Luckenkogel (3100m) und Äußerer Knappentröger (3031m) - Geheimtipp oberhalb vom Silesia-Höhenweg


Publiziert von BigE17 , 17. Dezember 2019 um 09:37.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Granatspitzgruppe
Tour Datum:14 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Huben. Hier ins Kalsertal abbiegen, bis Kals fahren und weiter bis kurz vor das Wanderhotel Taurerwirt. Hier befindet sich rechts der Straße, bei der Abzweigung zur Moaralm, ein großer Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Kalser Tauernhaus

Die Granatspitzgruppe ist flächenmäßig ziemlich klein, auch die Gipfel sind deutlich niedriger als in den Nachbargruppen. Trotzdem sind auf den Wanderwegen und vielen Gipfeln häufig Leute anzutreffen. Diese Gipfel sind die Vordere Kendlspitze, der Muntanitz, Stubacher Sonnblick, Nussingkogel,... Im Gegensatz dazu gibt es auch einige einsame Gipfelziele, wie zum Beispiel den Luckenkogel und den Äußeren Knappentröger (auch "Äußerer Knappenkopf"). Genau deshalb wollten ich und ein Tourenpartner diesen beiden Gipfeln einen Besuch abstatten.

Um 6:15 waren wir beim Parkplatz kurz vorm Wanderhotel Taurerwirt. Wir fuhren auf unseren Rädern am Hotel vorbei, hinein ins Kalser Dorfertal. Der etwas steilere Weg führte uns kurz empor, bis wir die Wahl hatten, durch den Tunnel zu fahren oder ihn zu umgehen. Wir entschieden uns, ihn zu umgehen. Weil der Weg hier sehr schmal war, mussten wir schieben. Gleich danach wurde es flach und der breite Almweg führte uns in leichtem Auf und Ab weit ins Tal hinein, vorbei an der Berger Alm bis zum Kalser Tauernhaus. Kurz nach dem Tauernhaus zweigt links der Weg zum Spinevitrol ab, hier deponierten wir die Räder.

Nun ging es auf dem ordentlich ansteigenden Steig durch den Wald nach oben. Links vom Weg liegt ein spektakulärer Wasserfall. Auf knapp über 2050m erreichten wir eine Weggabelung. Wir hielten uns rechts, in Richtung Spinevitrol und Schwarzsee. Im leicht kuppierten Gelände gewannen wir allmählich an Höhe, die Gipfel der Glocknergruppe erschienen nach und nach. Nach einiger Zeit kamen wir am unscheinbaren Gipfel des Spinevitrol an. Eine wirklich tolle Aussichtskanzel hoch über dem Dorfertal. Hier mündete der Steig auch in den Silesia-Höhenweg ein, der die Rudolfshütte mit der Sudetendeutsche-Hütte verbindet. Wir folgten kurz dem Weg in Richtung Sudetendeutsche-Hütte, ignorierten die Abzweigung zum Schwarzsee und wanderten noch kurz weiter, bis wir den Weg verließen.

Über steile Wiesen stiegen wir zu einem breiten Schuttrücken auf. Dieser Schuttrücken ist die Fortsetzung des SO-Rückens des Äußeren Knappentrögers. Unschwierig gewannen wir immer mehr an Höhe. Schließlich standen wir vor dem allerletzten Aufschwung zum Gipfel. Wir mussten uns anstrengend durch Schutt nach oben wühlen, bis wenige Meter unter den Gipfel. Zum Abschluss gab es noch eine brüchige, aber ungefährliche Kletterstelle (I), dann war der Gipfel erreicht.

Während wir die Aussicht genossen, inspizierten wir den Verbindungsgrat zum Luckenkogel. Die rechte Flanke fällt immens steil ins Landecktal ab, während die linke erst ziemlich weit unten abbricht. So entschieden wir uns dazu meist in der linken Flanke zu bleiben. Doch zuerst mussten wir in die Knappentrögerscharte absteigen. Die rechte Flanke fällt senkrecht ab, links befinden sich nach unten hin immer steiler werdende Platten. So blieben wir in Gratnähe, stets links der Kante. Nach kurzer Zeit waren wir in der Scharte, die von links aus dem Kar gar nicht so einfach zu erreichen zu sein schien.

