Kreuzwand (3034m) - Aussichtswarte auf den Großglockner


Publiziert von BigE17 , 13. November 2020 um 22:26.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum: 8 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Huben. Hier ins Kalsertal abbiegen, bis Kals fahren und weiter bis kurz vor das Wanderhotel Taurerwirt. Hier befindet sich rechts der Straße, bei der Abzweigung zur Moaralm, ein großer Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Befindet man sich in Kals am Großglockner, so wird man enttäuscht feststellen, dass der Großglockner sowie der Grat nach Nordwesten bis zum Hohen Karten gar nicht zu sehen ist. Warum? Die Sicht wird von einigen grasbewachsene Gipfel versperrt. Da wäre zum einen das bekannte Figerhorn, aber auch die wesentlich unbekanntere Bretterspitze oder eben auch die Kreuzwand. Sie versteckt sich unscheinbar hinter der Bretterspitze. Bei diesem Anblick würde man nicht auf die Idee kommen, dass sie einer der allerschönsten Aussichtsplätze ist, um den Großglockner zu bewundern.

Ich und ein Tourenpartner beobachteten auf Webcams, dass der süd- und ostseitige Anstieg trotz der zahlreichen Schneefälle im Oktober relativ aper war. Daher entschieden wir uns, an diesem schönen Tag der Kreuzwand einen Besuch abzustatten. Wir wollten eigentlich vom Parkplatz beim Taurer starten. Hier merkten wir, dass wir der Straße Richtung Moaalm auch mit dem Auto folgen konnten. So fuhren wir bis zur Brücke Teischnitztal, wo wir links von der Straße parken konnten - damit waren 100 Hm weniger zu überwinden. Hier zweigt rechts der Schotterweg Richtung Pifangalm bzw. Stüdlhütte. Diesem galt es nun zu folgen. In etlichen Kehren stiegen wir durch den Wald empor.

Auf ca. 2100 Meter erreichte der Weg eine Klamm, durch die wir hindurchmussten, um ins Teischnitztal zu gelangen. Gottseidank lag hier noch nicht zu viel Schnee, so konnten wir die im Winter und Frühjahr haarstäubend heikle Querung ohne Schwierigkeiten und ohne Steigeisen hinter uns bringen - Trittsicherheit war hier trotzdem vonnöten. Bei der ersten Gelegenheit - gleich am Ende der Klamm - überquerten wir den Bach über eine Brücke und folgten noch kurz diesem Schotterweg. Noch bevor wir den Stall am Ende des Weges erreichten, verließen wir ihn.

Unser Ziel war es nun, zu den steilen ostseitigen Grashängen aufzusteigen und über diese dann den Grat zu erreichen, der uns zur Kreuzwand führen würde. Am Anfang war das Gelände sehr flach, erst auf ca. 2350m wurde es dann schlagartig steil. Wir wussten, dass nun 400 steile Höhenmeter auf uns warteten. Außerdem hielten wir uns eher rechts, um den Grat möglichst weit oben zu erreichen. Das war jedoch nicht die beste Idee, weil der Hang nach oben hin immer steiler wurde. Im unteren Teil war die Neigung zwar geringer, wir hätten aber trotzdem besser nicht ausrutschen sollen. Und das von den Schneefällen plattgedrückte Gras war wirklich sehr rutschig. Auf den letzten 100 Hm wurde der Hang dann etwas mehr als 45 Grad steil, hier war das Gehen schon ziemlich heikel. Ich war wirklich froh, als dieses Stück überwunden war und wir uns am Grat befanden.

Vor uns erkannten wir schon den markanten Gipfel der Kreuzwand, aber noch sind es gut 300 Hm. Zuerst ging es auf dem Grat, der hier noch ein sanfter Rücken war, kurz empor. Dann umgingen wir einige Zacken westseitig, wir mussten nur kurz über Schnee gehen, weshalb wir keine Schneeketten oder Steigeisen benötigten. Die Umgehung des letzten, sehr großen Zackens war auch kein Problem. Nun folgte der Aufstieg über einen teils schuttigen, teils plattigen Rücken. Der Großteil des Rückens war ziemlich flach, erst auf den letzten Metern wurde er kurz ein wenig steiler - Kletterei war aber noch nicht erforderlich. Darüber stiegen wir stets links vom mittlerweile ein wenig schmäleren Grat weiter auf.

