Felsen, weiße Frauen und Atomwaffen: Zu den Schönheiten von Ludwigswinkel


Publiziert von Nik Brückner , 13. Mai 2020 um 14:28. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:19 April 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:26,5km

Ihr habt auf meine letzten Tourenberichte aus dem Pfälzerwald mit so großen Interesse reagiert, dass ich Lust habe, Euch gleich noch eine Tour zu empfehlen. Diesmal geht's nach Ludwigswinkel, natürlich wieder zu unzähligen Felsen, aber auch zu einer weißen Frau  - und zu einem Atomwaffenlager. Jaja, das stimmt tatsächlich. Mit dabei: die Waldelfe, deren Lieblingsgegend die Landschaft um Ludwigswinkel ist.

Nur: Dürfen wir das überhaupt?

In Zeiten von SARS-CoV-2 informiert man sich besser vorher. Der Mannheimer Morgen schreibt auf die Frage "Darf man mit dem Auto als Freizeitbeschäftigung ins Grüne fahren?": "Wer zum Spazierengehen oder Wandern zum Beispiel in den Odenwald oder in die Pfalz möchte, darf dies unter den mehrfach genannten Bedingungen - höchsten zwei Personen oder die Bewohner eines gemeinsamen Haushalts - weiterhin tun." - okay, check -, er ergänzt aber, und das ist wichtig, "Es ist dabei aber zu empfehlen, sich über mögliche lokale Bestimmungen am Zielort vorab zu informieren."

Gut! Dann machen wir das. Der Landkreis Südwestpfalz schreibt auf seiner Seite: Yep, man darf! Es ist aber natürlich darauf zu achten, dass die üblichen Mindestabstände zu anderen Personen, die nicht Angehörige des eigenen Hausstands sind, eingehalten werden. In Ordnung, wird gemacht. Im Wald lässt es sich eh weitaus besser ausweichen, als in der Stadt.



Also rein ins Auto, "Be On A Razor's Edge" von Arvé eingeschoben, und ab! Losgez in Ludwigswinkel, wo wir am herrlich naturbelassenen Entenweiher (233 m) parken. Es geht die Petersbächler Straße entlang Richtung Ortsausgang. Dort, wo sie auf die K43 trifft, wandern wir auf breitem Weg in den Wald hinauf. Bald weisen Markierungen des Felsenland Sagenwegs nach rechts, denen schließen wir uns an.

An der nächsten Kreuzung führt ein herrlicher, schmaler Pfad links den Berg hinauf. Bald ist der Lindelskopf (343 m) erklommen.

Hier stand einst eine Burg. Ihr historischer Name ist nicht bekannt, deshalb heißt sie heute einfach Burg Lindelskopf. Die ehemalige Felsenburg befindet sich auf einem langgezogenen Felsmassiv direkt am Gipfel des Lindelskopfes. Von der frühmittelalterlichen Anlage sind aber leider nur noch wenige Reste vorhanden.

Spannend ist auch das große, fast mannshohe Felsenfenster, in das man ganz leicht hineinkraxeln kann.

Am Lindelskopf soll unterhalb des mächtigen Felsmassivs ein ewiger Jäger hausen. In Ludwigswinkel erzählt man sich, dass er Wandersleuten den falschen Weg weise... Also sollte man in diesem Waldstück auf der Hut sein, und stets auf den rechten Weg achten, sonst geschieht einem wie dem ewigen Jäger!

Wir passten gut auf, wanderten auf dem Anstiegsweg zurück bis zu einer beschilderten Gabelung, und hielten uns dort links. Es geht hinüber zu einem Sattel zwischen Lindelskopf und Mühlberg, und dort, weiter dem Sagenweg folgend, rechts hinunter ins Tal. Breite Waldwege führen uns zum nächsten Höhepunkt: dem Pfälzerwoog (230 m). Der verborgene Waldsee ist eins der absoluten Highlights am Weg (Tipp: In aller Frühe hin....), und auch der Wasgau-Seentour, die ebenfalls hier vorbeikommt.

Hier ist's ein wenig verwickelt, aber man kann eigentlich einfach dem Sagenweg folgen: Direkt nach dem See nach rechts, am Ende des Sees links, an der nächsten Kreuzung wieder links, dann nochmal links zu einer Lichtung, und auf der Lichtung rechts. Ist alles gut beschildert.

