Teichschlucht | Mörderloch | Hexenlochmühle | Balzer Herrgott - Schöne alte Heimat


Publiziert von alpstein , 7. Mai 2020 um 09:40.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 6 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Aufstieg: 820 m
Abstieg: 820 m
Strecke:13,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über A81-B31 bis Neustadt - Waldau - B500 bis Neueck - Gütenbach, PP am Felsenkeller nach dem südl. Ortsausgang. Man könnte auch an anderen Stellen in die Rundwanderung einsteigen
Kartennummer:WK Zweitälerland

„Wenn man älter wird, merkt man erst, wie schön es da ist, wo man herkommt“.  Der Satz könnte von mir kommen, stammt aber vom Schauspieler Christian Kohlund und stand heute in unserer Zeitung. Auf dieser Rundwanderung habe ich Orte in der engeren, alten Heimat aufgesucht, deren letzten Besuche schon 45 und mehr Jahre zurückliegen. Diese Ecke des Schwarzwaldes befindet sich in der Verlängerung des Simonswälder Tales, am östlichen Rand der Tourismusregion ZweiTälerLand. Bisher ein absolutes Hikr-Niemandsland.  Auf einer Teilpassage in der Teichschlucht war ich letztes Jahr unterwegs. Der gestrige Besuch hat alte Erinnerungen aufleben lassen und meine Erwartungen voll erfüllt.

Ausgangspunkt meiner Wanderung war Gütenbach (826 m). Wer Modellbau als Hobby oder eine Spielzeugeisenbahn hat, dem wird die hier beheimatete Firma Faller ein Begriff sein. Ein namhafter Uhrenhersteller befindet sich ebenfalls noch im Ort, der eng in einem Tal eingeklemmt ist. Am Felsenkeller am südlichen Ortsrand stellte ich mein Fahrzeug ab. Der erste Streckenabschnitt führte mich durch den Bannwald in der Teichschlucht in das Tal der Wilden Gutach hinab. Dort im engen Tal befindet man sich zwischen steilen 300 bis 400 m hohen Waldflanken und das blieb für über zwei Stunden auch so.

An der Pfaffmühle (612 m) folgt man wenige Meter der kaum befahrenen Straße und biegt dann Richtung Mörderloch ab. Bis zum Mörderloch (740 m) ist Beschilderung mit der gelben Raute wegweisend. Teils auf angenehm begehbaren Waldwegen, teils auf Pfaden, wird das einsam gelegene Haus im Mörderloch erreicht. Im engen Tal herrschte Stille. Kein Fahrzeuglärm, nur der Ruf des Kuckucks oder das Klopfen des Spechts waren zu vernehmen. Ginsterbüsche sorgten in der sonst grünen Umgebung für einen farbigen Kontrast.

Nach dem Mörderloch war die Hexenlochmühle das nächste Ziel. Es stellte sich als günstig heraus, dass ich mich schon tagelang mit einer sinnvollen Routenwahl beschäftigte. Indem ich nicht dem Wegweiser zur Mühle,  sondern dem zum Sattelhof auf dem Talgrund folgte,  konnte ich mir einige Kilometer und auch Höhenmeter ersparen. So musste ich der Straße unten nur etwa 200 m folgen und konnte in einer Kurve wieder in einen Tobel abzweigen. Wenig später folgte ich einem dünnen Landkartenstrich über eine Brücke nach rechts, der mich am Hang, hoch über der Straße, direkt zum Wanderpfad brachte, der die Hexenlochmühle mit dem Balzer Herrgott verbindet.

In wenigen Minuten bin ich zur Hexenlochmühle (678 m) abgestiegen. Sie liegt in einem Seitenast des Wildgutachtales und ist von der Schwarzwaldhochstraße B 500 über eine gut ausgebaute Straße erreichbar.  Ansonsten ein touristischer Hotspot im Mittleren Schwarzwald, war ich allein auf weiter Flur. Die Gaststätte ist wegen des Corona-Virus geschlossen und der Souvenir-Shop derzeit nur am Wochenende geöffnet.  An einer Sitzgruppe vis-a-vis der Mühlengebäude gönnte ich mir eine Trinkpause.  Hunger gehabt hätte ich schon auch, da mir aber mindestens 300 Hm Aufstieg bevorstanden, begnügte ich mich mit etwas Schokolade.

Direkt hinter den Gebäuden verschwindet der schöne Wanderpfad wieder im Gebüsch. Mit dem Höhengewinn erweitert sich auch das Sichtspektrum etwas in dem engen Tal. Zwischendurch ging es auf einem Forstweg auch noch einmal etwas hinab, bis der nächste Anstieg über einen Serpentinenpfad folgte. Fast eine Stunde nach dem Abmarsch an der Mühle stand ich dann unvermittelt vor der Weidebuche am „Balzer Herrgott“ (911 m), einem sehr speziellen Ort.

