Moor (2346m) und Jöchli (2336m) in Schwarzweiss


Publiziert von Gir2020 , 10. Juli 2020 um 16:16.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 9 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG   CH-AI 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m

Charakter und Schwierigkeit
 

Moor und Jöchli (auch Jöchliturm genannt), das sind zwei markante Berge in der mittleren Kette des Alpsteins, die aussichtsreichen und nicht allzu überlaufenen Gipfelgenuss bieten. Beide Berge können relativ einfach bestiegen werden: Der Jöchliturm 2336m vom Jöchlisattel in etwa 10 Minuten über einen nur wenig ansteigenden Grat, man halte sich hier mit Vorteil an die grasigen Partien (Schwierigkeit T3). Der Moor 2346m ebenfalls vom Jöchlisattel in etwa 15 Minuten, über einen grasigen Kamm erreicht man einfach den Nordgipfel (Schwierigkeit T3), danach folgt man dem Grat zum Hauptgipfel, unmittelbar bei Beginn der felsigen Passage und Kante zweigt links ein einfach zu begehendes Band ab, dass man unschwierig, allerdings sehr ausgesetzt begehen kann (Schwierigkeit T4). Nach etwa 30 Metern endet dies und man steigt über harmloses Gras zum Hauptgipfel rechts auf. Die Tritte und Griffe sind solid und halten das Gewicht. Wer den direkten Anstieg zum Moor-Hauptgipfel scheut und schwindelfrei und trittsicher ist, dem bietet diese Variante eine leichtere Möglichkeit, so wie mir, als ich am 9. Juli 2020 den Moor-Hauptgipfel das erste Mal bestieg.
 

Beschreibung
 

Als Ausgangspunkt bietet sich Wildhaus an, markierte Wanderwege bringen einen schnell zum Talkessel von Tesel. Achtung: Das Flürentobel ist momentan gesperrt. So nahm ich den längeren Umweg über Gamplüt in Kauf. Vom Talkessel vor Tesel zweigt der blau-weiss-blau markierte Wanderweg ab und bringt einen rasch zum Wildhauser Schafboden, dort überrascht die wilde Felsszenerie zwischen Schafberg und Moor. Nach einer weiteren Terrasse erreicht man das grosse Schneefeld, das allerdings harmlos zu begehen ist. Die nächste Terrasse wird steil und ab und zu mit Gebrauch der Hände überwunden, dann zweigt links der alpine Weg zum Schafberg ab und rechts geht es über einen langen und mühsamen Geröllkegel hinauf zum Jöchlisattel. Danach ging ich zuerst zum Jöchliturm und genoss ausgiebig die tolle Aussicht. Leider fehlt momentan das Gipfelbuch vom Peter Diener sen. Nach einer langen Gipfelrast ging es wieder hinunter zum Sattel und von dort aus zum Moor-Nordgipfel, danach kurz wieder hinab und über das oben erwähnte Band links unterhalb des Moor-Hauptgipfels über gutmütig gestuftes Gras rasch zum Moor. Leider fehlte auch auf dem Moor das Gipfelbuch. Den Rückweg nahm ich ebenfalls über das ausgesetzte Band, was problemlos vonstattenging.
 

Zur Geschichte des „Moor“: Traurig, schwarz und düster


Die Dufourkarte IX von 1854 kennt den „Moor“ noch nicht.
 

Im Wanderspiegel von J. B. E. Rusch aus dem Jahr 1873 wird der „Moor“ vermutlich erstmals erwähnt, als der Autor seine Eindrücke einer Wanderung auf den Altmann schildert: „Einen Schatten in das Sonnenreich der Gedanken wirft der traurige schwarze Berg „Mohr“, den wir – eben aufgestanden – zur Linken passiren. Er zieht seinen Rücken wie ein befrackter Kellnerjüngling und macht der Herrlichkeit der Natur eine lange Nase.“
 

Professor Kuhn in Friedrichshafen schreibt in seinem Artikel „Der Alpstein im Kanton Appenzell“, der im Band XIX der Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1888 veröffentlicht wurde, folgendes: „Am Wildhauser Schafberg gabelt der Kamm und schickt einen beinahe gleich hohen Nebenzweig in den Geierspitzen und dem Saxer Moor 2357m gegen SO, während die Hauptkette, ein erhabenes Felsenamphitheater bildend, sich zu dem charactervollen, trotzigen Gipfel des Altmann 2435m hinwendet, dem zweithöchsten Berg und Knotenpunkt des ganzen Systems.“ Zudem beschreibt Kuhn während seiner Besteigung des Altmanns folgendes: „Man wendet sich nun rechts, ersteigt auf schmalen Rasenbändern die Terrassen zwischen dem Altmann und dem düsteren Saxer Moor und gelangt über wüstes Gestein zwischen tiefen Klüften und Wetterlöchern hindurch an eine lange und breite Schutthalde.“
 

Die Siegfriedkarte (Blatt 240: Säntis) von 1889 gibt den „Moor“ mit 2346m an.
 

Im ersten Alpsteinführer (Das Säntis-Gebiet. Illustrierter Touristenführer von Gottlieb Lüthi und Carl Egloff) von 1904 liest man folgendes zum „Moor“: „Um vom Jöchli zum nahen Gipfel des Moor zu gelangen, der als trotziger Felskoloss in mächtigen Terrassen zur Teselalp niedersetzt, haben wir zunächst auf dem gleichen Weg, den wir gekommen, wieder ein Stück weit abzusteigen und sodann den kurzen und harmlosen, blumenreichen Rasengrat zu überschreiten, der von Punkt 2304m in südlicher Richtung zum Gipfelblock hinüberstreicht. Eine kaum viertelstündige, interessante Kletterei (nicht gerade schwierig aber etwas exponiert), bei der wir uns genau an die Gratkante zu halten haben, bringt uns auf die Spitze des Berges.“
 

Dass der Moor-Hauptgipfel auf einem einfachen, allerdings sehr ausgesetzten Wildwechsel etwas links unterhalb des Gipfelblocks erreicht werden kann, verschweigt der Säntisführer von 1904.
 

Zu den Fotos
 

Bewusst habe ich erneut Schwarzweissaufnahmen gemacht, da sie die Stimmungen und Formen besser wiedergeben und durch die Reduktion auf das Wesentliche den Blick des Beobachters nicht ablenken.


Tourengänger: Gir2020


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