Wiedereinmal die Wengitalrunde


Publiziert von maenzgi , 2. September 2019 um 11:50. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:31 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Speerkette   CH-SG   Speer-Mattstock   Zürcher Hausberge 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Parkplatz Mittelwengi
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW bis Parkplatz Mittelwengi

Einleitung:

Seit fast einem Jahr haben Chrichen und ich nun schon versucht eine Tour zu unternehmen. Da unsere Termine sehr unpraktisch gelegen waren, ging es halt ein bisschen länger. Lange wurde beraten. Hochtour, Genusstour, Alpintour etc. Am Ende war es der Mürtschenstock-Ruchen, welchen wir besteigen wollten. Da ich mich aber seit über einer Woche mit Grippesymptomen herum schlug und diese gegen Ende der Woche immer schlimmer wurde, änderten wir unseren Plan. Wir entschieden uns für den Speer und Zusatz, da ich dort immer Mal wieder verschnaufen konnte und der Aufstieg nicht an einem Stück erfolgen würde. Zudem war Chrichen noch nie auf dem höchsten Nagelflueberg. Ich gehöre wohl nach Djenoun bald zu den fleissigsten Wengitalbesuchern.

Mittelwengi-Wannenberg: T5 I 1,5h

Die Rinne kenne ich seit dem letzten Mal gut. Dieses Mal starteten wir aber im ausgetrockneten Bachbeet, was bereits Kraxelspass zu bieten hatte. Am Ende der Weide querten wir dann im Wald rüber zu Skilift Station. Direkt bei der Station stiegen wir dann ins Bachbett ein, welches uns nach oben zum Kessel bringt. Wir blieben Konsequent im Bachbett. Die zwei Schlüsselstellen waren glatt und feucht. Aber da sie nur jeweils 3-4m waren, überstiegen wir diese. Jederzeit hätten wir ins Steilgras ausweichen können. So kamen wir in den Kessel. Diesen geht man normalerweise links hoch durchs Steilgras. Wir querten jedoch durch die glitschige Erdrinne. Der Ausstieg dann sehr mühsam und etwas abschüssig auf dieser rutschigen Unterlage. Danach alles der Wand entlang bis wir in die Kuhweide kamen. Von dort dann kurz im Gras wieder etwas steiler nach oben. So kam wir zur nächsten Kühweide. Meist hielten wir uns nach links. Bald kamen wir an einen zweiten Zaun. Diesem folgten wir bis zur Ecke nach links oben. So trafen wir direkt auf den Grat hoch zum Speer.

Wannenberg-Speer via Klettersteig: T5 II 1,5h

Nun folgt man alles dem "Grat" der Kuhweide entlang. Vorsicht selbst die Stacheldrahte stehen unter Strom. Der Stromschlag merkte ich noch auf dem Chli Speer Der Chli Speer selbst wurde in steilem Gras/Nagelfluhgemisch bestiegen. Dies war ausgesetzt. Das Gras hielt jedoch Bomben fest wie überall auf der heutigen Tour. So wurde es zum Genuss. Im Gipfelbuch schrieb ich dann ein Gruss an Djenoun, dass er diesen nur wenige Stunden später lesen würde, hätte ich nicht gedacht, obwohl wir im Aufstieg noch witzelten, dass wir in heute sicher noch sehen. Vom Speer her, hätten wir den Chli Speer in einfachem T3 Gelände ersteigen können, diesen Weg nahmen wir dann für den Abstieg. Er führt elegant durch die Legföhren. So kamen wir kurz unterhalb des Speer Klettersteig Zustieg raus. Kurz vor dem Klettersteig, gilt es noch in direkter Linie den Chli Speer Südgipfel zu erkraxeln. Dies jedoch wesentlich kürzer als der Hauptgipfel und einfacher. Den Klettersteig liessen wir meist rechts liegen. Die ersten paar Stahlseile umgingen wir alle links. So kletterten wir in schönem Nagelfluh/Gras Gemisch. Meist fühlt es sich nicht wirklich ausgesetzt an. Zudem war der Hang ziemlich trocken. Chrichen wechselte dann ans Stahlseil, während ich mich beinahe Verstieg. Deshalb ging ich dann zurück zu den Seilen, welche ich jedoch zur grossen Freude meinerseits ignorieren konnte.Der schwierigste Abschnitt, ist eine Stelle, welche zuerst gerade hoch geht, dann kurz 2m nach rechts quert und nochmals gerade hoch geht. Die Steine sind dort von den vielen Begehungen glatt geschliffen. Der Rest findet dann auf gutem Weg und einfachem gekraxle ohne Seile statt. Auf der Brücke unter dem Fels durch, nach links queren, nochmals nach rechts und schon sind wir auf dem Speer angekommen. Es hatte bereits ein paar Personen oben, es gab aber für einmal spannende Gespräche an welchen ich mich beteiligte und viele neue Routenideen.

