Teufelstisch - Dianabild - Altes Schloss: Zum größten Felsen der Pfalz


Publiziert von Nik Brückner , 19. März 2020 um 11:46. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:15 März 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:14km

Ich hab's versprochen, hier, jetzt muss ich auch liefern: Eine Tour zum größten Felsen der Pfalz! Der Altschlossfelsen. Eineinhalb Kilometer lang ist das Ding, und bis zu dreißig Meter hoch.

...und abgelegen. Irgendwo im Niemandsland zwischen Eppenbrunn und Roppeviller, direkt an der deutsch-französischen Grenze. Egal von wo aus, die Mehrheit der Menschheit dürfte eine Weltreise unternehmen müssen, um hierher zu gelangen - selbst wenn man gar nicht so weit weg wohnt.



Die Waldelfe und ich schmissen das Debütalbum von Zopp ein, oder war's "A Song for all Seasons" von Renaissance, hopsten ins Kloine Auto, und düsten los, Richtung Eppenbrunn. Parkung war für uns am Parkplatz am Stüdenbachweiher (283 m), einen Fußkilometer südlich von Eppenbrunn. Um den Höhepunkt hinauszuzögern (ist 'ne Erfahrungssache) bewegten wir uns erst einmal weg vom Altschlossfelsen, und hin zum Mühlweiher (278 m), der durch das Aufstauen des Eppenbrunner Bachs entstanden wurde. Der schöne Weg ist vom Parkplatz aus zigfach beschildert, und nicht zu übersehen.

Der See ist wunderschön. Hier ist die Natur noch so intakt, dass ich vor Jahren mal einen Eisvogel beobachten konnte - und wo gibt es diese Dinger schon noch! Diesmal gab es weder Eis noch Vogel, dafür eine meditierende Meditierende, die am Seeufer meditierte, als wir sie passierten. Zu Glück passierte nichts. Schön ist vor allem das naturbelassene Südufer des Sees, hier ist es sumpfig, und Moos hängt träge über den Ästen und Zweigen der Bäume. Hat es hier mal überall so ausgesehen?

Gleich am Orzrand von Eppenbrunn zwogen wir scharf links in die Altschlossstraße hinauf. Am letzten Haus befindet sich eine Wegspinne, und wir nahmen den zweiten Weg (halb)links in den Wald. An der nächsten Gabelung ging es dann rechts hinauf aufs Krämereck (389 m). Man gelangt an dem gleich mehrfach durchlöcherten und daher passend benamten Hohlen Felsen (340 m) auf die Höhe. Natürlich erkundeten wir sämtliche Löcher (ebenfalls Erfahrungssache)! Und stellten fest: Tatsächlich - alle hohl.

Nächste Station: Der Eppenbrunner Teufelstisch. Dorthin zu gelangen, ist einfach, aber kompliziert. Zunächst wandert man vom Hohlen Felsen aus hinunter in den nächsten Bergsattel. Hier führt rechts ein steiler, düsterer und unmarkierter Hohlweg hinunter. Das ist unserer. An einer Gabelung und der nächsten Abzweigung immer links, dann befindet man sich auf einem wiederum unmarkierten Weg, der nun auf nahezu gleicher Höhe zwei Mal ein- und ausschwingt, und uns zu dem Sattel südlich des Teufelstisches bringt. Im lichten Frühlingswald ist der markante Felskopf bereits zu sehen: Es geht rechts den Berg hinauf, dann steht man vor dem Teufelstisch (358 m).

Tisch- oder pilzförmige Felsen,  die durch eine markante Tisch- oder Pilzform charakterisiert sind, gibt es im Pfälzerwald viele. Der Eppenbrunner Teufelstisch ist niedriger, aber dafür unbekannter als sein bekannterer Namensvetter bei Hinterweidenthal. Mit einer maximalen Höhe von 13 Metern bleibt er aber nur wenig unter der Tischplatte des Hinterweidenthaler Exemplars.

