Zla Kolata (2534m) & Maja Kolata (2528m)


Publiziert von Linard03 , 24. Juli 2017 um 17:09.

Region: Welt » Montenegro (Crna Gora) » Prokletije
Tour Datum:14 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: AL   MNE 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:Vusanje - Zla Kolata - Maja Kolata - Vusanje
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per PW via Plav und Gusinje nach Vusanje (PP spärlich)

Die Vorfreude war gross, wieder in den Balkan zu reisen (ganz im Gegensatz also wie zu Beginn des Europa-Projektes, als ich die Balkan-Staaten links liegen lassen wollte …). Ich sollte auch dieses Mal nicht enttäuscht werden, denn die Landschaft ist auch in Montenegro grossartig.
 
Anreise
Der Direktflug mit der Montenegro Airlines brachte mich von Zürich nach Podgorica, der bei uns kaum bekannten Hauptstadt. Im Flieger sassen wohl vorwiegend Secondos, welche Schweizerdeutsch sprachen und mühelos in die Sprache ihrer Eltern wechselten. Es ist Ferienzeit …
 
Den Mietwagen hatte ich schnell und unkompliziert erhalten und fuhr gleich los. Um 18 Uhr herrschten immer noch 37 Grad … Ausgangs der Hauptstadt hielt ich kurz bei einem Supermarkt, um mich vorwiegend mit Getränken zu versorgen, denn am folgenden Tag soll’s früh losgehen und ich würde somit keine Gelegenheit mehr haben, irgendwo etwas einzukaufen.
 
Die Strecke hat’s in sich und es ging gleich zur Sache: steile Strassen führen über Pässe durch imposante Berglandschaft. Da man praktisch überall nur mit max. 50-70 kmh fahren kann, zieht sich die Fahrt ziemlich in die Länge. Es empfiehlt sich übrigens, sich an die Geschwindigkeitslimiten zu halten, denn die Verkehrspolizei steht in bzw. ausserhalb jedem zweiten Dorf und wartet auf Temposünder
 
So erreichte ich nach ca. 3 Std. Fahrt das Dorf Andrijevica, wo ich kurzfristig im einzigen Hotel gebucht hatte. Kein Witz: das „Hikr-Hotel“ Kula Damjanova in Plav ist offensichtlich nur ein paar Tage zuvor komplett abgebrannt (siehe Foto), weshalb ich einen Anruf erhielt und kurzfristig umbuchen musste …
In Andrijevica fand ich kaum einen Parkplatz, denn vor dem Hotel fand an diesem Abend ein grosses Live-Konzert statt, weshalb Hunderte von Konzertbesuchern ums Hotel standen und man kaum durchkam …
 
Gipfeltag
Es war schon früh hell, weshalb ich um 05.15 Uhr los fuhr und das kleine Dorf Vusanje nach ca. 45 Min. Fahrt erreichte. Den bereits mehrfach beschriebenen Ausgangspunkt bei der Moschee fand ich problemlos. Allerdings ist der einzige Parkplatz (ca. 50m östlich der Moschee) mittlerweile abgesperrt, weshalb ich mein Auto gleich davor parkte.
 
Um ca. 06.15 Uhr startete ich bei bereits warmen Temperaturen – eine Jacke hätte ich gar nicht mitnehmen müssen … (aber selbstverständlich gehört diese zu meiner Standard-Ausrüstung, wie übrigens auch Kappe und Handschuhe). Ein längerer Abschnitt führt zunächst durch Waldgebiet, danach gelangt man auf offenes Gelände und bald zu einer Schäferhütte.
Von weitem sah ich die vielen eingepferchten Schafe – und vier riesige Hunde (vermutlich dieselbe Rasse, wie wir bereits in Azerbaijan gesehen hatten …). Diese Hunde bemerkten mich von weitem und wirkten sehr bedrohlich. Zum Glück wurden die Hunde von zwei kleinen Mädchen zurückgepfiffen; ansonsten hätte es hier für mich wohl kein Durchkommen gegeben …
 
Nach weiterem Aufstieg erreicht man eine grössere Ebene, wo die Markierungen erst mal versanden (siehe Bild). Gefühlsmässig hätte ich mich nach rechts gewendet (und dies wäre auch richtig gewesen). Allein, der wenig ausgeprägte Weg führt nach links, nach rechts war gar nichts zu sehen.
Etwas perfid: die einzige Felsmarkierung in Richtung rechts ist kaum auszumachen, wenn man nicht weiss, wo suchen …
 
Also ging ich nach links und überquerte weglos die Ebene. Danach sind wieder Markierungen zu finden. Von anderen Beschreibungen wusste ich, dass ich wenig später wieder etwas absteigen musste, um zum Wegweiser zu gelangen. So war es denn auch: die ehemaligen Hütten, von denen nur noch ein paar Steine übrig sind, sind gut auszumachen.
 
