Col de Fozöres 2357m - Die Abgründe von Pederü

Die Senneshochfläche fällt mit schroffen Abbrüchen ins Rautal ab. An diesen Abgründen entlang zieht ein alter Steig Richtung Monte Sella di Sennes, er ist zwar markiert, wird aber kaum noch begangen. Gerade gedacht, höre ich schon eine Horde hinter mir und eine Gruppe flotter Wanderer trabt vorbei, was suchen die denn in dieser Einöde?
Sie zweigen bald Richtung Sennesalm ab, ich jedoch bleibe am Rand des Abgrunds, mein Ziel ist der Col de Fozedöres, ein unbeachteter Buckel direkt über dem Rautal. Ich folge den Tierspuren über steile Wiesen und ohne Schwierigkeit nähere ich mich dem sanften Hügel. Doch neben mir fällt das Gelände teilweise senkrecht ab, wenige Meter neben der Wiese bricht sie ab und beim Nähertreten stockt der Atem. Tiefe Schluchten reißen ohne Vorwarnung an der Grasnarbe weg und das Adrenalin schießt. Mit vorsichtigen Tritten werfe ich zaghafte Blicke in die Tiefe und ziehe mich gerne wieder zurück.
Wenige Schritte daneben sitze ich wieder entspannt auf einer Wiese am Gipfel und schaue den ersten Edelweiß beim Wachsen zu. Die Senneshochfläche ist beinahe menschenleer, nur am Monte Sella und Seekofel tummeln sich ein paar Gipfelstürmer. Was für ein herrliches, weitläufiges, einsames Gebiet, allein die Murmeltieren wuseln in Massen umher.
Ich reiße mich los und schleiche mich unbemerkt zurück. An der alten Militärstraße bekomme ich Gesellschaft, Pederü wird bevölkert, der Parkplatz quillt über, bald werden sie wieder Maut erheben und nach der Coronapause kehrt langsam der ganz normale Wahnsinn zurück unter den Abgründen des Col de Fozöres.