Mala Mojstrovka - Severni raz


Publiziert von rubikus , 7. November 2021 um 17:53.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen » Razor/Prisojnik
Tour Datum:24 August 2021
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 6:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vršičpass Parkplatz Passhöhe

Topo: Best of Karnische & Julische Alpen, Panico Verlag

Kletterschwerigkeit 4-, Absicherung E3 (zusätzliche Absicherung notwendig)

SL: 16 (falls man bis zum Gipfel über die Route geht)


Zustieg: 0:40h

Kletterzeit 4:15h (bis einschl. SL 10)

Abstieg 1:10h

Für einen Weiterweg zum Gipfel ist mehr Zeit einzuplanen.


Severni raz - eine Alpinkletterroute die teilsaniert ist, die meisten queren nach SL8 oder SL10 aus (ich weiß auch warum...).


Mehr oder weniger erholt vom Vortag sieht das Wetter um 7.45 in unserer Basis in Nassfeld bestens aus. Auch der Wetterbericht für den Teil um Kranjska Gora gibt 0% Regenwahrscheinlichkeit an. Die Entscheidung den Tag für eine lange Tour zu nutzen fiel dann schnell. Severni Raz, eine eher alpine Tour am Vrsicpass sollte es sein. Da unsere Unterkunft bereits oben am Pass in Nassfeld/Sonnleitn war sind wir direkt auf der italienischen Seite den Pass runtergefahren. Spannende Strecke, endlose Kurven bei denen man nie sieht was einen danach erwartet. Später dann in Slowenien bei Kranjska Gora den Pass hoch. Im Gegensatz zu Nassfeld und dem Plöckenpass war hier alles komplett voll wie auf dem Rummelplatz. Erst zwei Kehren abwärts nach der Passhöhe finden wir einen Parkplatz. Das Material sortiert ging es dann um 11.45 los und um 12:40 standen wir am Einstieg.

Da die Maximalschwierigkeit mit 4- angegeben ist entscheide ich mich mit guten Zustiegsschuhen einzusteigen. Die erste Seillänge gestaltet sich für eine 3+ dann doch erstaunlich schwierig. Ein Bohrhaken und ein Schlaghaken bereits mit Reepschnur verbunden bilden den ersten Stand. Ich wollte ihn eigentlich überspringen, aufgrund der Seilreibung und unerwartet höheren Schwierigkeit entscheide ich mich doch zuerst meinen Nachsteiger nachzuholen. Die nächsten zwei Seillängen sind dann einfach. Nach meinem Panico Topo 2x35 Meter, ich kann jedoch zwei davon mit dem 60 Meter Halbseil zusammenlegen. Entweder war mein Weg direkter oder die Längen sind kürzer. Der anschließende Stand ist fragwürdig. Zwei Schlaghaken bereits per Schlinge verbunden, wobei ein Haken bereits wackelt. Wenigstens kann man gut stehen. Ich verstärke den Stand mit einem Keil, der lässt sich hier gut legen. Nachsteiger nachgeholt, und weiter gehts. Beim nächsten Stand (also nach Topo nach Seillänge 4) erreicht man einen Stand mit einem einzelnen Bohrhaken an einem großen Felsblock. Außenrum alles extrem brüchig und steinschlaggefährdet. Oder ich habe Topo und Route falsch gelesen. Ich verbessere den Stand noch mit einem Friend. Dafür kann man super komfortabel stehen. Hier wechsle ich nun auf Kletterschuhe, da der Mittelteil laut Topo schwerer werden müsste. Gute Entscheidung. Danach quert man leicht nach rechts, am besten erst etwas absteigen. Ich bin oben gequert, war schwerer. Das auffinden einen Schlaghakens beruhigt mich, da bin ich wohl nicht ganz falsch.


Am Ende von Seillänge 5 gibt es einen Stand aus Bohrhaken und Normalhaken, die noch verbunden werden müssen. Seillänge 6 ist dann die für mich schönste Seillänge der Tour. Es geht links um die Ecke, und dort in einer Art Kamin/Verschneidung hinauf, sogar Bohrhaken finden sich hier.


