst bestimmen; das hatte ich bis anhin noch nicht erlebt … Wir wollten den Tag ausnützen und im Hinblick auf angesagter Regen am Nachmittag wählten wir das Morgenessen um 05:30 Uhr. Was beim Hüttenteam zwar Erstaunen auslöste, aber mit «kein Problem» quittiert wurde.
Es sei allerdings kein Vorteil, so früh zu starten, da die Schneefelder noch hart sein könnten und ein Pickel sei in jedem Fall ratsam.
 
Pickel hatten wir dabei – ich konnte mir allerdings in Anbetracht der bereits sehr angenehmen Temperaturen um 6 Uhr nicht vorstellen, dass wir irgendwo pickeln müssten; aber schaun’mer’mal …
Wir nahmen’s gemütlich und starteten um ca. 06:15 Uhr; die Sonne ging gerade auf, es kündigte sich ein weiterer Prachtstag an.
 
Zunächst gemütlich hinauf zur Sella del Forno, 2769m. Es ist rot-weiss markiert; der Weg verliert sich immer wieder mal etwas, was jedoch keine Probleme bereitet. Der zu erreichende Sattel als erstes Ziel ist klar; die vorhandenen Schneefelder sind kein Problem, da bereits aufgeweicht.
 
Auf der Sella del Forno gibt’s dann sogar einen Wegweiser. Ab hier ist’s nun blau-weiss markiert (war offensichtlich vorher rot-weiss gemäss Hüttenwart …??). Gleich beim Wegweiser geht’s ein paar wenige Meter über Platten hinauf. Sieht zunächst mal ziemlich schwierig aus für den Anfang … Aber es hat Risse und Griffe.
 
Danach über viel Block hinauf zum Abzweiger, wo man ins Muretto-Tal absteigen kann (P.2944). Nun weiter dem Grat entlang, teils über Firnfelder und weiterhin viel Block hinauf zum Wandfuss. Das letzte, kurze Schneefeld vor dem Wandfuss könnte durchaus ein Problem darstellen, wenn es noch gefroren wäre und man keine Steigeisen oder zumindest einen Pickel dabeihätte.
War jedoch kein Problem, auch hier war der Schnee bereits aufgeweicht.
 
Nun begann der spannendste Teil der Tour. Ziemlich ausgesetzt, aber mit Ketten bestens abgesichert kletterten wir durch die Südwand hinauf. Die Ketten-Passage war länger als gedacht, hat jedoch Spass gemacht.
 
Zuletzt wieder über Block unschwierig hinauf zum Gipfel des Monte del Forno, 3213m, den wir ca. 8:30 Uhr erreichten. Was für eine tolle Aussicht! Wobei der Monte Disgrazia schon eine dominante Position einnimmt, die Bernina-Gipfel für einmal eher unscheinbar aus dieser Perspektive. Tief unten der Forno-Gletscher, in nordöstlicher Richtung der Piz da la Margna.
 
Wir verbrachten fast eine Stunde auf dem Gipfel, obwohl es etwas frisch war. Selbstredend waren wir alleine auf dem Gipfel, bis hierhin niemanden gesehen. Der Abstieg erfolgte auf gleichem Weg; den Ketten entlang hinunter zum Wandfuss.
 
Etwas weiter unten begegneten wir der ersten Person, einem italienischen Schnellläufer, der wohl direkt vom Tal aufgestiegen ist. Für uns war eigentlich von Beginn weg klar, dass wir nicht den gleichen Weg absteigen würden.
Beim Abzweiger schwenkten wir deshalb nach Osten ab, wo ein blau-weiss-markierter Weg zum Muretto-Pass führen soll.
 
Das muss etwas relativiert werden: ein Weg ist nicht vorhanden; allenfalls waren es Pfadspuren - und das auch nur zeitweise. Markierungen sind zwar vorhanden, aber erstens rot-weiss (?) und zweitens nicht immer ersichtlich, zudem oft verblasst. Wir hatten den Eindruck, dass die Markierungen im Aufstieg wohl eher zu finden sind als im Abstieg …

Mit geübtem Auge und etwas Gelände-Erfahrung war dies jedoch kein Problem. Aber mühsam war es allemal. Der nicht mehr enden wollende Abstieg über Block erforderte viel Konzentration und liess uns ermüden. Etwas erstaunt waren wir, dass wir 2 Leute trafen, welche im Aufstieg waren. Wir hätten mal vermutet, auf dieser Strecke niemanden anzutreffen.

