Upside down...and round and round...


Publiziert von lorenzo , 8. Juli 2020 um 20:25.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:17 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-BE 
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 2140 m
Abstieg: 2140 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Spitz im Muscherenschlund oder cff logo Sangernboden, Dorf (ca. 45min länger)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:LK 1226 Boltigen; M. Brandt, Préalpes Fribourgeoises, CAS 1991

Es isch ume Früelig, u ds Plaffeie hei si scho d'Granium duss...und noch ein bisschen weiter oben ist wieder Bergfrühling, der sich mit Alpenglöckchen, Anemonen, Enzian, Flockenblumen, Flueblüemli, Löwenzahn, Primeln, Soldanellen und Steinbrech, grünenden Matten, tropfenden Altschneefeldern sowie glucksenden und rauschenden Schmelzwasserbächen schmückt. Und auch die Gemsen mit ihren Jungen hüpfen wieder mit atemberaubender Behendigkeit über Grate und Flanken, durch die windbewegte Luft segeln jauchzende Dohlen und irgendwo in einer Tanne verborgen ruft ein Kuckuck - höchste Zeit also, um sich wieder einmal auf Wanderpirsch zu begeben.

Wenn ich mich richtig erinnere, las ich bei Reinhold Messner einmal, dass man seine Touren nicht wiederholen soll, vermutlich weil jede Wiederholung gegenüber der ersten Begehung nur enttäuschend ausfallen kann. Andererseits heisst es - verkürzt - bei Heraklit, dem das "panta rhei", übersetzt: "alles fliesst", zugeschrieben wird, dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann, weil es nie derselbe ist und auch wir niemals dieselben bleiben. Auf die Berge übertragen, würde das bedeuten, dass man niemals auf denselben Gipfel steigen oder dieselbe Route wiederholen kann, weil sie selbst, die Umstände und die Verhältnisse sich laufend verändern und wie sie auch wir, schon allein dadurch, dass wir unaufhaltsam älter werden.

Messners Aussage mag auf SpitzenbergsteigerInnen zutreffen, die eine stetige Leistungssteigerung anstreben und villeicht sich und ihr Publikum nicht enttäuschen wollen. Allerdings hatten auch Ausnahmebergsteiger ihre "Hausberge", die sie aus Verbundenheit oder zum Training immer wieder bestiegen, so z.B. Walter Bonatti den Mont Blanc, Hans Kammerlander den Moosstock oder Ueli Steck Harder, Niesen und Eiger. Mir waren beide Auffassungen vertraut, indem ich ebenso gerne neue Ziele verfolgte, wie meine Lieblingstouren wiederholte. Ihre Wiederholungen folgen  - von Varianten abgesehen - zwar mehr oder weniger immer demselben Routenverlauf, führen aber abhängig von der Jahreszeit, dem Wetter, den Verhältnissen und der eigenen Verfassung jeweils zu ganz unterschiedlichen Erlebnissen. Somit gleicht im Sinne von G. Deleuzes "Differenz und Wiederholung" keine der anderen.

Genug des Philosophierens, das Andere viel besser können! Als ich die unten beschriebene Walop-Runde im November 2003 bei spätherbstlichen oder frühwinterlichen Bedingungen zum ersten Mal unternahm, waren die Tage schon kurz, nordseitig lag bereits Schnee, und es blies ein Föhnsturm, der mich, aus Angst vom Fels fortgeweht zu werden, veranlasste, am Ende der Überschreitung wohlweislich auf die Erkletterung der Schlüsselstelle am Rotechaste zu verzichten und diesen auf der Normalroute von NE zu besteigen. Die zweite Begehung folgte dann fünf Jahre später im Rahmen der letzten Etappe der Trilogie Stockhorn-Gantrisch-Kaiseregg an einem prächtigen Herbsttag Ende Oktober 2008, der alle Farben und Schattierungen der Route und der umliegenden Landschaft auf das Schönste zur Geltung brachte. Zudem gelang es mir dabei auch, mit der Schlüsselstelle das Pünktchen auf das "I" der Trilogie zu setzen. Und was ist mit der dritten Begehung? Diese fand diesmal - findige Köpfe ahnen es wohl schon - im Frühling statt, genauer genommen: im Bergfrühling, und sollte wie die beiden anderen zu einem einzigartigen - oder in der Sprache der Philosophen: singulären - Ereignis werden.