Speer-Abahorn: T4+ 30min

Vom Speer weg führt der markante Grat Richtung Glarus. Diesem folgten wir. Meist gingen wir nicht auf dem Wanderweg, sondern unmittelbar beim Grat. Dort wo der Wanderweg von der linken Seite auf die rechte Seite des Grates wechselt, damit man wieder ins Wengital kommt, geht es auf einem Trampelpfad weiter gerade aus. Teilweise kleiner Aufschwünge übersteigend, ging es leicht absteigend runter zum Abahorn. Der Trampelpfad/Gamspfad ist meist sichtbar. Das Gipfelbuch ist seit einem Jahr erneuert und erhält für die Nähe zum Speer doch relativ "wenig" Besucher.

Abahorn-Grappenhorn: T5+ II 45min

Einer der schwierigsten Abschnitte, wobei dies nur für kurze Stellen stimmt. Der Weg ist meist im tiefen Gras und deshalb teilweise mühsam, da wir nicht wissen wie der Untergrund aussieht, wo wir gerade den nächsten Schritt machen. Der Trampelpfad meist überwachsen, aber optisch erkennbar. Trotzdem sieht man die Stufen einigermassen gut. Der Abstieg vom Abahorn heisst auch, das wir den SSW Grat vom Speer verlassen. Ein Weg ist nicht vorhanden, aber der Gratfortsatz zum Grappenhorn klar ersichtlich. Von dort sehe ich die Schlüsselstelle vor mir. In alten Berichten wird diese umgangen, auf einem Grasband einen Stock tiefer. Abstieg und Aufstieg sehen mittlerweilen gut gestuft aus und einfach zu Bewältigen, ein T4+ maximal. Ich lief aber gerade darauf zu. So geht es rechts auf schmalem Band ein paar Meter nach vorne. Dann auf Stufen in Senkrechtem Gras, Fluegemisch nach oben. 2-3 Kletterzüge sind im T6 Bereich, der Absturz aufs untere Band hätte vermutlich grössere Folgen, zudem wurde er auf dem Band nicht enden, schätze ich. Nach dieser harzigen Stelle ging es im Steilgras gut gestuft, dem Grat entlang, aufs Grappenhorn.

Grappenhorn-Chüemettler: T5 I, 1h

Gleich nach dem Grappenhorn kommt die zweite Schlüsselstelle. Ein kurzer Abstieg über eine Nagelfluewand von ca. 10m. Man könnte sie umgehen, in dem man etwas zurück zum Abahorn geht, dort wo der Weg vom Band hoch kommt auf den Grat, würde der Weg auf dem Band aussen rum führen. Wie es sich dort anfühlt weiss ich nicht, aber die Spuren sind klar zu erkennen und wirken gut. So stiegen wir mit Vorsicht ab. Den runterfallen wollten wir nicht. Hätte man erstmal Tempo würde es sich wohl schwer bremsen lassen. Ich hatte mit den feinen Schuhen und dem vertrauen von vielen Nagelfluetouren kaum Probleme. Chrichen wollte sich jedoch nicht wirklich auf den Nagelflue verlassen, trotzdem kam er Souverän runter. Danach dem Grat entlang, bis die Abzweigung kommt Chüemettler oder Schafberg. Wir foltgen Richtung Chüemettler. Dabei stiegen wir möglichst na beim Grat zum Wengitalkessel ab. Kurze Steilgraspassage. Danach über die erste Weide. Ich entschied mich dann, durch die Weiden (Büsche) zu gehen, während Chrichen aussen rum einen Umweg ging. Er wollte sich nicht mehr am Zaun vorbei schlängeln. Unten trafen wir wieder zusammen. Gleich oberhalb des Furggli galt es noch mals 3m abzusteigen. Ich nahms wieder direkt in Angriff.