Die Waldelfe und ich wanderten durch die faszinierende Felsszenerie noch etwa 250 Meter weiter nach Nordosten, zu einem ehemaligen, weil zugewachsenen Aussichtsfelsen, von dem aus man keine Aussicht mehr hat, weil sie zugewachsen ist, dann kehrten wir zurück zum Teufelstisch, zurück in den Sattel südlich davon, und wanderten nun südwärts steil den Berg hinauf. Der Weg überquert eine breite Kuppe, und verwandelt sich am Rotenrumer Eck in einen breiten Holzabfuhrweg.

Wer breites Holz abfuhren mag, der kann hier bleiben, spannender ist es, die Felsen rechts oberhalb zu erkunden. Und so verließen wir besagten breiten Holzabfuhrweg, weil er uns zu breit und zu besagt war, und stiegen auf Spuren von Kletterern hinauf zum Östlichen Massiv am Rotenrumer Eck. Hier folgt man einfach den Felsen, bzw. den Begehungsspuren Richtung Westen.

Je weiter nach Westen man dem Östlichen Massiv am Rotenrumer Eck folgt, umso mehr verwandelt es sich in das Westliche Massiv. Will sagen, es gibt eine durchgängige Felswand, aber das mittlere Massiv ist einfach nicht massiv genug, um "Mittleres Massiv" genannt und als solches beklettert zu werden. Deshalb sind hier auch die Trittspuren äußerst dürftig. Erst am Östlichen Massiv stößt man wieder auf breite Begehungsspuren, eine Höhle, und eine gemütliche Sitzgruppe davor. Na, wer sagt's denn.

Hier zwogen wir weglos nach Süden den Hang hinunter zu dem sowohl breiten als auch besagten Holzabfuhrweg, der hier im flachen Waldgelände auf eine weitere Wegspinne trifft. Wir linksten erst und rechtsten dann ab, und nahmen den Chemin Hèlmût Caulle Richtung Roppeviller. Auf diesem Weg gelangten wir in wenigen Minüten zur deutsch-französischen Grenze. Wer sich hier über Pflastersteine wundert: Man steht auf einer Römerstraße (332 m).

Kurz vor und nach dem Grenzübergang nach Roppweiler ist die alte Pflasterung noch vorhanden.

An der Grenze rechtsten wir hinauf zum geradezu hysterisch ausgeschilderten Dianabild (Rocher de Diane, 368 m).

Das "Dianabild" ist ein stark verwittertes römisches Felsrelief in einer Sandsteinwand in der Nähe der alten Römerstraße. Es zeigt drei Götterfiguren, die heute kaum noch zu erkennen sind. Eine relativ gute, ältere Abbildung findet sich hier.

Das Relief misst in etwa 63x85 cm. Wegen der starken Verwitterung ist die Deutung der drei Figuren äußerst schwierig. Die mittlere Figur wird allgemein als die römische Jagdgöttin Diana angesehen: Sie hält in der linken Hand einen Bogen, und entnimmt ihrem Köcher mit der rechten Hand einen Pfeil. Auf ihrer linken Seite befindet sich ein Jaghund, ein weiterer liegt rechts.

Problematischer ist die Deutung der beiden Begleitfiguren. Der eine ist von kräftiger Gestalt, und trägt einen Umhang über der Schulter. Mit der einen Hand hält er eine Lanze. Die andere Figur hält in ihrer rechten Hand einen Schössling, und greift mit der anderen Hand nach ihrem Gewand.

Ausgehend von einer Geschichte, in der Apollo am Sitz der Götter die Jagdbeute seiner Schwester Diana in Empfang nahm, interpretierte man die eine Figur als Apollo. Und weil Herkules später Apollos Aufgabe übernahm, sah man in der anderen Figur Herkules. Heute identifiziert man die Figuren als die Götter Mars und Silvanus. Mars, ausgezeichnet durch seine Lanze, war als Kriegsgott der Schirmherr der römischen Legionäre. Er steht zu Dianas Rechten. Die Gestalt auf ihrer anderen Seite wird durch den Schössling als Silvanus, Gott des Waldes, gekennzeichnet.