Nachdem in der Woche vorher im Hochgebirge gefährlich viel Schnee gefallen, in den Voralpen der Schnee aber bereits zur Mangelware geworden war, beschloss ich an einem Wochenende Mitte Mai, die Ski mit den Wanderschuhen zu tauschen. "Alles neu macht der Mai" und "aus alt mach neu" sagte ich mir, griff tief in die Schatztruhe und holte als besonders funkelndes Schmuckstück die Walop-Runde hervor. Am Vorabend erblickte ich vom Balkon aus nördlich unter dem von Weitem trocken aussehenden Verbindungsgrat zwischen Widdergalm, Stieregrat und Kaiseregg nur noch wenige Schneefelder und - und streifen. Auch das Wetter sollte gut werden, so dass als einzige Unbekannte nur meine Verfassung blieb. Obwohl ich keineswegs sicher war, den schwierigen Stellen nach bald zwölf Jahren noch gewachsen zu sein, legte ich mich zuversichtlich schlafen.

Noch bei der Anfahrt thronte das kaiserliche Triumvirat, den baldigen Sonnenaufgang erwartend, am ungetrübten Morgenhimmel hoch über Plaffeien. Und als ich im Muscherenschlund losmarschierte, vergoldeten erste Sonnenstrahlen die drei hehren Gipfel. Aber einmal mehr hatte ich die Rechnung ohne das Co-Präsidium von Bise und Restfeuchtigkeit gemacht, das nicht zögerte, sein brodelndes Süppchen zu kochen und daraus Quellwolken aufsteigen zu lassen, die, von eisigen Böen getrieben - sie liessen mich zwischendurch sogar ins Handschuhfach greifen -, zunehmend die Sicht vernebelten. Zum Glück bereitete die Orientierung auf dem Grat keine Probleme, denn die drei Felsstufen gaben mir genug zu beissen und verlangten volle Konzentration. Gras und Felsen waren aber trocken, so dass ich schon bald das Gipfelkreuz des Widdergalm aus dem Nebel auftauchen sah.

Im Blindflug, wenn auch mit Bodenhaftung, ging es über den Grat weiter, wobei der Nebel die nächsten Hindernisse jeweils erst im letzten Moment freigab. So hielt ich die felsige Passage zwischen Stieregrat E- und W-Gipfel zuerst für das berüchtigte pièce de résistance zwischen Widdergalm und Kaiseregg, bis ich nach dem Abstieg vom W-Gipfel schon bald eines Besseren belehrt wurde, indem dieses nämlich durch den Nebelfilter immer deutlichere und bedrohlichere Konturen anzunehmen begann. Aber wieso Panik schieben? Lag mir doch mit diesem Felsgrat das Paradestück der ganzen Runde zu Füssen, das, so wie ich mich erinnerte, Genusskletterei in kompaktem und griffigem Schrattenkalk versprach. Mit gemischten Gefühlen machte ich mich ans Werk, und wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht! Die Überschreitung der Hasensprungspitzen verlangte dann nochmals einige Aufmerksamkeit, bevor mit dem anregenden Aufstieg zur Kaiseregg meine Kondition vorübergehend wieder in die Pflicht genommen wurde. Leider steckte der Gipfel nicht in des Kaisers neuen Kleidern, sondern präsentierte rundherum eine graue und undurchsichtige Mattscheibe.


