Gamskopf (3157m) und Gramul (3271m) gletscherfrei von Süden


Publiziert von BigE17 , 24. Januar 2020 um 07:10.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:15 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:23 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Huben. Hier ins Kalsertal abbiegen, bis Kals fahren und weiter bis kurz vor das Wanderhotel Taurerwirt. Hier befindet sich rechts der Straße, bei der Abzweigung zur Moaralm, ein großer Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

In der Glocknergruppe stehen viele sehr bekannte Berge. Großglockner, Wiesbachhorn, Johannisberg, Figerhorn,... Trotzdem gibt es hier vereinzelt auch noch einsamere Gipfel - wie zum Beispiel den Gamskopf, den Luckenkogel oder der Gramul. Sie sind sehr schöne Gipfel, die Besteigung ist nicht schwierig und sogar vollkommen gletscherfrei. Sie stehen halt leider im Schatten bekannterer Berge. Ich und ein Tourenpartner wussten nur durch das Buch "Die Dreitausender Osttirols" von dieser Aufstiegsvariante. Wir wussten aber noch nicht, dass dieser Aufstieg wirklich sehr schön ist.

Da Gewitter am Nachmittag nicht auszuschließen waren, starteten wir bereits um 5:15 beim Parkplatz beim Taurer. Da ein relativ langer Weg weit ins Teischnitztal hineinführt, hatten wir natürlich die Mountainbikes dabei. Wir folgten kurz der Straße zur Moaralm, bis rechts der Schotterweg in Richtung Stüdlhütte abzweigt. Dieser Weg hatte etliche Kehren, war meist gut zu fahren, immer wieder war es auch besser zu schieben. Schon deutlich über 2100m, öffnete sich vor uns endlich die Klamm, durch die wir ins Tal gelangten. Hier mussten wir dann schieben, weil es doch recht steil war. Danach erreichten wir den breiten Talboden des Teischnitztales, am Talschluss imponierte hoch über den Felswänden der Gletscherbruch des Teischnitzkeeses. Nach einem recht langen Flachstück befanden wir uns bei der Pifangalm, wo wir dann auch die Räder deponierten.

Nun ging es zu Fuß weiter ins Tal hinein. Wir blieben stets rechts des Baches und wollten diesen erst recht weit hinten überqueren. Es war dann aber recht knifflig, eine geeignete Stelle zu finden. Das gelang uns wirklich erst im hintersten Winkel des Tales. Nun erwartete uns ein steiler Grashang auf den nächsten 300 Hm. Insbesondere im unteren Teil war es echt sehr steil, es wurde dann allmählich etwas flacher. 

Schließlich erreichten wir auf über 2600m Höhe ein großes, flaches Plateau. Nun war es unser Ziel, durch eine breite Schuttrinne weiter nach oben zu gelangen. Darüber war bereits der Gamskopf zu erkennen. Auch wenn das Gelände von unten sehr steil wirkte, war es dann doch nur mäßig geneigt, außerdem war das Gehen hier alles andere als mühsam. Im oberen Teil verengte sich die Rinne ein wenig, war aber immer noch angenehm zu begehen. 

Auf fast 3000m erreichten wir so schließlich ein mit allerlei Schutt und Blöcken gefülltes Kar unterhalb unserer Gipfel. Wir hatten beschlossen, zuerst den Gamskopf zu besteigen. Dazu stiegen wir weniger mühsam als erwartet in die Scharte östlich des Gipfels auf. Wir folgten nun dem Grat, gelegentlich links und rechts ausweichend. Die Schlüsselstelle war dabei eine schmale Leiste, es war nicht möglich, an dieser Stelle die Hände zu verwenden (I-II). Ansonsten war der Grat einfach, jedoch das ein oder andere Mal ausgesetzt (I). So gelangten wir in kurzer Zeit zum Gipfel.

Das Wetter war heute sehr schön, dementsprechend toll war auch das Panorama. Nichtsdestotrotz setzten wir die Tour recht bald fort. Unser nächstes Ziel war der Luckenkogel. Dazu stiegen wir über denselben Grat zurück zur Scharte und hinab ins Kar. Hier querten wir dann ein wenig nach Osten, dabei mussten ein paar kleine Felsstufen überwunden werden (I). Dann erreichten wir auch schon den Luckenkogel. Interessant dabei ist, dass er sich so gut wie gar nicht abhebt. Deshalb ist die Benennung dieses "Gipfels" mehr als fragwürdig.