Allerdings ist auch das nur eine Interpretation - keine Inschrift gibt uns Auskunft über die dargestellten Figuren, über den Urheber oder den Zweck des Reliefs. Die nahegelegene Römerstraße lässt allerdings einige Vermutungen zu: Vielleicht haben Legionäre, die die Straße anlegten, das Dianabild in den Fels gemeißelt, um in der einsamen Waldgegend Schutz zu erbitten. Immerhin tragen ähnliche Reliefs Stifterinschriften von römischen Soldaten. Eventuell befand sich in der Nähe, auf der Hochfläche von Hilst, auch ein Römerlager. Es könnten aber auch Jäger hier bei Diana um Jagdglück gebeten haben.


Wir blieben noch kurz heroben bei den romantischen Felsen, um einer Wegspur nachzuspüren, die angeblich durch den Berghang nach Westen führt. Schön ist es hier, diesen Weg gibt es aber nicht. Also stiegen wir vom Dianabild hinunter auf den Hauptweg, und wanderten nach links, der Grenze folgend nach Nordwesten, zu einem Sattel südlich der Oberen Höhe hinauf. Hier wandten wir uns wieder nach links, und folgten der Beschilderung Richtung Roppeviller.

Der breite Weg führte uns nach Westen, in einen Sattel. An einer Kreuzung verließen wir den Weg nach Roppeviller, und wandten uns in spitzem Winkel zurück nach Osten, um wieder zur Römerstraße an der französisch-deutschen Grenze zu gelangen. Dieser Wegabschnitt ist besonders schön: Roter Sand unter den Füßen, Sandsteinfelsen oberhalb, und endlos lange Kiefern säumen die Route.

Zurück auf der Römerstraße (332 m) an der französisch-deutschen Grenze wanderten wir nun dem Altschlosspfad folgend und der Grenze entlang hinauf zum südlichsten Punkt der Brechenbergfelsen. Wir genossen den südlichsten Punkt der Brechenbergfelsen, dann folgten wir weiter dem Altschlosspfad bis zum Alten Schloss.

Die Brechenbergfelsen sind im Grunde der südwestliche Teil des langgezogenen Felszugs am gleichnamigen Berg, der im Nordosten den Namen Altschlossfelsen trägt. Die imposante, meist überhängende Felswand ist hier bis zu siebzehn Meter hoch. Zusammen mit den Altschlossfelsen bilden sie das größte Felsmassiv der Pfalz - und sind das Wahrzeichen von Eppenbrunn. Insgesamt erstrecken sich die Felsen auf eine Länge von 1,5 Kilometern und sind weiter vorn bis zu 30 Meter hoch. Es handelt sich damit um die größte Felsformation in der Pfalz.

Die Felswand besteht meist aus längeren zusammenhängenden Felsketten, im Nordosten auch aus einzelnen, bis zu 23 Meter hohen Sandsteintürmen. Der Buntsandstein hier ist ca. 245 Millionen Jahre alt. An der Felswand entstanden durch die Erosion Überhänge, Felsspalten, Höhlen, und die berühmten Wabenverwitterungen. Ein paar davon habe ich fotografiert. Die Höhlen und Spalten sind teilweise breit genug, um hinein- und teils sogar hindurchzusteigen. Seit 1991 stehen die Altschlossfelsen als Naturdenkmal unter Schutz - aber auch als Kulturdenkmal: Denn hier gibt es Spuren früher Besiedelung.