Man befindet sich nun auf einem Weg, der geradewegs auf den südlichen Ortsausgang von Fischbach zuführt. Den werden wir aber auf dieser Tour nicht erreichen - und wir wollen sowieso vorher noch einigen Highlights einen Besuch abstatten: dem Kleinen und dem Mittleren Hinzenfelsen, und der herrlichen Landschaft am Saarbach.

Also, auf der Lichtung rechts. Ein herrlicher Wegabschnitt durch den lichten, sonnendurchfluteten Kiefernwald! Leicht ansteigend geht es Richtung Waldrand. Aber bevor wir den erreichen, machen wir einen Abstecher nach links, zum Kleinen Hinzenfels, der auch Kilpenstein genannt wird. Nach der Lichtung die erste links (nicht beschildert).

Eigentlich stehen hier gleich mehrere Felsen. Der Hauptfels, zu dem eine Metalltreppe hinaufführt, scheint auf einem Privatgrundstück zu stehen: Er ist eingezäunt, und dazu ziemlich zugewachsen. Schade! Aber wir werden heute noch genügend Aussichtsfelsen auf der Tour haben.

Zurück auf dem Hauptweg geht es nun endgültig zum Waldrand hinüber. Rechts stehen Tisch und Bank, hier könnte man sich in Ruhe ausruhen. Wer hier wieder in den Wald hineintritt, steht bald vor dem Mittleren Hinzenfelsen (277 m, nicht beschildert). Und hier gibt's wieder ein richtiges Highlight: Auf dem unmarkierten Weg bis unmittelbar zu dem imposanten Felsenriff hinauf. Dort befindet sich ein schmaler, niedriger Durchlass, durch den man auf die andere Seite des Felsens gelangen kann. Hier kann man nun links herum oder rechts herum wandern, in jedem Fall geht's zurück zu dem schmalen Durchlass, und wieder zurück zu Tisch und Bank am Hauptweg.

Nun geht's über Wiesen hinunter, weiter Richtung Fischbach. Im Talgrund des Saarbachs angelangt, zweigt ein markiertes Weglein links hinab zum Bach.

Dort geht es dann durch die naturbelassene Talaue der Sauer direkt am Bach entlang nach Osten, je nach Jahreszeit durch übermannshohes Schilf. Hier ist die Wegführung kurz unklar, auch entschwinden hier Waldelfen gern den Blicken, es geht aber nicht dem Sagenweg folgend nach links über die Holzbrücke in den Ort, sondern nach rechts, über die Wiese, auf eine große weiße Gestalt zu.

Der schmale Wiesenweg ist nicht markiert, die weiße Gestalt ist aber nicht zu verfehlen. Am Ende der Wiese führt der Pfad ins Gebüsch und hinauf zu einem breiteren Weg. Auf diesem kurz nach rechts, dann links hinauf zu einem Platz direkt unterhalb des Großen Hinzenfelsens, wo man erneut an Tisch und Bank pausen könnte.

Man wandert nun rechts hinauf, direkt auf den Felsen zu. Dort führt ein unmarkierter Pfad rechter Hand in den Wald. Hier aber nicht hinunter, sondern links auf einem weiteren Pfaderl direkt an der rechten Seite der Felswand entlang hinauf.

Wer mag, kann den Großen Hinzenfelsen (300 m) an seiner Schwachstelle mit Hilfe zweier Seile ersteigen: Das erste führt auf eine Plattform, auf der weiter vorn die weiße Figur steht, das zweite hinauf zum höchsten Punkt. Ist nicht ganz ohne, ein bissl Kletterfertigkeit braucht es schon (I-II). Die Aussicht hier ist allerdings herrlich, die sollte man sich nicht entgehen lassen.

Auf dem Großen Hinzenfelsen steht seit 1959 eine vier Meter hohe Marienfigur des lokalen Künstlers Richard Lenhardt. Der Ortspfarrer Alois Schmitt hatte die Aufstellung der Figur organisiert, inspiriert von seinen Reisen nach Fatima und angesichts des in unmittelbarer Nähe errichteten NATO-Munitionslagers. Sie ist ein Friedenssymbol.

Nun geht's wieder hinunter zu dem schmalen, unmarkierten Pfad an der Felswand, der bald auf den Rücken des Hinzenbergs hinaufführt. Dort verliert er sich in der Nähe der nächsten Felsen, die links umgangen werden.

