Ellmauer Halt, 2344m - Kaiserwetter am Wilden Kaiser


Publiziert von Linard03 , 30. Oktober 2019 um 06:38.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:17 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1260 m
Abstieg: 1260 m
Strecke:Wochenbrunner Alm - Gruttenhütte - Ellmauer Halt - retour (13.86km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit Bergtaxi, Wanderbus oder PW zur Wochenbrunner Alm

Wenn man schon am Kaisergebirge logiert, kommt man wohl nicht um eine Kaiser-Tour herum … Was liegt näher, als den höchsten Punkt zu besteigen? Während den paar Tagen, wo wir in Ellmau waren, schien sich der Donnerstag als geeigneten Tag herauszukristallisieren. Ganz kurz hatte ich mir noch überlegt, mich einer geführten Tour anzuschliessen. Aber erstens findet diese nur freitags statt und zweitens wollte ich das Wagnis dann doch nicht eingehen, mit ungeübten Berggängern unterwegs zu sein …
 
Praktisch, wenn man das eigene Auto stehen lassen kann. Das Bergtaxi stand wie vereinbart pünktlich vor dem Hotel. In wenigen Minuten ging’s hinauf zur Wochenbrunner Alm (1087m). 07.10 Uhr – es ist noch dunkel und der Parkplatz leer. Ich starte sogleich; kein Mensch weit und breit.
 
Zunächst durch den Wald hinauf, welcher auch immer wieder Blicke in die Weite gewährte. So durfte ich einen phantastischen Sonnenaufgang beobachten. Kaum hatte ich die Waldgrenze hinter mir gelassen, sah ich auch schön die erste Gämse. Und weitere sollten folgen; sie scheinen Leute gewohnt zu sein, waren jedenfalls überhaupt nicht scheu. Einer Gämse konnte ich mich bis auf knapp 10m nähern. Sie schaute nur kurz auf, graste danach weiter und machte sogar einen Schritt auf mich zu …
 
Inzwischen schien die Morgensonne und die farbigen Bäume, welche unter mir leuchteten, erinnerten stark an einen „Indian Summer“ – herrlich!
 
Wenig später erreichte ich die Gruttenhütte (1620m). Für eine Einkehr war’s definitiv zu früh, weshalb ich gleich weiterging. Bald ging’s ums Eck, wo ich einen Geröllkessel vorfand und erstmals auch die eindrucksvollen Wände bestaunen konnte. Wo bitte soll’s denn hier raufgehen?
Ich folgte der weiterhin mit roten Punkten markierten Route, während ich etwas weiter unten ein Paar entdeckte, welches direkt im Geröllfeld querte. Schneller waren sie deswegen nicht; mühsamer sah es zudem aus. Spielt also grundsätzlich keine Rolle, für welchen Weg man sich entscheidet, da beide wieder zusammenkommen.
 
Nun folgte in einem Auf- und Ab die Querung; erste Drahtseilpassagen standen an. Teilweise etwas ausgesetzt, aber nirgends schwierig; die Kraxelei machte Spass … Das etwas ältere, vermutlich einheimische Paar war offensichtlich sehr fit und folgte mir mit etwas Abstand weiterhin. Ich gab mir Mühe, nirgends Steine loszutreten …
A propos: Helm ist auf dieser Tour Pflicht!
 
Bald stand ein Highlight an, zumindest wird es überall so beschrieben: der Gamsängersteig. Eine Art Kurz-Klettersteig mit Armierungseisen & Drahtseil. Da sich das Ganze jedoch nur 1-2 Meter über Boden befindet, ist die Geschichte halb so wild. Einzig wo’s ums Eck geht, wird man etwas abgedrängt.
Ein Klettersteigset hatte ich nicht dabei und befand es auch nicht für notwendig (das muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden!). Für den Notfall hatte ich den Klettergurt, eine Schlinge & Karabiner dabei. Das Material blieb jedoch die ganze Tour über im Rucksack.
 
Plötzlich rauschte ein Einheimischer daher, welcher es offensichtlich sehr eilig hatte (neuer PB-Versuch?) und an einer Drahtseilstelle ebendieses vor mir ergriff und sich laut schnaufend an mir vorbeidrängte …
Kein Problem, ich lasse gerne Vortritt gewähren, besonders natürlich Einheimischen ;-) – und schliesslich hatte ich ja auch Urlaub und somit Zeit …
 
An der nächsten Wand musste man sich entscheiden: links oder rechts rauf? Ich entschied mich mal spontan für links. Diese Route führte zunächst zu einer kleinen Schlucht, an dessen Ende eine leicht überhängende Leiter zu erklettern war (gewöhnungsbedürftig). Nach dem Ausstieg wieder Geh-Gelände. Nun hoch zum Biwak, eine letzte Kraxel-Passage auf Eisenstiften und Drahtseil, dann war die Ellmauer Halt (2344m) erklommen.
 
Was für ein herrliches Panorama & Fernsicht! Grossglockner, Grossvenediger, Olperer, etc. und natürlich der Tiefblick nach Going, Ellmau & Co.
 
Kurze Zeit später folgte das Paar, nochmals später zwei jüngere Herren, sodass wir letztlich zu fünft auf dem Gipfel waren. Nach ca. 30 Min. hatte ich mich satt gesehen und machte mich wieder an den Abstieg. Beim Biwak kreuzte ich zwei weitere Tourengänger, danach begegnete ich niemandem mehr bis zur Querung oberhalb des Geröllkessels.
 
Offensichtlich sind hier viele Tourengänger eher spät unterwegs; zwischen 12 und 14 Uhr begegnete ich im untersten Abschnitt noch einigen Personen, welche erst dann aufstiegen. Heute waren insgesamt ca. 25 Leute unterwegs zur Ellmauer Halt.
 
