Herbstliche Runde in der "Frränggischn" (Fränkischen Schweiz)


Publiziert von Schubi , 4. November 2019 um 14:00.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Fränkische Alb
Tour Datum:30 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Aufstieg: 460 m
Abstieg: 460 m
Strecke:12,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz Ludwigshöhle, Nähe Schweinsmühle
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Sehr romantisch dürfte das Nächtigen auf Burg Rabenstein sein (sie ist auf der Tour auch ein Etappenziel): www.burg-rabenstein.de

Von den Felsmassiven der eidgenössischen Schweiz in meinen letzten Tourenberichten nun zu den kleinen Felsformationen der Fränkischen Schweiz meiner alten Heimat Oberfranken, im Dialekt der Bewohner auch nur kurz "Frränggischa" genannt.
Ganz früher hieß die felsenreiche Region noch "Muggendorfer Gebirg", nach dem gleichnamigen Örtchen. Aber dann kamen im 19. Jahrhundert die Romantik und die Maler und die Dichter und mit ihnen wohl die Assoziation zur Schweiz. So ganz aus der Luft gegriffen ist diese aber auch net: Die Fränkische Schweiz bildet das nördliche Ende des Süddeutschen Jura, das seine geologische Fortsetzung (auf der Landkarte bogenförmig entlang fränkischer und schwäbischer Alb) südwestlich im Jura der Schweiz und Frankreichs findet. Somit bildet der Jura als Gesteinsschicht sozusagen ein geschwungenes Band von Oberfranken bis runter zum Genfer See. Geprägt sind diese Landschaften hier wie dort von Verkarstung und Carbonatgesteinen, also Kalk und Dolomit. Charakteristisch sind z.B. solitäre Dolomit-Felstürme, Höhlen, Dolinen, Trockentäler. Als ich 2015 mal im Schweizer-/ Französischen Jura war, hatte ich dann sozusagen ein Deja Vú, Tourenbericht dafür kommt noch.

Ich wollte meiner Lebensgefährtin letzten Herbst nun mal eine Wanderrunde zusammenstellen, auf der sie das Typische der Fränkischen erleben konnte, also: Felsen, Höhlen, Burgen, kleine Brauereigasthöfe und süffiges Bier. Das wird wegen des kalkigen Wassers der Region übrigens eher dunkel und malzbetont eingebraut (wer sich zu diesem Thema ein wenig einlesen will: auf diesem Blog ist's sehr gut beschrieben). Mit etwas Lokalpatriotismus möcht ich hier noch drauf hinweisen, dass die Fränkische Schweiz die höchste Brauereidichte der Welt hat und es mit den dörflichen Brauereigasthöfen eine super-vielfältige Bierlandschaft gibt, eine perfekte Ergänzung also zum Wandern. Bei Hikr haben übrigens die Kollegen klemi74 (hier nochmal) und gero das Fränkische Bierwandern schon recht durstlöschend beschrieben.


Passend zum Thema eine Berichts-Soundtrack-Empfehlung: das beswingt-gemütliche Beer Garden von Duke Ellington.

Um die genannten Kriterien meines Vorhabens alle unter eine Hut zu bringen, entscheide ich mich für eine Rundtour-Planung ab der Ludwigshöhle bei Schweinsmühle (südostlich von Waischenfeld) im schönen Ailsbachtal. Dort stellen wir den Wagen auf einem nahen Wanderparkplatz ab und laufen durch herbstbunten Laubwald als erstes zur Ludwigshöhle. Sie überrascht uns mit ihrer luftigen Geräumigkeit, fast etwas von einem Kirchenraum hat sie. Die Höhle liegt an einem Hang und hat zum Tal hin mehrere große, fensterartigen Öffnungen, die viel Tageslicht hereinlassen. Sie wurde bereits von prähistorischen Menschen benutzt. Ihren Namen bekam die Höhle im Jahre 1830, als sie der bayerische König Ludwig I. besuchte. Dem König zu Ehren lud man in der Höhle sogar zu einem Festmahl. Wie fast alle Höhlen in der Fränkischen entstand sie durch Verkarstung im Verlauf der Erdzeitalter, der unterhalb entlang fliessende Ailsbach wusch sie dann zur heutigen Form aus.