Nach den technischen und wetterbedingten Unwägbarkeiten der ersten beiden Etappen und dem Abstieg zum Kaisereggpass wanderte ich auf markierten Bergwegen wieder etwas entspannter weiter bis zum Teuschlismadsattel. Auch die Bewölkung lockerte zunehmend auf und gab nach und nach die Sicht auf die dritte Etappe bzw. den weiteren Gratverlauf bis zum Rotechaste und den bisher zurückgelegten Weg sowie auf Euschels im Westen, das Jauntal im Süden und die südwestlichen Préalpes frei, und so hofften auch entgegenkommende Wandergruppen, die Richtung Kaiseregg unterwegs waren, auf das verdiente Gipfelpanorama. Von den sagenhaften "zehn Seen" sollte ich aber bis zuletzt höchstens gut die Hälfte zu Gesicht bekommen. Ab dem Teuschlismadsattel wurde der Grat allmählich wieder anspruchsvoller. Auf die luftige Überschreitung der drei Gipfel des Schafberg mit atemberaubenden Tiefblicken hinunter zur Kaisereggalp folgte ein harmlos scheinender, aber nicht zu unterschätzender Gratabschnitt mit einigen kniffligen Passagen sowie der klettertechnisch anspruchsvollste Teil der Tour, die Besteigung der drei Gipfel des Rotechaste. Vor dem 5m-Wändchen unter dem Hauptgipfel suchte, probierte und zögerte ich wie beim letzten Mal vor zwölf Jahren einen Moment - "wertvolle Zeit verstrich", wie jeweils in dramatischen Schilderungen irgendeines eines Alpinklassikers zu lesen ist - mais n'exagérons pas: die guten Tritte waren unübersehbar, schliesslich machten auch die Hände mit, und kurz darauf begrüsste mich der Gipfelsteinmann.

"Mach jetzt bloss keine Dummheit!" sagte ich mir nach der kurzen Gipfelrast beim Aufbruch, denn der Abstieg über den NE-Rücken in die oberste Scharte verlangte nochmals volle Konzentration. Mit der anschliessenden Querung des darunterliegenden Schrofengrabens war das Gröbste dann aber überstanden, und nach einem kurzen Exerzitium auf steilem Gras konnte ich auf festem Altschnee beschwingt über die Südostflanke zum Bergweg hinabgleiten. Auch diesem entlang hinunter nach Vordere Walop warteten noch ein paar vergnügliche Rutschpartien. Hier musste ich nochmals den ersten Gang einlegen, um beim letzten Aufstieg  zum Übergang nach Chüearnisch wieder in die Gänge zu kommen. Auf Buufel und Vortel wurden letzte Vorbereitungen zur Eröffnung der Alpsaison getroffen, wir grüssten uns freundlich, aber wie die ÄlplerInnen hatte auch ich noch zu tun und folgte "Gring ache" meinem Weg, bis es nicht mehr höher ging. Der Abstieg nach Chüearnisch wurde durch packende Tief- und Ausblicke zum Bärgli, den Boltiger Flüe und zum oberen und unteren Simmental sowie auflockernde Altschneefelder verkürzt. Und nach einer letzten Pause auf Chüearnisch, weiteren Rutschpartien bis oberhalb Steinig Gantrisch und einem friedlichen Ausklang über Chänel Gantrisch wurde ich zurück im Muscherenschlund von den Glocken weidender Gusti, zwitschernden Vögeln, zirpenden Grillen und dem Rauschen der Muscherensense begrüsst:


Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.

 

(Goethe, Faust II, 1832)



Widdergalm
Aufstieg über die ENE-Kante: Vom Spitz (1191m) im Muscherenschlund auf der Alpstrasse und dem Fahrweg (gelb markiert) bis Chänel Gantrisch (1499m) und weiter auf dem Fahrweg (weiss-rot markiert) über Steinig Gantrisch (1641m) bis ca. 1755m. Auf dem eingezeichneten Pfad kurz nach N, dann auf dem ENE-Rücken auf steilem Gras zur Abflachung bei P. 1906 und weiter zur ENE-Kante. Über diese auf grasig-felsigen Schrofen, im unteren Drittel drei kurze Felsaufschwünge erkletternd (I-II, z.T. brüchig) ausgesetzt direkt auf den Widdergalm (2174m, Gipfelkreuz), 1h 45min-2h, T6.