Schließlich gelangten wir auf den Grat, der auf einmal sehr schmal wurde. Ab nun wurde das Gelände sehr ausgesetzt. Die ersten Meter waren relativ leicht, ausrutschen hätte man aber besser nicht sollen. An 1 Stelle mussten wir hier auch durch steilen Schnee queren. Doch dann kam die Schlüsselstelle: Ein sehr schmales Gratstück musste auf der Kante überwunden werden (II-). Das war zwar nicht besonders schwierig, aber äußerst luftig, und der Fels war brüchig. Nach dieser kurzen Klettereinlage war noch eine kurze Platte zu überwinden (I), die letzten Meter zum Gipfel waren dann kein Problem mehr, obwohl noch einmal kurz durch Schnee zu queren war.

Hier konnten wir nun den Großglockner in seiner ganzen Pracht und in aller Ruhe bestaunen. Links davon die Glocknerwand, dann der lange vergletscherte Grat bis zur Ödenwinkelwand und dann noch der Hohe Kasten. Nach Süden hatten wir eine fantastische Fernsicht bis in die Dolomiten. Im Osten stachen vor allem die hohen Gipfel der Schobergruppe ins Auge. Im Westen war die Granatspitzgruppe zu sehen, dahinter zahlreiche Gipfel der Venedigergruppe. Wahrlich spektakulär und auch ziemlich angsteinflößend war der Tiefblick nach Nordwesten: Hier brach der Grat senkrecht in die Scharte zwischen Kreuzwand und Kristallspitzl ab.

Dann begannen wir mit dem Abstieg. An der Schlüsselstelle war nochmal Vorsicht geboten, dann noch den restlichen Gipfelgrat zurück und das Gelände wurde wieder deutlich einfacher. Entlang des Aufstiegsweges stiegen wir im Nu bis zu jener Stelle ab, wo wir über den steilen Grashang den Grat erreicht hatten. Uns war dieser Hang dann doch sehr unangenehm für einen Abstieg, daher stiegen wir entlang des Gratrückens unschwierig weiter ab. An einer günstigen Stelle begannen wir, über einen schon deutlich flacheren Grashang abzusteigen. Hier war trotzdem große Vorsicht geboten: Das Gras war hier sehr rutschig, der eine oder andere Stolperer ließ sich hier nicht vermeiden. Dementsprechend lange benötigten wir, bis das Gelände endlich flacher wurde. Wir stiegen wieder zum Schotterweg ab, den wir im Aufstieg verlassen hatten, und weiter ins Teischnitztal. Dem langen Fahrweg folgten wir zurück bis zum Auto, das wir um 13:00 erreichten.

Erwähnenswertes:

1. Der Anstieg auf die Kreuzwand ist großteils einfach. Auf den letzten Metern zum Gipfel muss man jedoch in sehr ausgesetztem Gelände leichte Kletterstellen überwinden (II-). Daher werden Bergwanderer oder Unerfahrene diesen Gipfel nur mit einem Bergführer erreichen können. Wenn man sich an dieser Stelle nicht sicher ist, sollte man dort sichern.

2. Wenn man die steilen ostseitigen Grashänge überwindet, sollte man sich möglichst südlich halten. Denn je weiter südlich man aufsteigt, desto flacher ist der Hang. Nachdem man den Gratrücken erreicht hat, gibt es vorerst keine Probleme mehr.

3. Im Sommer und im Herbst ist der Weg durch die Klamm ins Teischnitztal ohne große Probleme machbar. Im Winter und im Frühjahr ist diese Stelle wegen des vielen Schnees sehr gefährlich, weil dort akute Lawinen- und Absturzgefahr herrscht. Außerdem ist diese Stelle oft vereist. Sogar im Juni gibt es an dieser Stelle oft noch Probleme. Daher muss man dann von der Brücke Teischnitztal aus nördlich vom Bach über Steigspuren aufsteigen. Sobald diese enden, muss man weglos bis zum Stall am Ende des Schotterweges finden - Skitouren auf die Kreuzwand sind aber ohnehin kaum möglich.

4. Ein Übergang von der Kreuzwand zum Kristallspitzl ist sehr umständlich. Man muss dabei mindestens 300 Höhenmeter - wahrscheinlich sogar noch weiter absteigen, um ins südseitige Kar und weiter zum SW-Grat zu gelangen. Dasselbe gilt für die Bretterspitze und die Säulspitze. Den Gratübergang sollte man besser nicht probieren...

5. Die Tour ist relativ kurz und daher auch an einem halben Tag locker schaffbar.

6. Auf dem Gipfel hat man ein ausgezeichnetes Panorama zum Großglockner. Doch nicht nur der Großglockner, auch hunderte andere Gipfel kann man von hier aus betrachten. Deshalb ist dieser sehr einsame Gipfel ein sehr empfehlenswertes Ziel. Wenn man den Schwierigkeiten gewachsen ist, und das Wetter schön ist, dann kann man sich auf einen wunderschönen Bergtag freuen.

Tourengänger: BigE17


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