Nun geht es weglos, aber unproblematisch auf dem Bergrücken weiter. Nur auf die Ori sollte man achten.

Wer geradeaus auf dem Hauptrücken bleibt, steigt bald auf einen von links heraufkommenden Weg hinab, dem kann man folgen. Er umgeht die Kuppe des Hinzenbergs auf dessen rechter (nördlicher Seite), und führt danach rechts ins Tal hinunter. Schöner ist es,

bald (höchstens 100 Meter) nach der linksseitigen Umgehung der letzten Hinzenfelsen nach rechts zu einem Ausläufer des Hauptrückens hinunterzusteigen. Dort befindet sich ein weiteres eindrucksvolles Felsmassiv, der Hinzenberg-Westpfeiler. Gleich zu Beginn kann man durch eine niedrige Höhle wandern, dann geht es steil der Felswand entlang hinunter in ein Tälchen. Dieses führt uns nach dem kurzen weglosen Abstieg in die Nähe einer Wegkreuzung im Tal, wo auch wieder ein Schild steht.

Hier stoßen wir wieder auf den Sagenweg, dem wir nun nach links folgen. Es geht auf einem breiten Weg durch herrlichen Wald, und genau zwischen dem Gewerbepark Fischbach und dem hübschen Örtchen Petersbächel hindurch. Von beidem bekommt man erst einmal nichts mit.

Der Weg quert die von Ludwigswinkel herüberkommende K43. Unterm Großen Felsen verlassen wir den Sagenweg wieder, und steigen den schmalen Serpentinenpfad rechts hinauf zum Großen Felsen (288 m).

Auch hier hat man wieder eine tolle Aussicht: Über den Talkessel von Petersbächel, und hinüber zum Friedenskreuz.

Hinter dem Großen Felsen führen gute, aber unmarkierte Wege nun über den Vorderen Wolfschachen (321 m). Ein schöner Pfad führt zu den nächsten Felsen, an einer Y-Kreuzung wählen wir dann den linken Weg. Hier gilt es, achtzugeben: Etwa 300 Meter nach der Y-Kreuzung führt links ein unmarkierter, anfangs schlecht zu erkennender Pfad (der "Saupfad") hinunter ins Tal. Den nehmen wir.

Der bald gut zu sehende Pfad führt hinunter zu einem breiten, teils geteerten Weg, der Petersbächel nördlich umgeht. Auf diesem nun nach rechts. Dieser Weg wendet sich bald nach links zu einer T-Kreuzung.

Wer sich den nächsten weglosen Abschnitt sparen möchte, geht hiher links und gleich wieder rechts. Wer Lust auf ein weiteres kleines Abenteuer hat, macht folgendes:

An der T-Kreuzung nach rechts, zu einer Art wild verwuchertem, geteertem Parkplatz, über dem eine markante Felswand aufragt. Ganz links führt ein Pfad hinauf. Oben kann man das gesamte Felsenriff nach rechts überschreiten. Nur ein Pilzfelsen ganz oben bleibt den Kletterern vorbehalten.

Vom Pilzfelsen hinunter, und auf dem Rücken nun weglos zwischen herrlichen Felsgruppen hinauf zu dem markanten Florenbergtürmchen, das ein wenig links unterhalb steht. Hier (und zuvor auch schon) kann man leicht nach links zu dem Weg absteigen, der von Petersbächel aus hinauf zum Zollstock (Florensberger Hals, 345 m) führt.

Hier, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich, kreuzen sich nicht weniger als zehn Wege. Die Qual der Wahl ist also groß! Wir wählen hier den Blau-Weißen Weg nach rechts, in südwestlicher Richtung, aber nur für etwa 900 Meter. In einem weiteren Sattel verlassen wir ihn nach links, auf einen unmarkierten, breiten Waldweg.

Auf der Kuppe, die dieser Waldweg linksseitig umgeht, befindet sich ein weiterer Fels, der früher wohl auch als Schanze diente: Die Ostersäule. Dieser Fels ist weglos, aber einfach durch den Wald zu erreichen. Auf der anderen Seite führt ein unmarkierter Steig wieder hinunter. Man gelangt an eine 5-Wege-Kreuzung im Sattel zwischen der Ostersäule und dem Armersberg bzw. Arnsberg.

