Kammwanderung am Weißenbachsattel


Publiziert von frmat , 21. Oktober 2015 um 19:59.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:21 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:17km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW zum kostenfreien Wanderparkplatz am Weißenbachsattel

Schön, wenn sich der Wetterbericht mal so herum irrt wie heute. Eine Stunde Sonne angesagt, einen herrlichen Herbsttag bekommen. Der stahlblaue Himmel am Morgen gab genug Motivation für eine schöne Kammwanderung. Bereits auf der Anfahrt zum Parkplatz am Weißenbachsattel protzte der Schwarzwald mit allen Herbstfarben, die er zur Zeit zu bieten hat. Goldener Oktober vom Feinsten!

Am Weißenbachsattel beginne ich die Tour mit dem Aufstieg über den Westweg. Diesmal bin ich auf der östlichen Variante unterwegs, die von Bärental u.a. über die Hochkopfkette nach Basel führt. Bereits nach wenigen Metern verlasse ich den Weg wieder und steige steil im Laubwald hinauf in Richtung des ersten Gipfelziels, dem Weißenbachkopf. Wie bei vielen anderen Erhebungen auch muss man schon beide Augen zudrücken, um diese Schulter als Gipfel wahrzunehmen. Vielleicht ist auch der einige hundert Meter östlich liegende Kopf der wahre Gipfel? Zumindest besäße der eine angemessene Schartenhöhe. Seis drum, wer dem Trampelpfad dem Kamm entlang folgt besteigt ohnehin sämtliche Erhebungen. Im übrigen ist diese nicht ausgeschilderte Kammvariante äußerst lohnend. Einsam, geniale Ausblicke, ein toller Pfad. So macht Wandern im Schwarzwald wieder Laune, nachdem mir bei der Nonsensaktion der letzten Woche schon die Lust vergangen war. Heute kann ich die Sonne und die herbstliche Landschaft vollauf genießen und stehe nach 40Min beim ulkigen Gipfeltürmchen auf dem Hochkopf (T2).

Eine kleine Rast und weiter geht's auf der offensichtlich deutlich ruhigeren Ostvariante des Westwegs vorbei an einem Sender immer entlang des Kamms durch lichten Wald. Die Westvariante ist wesentlich überlaufener, schließlich beinhaltet der Teil dort auch mit Feldberg und Belchen zwei der "großen Fünf". Nach gut 20Min ab Hochkopf kann der dritte Gipfel des Tages gefeiert werden. Der Ledertschobenstein kann im Gegensatz zum Weißenbachkopf durchaus als selbstständig betrachtet werden. Über einen kleinen Seitenweg erreicht man den höchsten Punkt mit einer einsamen Bank und einer Aussicht vom Allerfeinsten. Zurück bei der roten Raute taucht bald der nächste Gipfel auf. Warum der 1235m hohe Hirzenboden bisher weder hier noch in Wikipedia-Listen Erwähnung findet ist mir völlig schleierhaft. Immerhin hat der 40m Schartentiefe, eine Marke, die selbst 4000ern zum Gipfel reicht. Weglos zwar, aber stets einfach kann auch dieser Berg alsbald als bestiegen verbucht werden (20Min, T2). Halbzeit für heute, zumindest was die Zahl der Gipfel anbelangt.

Mit dem Hohen Zinken rückt der nächste 1200er in den Blick. An einem auffälligen Wegknick verlasse ich den Westweg und folge geradeaus den Grenzsteinen im Laubwald bergan. Auf dünnen Pfadspuren gewinne ich schnell an Höhe, ehe eine ca. 8m hohe Klippe den direkten Weiterweg versperrt. Die Felsen sind leicht (mit Moos bewachsene II) aber brüchig. Natürlich konnte ich der Verlockung nicht widerstehen und wäre beinahe bestraft worden. 15Min nach dem Hirzenboden haben auch diese Extrameter mal ein Ende und der/die/das Hohe Zinken wurde besucht. Wer sich hier hoch gearbeitet hat und zum Westweg absteigen möchte wird nun mit einer Extraeinlage belohnt, die es in sich hat. Extrem steile Schutthalden unterbrechen immer wieder die schwach angedeuteten Pfadspuren und fordern selbst den erfahrenen Wanderer. Die letzten 10m hinab zum Weg sind nahezu senkrecht. Um die erdige Rampe runterzukommen benutze ich die dünnen Bäumchen als Griffe, jeder Fehler hätte böse Verletzungen zur Folge gehabt. Im Nachhinein wäre es besser gewesen nach Nordosten und dann zum Präger Eck abzusteigen, aber das habe ich erst auf dem Rückweg gesehen. Dieser Abschnitt muss daher mit T3+ bewertet werden.

Nach dem kleinen Adrenalin-Intermezzo folgt der schönste Teil der Strecke. Die Überschreitung des Schweinekopfes zum Blößling ist ein Geheimtipp und unglaublich sehenswert. Zunächst auf gutem Forstweg ca. 800m nach Westen bis zu einer großen Kurve und nun über einen Schleiffweg steil hinauf. In der Karte wird fälschlicherweise die 1257m hohe Westschulter als Schweinekopf beschrieben. Dies ist definitiv falsch, der Gipfel misst 1285m, weist ebenfalls 40m Schartentiefe auf und ist somit ein selbstständiger Berg im Schwarzwald (1:10h, T2). Soviel zu den harten Fakten. An Softskills besitzt er einen richtig schönen Gipfelkamm, aussichtsreich und selten begangen. Also alles, was das Wandererherz begehrt. Schon bald ist es am Blößling mit der Einsamkeit vorbei, wobei heute nur wenige andere Leute oben sind. Ein wunderschöner Platz hoch über Bernau, leider heute ohne Alpensicht (15Min).

Fehlt noch ein Hügel für heute. Der Spitzenberg kann mit dem bisher erwanderten in absolut Garnichts konkurrieren, ein bewaldeter Hügel mehr. Der kleine Abstecher (15Min) tut der ansonsten tollen Tour aber keinen Abbruch. In wenigen Minuten ist das Präger Eck erreicht. Für die Rückkehr zum Auto wähle ich diesmal die Ostseite des Hohen Zinken (hier wie gesagt der deutlich leichtere Abstieg vom Gipfel), und verwöhne mich noch mit gut 200m Gegensteigung ehe die Tour am Weißenbachsattel endet (1h, T1).

Fazit: Eindrückliche, oft einsame und häufig sehr aussichtsreiche Tour, die für mich bisher zu den schönsten Schwarzwaldwanderungen zählt. Must-Do für alle bekennenden Schwarzwaldwanderer.

Tourengänger: frmat


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