Nun stiegen wir noch die 250 Hm zum Gramul auf. Anfangs ging es auf einem flachen Rücken auf die Südflanke zu. Mit der Zeit wurde der Schuttrücken steiler, und irgendwann waren wir an der Südflanke angelangt. Hier war der Schutt dann enorm steil, das Gehen sehr mühsam. Außerdem wurde es nach oben hin immer steiler (bis zu 45°). Da kamen wir dann doch noch ein wenig ins Schwitzen, doch schließlich waren diese mühevollen Höhenmeter überwunden. Hier erwartete uns ein recht großes, vollkommen flaches Plateau - so etwas hatte ich in dieser Höhe auch noch nicht gesehen. Doch natürlich war auch die Aussicht ein Traum, besonders zum nahen Großglockner. In der Ferne grüßten die Schobergruppe, im Westen Granatspitz - und Venedigergruppe.

Doch dann hieß es wieder absteigen. Es war ein Genuss, durch den Schutt die Südflanke hinabzurutschen. So gelangten wir direkt ins Blockkar. Hier mussten wir dann noch einige Felsstufen überwinden (I), um wieder das große Plateau zu erreichen. Nun gingen wir noch kurz nach Süden, um dann einen steilen Grashang zwischen 2 Bächen abzusteigen. Dieser war recht angenehm zu begehen. Unten wartete dann noch eine ziemlich knifflige Aufgabe auf uns: Wir mussten den Teischnitzbach überqueren. Dieser führte noch viel mehr Wasser als am Vormittag, deshalb dauerte es eine Weile, bis wir eine geeignete Stelle fanden. Danach mussten wir nur noch zurück zu den Rädern laufen und die lange Abfahrt begann. In der Klamm war jedoch noch ordentlich Vorsicht geboten. So erreichten wir um 14:15 wieder den Parkplatz.

Erwähnenswertes:

1. Trotz der recht langen Strecke und über 1800 Hm ist die Tour in 9 Stunden locker schaffbar. Allerdings ist der Anstieg stellenweise steil und anstrengend.

2. Die Schwierigkeiten bei dieser Tour halten sich dann doch in Grenzen. Der Grat zum Gamskopf erfordert leichte Kletterei und die Überquerung des Baches ist heikel, aber ansonsten befindet man sich im Gehgelände - allerdings in einer einsamen Gegend.

3. Es gibt eigentlich keine richtigen Alternativen, den Gamskopf zu besteigen. Der Westgrat soll angeblich nur II sein, aber ob man das wirklich glauben sollte? Den Gramul kann man auch von der Stüdlhütte übers Teischnitzkees erreichen. Der unscheinbare Luckenkogel wird eigentlich nur mitgenommen, wenn man unsere Route begeht.

4. Sogar im August muss man in dieser Gegend immer mit Schneefeldern rechnen. Selbst in diesem Hitzesommer mussten wir eines überqueren. Steigeisen und Pickel sind normalerweise nicht nötig.

5. Vom flachen Plateau auf 2600m kann man unschwierig den Gipfel des Rumesiokopfes erreichen. Bei den Aufstiegen zu Zollspitze, Gelbes Hörndl, Grüner Kopf und Kristallspitzl ist leichte bis mäßig schwierige Kletterei notwendig.

6. Die Tour ist eher auf der einsamen Seite, wird aber doch immer wieder begangen. Wir waren an diesem Tag nicht alleine unterwegs.

7. Will man auf einer Hütte übernachten, bleibt nur die Stüdlhütte. Und dann muss man über das Teischnitzkees gehen.

8. Wenn man sich den Schwierigkeiten und vor allem der Länge der Tour gewachsen fühlt, kann man sich auf eine großartige Bergfahrt mit herrlichem Panorama freuen. Der Südanstieg zum Gamskopf, Luckenkogel und Gramul ist wärmsten weiterzuempfehlen.

Tourengänger: BigE17


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