Abstieg über den NW-Grat (Gemschgrätli): auf dem zuerst breiten Grasgrat (Pfadspuren), zuletzt steil hinunter und zwei Gendarmen ausgesetzt überschreitend oder SW umgehend in eine erste Scharte ca. 2070m. Über Gras und Felsen hinauf zu P. 2097 und wieder steil hinunter und zwei Gendarmen SW umgehend (Pfadspuren) in eine zweite Scharte ca. 2055m, T5, 15min.

Stieregrat-Kaiseregg
Traversierung von E nach W: dem Grat folgend (Pfadspuren) abwechselnd auf und ab einfach über P. 2105 und P. 2095 zum Stieregrat E-Gipfel (2148m) und weiter, einen felsigen Abschnitt überkletternd (I) zum W-oder Hauptgipfel (2160m). Abstieg über den Grasgrat zu einem Felsgrat, der ausgesetzt überklettert wird (Piaz-Platte und abschliessende 5m-Stufe II). Weiter auf dem z.T. felsigen Grat (Stellen I) über die beiden Hasensprungspitzen (2084m und 2074m) und zuletzt auf dem grasigen Grat (Pfadspuren) einfach zum Metzgertrittenpass (2027m) hinunter. Über den NE-Grat (Pfadspuren), einige Felsstufen überwindend, auf die Kaiseregg (2185m, Gipfelkreuz), 1h 30min-1h 45min, T6.

Abstieg über den SW-Grat: auf der grasig-felsigen Krete (T3) oder auf dem weiss-rot markierten Bergweg SE unter dem Grat (T2) hinunter zum Kaisereggpass (2072m), 15min.

Schafberg-Rotechaste
Gratüberschreitung vom Kaisereggpass: vom Kaisereggpass (2072m) auf dem weiss-blau markierten Bergweg - oder zu Beginn alternativ weiss-rot markierten Pfadspuren folgend über P. 2104 - zu P. 2094 und hinunter zum Teuschlismadsattel (ca. 2065m). Weiter auf dem Grat (Pfadspuren) über P. 2099 und P. 2105, einige Graskuppen überschreitend oder SW umgehend und zuletzt steil hinauf zum Schafberg W-Gipfel (2212m). Über den Grat ab- und aufsteigend zuerst auf den Schafberg Mittelgipfel (2223m) und nach der ausgesetzten Querung einer tiefen Scharte hinauf zum Schafberg E- oder Hautgipfel (2239m). Zuerst absteigend, dann in leichtem Auf und Ab über den Grat (Pfadspuren) zu P. 2212 und Abstieg in die Scharte vor dem Rotechaste, wobei über einen kurzen Gratabschnitt auf rötlichen Felsen abgeklettert (I-II, ausgesetzt) und ein Gendarm aus grauen Felsen halb S erklettert und überschritten werden kann (I). Von der Scharte SE Umgehung vom Turm des SW-Gipfels zum Schrofentrichter SE der 3 Gipfel des Rotechaste. Abstecher am linken Trichterrand zum SW-Gipfel (2211m) und über Schrofen und leichte Felsen (I) nach NE zum Mittelgipfel. Über die Felsen zurück und auf einem Felsband SE vom Mittelgipfel zur Scharte zwischen diesem und dem NE- oder Hauptgipfel (2216m), der über ein Wändchen (ca. 5m, III, feingriffig, aber gute Tritte) und leichte Felsen erklettert wird, 2h-2h 15min, T6.

Abstieg über die SE-Flanke: vom Rotechaste NE- oder Hauptgipfel auf Gras kurz nach SE (Sicherungsstange), dann nach NE über steiles Gras und brüchige Felsschrofen (Pfadspuren) in die oberste Scharte im NE-Grat. Unter dem obersten NE-Gratturm absteigende Querung eines Schrofengrabens zur SE-Flanke, über diese auf steilem Gras hinunter zum Wegweiser von Luchere (1990m), und auf dem weiss-rot markierten Bergweg nach Vordere Walop (1665m), 30-45min, T5.

