Biberkopf 2599m - Der südlichste Steinbock Deutschlands


Publiziert von georgb , 23. Juli 2020 um 20:48.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:19 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Warth-Lechleithen

Noch bis vor Kurzem galt der Biberkopf als südlichster Punkt Deutschlands, inzwischen hat man das unscheinbare Haldenwanger Eck an seiner Stelle dafür auserwählt, eine Schmach für den mächtigen Biberkopf. Dafür turnt an seinen Hängen wenigstens der südlichste Steinbock Deutschlands herum.
Die äußeren Bedingungen sind heute perfekt für unseren Gipfelsturm. Nur der körperliche Zustand hat bei einigen Aspiranten gelitten. Zum einen ist unsere gestrige Vorbereitungstour etwas länger ausgefallen als geplant, aber auch die Wiedersehensfeier im Tiroler Hof am Abend hat Spuren hinterlassen ;-)
Schon bei den ersten Schritten spürt mancher eine bleierne Müdigkeit, schnaubend und stöhnend quälen wir uns Richtung Hundskopfsattel. Das Unternehmen Biberkopf steht auf wackligen Füßen und ich wage kaum, eine Variante in den Raum zu werfen. kardirk hat mich auf die Idee gebracht ecco.
Immerhin kann ich Annett überreden, die beiden anderen Biberköpfe bleiben auf dem Normalweg und versuchen dort ihr Glück!? Der Südostgrat wird anscheinend begangen und kardirk hat ihn vor 9 Jahren gut nachvollziehbar dokumentiert. So sollten sich inzwischen auch Begehungsspuren und Orientierungshilfen finden, denke ich mir!?
Hinter dem Südwestgrat öffnet sich der Blick auf unseren Aufstiegsgrat und ohne Orientierungsprobleme halten wir direkt auf den Gratfuß zu. Soweit so gut, ich habe die Beschreibung des Hikr-Kollegen im Kopf und wir steigen von Osten durch steile Schrofen auf die Grathöhe zu (Stellen II). Nur Spuren oder gar Steindauben sind weit und breit nicht zu sehen, kann das sein? Immer auf der Grathöhe weiter, heißt es in den Beschreibungen, eigentlich nicht zu verfehlen!? Trotzdem kommen mir leichte Zweifel, außer ein paar Hufabtritten kann ich keinerlei Abnutzung erkennen, entweder sind wir falsch oder es bewegt sich hier tatsächlich niemand mehr!?
Die Kletterei ist nicht unmöglich; wenn man die ideale Linie findet, übersteigt sie nie den oberen 2. Grad. So kämpfen wir uns durch eine anspruchsvolle Rinne und folgen der Kammlinie mit Vertrauen auf die Aussagen unserer Vorgänger. Einmal weichen wir kurz in die Westflanke aus und dann kommt auch bald der ominöse Kamin in Sicht, endlich sind wir uns "sicher", dass wir "wahrscheinlich" richtig sind.
Rechts neben dem Kamin oder mittendurch, in beiden Fällen ist es mit I nicht getan! Vorsichtig hangeln wir uns am Klemmblock vorbei und achten peinlich darauf, keine Steine loszutreten. Am Ende der brösligen Schlucht atmen wir auf und schon steht er vor uns, der südlichste Steinbock Deutschlands, wir sind begeistert. Genauso wie vom Biberkopf, nach wenigen Metern stehen wir am Gipfelkreuz und staunen über diesen majestätischen Berg!
Unsere Prognosen sind weit überzogen, es sind viel weniger Bergsteiger unterwegs als befürchtet, die Schätzungen lagen zwischen 90 und 220! So haben wir ein paar Minuten den Gipfel für uns allein und checken die Bucheinträge. Ich vermute, dass nur ein Teil der Biberkopfanwärter das Gipfelkreuz auch sehen, denn nach den parkenden Autos in Lechleiten zu urteilen, müssten heute 200 Menschen hier oben gewesen sein. Leider sind auch zwei Mitglieder unserer Mannschaft unter den Umdrehern, enttäuscht lesen wir die Nachricht, kein gemeinsames Gipfelbier.
Der Normalweg hat seine Tücken, es gibt einige ausgesetzte Passagen und steile Kraxeleinlagen, auch wenn die schwierigsten Stellen mit Seil versichert sind. Mit der nötigen Konzentration steigen wir zurück, niemand ist außer uns mehr unterwegs, wir haben den herrlichen Berg ganz für uns. Nein, nicht ganz, denn die südlichsten Steinböcke Deutschlands grüßen uns zum Abschied aus der Ferne.

Tourengänger: georgb, tennab


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Kommentare (2)


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quacamozza hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2020 um 23:46
Hallo Georg,

immer wieder schön, der Südostgrat. Gratulation!
Und richtig bewertet: II+.

Das Haldenwanger Eck P.1931 ist nicht der südlichste Gipfel Deutschlands. Zwar wird auch das Gebiet, in dem der südlichste Punkt Deutschlands liegt, "Haldenwanger Eck" genannt, aber der südlichste Gipfel Deutschlands...tja, das ist entweder der Biberkopf oder der Gehrner Berg, eine Millimeter-Entscheidung, die sich auch durch intensives Kartenstudium (zumindest für mich) nicht auflöst.
Es bleibt also alles beim alten.

Gruß
Ulf

georgb hat gesagt: Auf den Punkt gebracht
Gesendet am 25. Juli 2020 um 07:03
Habs korrigiert. Punkt statt Gipfel. Danke Ulf. Hab natürlich deinen Bericht auch gelesen. Im Allgäu geht an quacamozza kein Weg vorbei ;-)


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