Nach Seillänge 6 gibt es einen Stand bestehend aus einem Bohrhaken, und ein gutes Stück weiter links davon zwei Schlaghaken. Von diesen kommt man in einigermaßen festem Gestein zum nächsten Stand, welcher aus zwei Bohrhaken besteht, die noch verbunden werden sollten. Also Schlinge rein und weiter gehts. Mittlerweile sind trotz des guten Wetterberichts dunkle Wolken aufgezogen, und weiter entfernt ist Regen sichtbar. Also zügig in die 8. Seillänge. Diagonal geht es nach rechts raus, anschließend wieder nach links (Haken verlängern). Gerade als ich in leichtes Gelände aufsteigen will merke ich dass der Riesengriff den ich nur leicht anfasse beweglich ist. Schlimmer, er teilt sich bereits in zwei Steine, einer davon bereits das Kaliber eines Kletterhelmes. Ich schaffe es den Fels in den Boden zu drücken und die zwei Teile abzulegen. Dahinter klafft ein großes Erdloch in dem der Fels war. Es war zwar vieles locker, aber bei diesem hätte ich es nicht erwartet. Trotz 10 Jahren Klettererfahrung. Danach geht es leicht auf zum Stand, welcher aus zwei Schlaghaken besteht. Diese sehen jedoch noch vertrauenserweckend aus, lediglich die Reepschnur ist bereits außen in einem Strang oberflächlich angerissen, ich verwende zur Sicherheit eine eigene Kevlarschlinge. Nachsteiger nachgeholt. Hier soll es also die erste Ausquermöglichkeit zum Klettersteig geben. Doch davor gibt es erstmal einen schönen selbst abzusichernden Quergang nach hinten, dann nach links und dann zu einem weiteren Stand bzw. zwei Schlaghaken unterhalb der Verschneidung. Ich verlängere ihn und steige auf in die Verschneidung Seillänge 9. Das Topo sagt ab hier ist die Route nicht mehr saniert, das kann ich bestätigen. Es findet sich noch ein Schlaghaken, aber keine Möglichkeit einen sicheren Stand zu bauen. Ich entscheide mich letztendlich für einen Schlingenstand an einem großen Felsblock, der aber auch nicht vollständig fest ist. Die Sucherei hat Zeit gekostet. Mittlerweise fängt es an zu nieseln. In der Rinne neben uns gibt es Steinschlag. Ob von Menschen, Tieren oder einfach der Witterung ausgelöst ist nicht zu sagen. Wir entscheiden uns aufgrund der hier miserablen Felsqualität und des aufziehenden Regens die im Topo eingezeichnete Querung nach Seillänge 10 zu nutzen. In der Seillänge finde ich auch zwei Normalhaken, lege einen Friend in die Querung oben in der Rinne (Camalot rot) und komme dann nach links zu einem Stand aus zwei Schlaghaken. Mein Nachsteiger kommt hinterher und im Nieselregen packen wir das Material ein und wechseln die Schuhe. Rechts der Rinne sieht man den Schlingenstand wenn es mit Seillänge 11 weitergehen soll. Wie man in dem Schwierigkeitsgrad (nach Topo 3+) im brüchigen Gelände dorthin kommen soll ist mir unklar.


Wir folgen den Wegmarkierungen und sind froh im oberen Teil des Klettersteigs (bereits nach den Stahlseilen) in Gelände zu sein, welches auch bei Regen nicht mehr so riskant ist. Nach kurzer Zeit erreichen wir eine Wegkreuzung. Gipfel oder Abstieg? Aufgrund des wechselhaften Wetters entscheiden wir uns für den Abstieg. Unterwegs grüßen uns Schafe im Geröll. Nach einer Stunde gefühlt endlosen Schotter und Geröllfeldern erreichen wir wieder die Passhöhe nach 18 Uhr. Wir gönnen uns noch ein Eis am Souvenirshop, dann beginnt es richtig zu regnen. Also alles richtig gemacht! Die Dame am Souvenirstand bietet uns sogar an reinzukommen, da es aber nur wenige Minuten zum Auto sind lehnen wir dankend ab und gehen schnell rüber.


Was sagt man nun als Fazit zu der Tour?

Die Zeit haben wir tatsächlich etwas unterschätzt, da wir davon ausgegangen sind die leichten Seillängen am langen Seil gehen zu können. Aufgrund des brüchigen Gesteins und der gefühlt höheren Schwierigkeit mit schlechten mobilen Sicherungsmöglichkeiten haben wir dann doch Stand zu Stand gesichert. Durch die Ausquerungsmöglichkeiten in den Klettersteig nach Seillänge 8 und 10 ist man zeitlich aber flexibler. Insgesamt mehr alpiner Charakter. Auf jeden Fall eine Tour die lange in Erinnerung bleiben wird!





Tourengänger: rubikus


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Kommentare (3)


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evil_horst hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2021 um 19:29
Servus Rubikus, da die Tour bei mir ebenfalls auf dem Zettel steht, bin ich sehr dankbar für den ausführlichen und informativen Bericht. Merci!

rubikus hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2021 um 20:13
Gerne! Freut mich dass so schnell wer meinen Beitrag sieht. Falls du noch Infos brauchst einfach per PM schreiben.

evil_horst hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2021 um 20:27
Danke, meine Fragen (bezüglich der Absicherung) hast Du alle in Deinem tollen Bericht beantwortet. Ansonsten kenn ich mich in dem Eck ganz gut aus, war heuer erst wieder dort, auf der Mala Mojstrovka war ich auch schon via Klettersteig, da bin ich drauf aufmerksam geworden... Einfach traumhaft dort...

Die Schnelligkeit war Zufall, komm ausm Karwendel vom klettern heim, mit Plänen fürs nächste Jahr, mach den Rechner an und seh gleich diesen Bericht... :D


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