Nördlicher Schmalzgrubenkamm - Vom Pimig zum Fleischkopf


Publiziert von Nyn , 22. September 2019 um 15:22.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:21 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:ca 16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Steeg im Lechtal. Auf steiler schmaler Straße Richtung Kaisers. Nach Kienberg rechts ab bis zu Parkmöglichkeiten
Unterkunftmöglichkeiten:Im Lechtal oder in Kaisers Mahdbergalpe nur während der Bewirtschaftungszeit

Der ziemlich einsame Schmalzgrubenkamm bietet sich im n. Teil für eine Überschreitung hervorragend an. Mit mehreren Aufstiegsmöglichkeiten zum Eckpfeiler, der Aussichsloge Pimig, ist bereits die Höhe erreicht. Die gratentlange Überschreitung von Schwarzem Kranz, dem Gsteinsjoch und dem Fleischkopf - der auch Gsteinsspitze genannt wird - bietet einen herrlichen Gang über Gras, Schrofen und einige wenige Kletterstellen bis II. An wenigen Stellen ziemlich exponiert, dann wieder breit und gemütlich, allerdings durchgehend weglos ist das Auf und Ab kurzweilig und von außerordentlicher landschaftlicher Schönheit.
   
AP
Kurz nach dem Ortsende von Kienberg verfolge ich rechts ein kleines Sträßchen weiter talein und kann nach der Überquerung des Kaiserbachs noch ein Stück bis zu genügend Parkmöglichkeiten am Straßenrand fahren (ca. 1420m). Der dort beginnende Forstweg ins Almajurtal ist nur für Berechtigte, von 15.6 bis 15.9. ist das Befahren mit dem Rad erlaubt.

MAHDBERGALPE
Ich wandere zunächst fast eben talein und folge dem breiten Fahrweg. Er kreuzt den Almajurbach und teilt sich etwas später am Schlagwald. Der eine Fahrweg führt weiter talein Richtung Bodenalpe. Der andere steigt mit tollem Blick auf die steilen Nordwände von Weißschrofenspitze, Bacherspitzen und Fallersteißspitze durch den lichten Wald in Kehren den SO-Hang des Schmalzgrubenkammes empor, wendet sich alsbald hangentlang und bringt mich bequem zur Mahdbergalpe. Bis hierher auch mit MTB gut möglich, allerdings nur von 15.6-15.9.. Laut Wegweiser zu Fuß 2h ab Parkplatz. (Ich bin wie immer ohne Uhr unterwegs, brauche gefühlt eher weniger).
An der Alpe umgehe ich die dort herumstehenden Kühe und wende mich dem ersten Gipfelziel zu, dem...

PIMIG
Der anfangs sehr spärlich, aber ausreichend rot-weiss markierte Steig zum Pimig (2406m) beginnt wenige Meter nach der Mahdbergalpe. Über Wiesen schräg ansteigend - einige wenige Pflöcke weisen die Richtung -  komme ich wenig später in die Sonne und nutze nach einem grasigen Absatz die Pause, um an einem letzten kleinen Wasserlauf meine Trinkflaschen aufzufüllen, mich der steigenden Temperaturen wegen auf "kurze Hose" umzuziehen und ein wenig zu vespern. Vis-a-vis von Kaisers lugte schon mehr und mehr keck die Wetterspitze über den davorliegenden Kamm. Ein weiteres Prunkstück ist die Fallesinspitze mit ihrer NW-Seite. Dann quere ich auf fast waagrechtem Steiglein die Flanken und Rinnen des oberen Hundskopftals. Hier ist Trittsicherheit gefragt, da der Weg nicht immer ausgeprägt ist und einige Stellen auch ausgesetzt. Bei Nässe nicht zu empfehlen!
Ab der breiten Wiesenscharte s. des Pimig nutze ich die Steigspuren und diese die Schwachstellen (an der Rinne kurz I, s. Foto und vgl. Bericht von klemi74) zum aussichtsreichen Gipfel. Das Kreuz mit Buch ist leider deutlich unterhalb des HP, wieso das?  - nun dann eben kein Eintrag. Nicht weiter schlimm.

SCHWARZER KRANZ
Nach Rückkehr in die Einsattelung flaniere ich über den herrlichen Grasgrat bis unter den sperrenden Felsgürtel im oberen Drittel. Nach links hin führt eine schmale Kaminrinne hinauf, die ich durchklettere (I+, I-II). Mit dickem Rucksack und beide Seitentaschen meiner Hose voll mit Fotoapparat und kleiner Trinkflasche ist der Ausstieg aus dieser hinüber in die oberste Südostflanke des Grats ein wenig eng, aber ich quetsche mich eben noch so hindurch. Der weitere Verlauf zum grasigen Gipfel bietet keinerlei größere Schwierigkeiten mehr. Die Rundsicht ist ebenso umfassend und spektakulär wie vorhin vom Pimig. Rundherum Berge!

