4000er im Akkord - Akkli-Aktion - 3. Akt


Publiziert von alpensucht , 29. März 2020 um 15:08.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum:24 Juni 2019
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Gnifettihütte-Schwarzhorn-Ludwigshöhe-Parrotspitze-Gnifetti ca. 8km
Unterkunftmöglichkeiten:Mantova, Gnifetti, Bivacco Giordano CAI, Capanna Regina Margherita CAI

Am Vortag waren wir auf Balmenhorn und Vincentpyramide. Zwei Gipfel, an denen man eben vorbei kommt, wenn man einmal da oben verweilt. Die beiden ersten Tage verliefen genauso wenig dramatisch, wie dieser heutige. Genau genommen stellt für mich die gesamte Monte-Rosa-Tour den Prolog meiner Perureise (Cerro Soray 5428m) dar. Bei solchem Traumwetter möchte man keinesfalls unsere drei heutigen Traumziele auslassen.

Zustieg und Corno Nero (Schwarzhorn)  WS+, II, 45°  2h 45min
Um 5:50 Uhr gehen wir leider nur zu zweit los. Frank fühlt sich so bescheiden, dass er erst später die Vincentpyramide versuchen wird. Wir bewegen uns gemütlich auf der Hauptroute (L) in Richtung Margherita-Hütte hinauf. Eine kleine Verschnaufpause legen wir etwa da ein, wo es einen Hubschrauberlandeplatz hat und sich die Route nach Osten wendet. 7:15 Uhr. Danach gehen wir zum nahen Einstieg vom Corno Nero. Das sieht spannend aus!
Wir warten zunächst einige Zeit, bis die vorderen Seilschaften den steilen Gipfelaufbau überwinden. Die 35m Eisflanke hat ca. 45° (lt. Auswahlführer sollen es sogar auf 15m 50° sein!) und ich finde beim Vorstieg zum großen Teil gute Stufen vor. Eine Eisschraube setze ich, um den Übergang von Eis zu Fels sicherer zu gestalten. Oben kann man im Fels gut nachholen und muss zum Schluss noch etwas ausgesetzt hinüber zum Gipfel klettern (II). Ich hole also Nadine nach, lasse sie gleich bis zum Gipfel klettern und komme auch wieder gesichert zur Madonnafigur hinüber. 8:35 Uhr. Schlussendlich lasse ich Nadine direkt vom Abseilstand am Gipfel ab. Selber seile ich mich bis über den Fels in den unteren Eisbereich ab und quere hinüber zur Aufstiegsspur. Haben nur ein 50m Seil dabei. Inzwischen ist wieder eine Stunde vergangen. Grund zur Eile haben wir keinen.

Über Ludwigshöhe und Parrotspitze  WS, 35°  3h
9:25 Uhr. Weiter geht's zur nahen Ludwigshöhe. Hier führt eine überwehte Spur die 33° steile Firnflanke hinauf. Der Anstieg am Schwarzhorn wirkt hier rückblickend arg steil. Auf der Firnkuppe halten wir uns um 10 Uhr nicht lange auf und gehen geradewegs darüber hinweg. Die meisten gehen die wenigen Meter in der Aufstiegsspur zurück. Wir steigen erst den steilen Grat Richtung NO kurz hinab bis zu einer Felsplatte. Dort baue ich einen Standplatz und sichere Nadine im steilen Firn 40m hinab. Das Material nehme ich wieder mit. Unten seilen wir uns wieder an.

Durch das Piodejoch gelangen wir um 10:40 Uhr flach zum wohl über 35° steilen Aufschwung der Parrotspitze. Es ist ein längerer und traumhafter Firngrat, den wir auch wieder überschreiten. Vorher gibt es um 11:45 Uhr eine Mittagspause mit besten Aussichten auf die westalpine Bergwelt. Nur im Norden stehen noch ein paar höhere Klötze im Weg: Signalkuppe, Zumstein- und Dufourspitze. Sonne scheint, Wind säuselt nur, guter Zeitrahmen, gute Stärkung und gute Gespräche. Dennoch müssen wir noch zurück zur Hütte und reißen uns deshalb nach wunderschönen 30min los. Die Überschreitung hier stellt uns vor keine große Herausforderung mehr.

Rückkehr zur Gnifetti vom Seserjoch  L (Spaltengefahr!),  1h 30min
Die Spur liegt, der Firn ist noch gut und zügig gelangen wir ins Seserjoch. Auf der Rückroute können wir nochmal schön alle An- und Abstiege Revue passieren lassen. Auch der Anstieg zu Liskamm Ost wirkt bei diesen Verhältnissen besonders reizvoll. Leider muss der noch länger warten. Im Abstieg wirkt nun die Route über den riesigen und oft flachen Firn relativ weit. Es sind auch wirklich immerhin 4km.
Auf dem letzten steileren Stück nehmen wir die Steigeisen ab und gleiten zügig hinab, holen Frank ein und gehen gemeinsam zur Gnifetti. Es hat deutlich über 0° und 2x sahen wir tiefe Löcher knapp neben der Spur. Vermutlich gegen 14 Uhr erreichen wir glücklich die Hütte. Frank fühlt sich wesentlich besser.

Eine Tour wie diese unternehmen zu können ist ein wahres Geschenk, dass wir dankbar empfangen. Die Überschreitungen der beiden letzten Gipfel habe ich für uns als Seilschaft zu Vorbereitung und Training eingebaut. Für den folgenden Tag steht lediglich das Erreichen der Signalkuppe an. Wenn es uns dort oben nach der Pause gut gehen sollte, können wir weiter denken. Zumstein- und Dufourspitze sind im Gespräch, logisch! Angesichts unserer arg heterogenen Seilschaft leiste ich dennoch keinen großen Erwartungen Vorschub.

Tourengänger: alpensucht


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