Also einige Meter absteigen, an den Steinhaufen vorbei und weiter zur Fläche, wo der einzige Wegweiser weit und breit steht. Der Umweg ist auf dem GPS-Track gut zu erkennen, wobei witziger weise der offizielle Wanderweg Nr. 520 genau mit diesem Umweg verläuft …
 
Ab hier befindet man sich im Karstgelände. In einem Auf- und Ab müssen erst drei bis vier kleinere Talkessel überwunden werden, bevor man schliesslich das Tagesziel in voller Grösse bestaunen kann. Der Wanderweg führt an einer Höhle vorbei, aus welcher ein eiskalter Luftzug strömt; man erschrickt richtiggehend, zumindest an einem so warmen Tag wie heute …
 
Immer wieder musste ich Fotopausen einlegen, denn die Szenerie ist wunderschön und es gab viele Blumen zu bestaunen. Ich hielt eine zweite Kurz-Rast und studierte den weiteren Routenverlauf. Normalerweise liegt auch im Juli noch viel Schnee im Kessel unterhalb des Zla Kolatas; aufgrund der Hitze der letzten Wochen im gesamten Balkan-Gebiet war aber fast alles weg.
 
Die Querung des Kessels war kein Problem, man sollte zu Beginn nicht zu weit hinaufsteigen. Ich fand auf Anhieb die entsprechenden Markierungen und gelangte so problemlos an den Westhang des Maja Kolatas. Der weitere Verlauf des Weges ist geschickt angelegt und führt über Gras- bzw. Felsbänder über die verschiedenen Felsstufen hinauf.
 
Unterhalb des Sattels legte ich nochmals eine Rast ein, spürte die etwas müden Beine. Hat man den Sattel erreicht, ist es nicht mehr weit. Markierungen fehlen zwar für den Gipfelaufstieg, dann und wann sind aber Steinmannli auszumachen. Aber selbst ohne diese Zusatzhilfen ist die Richtung klar …
Ziemlich genau 5 Std. nach Aufbruch beim Parkplatz war das Ziel erreicht; Zla Kolata (2534m), höchster Berg von Montenegro.
 
Die 360°-Sicht war genial, von den schroffen Zacken in Albanien bis hinüber nach Plav war alles sichtbar. Selbstredend, dass ich bislang niemanden angetroffen hatte und die Gipfelruhe alleine geniessen konnte. Nachdem ich mich sattgesehen hatte, stieg ich wieder bis zum Sattel hinab, um danach gleich auch noch den zweithöchsten Berg in Angriff zu nehmen.
Ich hatte zwar (wie bereits erwähnt) müde Beine, aber dafür sollte es noch reichen …
 
Von unten sah das Ganze zwar ziemlich anspruchsvoll aus, aber letztlich alles problemlos (wie so oft, wenn man alles aus der Nähe sieht). Der Grat ist zwar teilweise etwas ausgesetzt, aber gut begehbar.
So stand ich also kurze Zeit später auch noch auf dem Maja Kolata (2528m). Nach einer weiteren Rast stieg ich nun endgültig ab.
(natürlich hätte ich auch noch den 3. Kolata anhängen können; aber erstens war der runde Huggel uninteressant und zweitens hätte dies die Tour eher unnötig verlängert).
 
Beim Sattel traf ich dann tatsächlich andere Leute, eine kleine Gruppe: ein einheimischer Führer war mit vier Franzosen für 2 Wochen unterwegs (4 Ziele in Albanien, 8 Ziele in Montenegro …). Nach einem kurzen Schwatz zog ich wieder weiter und gelangte mühelos über die Felsbänder wieder hinunter zum Wanderweg (das „mühelos“ bezog sich leider einmal mehr nicht auf die Knie, weshalb die weiteren ca. 1200m Abstieg mehrheitlich schmerzvoll waren …).
 