Vortel-Chüearnisch
Aufstieg über Vortel: von Vordere Walop (1665m) auf dem weiss-rot markierten Fahr- und Bergweg über die Alpen Buufel (1760m) und Vortel (1938m) zum Übergang im Widdergalm SSE-Grat S P. 2053, 30-45min, T2.

Rückweg über Chüearnisch: auf dem weiss-rot markierten Bergweg entlang der E-Flanke (ausgesetzt, Abrutschgefahr in Altschneerinnen) zum NE-Rücken von P. 2027 und diesem entlang hinunter nach Chüearnisch (1826m) und zur Zustiegsroute, und auf dieser zurück, 1h 15min-1h 30min, T3.

Insgesamt 8h-9h 30min.

Verhältnisse: bei Bise zuerst Quellwolken und kühl, dann zunehmend sonnig und wärmer. Grate trocken, beim Abstieg vom Rotechaste nach Vordere Walop und vom Pass S P. 2053 nach Chüearnisch und Steinig Gantrisch einige willkommene Altschneefelder für Rutschpartien.

Material: Leichthelm und -pickel sowie 20m 7mm Reepschnur für alle Fälle (nicht gebraucht) zusätzlich zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 6.15 Start, 8.15 Widdergalm, 10.15 Kaiseregg, 12.30 Rotechaste, 14.30 Pass S P. 2053, 16 Uhr retour.

Tourengänger: lorenzo


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Kommentare (6)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 9. Juli 2020 um 10:41
Hallo Lorenzo.
Glückwunsch zur Tour und dickes Lob für den Bericht mit vielerlei schönen Gedankengängen, Wahrnehmungen und Verweisen rund ums „Bergige“. Auch wenn diese Tour jenseits meines technischen Könnens liegt, habe ich gerade doch mit großem Interesse hineingelesen. Danke für’s Mitnehmen.
Schönen Gruß, Frank

lorenzo hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Juli 2020 um 21:12
Hallo Schubi

so eine schöne Rückmeldung bekommt man nicht alle Tage! Ich habe mich sehr darüber gefreut, vielen Dank!

Ich wünsche Dir einen sonnigen Sommer mit vielen spannenden Touren, villeicht auch einmal in diesem Gebiet?

Herzliche Grüsse aus dem Berner- ins Badnerland

lorenzo


schnafler hat gesagt: chapeau
Gesendet am 17. Juli 2020 um 17:01
Ich werde demnächst etwas ausführlicher auf deinen vorzüglichen Bericht antworten. Jetzt nur schon soviel: Du bist nicht nur ein findiger Routentüftler und Erfinder bzw. Entdecker (spannender Unterschied!) von lohnenden Enchaînements, sondern auch ein begnadeter Stilist - und das fällt auf diesem doch sehr pragmatisch gehaltenen Verlautbarungs-Channel umso mehr auf. Ich muss weiter....

lorenzo hat gesagt: RE:chapeau
Gesendet am 17. Juli 2020 um 22:02
Zwei auf einen Streich...gemeint sind Komplimente, das macht natürlich Freude! Und über den spannenden Unterschied zwischen Erfinder und Entdecker räsonier ich jetzt fürs Erste mit dem Sandmann. Ich bin gespannt...