Chüemettler-Mittelwengi: T4+ I 1h

Der Schlussabstieg vom Chüemettler ist nur für Bergerfahrene gedacht. Klar es gibt zwei drei Stellen, bei welchen man die Hände nutzen muss und 2-3 Stellen, bei welchen es Stahl gibt zur Hilfe. Aber so schwierig finde ich den jetzt nicht. Kann aber sein, dass mein empfinden doch schon viel besser wurde, ohne das ich es merkte. Jedoch habe ich das Gefühl, dass seit dem letzten Besuch, mehr Stahl dazu kam, an einzelnen Stellen. Zuerst gehts vom Gipfelkreuz etwas nach unten dem Grat enlang Richtung Linth. Der Wegweiser ist gut sichtbar. Von dort dann dem schönen Wanderweg entlang, falsch Abzweigen kann man nirgens. Ein paar knifflige Stellen hat es, es geht aber gut auch ohne Seil. Bei nassen Verhälntissen ändert sich das Empfinden bestimmt schnell und ich wäre froh gewesen um die Stahlseile. Danach konnte wir wählen, zurück in den Wengi-Kessel oder noch weiter nach vorne zur Ober Bogmen Hütte. Wir gingen nach vorne. Der Weg ist mittlerweilen fest. Letztes Mal war er neu und rutschig wie die Sau. Der Wegweiser weisst einem dann weiter. Bei der Alphütte Ober Bogmen kehrten wir noch kurz ein. Dort wo vor zwei Jahren ein Erdrutsch geschah, war es nun wieder verwachsen, jedoch hat es wieder ein kleinen Abrutsch gegeben. Erstaunlich, für diese flache Hanglage. Vorbei durch den schönen Wald, über die Brücke, runter zum Parkplatz.

Fazit:

Der Speer ist immer wieder einen Besuch Wert. Allgemein ist die Speerkette sehr spannend. Sie bietet spannende Gratabschnitte und knackige kurze Aufstiege. Eine Grunderfahrung im Steilgras und Fels muss aber vorhanden sein, sonst empfehle ich diese Tour nicht. Zudem sollte man doch immer wieder zwischendurch Schwindelfrei sein. Es gibt viele Stellen, welche es herauszuheben gäbe, aber ich habe diese im Bericht sauber beschrieben. Die Zeit wurde als reine Gehzeit genommen. Letztes Jahr hatte ich inkl. Schafberg nur 5h 15min, was zeigt, dass es sich gelohnt hat, auf den Mürtschen zu verzichten, da mir die Erkältung stark zu schaffen machte. Somit kann die Runde auch gut für eine Halbtagestour herhalten.

Material:

Helm für den Aufstieg bis zum Speer via Bachbeete zu empfehlen, Pickel kann teilweise helfen. Sonst nichts besonderes.
Text: maenzgi
Bilder: Chrichen

Tourengänger: Chrichen, maenzgi


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Kommentare (2)


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Chrichen hat gesagt:
Gesendet am 2. September 2019 um 20:02
Vielen Dank für die tolle Tour und den kleinen Crashkurs in Nagelfluh, Dreck und Steilgras :-). Schön war's!!

maenzgi hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. September 2019 um 20:23
Danke dir für das mitkommen, war super, dass nächste steht schon zu Hauf auf der Liste;)


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