Ansonsten verlief der weitere Abstieg problemlos, während es immer wärmer wurde. Wieder beim (einzigen) Wegweiser angelangt, legte ich nochmals eine Rast ein; durstig war’s auf jeden Fall …
Nun also dem direkten Abstieg folgend, der von hier aus gut markiert ist. Teilweise ist der Weg zwar überwuchert, aber durchgehend markiert.
 
Oberhalb von Vusanje begegnete ich noch zwei Mädels, welche von Plav nach Vusanje wanderten und kurz vor Erreichen des Dorfes begegnete ich nochmals zwei Wanderern. Das Wandern scheint also durchaus beliebt zu sein in dieser Region, auch wenn ich heute kaum jemanden traf …
 
Auf der Rückfahrt hielt ich kurz in Plav, um dem Hotel einen Besuch abzustatten, wo ich ursprünglich gebucht hatte. Und ich konnte mich überzeugen, dass wirklich das ganze Gebäude abgebrannt war … Der Pförtner beschied mir dann auch prompt „sorry, no rooms!“.
Zurück im Hotel genoss ich ein feines Nachtessen inkl. obligatem Gipfelbier ;-).
 
Rückreise
Am anderen Tag liess ich mir Zeit für die Rückfahrt in die Hauptstadt, machte diverse Fotostopps und genoss die schöne Landschaft. Bei Podgorica (oder kurz davor) kann man rechts abbiegen, um in Richtung Norden zu fahren. Auf kleinen, teils einspurigen Strassen ging’s also weiter bis Danilovgrad. Danach auf steil ansteigender und kurvenreicher Strasse bis hinauf zum Kloster Ostrog.
 
Ein bekanntes und wirklich sehenswertes Kloster, welches in den Fels hinein gebaut wurde. Natürlich wollen an einem Samstag alle dahinfahren, weshalb es doch sehr viele Leute hatte. Aufgrund der eher langen Anstehschlange in der prallen Sonne bei 30 Grad, verzichtete ich auf die Besichtigung des Innern.
Stattdessen fuhr ich gemütlich in die Hauptstadt, um im schönen Hotel einzuchecken. Während des ganzen Nachmittages sah ich ausser dem Rezeptionisten niemanden, weshalb ich zunächst dachte, ich sei wohl der einzige Gast (am anderen Morgen sah ich dann doch noch 6 andere Leute …).
 
Eine Besichtigungstour in der Hauptstadt um ca. 15.30 Uhr brach ich vorzeitig wieder ab; es war schlicht zu heiss … Das war wohl auch der Grund, weshalb die ganze Stadt wie ausgestorben wirkte – es war offensichtlich Siesta angesagt … Am Abend kamen dann wieder alle aus ihren Häusern und auch ich unternahm eine zweite Besichtigungstour.
 
Das feine Nachtessen bildete den Abschluss der ganzen Reise. Der zunächst geplante Kurzausflug zu den Niagara-Fällen (heisst wirklich so!) in der Nähe des Flughafens liess ich sausen. Aufgrund der Trockenheit der Flüsse konnte ich davon ausgehen, dass auch diese Wasserfälle nicht zu sehen waren …
 
Am anderen Tag ging’s wieder per Direktflug zurück nach Zürich.
Schön war’s!!
 
Fazit:
Ich kann behaupten, es wäre ein Jammer gewesen, Montenegro auszulassen! Grossartige Landschaften, nette Leute, gutes Essen – ein perfektes, verlängertes Weekend! Und wer im Prokletije-Gebirge bei Kaiserwetter unterwegs sein darf wie ich, kann sich einfach nur glücklich schätzen ... 
Natürlich gilt auch für diese Kurzreise: ich konnte nur ein kleiner Teil des Landes sehen, es gäbe noch so viel mehr. Von den unzähligen Wander-Möglichkeiten mal ganz abgesehen wäre v.a. die Küstengegend Grund genug, nochmals dahin zu fahren. …
 
Bemerkungen:
bei Nebel würde ich im Prokletije-Gebirge nicht rumlaufen; Verlaufen ist (ohne GPS) garantiert … Ein gewisser Orientierungs-Sinn ist selbst bei guter Sicht von Vorteil.
 