Beim Abstieg nahm ich dieses Mal die „rechte“ Route (bzw. im Abstieg gesehen eben links). Sie ist im unteren Abschnitt wohl etwas schwieriger als die andere Route, da die Eisenstifte doch ziemlich luftig gesetzt sind … ;-)
 
Der restliche Abstieg erfolgte wiederum problemlos und so gelangte ich zurück zur Gruttenhütte, wo mittlerweile einiges los war auf der Terrasse. Viele Getränke waren nicht mehr erhältlich, da die Hütte drei Tage später zusperrte und wohl deshalb alles ausgehen liess. Ein Radler & ein leckerer Kuchen fanden sich jedoch allemal ;-)).
 
Danach zügig hinunter zur Wochenbrunner Alm. Unterwegs überholte ich ein Bergführer mit seinen drei Gästen. Wo sie auch immer waren (jedenfalls nicht auf der Ellmauer Halt), mindestens ein Gast sah ziemlich k.o. aus und konnte kaum mehr gehen, was beim Bergführer ganz offensichtlich schlechte Laune hinterliess. Ihm stinkte es gewaltig, dass er bergab derart schleichen musste … Eben deshalb war’s wohl die richtige Entscheidung, nicht mit einer geführten Gruppe unterwegs zu sein …
 
Auf der Wochenbrunner Alm war dann Halli Galli; ein gewaltiger Rummel und Parkplatzgerangel. Da ich noch etwas früh dran war, setzte ich mich gleichwohl auf einen der noch wenigen freien Plätze auf der Terrasse und genoss die Sonne. Trotzdem hielt ich es  nicht allzu lange in diesem Gewusel aus und war dann froh, als der Wanderbus auftauchte und mich zurück zum Ausgangspunkt brachte.
 
Schön war’s – a Traum-Tagerl!
 
Fazit:
Spannende Wegführung, spektakuläre Landschaft, schöne Tiefblicke – die Plaisir-Tour beinhaltet alles. Und wenn man diese schöne Tour bei Kaiserwetter unternehmen darf; was will man mehr? Wenig Leute im Aufstieg (5 Personen); Gegenverkehr im Abstieg erst im untersten Teil.
 
Bemerkungen:
Helm ist definitiv Pflicht! Ob man zusätzlich ein Klettersteigset verwenden will, muss jeder für sich selbst entscheiden (ich hatte auf ein Klettersteigset verzichtet).
 
Zeiten (inkl. Pausen):
- Wochenbrunner Alm – Gipfel: 3 Std. 10 Min.
- Gipfel – Gruttenhütte: ca. 1 Std. 35Min.
- Gruttenhütte – Wochenbrunner Alm: ca. 45 Min.

Tourengänger: Linard03


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Geodaten
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Kommentare (8)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 30. Oktober 2019 um 07:44
Sehr schöner Bericht und auch die Fotos!

Das "Bergdoktorland" steht bei uns auch noch auf der Agenda.

Grüße
Hanspeter

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Oktober 2019 um 15:22
vielen Dank für die Rückmeldung, Hanspeter.
Wie erwähnt, kann ich die Umgebung nur empfehlen; wir werden auf jeden Fall nochmals hinfahren!

Beste Grüsse,
Richard

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 30. Oktober 2019 um 13:14
Hoi Richard,
das war aber eine prall gefüllte Tour. Vom tollen Sonnenaufgang, über die Gemsen und den Kleitersteigartigen Wegen. Toller Ausblick uuuund das wohlverdiente Bierchen. Denke mal, da ist das Herzken richtig aufgegangen... Also bei der Tour, nicht unbedingt beim Bier.... !!
Lieben Gruß und gute Reise (allen guten Dinge sind 3!)

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Oktober 2019 um 15:28
Hallo WoPo,
das war genauso; hat alles beinhaltet, was man sich eben so wünscht für eine Tour - inklusive (oder v.a. wegen?) des wohlverdienten Bierchens mit tollem HIntergrund ;-)

Bei dieser tollen Tour ging mir jedenfalls das Herz vom Anfang bis zum Ende (Bier!) auf ...
Ebenfalls lieben Gruss zurück und Danke! (zum 3.!)

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 30. Oktober 2019 um 15:50
Sali Richard

Tolle Gegend und tolle Tour!
Auf der Wochenbrunner ist immer Ramba-Zamba, aber meinen Kindern hat es gefallen!

Gruss
Roger

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Oktober 2019 um 18:54
Sali Roger,

das glaube ich gerne, dass es den Kindern gefallen hat. Schliesslich ist auf der Wochenbrunner Alm auch immer viel los und es gibt einen Spielplatz ...

Gruss, Richard

pika8x14 hat gesagt:
Gesendet am 31. Oktober 2019 um 22:54
Hallo Richard,

da hast Du ja praktisch perfekte Bedingungen erwischt für diese schöne Tour auf die Ellmauer Halt.

Wir waren letztes Jahr dort, und uns hat es auch richtig gut gefallen. Tatsächlich gäbe es im Kaisergebirge ja noch etliche andere interessante Ziele - man bräuchte einfach mehr Freizeit ;-)

Viele Grüße, Andrea + André.

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. November 2019 um 17:22
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Rückmeldung. Ja, ich habe perfekte Bedingungen erwischt; es war traumhaft schön!
Das mit mehr Freizeit ist natürlich auch bei mir ein steter Wunschgedanke ... ;-))
Aber ich will mich nicht beklagen, komme soeben von einem 3-wöchigen Nepal-Trekking zurück ...

Viele Grüsse, Richard


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