Von der Höhle gehen wir die kleine Treppe runter zum Ailsbach, überqueren ihn und kurz danach auch die Landstraße um dann im Hang gegenüber dem Pfad hoch zur Sophienhöhle zu folgen (alles super beschildert). Die Sophienhöhle ist wohl die berühmteste Höhle in der Fränkischen, sehr ausgedehnt und bietet (gegen Eintritt) alles von Tropfsteinen bis zu Knochenfunden, natürlich mit dem heutig üblichen Rahmen-Programm an Events und Tra-Ra. Wir lassen sie daher lieber aus und wandern weiter Richtung Burg Rabenstein. Der Pfad führt sehr abwechslungsreich zwischen vielen kleinen und großen Felstrümmern hindurch, die die typsiche Verwitterungsformen von Dolomitgestein zeigen. Eingebettetet ist das Ganze in herrlichem Laubwald, der gerade sein Herbst-Kleid trägt.

Gleich oben am Waldrand gibt es ein Wildgehege mit Falknerei. Wer Interesse dafür hat müsste also für die Wanderung noch etwas mehr Zeit einplanen. Ganz nah ist dann auch die Burg Rabenstein, die wir schliesslich über noch so einige in den Fels gehauenen Treppen und Stufen erreichen (die Wegabschnitte rund um die Burg sind dann auch die einzigen der Wanderung in T2). Die Burg liegt sehr malerisch über dem Tal des Ailsbachs, entstand schon im letzten Viertel des zwölften Jahrhunderts und beherbergt heute ein Hotel. Nebenan gäbe es in der Gutsschänke eine erste Einkehrmöglichkeit, wir sparen unseren Durscht aber für später auf.

Ich habe diese Abschnitt der Tour mal an den Anfang gelegt für Nach-Wanderer, die an Falknerei und Sophienhöhle interessiert sind und auf die Öffnungszeiten acht geben müssten. Die Rundwanderung hat die Form einer verzerrten Acht, die östlichen Abschnitte dieser Acht könnte man aber auch tauschen. Dann macht man die jetzt folgende Querung der Bundesstraße nur auf dem Rückweg und lässt damit die "Kreuzung" in der Mitte der gedachten Acht aus).

Wir gehen also im Wald südwestlich der Burg noch ein Stück weiter durch den zauberhaften Wald. Dann wieder runter zum Talboden, folgen der Straße rechts ca. 50 Meter, rüber zur Parkbucht auf der anderen Straßenseite, damit wir nicht so nah am Verkehr laufen müssen. Am Ende des Parkplatzes dann nochmals die Straßenseite wechseln und hier direkt auf den kleinen Pfad, der uns wieder über den Bach und (nordwestlich) erneut hoch in den Wald führt.

Der Wald ist diesmal etwas lichter und das Gelände nicht mehr so steil. Aber immer wieder kommen wir an schönen Felsformationen vorbei und auch an kleinen Höhlen, die aber oft nicht tief reichen. Für Kinder muss dieser Weg aber ein ziemlicher Spaß sein, sie können sich verstecken oder "geheime" Höhlen erforschen. Ausserdem ist die Fränkische wegen ihrer vielen griffreichen Dolomitfelsen natürlich superbeliebt bei Kletterern.

Schliesslich öffnet sich der Wald und wir haben einen ersten Blick auf das verschlafenene Oberailsfeld, unser nächstes Etappenziel. Ganz so verschlafenen ist es auch nicht, dafür sorgt der Held-Bräu und sein Biergarten, aber dazu gleich mehr. Vorher passieren wir nämlich noch eines der schönsten Wegstücke: es geht entlang von felsdurchzogenen Hängen mit Trockenrasen und allerlei wildem Gebüsch. Auf dem kalkig kargen Böden fühlen sich z.B. der für die Fränkische Schweiz charakteristische Wacholder wohl, aber auch Schlehen, Birken, Kiefern. Es ist ein buntes Bild, gerade jetzt im Herbst, und man kann die Dichter und Maler der Romantik nun etwas besser verstehen.