Wir wählen hier den unmarkierten, breiten Waldweg, der uns nach rechts hinunter ins Tal führt. Stets diesseits der Grenze geht es hinunter zu einer markanten Felssäule: dem Windsteinerfels, der ziemlich genau auf der Grenze steht. Hier führt ein schmaler, markierter Pfad steil hinauf zum Bayrischen Windstein (366 m)

Der markante Fels erinnert an die Zeit, in der die Pfalz zu Bayern gehörte. Damals, zur Zeit Napoleons, lag der Fels auf Bayerischem Gebiet. Nach dem Sturz Napoleons kam es 1825 zu einem Grenzabkommen zwischen Bayern und Frankreich. Das Gebiet um Niedersteinbach und Obersteinbach wurde wieder französisch. Der Grenzverlauf wurde 1826 vollzogen, der Fels befindet sich seither in Frankreich. In der Umgebung sind zahlreiche Grenzsteine zu entdecken, die den Verlauf der Grenze kennzeichnen.

An bewegte Zeiten erinnern auch zahlreiche Burgruinen in der Gegend. Vom Windstein aus ist zum Beispiel die Ruine Lutzelhardt zu sehen.


Hier am Bayrischen Windstein stoßen wir auch wieder auf den Blau-Weißen Weg, dem wir nun talwärts folgen, bis zu einem Fischteich. Hier wenden wir uns vom markierten Weg wieder ab, nach rechts (Norden), dem Ufer des Teichs folgend.

An der nächsten Gabelung nehmen wir den linken Weg (eigentlich führt er geradeaus), der uns zu einer Kreuzung in der Nähe des Waldrandes bringt. Hier (mehr oder weniger) geradeaus zum Waldrand, und weiter zur nächsten, etwa 250 Meter entfernten Kreuzung.

Hier im Wald bemerkt man ungewöhnlich viele geteerte Wege. Was es damit auf sich hat, wird sich noch herausstellen.

Eigentlich geht es hier geradeaus,

wer aber noch Lust auf einen Abstecher zu einem der spektakulärsten Felstürme der Pfalz hat, kann hier nach rechts abzweigen, und gleich darauf nach links. Der Weg führt hinauf zum Krähenstein (334 m), einem markanten 30-Meter-Klotz mit vier senkrechten Seiten. Der Fels steht im Pfälzer Outback, und wird selbst von Kletterern nur sehr selten besucht. Der Abstecher nimmt nur etwa 20 Minuten und zusätzliche 1,5 Kilometer in Anspruch. Und wer vom Krähenstein weglos in südwestlicher Richtung wandert, gelangt direkt...

...zu einer weiteren Kreuzung, im Sattel zwischen Krähenstein und Rumberg. Hir nun links hinauf zu einer Linkskehre, wo man auf die Beschilderung des Rumbergsteigs trifft, dem wir nun für einige Kilometer, bis zum Rösselsweiher, folgen werden.

Der breite Weg führt in südwestlicher Richtung weiter, dann zweigt ein kleines Steiglein rechts hinauf. Ein wenig östlich des Rumberggipfels gelangt man auf die Höhe. An Tisch und Bänken stößt man auf einen breiten Weg, der den Rumberggipfel umläuft. Der Rumbergsteig bleibt zunächst auf der Nordseite, wo man bald auf die nächsten Sandsteinfelsen stößt.

Markant ist vor allem der Rumberg-Westfels, der erneut eine schöne Aussicht Richtung Südwesten bietet.

Dann geht's auf die Südseite des Rumberggipfels. In einem Sattel zweigt der Rumbergsteig rechts ab, und führt in der nächsten halben Stunde an einigen der spektakulärsten Felsen der Pfalz vorbei.

Der erste ist direkt im Sattel der Sattelfels. Dahinter umgeht der Rumbergsteig eine Kuppe - und man sollte den Rumberg-Ostfels, der links etwas abseits des Weges steht, nicht auslassen.

Wer mag, kann den Ostfels komplett überschreiten (am besten von Ost nach West). Das ist schmutzig und ausgesetzt, aber maximal ne II.

Im Abstieg geht es nun Schlag auf Schlag. Es warten die Rumbergtürme: Lochfels, Wespenfels, Habichtfels und Kastenfels. Insbesondere der Wespenfels ist angesichts seiner eigenwilligen Form, die scheinbar allen Regeln der Gravitation widerspricht, ein Highlight dieser Tour.