Von der in Weidebuchenstämmen eingewachsenen Statue ist nur noch der Kopf sichtbar. Es musste 1986 mit „chirurgischen“ Eingriffen auch etwas nachgeholfen werden, damit die Statue nicht vollkommen von den mittlerweile zu einem Baum zusammengewachsenen Stämmen verschlungen wird. Ehrlich gesagt lief es mir beim Anblick und auch angesichts der Geschichte vom „Balzer Herrgott“ eiskalt den Rücken runter.

Keine Menschenseele war sonst da, obwohl ein Wanderparkplatz nur 2 km entfernt ist. Im kühlen Wind hier oben war es mir für eine Vesperpause zu ungemütlich.  Daher zog ich noch ein Stück weiter. Das Gelände neigt sich hier oben merklich zurück, ich kam auf die Weideflächen der herrschaftlichen Höfe im Fallengrund fast auf 1000 m. Prächtig liegen die Höfe da.  Wer schon mal die Serie „Die Fallers“ gesehen hat, wird den „Faller Hof“ erkennen, der in Wahrheit Unterfallengrundhof heißt.  Er steht im Mittelpunkt der mittlerweile schon 26 Jahre alten Fernsehserie, die im 3. Programm von SWR läuft.

Dem kühlen Wind zum Trotz gönnte ich mir am Wanderparkplatz (956 m) endlich eine Brotzeit. 2,5 km waren es dann noch bis zum Ausgangspunkt nach Gütenbach hinab. Die Beschilderung „Gaißenpfädle“ nach, ging der Waldweg oberhalb vom "Schanzhäusle" rasch in einen Pfad über, der zwischendurch auch aussichtsreich war. Am Feldberg waren die letzten Reste der Wechten zu erkennen. Verstreut liegende Häuser an den Steilhängen unterhalb vom Ort kamen in Sicht. Sogar einige Ziegen, als Landschaftspfleger eingesetzt, habe ich noch passiert. Bald schloss sich der Kreis und letzte Aufstiegsmeter brachten mich nach Gütenbach zurück.

Fazit: Eine Wanderung, welche durch Einsamkeit, Wildnis, landschaftliche und heimatgeschichtliche Begebenheiten überzeugte.  Dabei wurden alte Erinnerungen wach. Unterwegs habe ich nur einen Wanderer und nach der Rückkehr eine Wandererin  getroffen, die gerade im Aufbruch begriffen war. Angesichts dessen, daß in Gütenbach mit ca. 1200 EW aktuell lediglich noch ein Corona-Infizierter von bisher zweien registriert ist, war die Wanderung auch unter gesundheitlichen Aspekten risikoarm und vertretbar ;-)

Route: Gütenbach/Felsenkeller – Teich – Teichschlucht – Pfaffmühle – Mörderloch – Sattelhof - Hexenlochmühle – In der Guten - Balzer Herrgott – PP Balzer Herrgott – Schanzhäusle - Gaißenpfädle – Teich – Gütenbach/Felsenkeller.  Durch viele Auf- und Abstiege summieren sich die Höhenmeter. Einige Forstwegpassagen lassen sich nicht vermeiden, sind aber durchwegs gut (kein Schotter) zu begehen.  Meine Route habe ich rot in der Karte vermerkt.

Meine Wanderungen im ZweiTälerLand

Tourengänger: alpstein


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Kommentare (2)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 7. Mai 2020 um 14:38
Hallo Hanspeter.

Schöne Idee, Orte nach einem langen Zeitraum wieder zu besuchen. Letzte Woche erst hab ich auf einer Top-Karte mit Hangneigungen entdeckt, dass links und rechts vom Tal der Wilden Gutach erstaunlich steile Hänge über 30 bis 45 Grad sind, das findet man im Schwarzwald auch nicht überall. Bis jetzt waren wir in der Ecke nur mal bei den Zweribach- und Hirschbach-Fällen. Ich muss da echt noch mehr entdecken. Auch die Teichschlucht ist ja ein Märchen!
Und Faller-Häuschen standen natürlich so einige auf der Modellbahn meiner Kindheit. Die Schwarzwald-Architektur bietet sich halt echt auch für eine kleine heile Welt an.

Gruß aus Offenburg, Frank

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Mai 2020 um 16:07
Hallo Frank,

vielen Dank für Deinen Kommentar.

Ein richtiges Gipfelgefühl fehlt halt, aber dennoch haben auch solche Wanderungen ihren Reiz. Die Wilde Gutach oder Wildgutach, wie wir sagen, ist eine wirklich wilde Sache. Einen Eindruck von der Gegend kann man gewinnen, wenn man, vom Simonswald kommend, das Tal auf einem schmalen und kurvigen Sträßen durchfährt. Man kommt dann in der Nähe von St. Märgen auf der B500 wieder raus.
Den Ort aufzusuchen, wo das große Lawinenunglück seinerzeit war, hätte mich noch gereizt, wäre mir dann aber doch zu weit geworden.

Beste Grüße und ein schönes Wochenende
Hanspeter


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