FLEISCHKOPF
Der Abstieg über den Südwestrücken mit dem vorgelagerten Gesteinsjoch (2440m) ist leicht. Ich kann bereits recht gut den Steilaufschwung links der breiten felsigen Mauer der Fleischkopf-Nordwand begutachten, über den mein Weiterweg führen soll. Von Gegenüber erscheint er sehr sehr steil, aber gut gestuft, vom Sattel (Starkenbergjoch 2354m) nimmt die Steilheit optisch wieder ab und je näher ich schließlich komme, desto steiler wird der Aufschwung wieder. Schwer einzuschätzen, aber laut mir vorliegenden Beschreibungen nicht schwerer als II.
Über Gras und einige Schrofen steige ich gratentlang im Zickzack bis an den ca 20m hohen steilsten Abschnitt des Aufschwungs. Die Felsqualität ist hier etwas weniger gut als drüben am Schwarzen Kranz, die Steilheit schon beträchtlich und sie nimmt oben noch etwas zu. Ich kann mich über steile Absätze gut gestuft ein wenig nach links haltend höher schwindeln und gelange mit einem Spreizschritt unter einer kleinen sperrend überhängenden Wandstelle nach rechts! in eine steile Rinne (schwerste Stelle), die dann wenige Meter höher in leichteres Gelände führt (max. II).
Der schmale Gipfelgrat fordert meine ganze Konzentation und prüft meine Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, ist er doch stellenweise weniger als fußbreit - macht aber dafür richtig Laune.

ABSTIEG
Dank des hervorragenden Tourenberichts von sven86, der den Anstieg zum Fleischkopf über die SO-Seite ab Mahdbergalpe beschreibt, habe ich nun das klettertechnisch Schwierigste hinter mir. Nicht ganz trivial bleibt trotzdem die Wegsuche von oben, die sich dank der guten Verhältnisse (gute Sicht und alles ist trocken) als halbwegs einfach herausstellt.
Vom Gipfel aus gesehen steige ich zunächst leicht den breiten Rücken hinab bis zur tiefsten flachen Einsattelung vor dem nächsten grasigen Aufschwung. Dabei halte ich mich unten relativ nahe an der linken, südöstlichen Abbruchkante. Über Steilgras geht es weglos, aber meist gut gestuft über einige Rippen querend schräg immer südlich haltend abwärts bis zu einem ziemlich markanten Absatz. Hier nun eiere ich etwa 80m über abschüssig, runsig glattes Gelände unangenehm bis zu ersten gut sichtbaren Steigspuren, die den Beginn der fast waagrechten Querung über die Grashalden des Toggenburg darstellen. (Schwerste Stelle)
Der von mir wenig später - JUHU frisches WASSER! - gefundenen Wasserleitung für die Kühe folgend, dann diese (die Kühe) umgehend traversiere ich entlang der Viehtritte oberhalb des nächsten großen Tobel. Mit einem kurzen Abstecher zum blaustabbegrenzten Weidezaun vor dem nächsten Abbruch (ich bin hier etwas zu hoch) kehre ich mit einer kleinen Schleife zu den deutlichen Viehtrittspuren zurück, die zuerst etwas abwärts führen, dann den letzten Tobel queren und alsbald als breite Trasse kurz vor der Mahdbergalpe zum Anstiegsweg hin auslaufen.
Der Fahrweg bringt mich relativ bequem zurück zum AP. Ein herrlicher Tourentag (mit Pausen 11 h) geht leider schon wieder zu Ende.

FAZIT
Dank Zufahrt bis hinter Kienberg gut erreichbare, ggf im Zeitraum vom 15.6.- 15.9. mit Rad oder mit Berechtigungsschein erleichterbare schöne, sehr aussichtsreiche Rundtour. (vgl. auch den Bericht von Tobias auf festivaltour.de )
Bis Mahdbergalpe breiter Fahrweg, von da ab bis Pimig nur spärlich markiert, aber bis auf die Tobelquerung und 1 Stelle am Gipfelaufbau unschwierig. Die Überschreitung von Schwarzem Kranz und Fleischkopf immer am Grat ist herrlich aussichtsreich und einsam, weglos und bietet mit Steilgras, Schrofen und einigen Kletterpassagen bis II alles, was mein Bersteigerherz sich wünschen kann.
Die beschriebene Abstiegsmöglichkeit nach dem Fleischkopf dürfte die Einfachste sein. Bei Nässe u.U aber sehr heikel.
Einem direkteren Abstieg ab Kamm oder ins Almajurtal widerrate ich.
Eine Fortsetzung des Schmalzgrubenkamms über die Schmalzgrubenköpfe und spitzen - ev sogar bis zur Kuglaspitze - ist wohl möglich, dann allerdings sehr sehr lang, brüchiger und um Einiges schwieriger. Eine Beschreibung darüber liegt mir nicht vor.

Tourengänger: Nyn


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Kommentare (2)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 22. September 2019 um 16:46
Gratulation zur schönen Überschreitung.

Das mit dem Radfahren ist in Österreich ja immer so eine Sache, dass es dort nur bis zum 15.9 erlaubt ist, ist dann aber schon etwas kurios...

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. September 2019 um 17:15
Danke Sven
15.6. bis 15.9. Radeln erlaubt. Ja etwas komisch, aber so steht es eben auf dem Schild am Parkplatz. Wie die allgemeine Regelung in AUT fürs Radeln am Berg ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis.


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