Wir erreichen die wenigen Häuser von Oberailsfeld, das ebenfalls von schönen Dolomit-Felsen gerahmt ist. ich muss sagen, so viel Romantik macht schon auch durstig. Die Herbstsonne lacht und wir freuen uns, dass wir im gutbesuchten Biergarten des hiesigen Brauereigasthofs Held einen sonnigen Platz bekommen. Zeit für eine Brotzeit und ein vollmundiges Dunkles! Familiengeführt und im kleinen Maßstab wird hier seit 1680 gebraut. Aber bevor ich mich auch noch durch die anderen Biersorten trinken kann, mahnt die Lebensgefährtin und Wandergenossin zum Aufbruch. Schliesslich haben wir noch nicht mal die Hälfte der Rundwanderung geschafft.

Wir verlassen das Örtchen nach Norden und gehen aus dem engen Bachtal hinauf auf einer der für das Jura charakteristischen offenen Hochebenen, die trotz karger Böden meist landwirtschaftlich genutzt sind. Wir passieren die Ortschaft Eichenbirkig. Unser nächstes Etappenziel ist die Burg Rabeneck. Wie ihr Name schon nahelegt, gehörte sie demselben Adelsgeschlecht wie Burg Rabenstein, liegt aber schon am nächsten Flußtal, nämlich oberhalb der Wiesent. Wir besichtigen kurz das kleine Museum (zu mittelalterlicher und regionaler Geschichte) in der Burg und stapfen dann noch über den schönen Felsenrundweg um die Burg im waldigen Hang oberhalb des Tals. Auch hier wieder gibt es so einige romantische Ecken und lustige "Fels-Durchschlüpfe".

Die Burg war der Wendepunkt unserer Rundwanderung und wir gehen nun ostwärts, nach einer kurzen Wladpassage öffnet sich wieder die Landschaft, wir passieren erneut ein paar Häuser (Schönhof) und gehen ab da ca 800 Meter auf einer schmalen asphaltierten Straße nach Osten, passieren eine Kreuzung, noch ca 400 Meter weiter und dann rechts runter auf den Feldweg. Der verzweigt gleich und wir nehmen den linken Weg. Es geht wieder bergab und wir erreichen einen Wald. Hier und die ersten Meter im Wald Obacht geben, dass man die jetzt undeutliche Wegspur nicht verliert. Wir treffen hier nach ca 100 m im Wald nochmals auf den "Panoramaweg Ailsbachtal", den wir auf dem Hinweg schon gegangen sind.

(Zur Info: wir sind damals in die Dämmerung reingekommen und haben deswegen ab hier einen anderen Wegverlauf genommen, die (hier später folgende) Schneiderhöhle hingegen schon auf dem Hinweg besichtigt. Die jetzt im Text (und im hinterlegten GPX-File) beschriebene Route hat sich aber im Nachhinein als sinnvoller erwiesen. Aber deswegen passt die Reihenfolge der Bilder leider nicht ganz zum Beschreibungs-Text hier.)

Diesem Weg folgen wir aber nur kurz abwärts und laufen gradwegs runter bis zum Talboden, wo wir wieder auf die Landstraße (s.o.) treffen. Auf ihr gehen wir wieder nach rechts ca. 50 Meter weit, nochmal rüber zur Parkbucht auf der anderen Straßenseite, dort dann aber diesmal links weiter auf dem kleinen Pfad entlang des Ailsbachs.