Doch damit nicht genug. Der Rumbergsteig führt um den Kastenfels herum, und bald links hinunter zum Spitzen Fels, einem formschönen Felsturm, der fast genauso spektakulär ist wie der Wespenfels.

Der Rumbergsteig wendet sich unterhalb des Spitzen Felsens nach rechts, und es geht wieder ins Tal hinunter. An der nächsten Asphaltstraße kurz nach links, dann führt der Rumbergsteig als schmaler Pfad rechts hinauf zum Guckenbühl.

Hier muss man achtgeben. Denn der Rumbergsteig führt zwar an die ersten Felsen heran, lässt die restlichen dann aber links liegen, weil er sich lediglich durch die Osthänge des Guckenbühls zieht. Wir wollen aber noch ein bisschen was erleben, also verlassen wir den markierten Pfad gleich an den ersten Felsen nach links, und umgehen diese auf gutem, unmarkiertem Steig hinüber zur Nordseite. Dort geht es, direkt an den Felsen entlang, hinauf, bis man plötzlich vor einer Metallleiter steht. Mit ihrer Hilfe (Vorsicht, sie wackelt!) lässt sich der Guckenbühlfels, und damit der höchste Punkt des Guckenbühls (350 m) ersteigen.

Schön ist's hier oben. Nur so richtig viel sehen tut man nicht. Egal - der abenteuerliche Aufstieg allein lohnt sich schon.

Der Abstieg erfolgt nach diesen Felsen, weglos hinunter zum Weg. Wahlweise kann man auch einfach auf der Höhe bleiben, und den nächsten Felsen folgen. Man stößt dann automatisch wieder auf den Rumbergsteig.

Der Rumbergsteig führt nun, am allerletzen Felsen dieser Tour, links hinunter zu dem wunderschönen Rösselsweiher (243 m), einem der schönsten Seen dieser Tour. Man wandert an seinem Ufer entlang, und an der T-Kreuzung nach rechts. Damit verlassen wir den Rumbergsteig, der wendet sich hier nämlich nach links.

Also an der T-Kreuzung nach rechts, die nächste wieder rechts und über den Rösselsbach. Kurz darauf stößt man auf den nächsten Querweg, hier kurz rechts und gleich wieder links. An der nächsten T-Kreuzung wieder links, auf einen geteerten Weg. Dieser führt nun durch eine rechts-links-rechts-Kurve hinüber zum letzten touristisch-historischen POI der Tour: Zur Area 1.

Tja, und hier haben wir nichts Geringeres vor uns als ein ehemaliges Atomwaffenlager der NATO. Die Area 1 war in der Zeit des Kalten Krieges Teil des 680 Hektar großen „Fischbach Ordnance Depot“. Dieser unfasste auf mehreren Areas einen Verwaltungsbereich (heute der Gewerbepark Fischbach) und einen Lagerbereich. Vom Lagerbereich war die „South Area“ abgeteilt, die wiederum die Hochsicherheitsbereiche „Area 1“, „Area 2“ und „Area 3“ umfasste. Der gesamte Bereich wurde von einem 31 Kilometer langen Zaun umfangen, der aus 6.090 Pfosten und 146 Kilometern Stacheldraht bestand.

Jetzt erklärt sich auch die auffällige Zahl an asphaltierten Straßen hier im Wald: 44 Kilometer insgesamt. Ich stelle mir ja immer einen "Inlinerpark Ludwigswinkel" vor...

Damals umfasste das Militärgelände fast 100 Bunker und 201 Gebäude, darunter neben Verwaltungsgebäuden auch ein Feuerwehrstützpunkt, Reparaturhallen, 96 Lagerhäuser allein für Munition, Unterkünfte für Soldaten und sogar ein Kino, eine Bowlingbahn und eine Kirche.

Das Gelände wurde 1955 von den US-Amerikanern beschlagnahmt und offiziell enteignet. Die ersten Munitionslagerhäuser wurden Anfang der 1950er Jahre errichtet, 1957 existierten bereits 85 Bunker, die seit 1959 zum Teil als Sonderwaffenlager genutzt wurden. Zwischen 1977 und 1980 wurde das gesamte Gelände wegen der Anschläge der RAF auf US-amerikanische Einrichtungen noch einmal aufgerüstet, unter anderem mit dreifacher Umzäunung und Mikrowellen-Bewegungsmeldern. Darüber hinaus wurden sämtliche Bunker mit modernen Sicherungssystemen ausgestattet. Außerdem wurde ein massives Wachgebäude inklusive Wachturm errichtet, und das gesamte Gelände war nachts beleuchtet.

