Hochkopf (1263 m) - aus dem Präger Gletscherkessel


Publiziert von alpstein , 23. November 2019 um 18:58.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:23 November 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über A81 bis Geisingen - B31 bis Titisee-Neustadt - B317 über Feldbergpass - Todtnau - Gschwend - Präg
Kartennummer:Kompass online

Mmh, Schwarzwald und Gletscher, wie passt das zusammen. In einem Wanderbüchlein "Vergessene Pfade im Schwarzwald" hatte ich vom "Präger Gletscherkessel"  gelesen. Schon lange stand die heutige Wanderung  daher auf der Agenda. Der Föhnsturm in den Alpen motivierte nicht in die Berge zu fahren. Im Gletscherkessel abgeschirmt, sollten die Verhältnisse etwas moderater sein und so sind wir heute endlich nach Präg (696 m) gefahren. Nachdem es nördlich vom Feldberg noch -1 Grad hatte, sind wir bei leichtem Föhneinfluss und +7 Grad in Präg angekommen. Schon bei der Einfahrt in das Dorf sieht man die glazialen Geländeformen, Fachbegriff Kame, die mit einem Foto auch auf Wikipedia Eingang gefunden haben. In der Würmeiszeit vor 10 bis 20.000 Jahren sind in Präg 6 Gletscher mit bis zu 250 m Mächtigkeit zusammengeflossen, die sich am Hauptgletscher im Wiesental bis zu 500 m Höhe stauten.

Beim Rathaus in der Ortsmitte (auch ÖV-Haltestelle) sind wir gestartet und über die Hochkopf- in die Grabenstraße gelaufen, wo es gleich in einen furchigen Wiesenpfad links weg in einen Tobel hinab ging. Jenseits der Brücke nahmen wir den Weg rechts hoch, der auf ein kleines Sträßchen führte. Da Markierungen etwas spärlich sind, kann eine Karte und etwas Orientierung nicht schaden. Über den Ellbogen stiegen wir über die Weideflächen Richtung Schweinebuck bergan.

Schweinebuck, Hintere Schweine, Schweinekopf....Wer nun glaubt, dass hier mal Schweine weideten, liegt falsch. Der Name leitet sich vom mitteldeutschen "sweini" oder "swenden" ab, was das Roden von Waldflächen bezeichnet, um Weideland zu schaffen. Heute sind diese Weiden von einer reichen Artenvielfalt geprägt. An den jungen Buchenbeständen war aber auch abzulesen, dass sich die Natur wieder mehr und mehr von dem Weideland zurückholt. Das ist auch in den Alpen die Normalität, wie Bätzing in seinem Büchlein "Zwischen Wildnis und Freizeitpark" mehrfach schreibt. Eine Entwicklung, welche Naturschützer vielleicht freut, dem Wandererlebnis aber nicht unbedingt zuträglich ist. In einer zugewachsenen Landschaft möchte ich nicht herumlaufen.

Vom Schweinebuck hat man einen schönen Blick auf Präg. Den Bergkranz, welchen wir später incl. Hochkopf überschritten, fällt steil in den Gletscherkessel ab. Nach Verlassen der Weideflächen orientierten wir uns Richtung Präger Eck (1091 m). Erst über einen Tobel nach Süden und nachher gleich wieder zurück, führte ein steiler Weg (der Brüeltobel im Appenzellerland ließ grüßen) zur Präger Eck, ein "Drehkreuz" am Höhenweg. Hier war es dann auch etwas luftiger.

Den Blößling ließen wir links liegen und gingen dem "Turmsteig" nach Richtung Hochkopf weiter. Nach dem Hohen Zinken wechselten wir (Rote Raute) auf den Höhenrücken. Der Wanderpfad, Teil vom Westweg-Ostvariante, führt in leichtem Auf und Ab über den Hirzenboden und den Ledertschobenstein (1212 m) zum Hochkopf. Im Süden war ein leuchtender Streifen zwischen der Wolkendecke über dem Mittelland und den Alpen zu sehen. Ein Zeichen, dass der Föhn tobt. Kurz vor dem Hochkopf begegnete uns eine Männergruppe, einer in kurzen Hosen. Angesichts des doch manchmal frischen Windes und der Jahreszeit eine mutige Wanderkluft.

Fast 2 1/2 Std. nach dem Start erreichten wir schließlich den Aussichtsturm auf dem Hochkopf (1263 m), den wir natürlich auch bestiegen, um das Panorama zu bewundern. Eine windige Sache war es und deshalb blieben wir nicht lange oben. Am Fuß des Turms konnten wir aber doch einigermaßen windgeschützt ein Vesper vertilgen und Blicke in die föhnigen Alpen werfen. Leider war die Sicht nicht optimal und erst später auf der Heimfahrt klarer. Bis zum Weißenbachsattel runter bestand die größte Schwierigkeit darin, dem von Forstarbeiten in ein Schlammbad verwandelten Weg auszuweichen, was nicht an jeder Stelle gelang.

Das Hochkopfhaus "Zum Auerhahn" war leider geschlossen. So nahmen wir die letzten 3,0 km Wegstrecke auch gleich noch unter die Füße. Statt erst in Herrenschwand, landeten wir aber, der gelben Raute folgend, nicht ganz auf der vorgesehenen Route. Über den Kälberweidfelsen und den Weidelehrpfad kamen wir schließlich doch punktgenau in der Ortsmitte von Präg vom Berg herunter.

Fazit: Mit den farbenprächtigen Bildern, welche ich bei der Vorbereitung der Wanderung anschaute, konnten die heutigen Verhältnisse nicht mithalten. Dies war angesichts der Jahreszeit und der Witterungsbedingungen aber auch nicht zu erwarten. Von zwei Forstwegpassagen abgesehen, war es aber doch eine nette und aussichtsreiche Runde. Etwas Umtrieb gab es nur am Hochkopfturm, der vom mit dem Auto erreichbaren Weißenbachsattel nach etwa 30 Minuten Fußmarsch bestiegen werden kann.

Anmerkung: Präg liegt 4 km von Gschwend im Wiesental entfernt, welches schon einige Wochen wegen eines Felsturzes in den Schlagzeilen ist. 40 von 70 Personen sind noch immer evakuiert bis Hangsicherungsmaßnahmen erfolgt sind. Nur durch viel Glück, einem Buchenstamm sei Dank, hat ein 6 t schwerer Felsbrocken ein Gebäude verfehlt.

Geologische Informationen

Gutachten zum Präger Gletscherkessel

Tourengänger: alpstein, Esther58


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Kommentare (2)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 24. November 2019 um 09:04
Hallo Hanspeter.

Ach, war auf ähnlicher Route dort im Juni unterwegs (und wollt eigentlich noch einen Bericht hier einstellen ...). Find die geologische Geschichte dort auch absolut spannend.
Eine schöne (und zum Glück recht stille) Ecke im Südschwarzwald.

Viel Grüße, Frank

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. November 2019 um 09:59
Hallo Frank,

ich habe lange gebraucht, bis ich endlich mal nach Präg gefahren bin. So farbenprächtig, wie im Juni war es gestern natürlich nicht, aber doch den Ausflug wert. Die geologische Geschichte finde ich hochinteressant.

Danke und Grüße
Hanspeter


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