Im & um den Triglav-Nationalpark VII: Prisojnik (2547)


Publiziert von cardamine , 17. Juli 2020 um 02:12.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen
Tour Datum: 6 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Kranjska Gora über 50 Haarnadelkurven (numeriert!) hinauf zum Vršičpass. Die Passhöhe erreicht man auf 1611 m. Hier befinden sich einige (kostenpflichtige) Parkplätze. Früh morgens war aber noch keiner zum Abkassieren da.

Die Besteigung des Prisojnik (oder Prisank) vom Vršič-Pass gehört zu den eher kürzeren Bergtouren im Triglav-Nationalpark. Perfekt also, um vor der Heimreise noch das schöne Wetter zu nutzen! Von der Passhöhe auf 1611 m Höhe führen drei Routen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden auf den Gipfel: Die bekannteste ist der Fensterweg (Kopiščar pot), der durch ein grosses Felsenfenster führt. Der Weg ist eine Mischung aus C/D-Klettersteig und Kraxeln im zweiten Grad. Die leichteste Variante, der Slovenska pot, hat nur wenige Kletterstellen und eignet sich gut für den Abstieg. Schliesslich gibt es noch eine mittelschwere Route, den Grebenska pot, welche den schwierigsten Teil des Kopiščar pots durch die Nordwand umgeht und beim Felsenfenster mit diesem zusammentrifft. Es gibt auch noch die Möglichkeit, weiter unten auf der Passtrasse (1126 m) zu starten und über den längsten Klettersteig Sloweniens (1100 Hm), dem Hanzova pot, zum Prisojnik aufzusteigen. Da meine Triglav-Besteigung gerade mal 12 Stunden her war, entschied ich mich für eine leichtere Tour mit Grebenska pot als Aufstieg und Slovenska pot als Abstieg.

Aufstieg via Grebenska pot (T5- II)
Vom Parkplatz auf der Passhöhe wandert man zunächst eine Schotterstrasse entlang, vorbei am Tičarjev dom, bis zu zwei Infotafeln. Die eine weist darauf hin, dass der Fensterweg KEIN Klettersteig ist, sondern eine sehr anspruchsvolle alpine Tour, die andere Tafel schildert die Sage vom "Felsengesicht" in der Nordwand des Prisojnik. Hinter den Infotafeln folge ich dem Pfad hoch auf die grüne Kuppe "Sovna glava", die einen schönen Ausblick auf den Pass und die Prisojnik Nordwand bietet. Von der Kuppe steigt man ein Stück ab und folgt dann dem guten Pfad durch den Geröllhang in der Westflanke des Prisojnik. Nach ein paar Metern im Latschengelände gelangt man an eine Weggabelung. Hier folge ich dem Wegweiser zum Grebenska pot nach links. Zunächst geht es unschwierig über einen grasbewachsenen Rücken hinauf. Wo der Weg in felsiges Gelände übergeht, ist die Wegfindung teilweise etwas schwierig. Mit ersten Kraxelstellen gelangt man an das grosse Vordere Felsenfenster (Prednje okno). Hier läuft der schwierigere Kopiščar pot mit dem Grebenska pot zusammen. Über ein paar Kraxelstellen geht es zu einer löchrigen Wand, wo die einzig längere Klettersteigpassage wartet. Hier hole ich zur Sicherheit mein Klettersteigset raus, weil ich nicht weiss, was mich oben erwartet. Der Klettersteig führt über die Nordflanke auf den Westgrat. Auf der mit Steinmännchen markierten ersten Kuppe muss ich dann ernüchternd feststellen, dass die Spitze, die ich die ganze Zeit für den Prisojnik gehalten hatte, gar nicht der Gipfel ist. Dieser sieht von hier noch verdammt weit entfernt aus, tatsächlich benötigt man für den ganzen Grat aber nur eine gute halbe Stunde. Hinauf zu Kuppe 2 geht es über einen gut gesicherten Kraxelsteig. Kuppe 3 und 4 erreicht man schnell über einen bequemen Gratweg. Zwischen Kuppe 4 und dem 5 wartet dann noch eine Überraschung: Ein sehr schmaler, ungesicherter Gratabschnitt muss ohne Sicherung überwunden werden. Erschwerend kommt hinzu, dass der Kalkstein hier schon sehr speckig ist. Hat man das geschafft, geht es ohne Kletterei weiter über die bröselige Südflanke hinauf zum Gipfel. Hier gibt es im Gegensatz zu den bisher besuchten Gipfeln sogar ein Gipfelbuch!

