Zla Kolata - Höchster Punkt Montenegros


Publiziert von Stefan_F , 16. September 2019 um 17:53.

Region: Welt » Montenegro (Crna Gora) » Prokletije
Tour Datum: 4 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: AL   MNE 
Zeitbedarf: 6:45
Strecke:Vusinje - Zla Kolata - Vusinje
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Plav über Gusinje nach Vusinje
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel "Lake Views" am Ortseingang von Plav https://pl-pl.facebook.com/camplakeviewsplav/

5. Tag Balkanrunde
 
Nach den Touren auf Midzor in Serbien, Rudoka im Kosovo und Golem Korab von Nordmazedonien aus steht heute der Zla Kolata in Montenegro auf dem Plan. Die bisherigen Touren liefen zwar reibungslos, aber dennoch sind wir heute morgen etwas träge. So beschließen wir das Frühstück im „Lake Views“ nicht auszulassen. Außerdem vermuten wir, dass die Besteigung wieder kein tagesfüllendes Programm wird und unsere Reise nach Bosnien erst für den kommenden Tag geplant ist. Leider ist es heute sehr nebelig, fast regnerisch. Plav liegt heute knapp unter der Wolkendecke und so vermuten wir, sollte ab der Hochscharte, also ca. 500Hm unter dem Gipfel bestes Wetter herrschen.
Wir fahren also nach dem ausgiebigen Frühstück über Gusinje nach Vusanje und finden auch bald die winzige Moschee. Dort ist jedoch kein Parkplatz bekommen. Also folgen wir dem Wegweiser zur Zla Kolata und parken etwas wild an einer Weggabelung, etwa 300m oberhalb der Moschee. 8:50 starten wir am Auto und folgen der Fahrstraße und bald der Piste in das Tal hinein. Bald erreichen wir den Buchenwald, den wir ja schon von unseren bisherigen Touren auf dem Balkan her kennen. Fast mystisch ist es hier. Die alten Buchen, der Nebel, die feuchte Luft und die totale Stille – herrlich! Bei aller Faszination verpassen wir den Abzweig des Wanderweges auf der linken Seite und stehen bald auf einer Wiese, aber ohne Weg. Kurz geht es also zurück und dann folgen wir wieder den üppigen Markierungen. Im Nebel merkt man kaum wie weit man geht und so sind wir ziemlich überrascht als wir plötzlich Schafe bimmeln hören und scheinbar schon an der Almwirtschaft sind. Schilder laden hier die „Beer, Milk and Drinks“ ein. Wir merken uns das für den Abstieg vor und freuen uns, dass der „Peaks of the Balkans“-Trail hier scheinbar erste wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnet. In der Gegend merkt  man deutlich, was der touristische Hype um den Trail und das Land an sich für einen Schub mit sich bringt und welche Möglichkeiten den Einheimischen eröffnet werden. Hoffentlich bleibt das auch lang in deren Händen!
So hören wir auch bald Stimmen uns dem dichten Nebel und treffen ein Pärchen, welches auf dem Trail wandert und auf einer Passhöhe übernachtet hat. Ihnen ist vor zwei Tagen ein Hund zugelaufen, den sie nicht mehr abschütteln können. Auch mit uns will er nicht mitkommen – welch ein Glück! – und so müssen sie ihn weitermit ins Tal nehmen. Am nächsten Tag werden wir die beiden wieder treffen; immer noch mit Hund…
Langsam beginnen die Karstflächen und die Landschaft wird immer zauberhafter. In der ersten großen Doline (der völlig ebenen, fast kreisrunden Wildwiese) folgt man dem wenige ausgeprägten Pfad gerade durch bis zum gegenüberliegenden Ende. Dort erkennt man eine Markierung und kraxelt leicht auf eine Art Sattel. Dahinter geht es kurz wieder abwärts und man gelangt auf eine ausgeprägt Karstfläche. Wer peinlich genau den Markierungen folgt, findet einen sehr effizienten Weg durch die Felsen und kommt schnell in eine weitere Doline mit einem Wegweiser. Dieser weißt nach rechts und in immer leichter Kraxelei und meist Gehgelände gewinnt man wieder an Höhe. Man gelangt so in das Seitental und hat drei größere Mulden zu durchqueren bevor man den großen Sattel ausmacht von dem aus man nach links in die Flanken der Kolata-Gipfel steigt. Bald erreichen wir die eisige Höhle, die schon in vielen Berichten beschrieben wurde. Jetzt lichtet sich tatsächlicher Nebel und wir erkennen einige Wanderer vor uns. Einige kommen uns entgegen, aber einige haben wohl das gleiche Ziel wie wir. Der Sattel ist jetzt auch schnell erreicht und nun zieht der Pfad nach links auf die imposante Flanke der „Guten Kolata“ zu. Schwer durchsteigbar sieht sie von hier aus und wir sind erstaunt, dass sie sich dennoch völlig problemlos durchsteigen lässt. Es ist herrlich mit Jedem den wir treffen kurz zu reden und über dem Wolkenmeer bei bestem Sonnenschein und milden Temperaturen hier hoch zu steigen. Im Sattel angekommen, wenden wir uns nach rechts und ersteigen den Zla Kolata auf der bisher verborgenen Rückseite in wenigen Minuten. Auf dem Gipfel genießen wir die verdiente Pause. 12.20 ist es wir sind frei von jedem Stress. Zu entrückt von der Welt wirkt dieser Ort bei den Bedingungen.
Der Abstieg gestaltet sich nicht so zäh wie befürchtet. Schnell sind wir wieder bei der Eishöhle und irgendwann auch dem letzten Wegweiser in der Doline. Ab hier sind wir wieder in der nebeligen Waschküche unterwegs. Plötzlich taucht aus der Nebelsuppe die kleine Hütte auf und wir genießen ein Bier bei Plausch mit einem belgischen Pärchen. Sie sind zum Wandern hier und waren scheinbar sichtlich beeindruckt von den Zuständen in Albanien. Das Bier kostet hier 2€, und ein Kiste mit der Aufschrift „Tip for school“ ist aufgestellt. All unser Kleingeld packen wir hinein. Bessere Investitionen gibt es doch gar nicht!
Komischerweise zieht sich der Weg bis zum Auto doch sehr, was auch am Bier liegen kann. Auch kommen uns jetzt die Schulkinder entgegen. Was für ein beschwerlicher Schulweg!
Unser Auto steht natürlich auch noch da und bis Plav ist es nicht mehr weit. 6:40 haben wir für die Tour gebraucht, waren aber sehr gemütlich unterwegs. Dennoch finden sich genügend Gründe um die Sauna in der Unterkunft auszuprobieren. Von dem tollen Abendessen bei guten Getränken möchte ich jetzt nicht auch schon schwärmen.