schnafler hat gesagt: RE:chapeau
Gesendet am 18. Juli 2020 um 17:13
Noch einmal ich bin es - eben, es ist ja schon so, dass du nicht nur verreckte Touren machst und hochstellst, wie man neudeutsch sagt, sondern das alles auch elegant und literarisch hochstehend rüberbringst, was zwar wiederum neudeutsch formuliert geraten ist. Mir gefällt als Germanist und Autor natürlich, dass du z.B. aus Faust II zitierst - ich nehme aber an, dass nicht sehr viele auf diesem Channel zu goutieren imstande sind, was du denn da eigentlich an Perlen, ja, lieferst über die ganz pragmatische und auf hikr.org eigentlich natürlich zentrale INFO hinaus; obwohl in der gesamten Alpinberichterstattung, historisch betrachtet - sie ist mittlerweile ja bald ein Vierteljahrtausend alt - das literarische Element bis vor ein paar Jahren oder höchstens Jahrzehnten immer eine nicht zu vernachlässigende oder sogar grosse Rolle gespielt hat. Das ist heute, in Zeichen von facebook, instagram und auch von www.gipfelbuch und hikr.org ganz augenscheinlich nicht mehr so; da wird meistens nur noch sogenannte Info geliefert - mais: c'est le ton qui fait la musique. Mir gefällt es jedenfalls eben ausnehmend, wenn ich nicht nur rein faktisch informiert werde über eine womöglich spannende T6-Tour (was mir als Maniac und, selbst wenn ich hier nicht so rüberkomme, auf Sicherheit achtender Berggänger sicher total wichtig ist!!) - sondern dabei eben vor allem auch den SOUND, im besten Fall den unverwechselbaren SOUND desjenigen oder derjenigen hören, die mir von ihrer Begehung erzählen. Denn eine Bergtour ist ja nie und nimmer nur die Summe der absolvierten Höhenmeter und Distanzkilometer, sie ist nie nur das, was der Schwierigkeitsgrad sagt - sondern im Wesentlichen vielmehr das, was jemand auf dieser Tour erlebt; klar. Und wenn mir jemand zeigt, wie das für ihn oder sie war, ist das eben schön - und nicht nur schön, sondern motivierend, beflügelnd im besten Fall....
Ich bin etwas länglich geworden; das mag u.a. daran liegen, dass ich heute früh speedystyle aufs Wildhorn gestiegen bin ab dem Lauenensee, ohne ein einziges Mal anzuhalten oder vorher Frühstück gehabt zu haben, dann weiter über den Lenker-Gipfel des Wildhorns runter zum obersten Ende des Tungelgletschers, wo ich meinen 1.36kg-Zauberschirm ausbreitete auf ca. 3160müM und nach erfolgter Bodenverlassung voll des Glückes selig herniedersegelte, dabei zwei Rippen nach links eher knapp überfliegend, bis etwa 800 Meter unter mir wieder die Geltenhütte auftauchte, an der ich heute früh schnöde vorbeigelatscht war. Etwas weiter vorne orgelte ich mich mit lustigen Steilspiralen runter zum Lauenensee - auch alte Säcke wollen zwischendurch doch mal wohl noch das Chilbi-Feeling...
Hmm, das waren auch nicht nur Infos, schon klar - ob SOUND dabei war, müssen andere sagen.

lorenzo hat gesagt: RE:chapeau
Gesendet am 20. Juli 2020 um 20:51
Zuerst ein chapeau zum wilden HIke&Fly am Wildhorn! Eine fantastische Runde, wie ich gerade der Karte entnehmen konnte. So einen Zauberschirm möchte ich auch haben und v.a. handhaben können, aber dafür müsste ich bei Null beginnen: Brevet und Lehrjahre mit einem Anfängerschirm, bevor ich ein so federleichtes Nastüechli auseinanderfalten dürfte...beim jetzigen Stand meiner Dinge könnte ich - auch nicht zu verachten - die Runde immerhin z.B. über den Silberritzepass und den Chatzegrabe oder über das Heidewägli zu einem erfreulichen Ende bringen, halt ohne lüpfigen Orgelpunkt über dem Lauenensee, dafür mit einem kühlenden Bad in diesem (hast Du hoffentlich auch noch gemacht)...

Was den Sound betrifft, finde ich, dass viele Hikrs viel unbefangener und leichtflüssiger schreiben können als ich, der sich jeden Satz mühsam erkämpfen muss - noch mehr als ein T6 - und deshalb zwischendurch froh ist, bei einem alterehrwürdigen Meister Zuflucht zu finden.

Übrigens hat mir von all der Alpinliteratur, die ich bisher gelesen habe und die ja heutzutage oft von GhostwriterInnen (mit-)verfasst wird, "Die grosse Wand" von Emil Zopfi am besten gefallen. Auf das SIW-Heftchen stiess ich ca. Anfangs 90er-Jahre erstmals in einer Volksbücherei, und Jahre später fand ich glücklicherweise zufällig ein Exemplar davon in einem Antiquariat.


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