Sobald der Grat wieder begann anzusteigen, wechselten wir in die linke, schuttige Flanke. So gewannen wir ziemlich anstrengend und nur langsam an Höhe, immer wieder unterbrochen durch leichte Kletterstellen. Schon ziemlich weit oben waren wir dann doch gezwungen, eine Wand zu bezwingen, um den Grat zu erreichten. Sie war aber überraschend einfach (I-II). Nun war der Grat flach, mit glatten Türmen übersäht. Die linke Flanke war ab nun auch sehr viel steiler, aber noch machbar. So querten wir wieder links vom Grat einige Rinnen, die steil nach unten abbrachen. War dann aber doch leichter als gedacht (I-II, brüchig). Nun standen wir vor dem letzten, überhängenden Aufschwung. Die linke Flanke war mittlerweile auch zu steil daher mussten wir nach rechts in die leicht verschneite NW-Flanke ausweichen. Es war äußerst ausgesetzt, aber Gehgelände. Nur zum Schluss mussten wir einigen nicht mehr ausgesetzten Blöcken kurz klettern (I) und gelangten so zum Gipfel des Luckenkogels

Das Panorama am einsamen Gipfel war natürlich herrlich - der Gipfel liegt schließlich zwischen Großglockner und Großvenediger. Nach einiger Zeit begannen wir dann auch mit dem Abstieg über den Südgrat. Doch den obersten Teil des Grates umgingen wir in der schuttigen SW-Flanke. Da wir über diese nicht ins Landecktal absteigen wollten, mussten wir nach einiger Zeit doch den Grat betreten. Doch da hielten wir uns nur kurz auf (I-II), ein großer Turm versperrte uns den Weiterweg. Umgehungen waren in beiden Flanken nicht möglich, also blieb uns nur noch eine Variante: Jetzt sofort über die steile Wand zum Loameskees absteigen! Die Kletterei war unangenehm und brüchig, ausrutschen war tabu. Die Schlüsselstelle waren die letzten Meter zum Gletscher, wo wir über eine steile Platte unterhalb von einem großen überhängenden Block vorsichtig nach unten kriechen mussten (II, man sollte keine Platzangst haben!). Immerhin hatte der sehr kleine Gletscher keinen Bergschrund

Minispalten wären erkennbar gewesen, wenn der Gletscher aper gewesen wäre. Heute war er aber unter einer recht dicken Schneedecke. So überquerten wir ihn, ohne ein Seil oder Steigeisen zu verwenden, weil es auch keine steile Stelle gab. Das dauerte auch nicht lange und wir erreichten die schuttige Moräne, über die wir angenehm weiter absteigen konnten. Immer wieder fanden wir auch glatte Platten vor, die aber nie steil waren. Es zog sich dann doch noch ordentlich in die Länge, bis wir den Silesia-Höhenweg erreichten.

Diesen nutzten wir, um einen Bach zu überqueren, dann verließen wir ihn wieder. Wir stiegen über furchtbar steile Wiesen entlang von Steigspuren ziemlich direkt nach unten und erreichten schließlich die Weggabelung auf 2050m, wo wir zum Spinevitrol abgezweigt waren. Der restliche Abstieg folgte dem Aufstiegsweg, die Abfahrt mit dem Fahrrad zog sich wegen einiger kürzerer Gegenanstiege noch ordentlich in die Länge. Als Abschluss fuhren wir durch den Tunnel in der Daberklamm, bevor wir um 15:15 wieder am Parkplatz ankamen.

Erwähnenswertes:

1. Der Aufstieg auf den Äußeren Knappentröger ist leicht und daher auch für unerfahrene mit genügend Kondition machbar.

2. Am leichtesten ist der Luckenkogel wahrscheinlich vom Landecktal aus über die SW-Flanke zu erreichen. Mit Sicherheit ist dieser Anstieg sehr mühevoll (ohne Gewähr).

3. Ein direkter Aufstieg zur Scharte zwischen den beiden Gipfeln ist wegen der Platten sicherlich unangenehm.

4. Unser Abstiegsweg war ziemlich heikel. Es ist sicher besser, wieder zurück zum Knappentröger zu gehen. Es wäre auch möglich, den Südgrat großräumig in der SW-Flanke zu umgehen und in die Scharte zwischen Luckenkogel und dem Grauen Schimme aufzusteigen. Diese Variante ist allerdings äußerst steinschlaganfällig und daher gefährlich!

5. Ein Übergang vom Luckenkogel zum Grauen Schimme ist schwierig (III), der Übergang vom Knappentröger zur Aderspitze wäre sicherlich interessant, aber vermutlich auch nicht leicht.

6. Ein Abstecher zum herrlich gelegenen Schwarzsee ist sehr zu empfehlen.

7. Wenn man den 2. Schwierigkeitsgrad sicher beherrscht, kann man die Tour problemlos seilfrei durchführen.

8. Eine Besteigung dieser beiden Gipfel ist auf alle Fälle ein sehr schönes Erlebnis und allen guten Bergsteigern wärmstens zu empfehlen. Die Einsamkeit ist jedenfalls bei weitem nicht der einzige Grund.

Tourengänger: BigE17


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