Am folgenden Tag fuhren wir von Plav durch Montenegro nach Boljanici und weiter zum Grenzübergang nach Bosnien und Herzegowina. Der Grenzbeamten in Montenegro durchsuchte unser Auto gründlichst von allen Seiten und ging dann dazu über den Innenraum komplett zu filzen. Natürlich durften wir auch all unsere Sachen auspacken damit er wirklich jeden Winkel durchwühlen konnte. Er erledgt seine Aufgabe äußerst gründlich und gewissenhaft! Kein Wunder! Wann kommt an diesen einsamen Grenzübergang schon mal ein völlig verdrecktes Auto aus Deutschland mit einem fast 2m großen schwarzhaarigen Hühnen mit langem Rauschebart und ein glatzköpfiger Beifahrer vorbei? Das MUSS ja verdächtig aussehen. Nach etwa einer Stunde durften wir weiterfahren und gelangten bald zum Grenzbeamten auf Bosnischer Seite. Da mein Kollege noch nie etwas von der grünen Versicherungskarte gehört hat und das Auto seinen Eltern gehört hatten wir diese leider nicht dabei. Bisher konnten wir trotzdem problemlos die Grenzen überfahren. Der Beamte hier war sich da nicht so sicher. Gleich weggeschickt hat er uns nicht, der Schlagbaum blieb aber auch unten. Er druxte ewig rum und wir wussten nicht was er will. Überlegt er, sucht er nach einer Lösung oder will er Geld? Letzteres war es wohl nicht, oder waren die Kollegen noch zu nah dabei? Zumindest schickte er uns irgendwann zurück. Beim anderen Grenzposten angekommen wurden unsere Dokumente wieder genauestens angeschaut und wir höhnisch ausgelacht. Wir waren also ohne den Maglic zu besteigen auf der Heimreise. Es verwundert wohl nicht, dass wir an der Grenze zu Serbien wieder das gleiche Prozedere durchlaufen durften... Bosnien, wir sehen uns noch!

Tourengänger: Stefan_F


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