Zahlen:
Parkplatz – Zla Kolata: 5 Std. (inkl. Pausen).
(für den gesamten Roundtrip habe ich genau 10 Std. benötigt (inkl. allen Pausen); man sollte jedenfalls genügend Zeit für die lange Tour einrechnen)
Die Strecke ist ca. 25km lang (hin- und zurück), so wie oben beschrieben

Tourengänger: Linard03


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Geodaten
 36122.gpx Zla Kolata

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Kommentare (9)


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Sputnik Pro hat gesagt: Die Montenegriner...
Gesendet am 24. Juli 2017 um 20:30
... waren am Meer, nur der Linard lief in Podgorica herum :-)

Spass beiseite, ich gratuliere dir zum einem weiteren Landehöhepunkt ! Das kleine Land hatte mir auch gefallen, zuerst in die Berge, dann ans Meer und sehr gutes Essen dazu. Weiter so!

LG, Andi

Linard03 hat gesagt: RE:Die Montenegriner...
Gesendet am 25. Juli 2017 um 19:24
genau; entweder waren die Montenegriner am Meer oder sind in die Berge geflüchtet ...

Danke Dir; viele europäische Landeshöhepunkte bleiben nun auch bei mir nicht mehr übrig ...

LG, Richard

pame hat gesagt:
Gesendet am 25. Juli 2017 um 06:16
Toller, informativer Bericht und gute Fotos! Ich freu' mich schon auf September, da ich dann nämlich für mehrere Wochen auf den Balkan fahren werde. Und ich kann sagen, dass mich deine Berichte (und die von vielen Anderen auf Hikr) dazu inspiriert haben, dieser Region mal einen Besuch abzustatten. Danke dafür.

Gruss,
Patrick

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juli 2017 um 19:27
Hallo Patrick,

freut mich, wenn ich inspirieren konnte. Bei diesem Bericht wollte ich explicit etwas mehr ins Detail der Route gehen, weil im Internet nach wie vor wenig zu finden ist.
Falls Du weitere Infos zu dieser oder einer anderen Tour benötigen solltest; einfach melden!

Jedenfalls wünsche ich Dir jetzt schon viel Spass für Deine Balkanreise!

Gruss,
Richard

pika8x14 hat gesagt:
Gesendet am 25. Juli 2017 um 12:47
Hallo Richard,

herzliche Gratulation zur Besteigung von Zla Kolata und Dobra Kolata.

Der Hauptgipfel Maja e Kollatës (Ravna Kolata) ist der ganz in Albanien liegende "runde Huggel";-), den Du ja ausgelassen hast. Zumindest sind neuere Karten und Quellen dieser Meinung, wie z. B. diese.

Dass die Wegpunkte auf HIKR teilweise anders heißen, liegt wohl daran, dass die bei deren Erstellung zu Grunde gelegte Karte einige unglückliche Eintragungen enthält.

Ansonsten werden wir Deinen und die anderen Kolata-Berichte in den nächsten Tagen sicherlich noch mehrfach anschauen, denn bald geht’s auch für uns nach Crna Gora ;-).

Viele Grüße, Andrea + André.

PS: Das Hotel haben wir auch schon umgebucht, nachdem uns vor etwa zwei Wochen die Nachricht vom Brand in der Kula Damjanova erreichte…

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juli 2017 um 19:32
Hallo zusammen,

herzlichen Dank Euch!
Ja, Dobra Kolata habe ich auch vor Ort gelesen und ist wohl tatsächlich auch die richtige Bezeichnung. Ich hielt mich trotzdem an die bisher verwendete "Hikr-Bezeichnung", um die Verwirrung nicht komplett zu machen ... ;-))

Euch wünsche ich jedenfalls jetzt schon viel Spass und bin bereits jetzt gespannt auf Euren Bericht!

Viele Grüsse, Richard

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 25. Juli 2017 um 13:19
Dein Bericht und die Fotos ein Genuss!

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juli 2017 um 19:34
Hallo Maria,

freut mich, wenn's gefallen hat!

Gruss,
Richard

silberhorn hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juli 2017 um 21:58
O Richard

Dir e sunnige Gruess

maria


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