Zwischen 1980 und 1991 lagerten in der Area 1 nukleare Artilleriegranaten, nukleare Pershing sowie LANCE-Sprengköpfe. Zwischen 1959 und 1977 diente auch Area 2 mit 13 Bunkern als Sonderwaffenlager. In Area 3 wurden Sonderwaffen und Raketenmotoren gewartet. In der North Area wurden konventionelle Artilleriemunition, Treibladungen, Munition für Kleinwaffen und während des Zweiten Golfkrieges auch Hellfire und Sidewinder-Raketen gelagert. Und die South Area bestand aus 32 Bunkern, in der nach 1977 LANCE-Ersatzteile, LANCE-Raketenmotoren und Munition für Kleinwaffen eingelagert wurden. Später diente ausschließlich Area 1 zur Lagerung von Sonderwaffen und Area 2 nur noch als Übungsplatz.

Da der Öffentlichkeit nicht gesagt wurde, was tatsächlich auf dem Gelände gelagert wurden, fanden immer wieder Demonstrationen und Sitzblockaden gegen Giftgas vor dem Militärgelände statt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden im Zuge der Abrüstungsvereinbarungen alle Sonderwaffen zur Airbase Ramstein und von dort aus zurück in die USA transportiert. Bis 1994 wurde das Depot komplett geleert und schließlich an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben.

Danach waren die Gebäude für jedermann frei zugänglich. 1995 begannen Abrissarbeiten durch die Bundeswehr, dem mehrere hundert Gebäude zum Opfer fielen. Im Zuge dieses Rückbaus wurde das gesamte Gelände mit 60.000 Bäumen wieder aufgeforstet. Heute hat sich die Natur das Gelände längst zurückerobert: Die Militärbrachen haben sich zu großen Wald- und Heideflächen entwickelt und bieten Lebensraum für zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzenarten. So ist etwa der ehemalige Löschteich heute Lebensraum für Goldfische und Frösche.

2009 wurde die Interessengemeinschaft IG Area One gegründet, der seither Führungen und Ausstellungen veranstaltet. Seit 2012 ist die Area 1 neben dem ehemaligen Bundesbankbunker bei Cochem eines von bislang zwei Relikten des Kalten Krieges in Rheinland-Pfalz, die unter Denkmalschutz stehen. 2014 wurde ein etwa 1,3 Kilometer langer Rundweg eröffnet,  an dem 13 Infotafeln in drei Sprachen über die Vergangenheit des Ortes berichten. Der Rundweg beginnt am ehemaligen Wachgebäude, der Eintritt ist frei. Auf Anfrage finden hier auch Führungen statt, Infos gibt es hier, einen Flyer hier.

Nun aber genug davon. Am ehemaligen Wachgebäude stoßen wir wieder auf die Beschilderung des Rumbergsteigs, die uns geradewegs zurück nach Ludwigswinkel bringt. Man betritt den Ort auf der Fabrikstraße, gleich rechts zweigt dann die Straße Am Entenweiher ab, wo wir unser Automobil abgestellt haben.


Fazit:

Mit 26 Kilometern mag sie lang sein, aber diese Tour ist eine der schönsten im gesamten Pfälzerwald. Unzählige Felsen stehen am Wegesrand, teils mit herrlichen Aussichten, und die kurzen weglosen Passagen führen sogar zu noch mehr davon. Dazu gibt's nicht weniger als drei wunderschöne Seen, Reste von Befestigungen, und nun ja, Reste von Befestigungen. Die Tour ist recht abgelegen, dafür hat man hier seine Ruhe. Es ist sogar so ruhig, dass ich bei einer meiner Begehungen einen Luchs beobachten konnte. Und das ist nun wirklich etwas ganz besonderes.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 14. Mai 2020 um 14:20
Schöne Runde und wieder toll beschrieben und bebildert.
26km? OMG, NIK!
Wenn die "richtige" Berge-Saison losgeht, dann rennst du uns bestimmt allen davon. Aber ich habe eine Idee: Du darfst dann meinen Rucksack tragen :)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. Mai 2020 um 16:57
Nee, keine gute Idee. Pass auf: Wir machen die PfeilspitzÜS, Du in der Schubkarre, und ich schiebe! ;o}


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