Das nette Plätschern des Bachs begleitet uns nun fast bis zu einem weiteren interessanten Etappenziel, der Höhle "Schneiderloch". Sie trägt ihren Namen nach einem Schneider, der sich hier während des dreißigjährigen Krieges (erfolgreich) vor den schwedischen Truppen versteckte. Der Weg geht nun wieder hangaufwärts und zwischen Bäumen und Felsen erhaschen wir nochmals schöne Blicke auf die Burg Rabenstein, die wir nun erneut passieren, diesmal aber auf der anderen Talseite. Es folgt die Neumühlhöhle und dann kommen wir nochmals an der Ludwigshöhle vom Beginn unserer Wanderung vorbei. Von da sind es nur noch ca. 100 m bis zum Wanderparkplatz und unserem Wagen.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: es war eine abwechslungsreiche und recht romantische Runde in felsigem Ambiente. Keine Kunst, wenn man in einer der schönste Ecken Frankens unterwegs ist. Mit den vielen verwinkelten Fels-Partien und Höhlen ist die Wanderung bestimmt auch für Kinder schön.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (14)


Kommentar hinzufügen

hannes80 hat gesagt:
Gesendet am 4. November 2019 um 14:23
Als Middlfrangge kann i blos sogn: a subber Rundn. Do muss i a mol hie. Und so scheena Foddos!

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2019 um 15:21
Servusla Hannes.

Rechd schän Dank für dei Lob, sowos modivierd nadürlich immä.

Ade und Grüßla noch Närmberch,
Frank

georgb hat gesagt: Man muss Gott für alles danken,
Gesendet am 4. November 2019 um 15:29
auch für einen Mittelfranken ;-)

Schubi hat gesagt: RE:Man muss Gott für alles danken,
Gesendet am 5. November 2019 um 08:39
So schaut's aus. Wobei es in Mittelfranken ja auch echt gute Brauereien gibt.

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 4. November 2019 um 18:39
ßäwwuss Schubi, older V'reggä!

Ä schönn's Töürle bissde da gangä! Dunnerkaail nuuchamool naai! Dess bfuggd's!

Schönner Gruuß vern

Nigg

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2019 um 20:15
Servusla Nigg!
Ich merg scho, du bissd beeindruggt.
Ober des Wichdiggsda is: der Amelie hod die Dour fei aa rechd schee gfalln :-)
Ade und bis bold,
der Schubi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. November 2019 um 09:20
Jaaaa, die Fränkische Schweiz - das glaub ich, dass Amelie das gefallen hat. Die Gegend steht bei uns noch auf der Liste. Alex war noch nie dort, und ich glaube, das ist was für sie!

Grüßle,

Nik

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. November 2019 um 13:03
Ja, macht das mal! Beim Held-Bräu bestellt die Alex dann des Dunkle. Und für dich ein Radler?

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. November 2019 um 13:52
Hahaha! Richtig - wir sind ja bekannt als Bierdimpfl. ;o}

klemi74 hat gesagt:
Gesendet am 4. November 2019 um 18:56
Schöne Runde hast da gemacht!

Wobei das entlang der Haupttäler der "Fränkischen" natürlich nicht soo schwer ist, eine solche zu finden...

Gruß,
Karsten

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2019 um 20:21
Danke dir, Karsten.
Hast ja recht, das sind zwei der malerischsten Täler. Aber ich wollt wie gesagt sozusagen alle Fränkische-Schweiz-Charakteristika in einen Nachmittag packen, um hald der Freundin a bissla wos dervo zu vermiddln.
Schönen Gruß, Frank

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2023 um 17:46
ßäwwussle nuuchamool!

Wir sind die Route jetzt auch mal gangen, bissl anders als wie Ihr. Sehr schön gewesen! Vielen Dank für die Anregung. Tourenbericht ist fertig und folgt als Nummer neun, sobald der Korken aus der Pfeifenlinie geflogen ist.

Herzlichen Gruß, auch an die Lebensgefährtin,

Nik & Waldelfe

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. September 2023 um 21:41
Ja subber! Es freit mi, dass do aweng a Inschpiration staddgfundn hot. Schauichmer dei Berichdla gleichamol o ...
Grüßla zerück, aa an die Lebensgefährtin!

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. September 2023 um 12:20
Danggschöö! Und ä Grüüsler zerügg!


Kommentar hinzufügen»