Der Hüttenwart hatte uns bereits vorgewarnt, dass an einer Stelle ein Seil angebracht sei und etwas weiter unten auch noch ein paar Meter mit einem Tau abgesichert sei. Man solle jedoch nicht sein ganzes Gewicht reinhängen, die Seile / das Tau seien nicht so vertrauenswürdig …
Können wir bestätigen, allerdings benutzten wir weder Seil noch Tau - ist zumindest bei trockenen Verhältnissen überflüssig.

Wir waren froh, als wir P.2580 erreichten, den vermeintlichen Passübergang. Es ist zwar auch einer, aber der offizielle Passo del Muretto (2559m) befindet sich auf der anderen Seite des Hügels.
Nach einer Pause überquerten wir den Hügel, um auf den offiziellen Wanderweg des Passo del Muretto zu gelangen. Was eine gute Entscheidung war. Denn weglos, direkt von P.2580 abzusteigen, können wir nicht empfehlen …
 
Wir staunten nicht schlecht, als wir etwas unterhalb der Passhöhe ein paar italienische Girls im Bikini sonnenbaden sahen … Warm war’s in der Tat, aber hauptsächlich der warme Wind trocknete unserer Kehlen fortwährend aus. Ab der Passhöhe waren auch wieder viele Leute anzutreffen: Italiener, welcher von der italienischen Seite aufstiegen und Schweizer, welcher das Muretto-Tal aufstiegen.

Der Abstieg war zunächst steil und ruppig, führte aber auf gutem Wanderweg ins Muretto-Tal hinunter. Wir waren froh, als wir Plan Canin (P.1975) wieder erreichten; der lange Abstieg von 2950m war insgesamt doch fordernd.
 
Nun noch auslaufen; hinunter zum Cavloc-See, welcher heute wiederum geschätzte 150 Leute angelockt hatte. Während wir die letzten Meter nach Maloja unter die Füsse nahmen, zogen dunkle Wolken auf. Nur wenige Sekunden, nachdem wir die Postauto-Haltestelle erreicht hatten, kam auch schon ein Bus – perfektes Timing!
 
In Sils regnete es bereits leicht; wir hatten also alles richtig gemacht.
Müde, aber zufrieden fuhren wir nach Hause.
 
Fazit:
eine herrliche Tour auf einen aussichtsreichen Berg, der kaum jemals überlaufen sein wird. Die Wege sind relativ weit
 
Schwierigkeiten:
Eine Hüttengehilfin sprach zu einer Gruppe von T4. Das mag für den überwiegenden Teil der Tour zustimmen. Im Gipfelbereich ist das aber (trotz Ketten) eher ein T5. Es ist doch ein gutes Stück in grosser Ausgesetztheit zu kraxeln.
Zwischen der Sella del Forno und dem Abzweiger zum Muretto-Pass sind derzeit noch rwr-Markierungen zu finden. Diese werden jedoch gemäss Hüttenwart nach und nach mit bwb übermalt – was auch mehr Sinn macht …
 
Bemerkungen:
derzeit zahlt man in der Fornohütte noch einen «Corona-Zuschlag» von Fr. 20.--/Person.
Ist absolut nachvollziehbar, wenn die Hütte nicht mal 50% der Schlafplätze zur Verfügung stellen kann …
 
Zahlen:
Maloja – Fornohütte: ca. 4 Std., 13.5 km
Fornohütte – Monte del Forno: 2 ¼ Std.
Monte del Forno – Passo del Muretto: ca. 2 Std.
Passo del Muretto – Maloja: ca. 2 1/2 Std.

Tour mit Andri

Tourengänger: Linard03


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Kommentare (1)


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Wanderer82 hat gesagt:
Gesendet am 12. August 2023 um 14:14
Hallo, bis dato (war gestern dort) wurden die Markierungen immer noch nicht erneuert. Frech erscheint mir jedoch, dass dort, wo der Alpinwanderweg auf map.geo.admin eingezeichnet ist (kurz vor Passo del Muretto) die Markierungen aufhören und man in einen Steilhang kommt, wenn man dem GPS folgt (wie ich). Der blau-weisse Wegweiser (2. Frechheit, zumal es danach rot-weiss markiert ist) weist den Hügel hoch, wo es eine Spur und 3 blau-weisse Markierungen gibt. Oben angelangt wieder weit und breit keine Markierung mehr zu sehen. Was überlegt man sich nur, wenn man solche Beschilderungen aufstellt bzw. in Karten falsche Angaben drin sind. Irgendwer musste diese ja weitergegeben haben, sonst wären sie nicht eingezeichnet.

Die alten Seile sind nun übrigens ganz weg. Stört aber tatsächlich nicht. Die Markierungen scheinen jetzt besser zu sein (viele sehen neuer aus, jedoch immer noch rot-weiss). Von oben hatte ich kaum Orientierungsschwierigkeiten.


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