Abstieg via Slovenska pot (T4 I)
Zunächst steige ich ein Stück auf bekanntem Weg hinab bis zur unübersehbar markierten Kreuzung: Hier dem Abzweig nach Mlinarika, Il. Okno, Slovenska folgen. Über zum Glück gut markierte Felsbänder geht es hinab in eine Rinne. Der Einstieg ist gut mit Eisenstiften gesichert. Steil geht es durch die breite Rinne bis zu einem Felsenbogen in der Felswand links des Steigs. Etwas unterhalb des Bogens quert der Weg den unteren Teil der Rinne und führt nun unschwierig durch den Grashang zum Abzweig zum Razor. Man folgt dem Weg geradeaus und gelangt wenig später zum Abzweig zum Grebenska pot, den man am Morgen genommen hat. Durch den Schutthang geht es zurück zum Fuss der Sovna Glavna. Ich spare mir diesmal den Gegenanstieg auf die Kuppe und folge dem "inoffiziellen" Weg links herum. Dieser ist schon ziemlich zugewachsen. Durch Latschen schlage ich mich wieder auf den Hauptweg und gelange vorbei an den Infotafeln wieder zurück zum Vršič-Pass.


Bewertung
Der überwiegende Teil des Grebenska Pots liegt im T4-Bereich. Es gibt aber eine sehr schmale, exponierte Stelle auf dem Westgrat, die nicht gesichert ist, weshalb ich das Ganze mit T5- bewerten würde. Ein Klettersteigset braucht man für die kurzen gesicherten Passagen nicht unbedingt.


Tourengänger: cardamine


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Kommentare (3)


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Kaiserin hat gesagt: Ausgesetzter Gratabschnitt
Gesendet am 18. September 2023 um 18:32
Servus Cardamine,
herzlichen Dank für Deinen sehr hilfreichen Bericht über den Prisojnik! Ich war vorletzte Woche mit einer Freundin unten im Socatal da wir auf den Triglav rauf wollten. Für den Tag nach dem Triglav haben wir zur Erholung eine kürzere Tour gesucht und sind auf Deinen Bericht gestoßen. Meine Freundin war aufgrund des Hinweises, dass ein schmaler, ungesicherter Gratabschnitt überwunden werden muss, unsicher ob sie das schafft. Ich habe ihr gut zugeredet so dass wir die Tour gemacht haben, wie von Dir beschrieben Grebenska pot rauf, Slowenska pot runter.
Erkenntnis: den Gratabschnitt gibt es nicht! Bzw. eventuell ist die Route verlegt worden, denn ich kann mir gut vorstellen wo Du evtl. drüber kraxeln musstest: hier wechselt man jetzt entlang eines Drahtseils nach links in die Nordflanke um dann über Klammern nach oben und in die Südflanke zu kommen. Deine Begehung ist zwar nicht allzu lange her, aber wie gesagt, wir haben eine derartige Stelle nicht gefunden. Also entweder hast Du was übersehen (glaube ich aber eher nicht) oder aber sie haben die Sicherungen zur Umgehung dieses Abschnitts reingebaut.
Letztlich sind auch ohne diese Gratstelle noch ein paar IIer-Stellen zu finden und so ganz leicht fand es meine Freundin nicht. ;) Aber geschafft hat sie's, und die Tour war für mich tatsächlich die Schönste der fünf Tage in den Julischen Alpen. :)
Liebe Grüße, Judith

cardamine hat gesagt: RE:Ausgesetzter Gratabschnitt
Gesendet am 18. September 2023 um 19:34
Servus Judith
Danke für dein Update. Es kann gut sein, dass man diesen Gratabschnitt nun mit Sicherungen entschärft hat, in den letzten beiden Jahren wurde in den Julischen Alpen einiges alte Material erneuert, z.B. auch der Bamberg-Weg auf den Triglav. Nachdem ich was von speckigem Fels geschrieben habe, gehe ich davon aus, dass mein Weg irgendwann der Normalweg war ;)
LG

Kaiserin hat gesagt: RE:Ausgesetzter Gratabschnitt
Gesendet am 19. September 2023 um 20:54
Ja, genau danach klingt mir das. :)


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