Schon der Name "Altschlossfelsen" weist ja auf eine Befestigungsanlage hin. Im Nordosten endet die Felsgruppe mit vier markanten Türmen: von West nach Ost sind das Jeanturm (Höhe: 20m), Ottoturm (Höhe: 15m, und wohl einer der schwierigsten Normalwege der Pfalz), Eppenbrunner Turm und Wilhelmturm (Höhe jeweils: 23m). Auf diesen vier Felsen wurden Spuren einer Befestigungsanlage aus dem 11. oder 12. Jahrhundert gefunden. Allerdings fehlen schriftliche Quellen, so dass wir nicht wissen, wer hier was errichtet hat, und wie lange die Anlage in Gebrauch war. Möglicherweise wurde eine Burg errichtet, und kurz darauf in einer der vielen regionalen Auseinandersetzungen wieder zerstört.

Auf den vier Felstürmen zeigen Einschnitte an den Felsoberflächen, dass sie einst über Balken miteinander verbunden gewesen sein müssen. (Heute fehlen diese, und der wegen der exponierten Position der Türme äußerst luftige Sprung vom Eppenbrunner Turm zum Wilhelmturm (und zurück) ist unter Kletterern berühmt-berüchtigt.) Auf dem Ottoturm ist eine Vertiefung von etwa vier Metern Durchmesser zu sehen, wahrscheinlich eine Zisterne. Im Wilhelmturm ist von unten eine Treppenanlage zu erkennen, die wahrscheinlich über eine einziehbare Leiter zugänglich war. Außerdem sind ein weiterer stufiger Schacht, Mauerreste, Pfostenlöcher, und Wandrinnen zu erkennen. In einer dieser Rinnen fand man Scherben aus dem Hochmittelalter. Buckelquader, wie sie im Mittelalter zum Burgenbau verwendet wurden, lagen einst unter den Felsen herum. Heute ist davon kaum noch etwas zu sehen - ähnliche Buckelquader sind allerdings in Roppweiler verbaut worden.


Die Felsen waren aber auch schon früher genutzt worden, vielleicht als Rückzugsraum in unruhigen Zeiten. Man fand Reste aus der Hallstattzeit (800 - 450 v. Chr.) , schwarze, geglättete Scherben aus der La-Tène-Zeit (450 - 50 v. Chr.) und auch die Römer sind hier gewesen. Immerhin konnte man von oben das Umland kontrollieren und eventuelle Angreifer leicht abwehren.

Wir besichtigten alles, was von unten zu sehen ist, kraxelten noch ein wenig herum, und machten uns auf den Rückweg. Den Altschlosspfad verließen wir, zurück zum Parkplatz ging's auf dem Weißen Plus. Dabei kommt man noch einmal an einen herrlich naturbelassenen Bach, der weiter vorn in den kleinen Spießweiher (288 m) fließt, und schließlich in den Stüdenbachweiher (282 m), an dessen Nordostufer die herrliche Runde endet.


Fazit:

Eine fantastische Runde, leider nicht immer auf den schmalen Weglein, die wir so sehr mögen. Aber die Felsszenerie entschädigt - und mehr als das: Die Altschlossfelsen sind selbst für den an Felsen so reichen Pfälzerwald etwas ganz besonderes. Und die uralten Spuren früher Zivilisation tragen das Ihrige zur Atmosphäre der Tour bei. Sehr, sehr schön.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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T2
21 Feb 21
Sandhasen auf dem Teufelspfad · Nik Brückner

Kommentare (4)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 20. März 2020 um 08:59
Danke fürs Mitnehmen auf diese herrliche Runde!
Bildlich wie sprachlich insprierend (wie immer)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. März 2020 um 10:02
Gernchen! Wir hätten Euch alle am liebsten mitgenommen!

Herzlichen Gruß,

Nik

ᴅinu hat gesagt: Wau!
Gesendet am 22. März 2020 um 20:38
Das muss eine ganz tolle Gegend sein, besten Dank für den Tipp!
Gruss D!nu

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 23. März 2020 um 08:05
Ist wirklich wunderbar in der Pfalz, für Wanderer und für Kletterer. Aber das Klettern im Sandstein möchte gemocht werden....

Herzlichen Gruß zum Matterhorn,

Nik


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