Munt Pers 3206m via Senda dal Diavel


Publiziert von AndyZ , 20. August 2019 um 19:58. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:18 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Palü-Gruppe 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 250 m
Strecke:Bernina Diavolezza - Senda dal Diavel - Munt Pers - Diavolezza
Zufahrt zum Ausgangspunkt:RhB oder Postauto bis Bernina Diavolezza
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Diavolezza-Bahn
Unterkunftmöglichkeiten:Berghaus Diavolezza

Nicht unbekannt ist diese Tour hier auf Hikr, aber es ist doch schon ein paar Jahre her, seit dem letzten Bericht. Da sich für mich der Senda dal Diavel als eine der schönsten Alpinwanderungen aus hunderten Touren herausstellte, hat sich diese Route einen aktuellen Bericht verdient.

Zusammen mit meinem Sohn verbrachte ich einige Tage im schönen Oberengadin, um lang gehegte Wanderziele abzuhaken. Als Stützpunkt hatten wir Samedan ausgewählt, da von hier aus sämtliche Richtungen in kurzer Zeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. 

Am Anreisetag hatten wir die Koffer im Hotel deponiert und wollten das schöne Wetter des restlichen Tages noch möglicht sinnvoll ausnutzen. Von meinen Vorschlägen hatte sich mein Sohn für den Piz da la Margna entschieden. Das hatte sich definitiv gelohnt, auch wenn es als Halbtagestour doch ziemlich ambitioniert ist. Die Kraxelpassagen auf dem Gipfelgrat waren ein wahrer Genuss und entschädigten für den langen Zustieg dem Silser See entlang.

Am zweiten Tag stand die Königsetappe dieser Kurzferien auf dem Programm: Es sollte endlich einmal über den Senda dal Diavel auf den Munt Pers gehen. Inspiriert wurden wir dabei durch den Bericht von Felix --> *Oberengadin, August 2015 3|4 - Munt Pers via Senda dal Diavel.

Voller Vorfreude und mit einer gehörigen Portion Respekt stiegen wir bei Bernina Diavolezza aus dem Postauto. Die Tour beginnt auf dem Wanderweg Richtung "Diavolezza" - der Senda dal Diavel wird hier noch nicht erwähnt. Der Weg führt erst auf einer Fahrstrasse bergwärts. Etwa auf der Höhe des zweiten Seilbahnmastes nähert man sich einem blauen Wegweiser, "Senda dal Diavel". Hier verlässt man den gut ausgebauten Weg und steigt auf teils sehr schwachen Wegspuren, aber mit ausreichend Markierungen, direkt dem NO-Grat des Munt Pers entgegen.

Nach circa 20 Minuten kommen wir an einen kunstvoll bemalten Stein welcher die beiden Varianten des Senda dal Diavel erklärt: Entweder "direkt" oder via Lej da las Collinas. Da wir es kaum erwarten können, ersten Felskontakt zu erleben, entscheiden wir uns für den direkten Zustieg. Da wir aber auf eventuelle Schwierigkeiten vorbereitet sein wollen, ziehen wir an dieser Stelle das Klettersteig-Set an. Wir werden es jedoch nie gebraucht haben. Einen Helm möchten wir jedoch wärmsten empfehlen, vor allem wenn noch Vorsteiger unterwegs sind.

Anfangs noch ansprechend anspruchsvolles Gehgelände, kommen bald die ersten Stellen, an denen sich die Hände an den hervorragenden Sicherungen erfreuen dürfen. Alle diese Seile und Ketten wirken sehr neu und vertrauenerweckend. Auch die Markierungen scheinen meist neu zu sein, und wurden reichlich platziert. Und wenn einmal keine in Sichtweite ist, ist immer ein Steinmanndli sichtbar. Die Wegfindung ist nie ein Problem.

Der Himmel ist so blau, dass es fast kitschig ist, ebenso die Postkarten-taugliche Aussicht auf schneebedeckte Berge und die Seen des Berninapasses. Doch fast immer zieht der "Weg" sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. Die Schwierigkeiten der unzähligen Kraxelstellen - teils mit Sicherung und oft auch ohne - bieten äusserst anregende Herausforderungen, überfordern uns aber nie.

Die von Felix erwähnte Schlüsselstelle, ein längerer, nahezu senkrechter Kamin, wurde mittlerweile etwas vereinfacht, da nun eine griffige Kette statt eines Fixseiles als Hilfe installiert wurde. Tritte finden sich häufig, aber ein paar Mal muss man sich schon etwas mithilfe der Arme hochziehen.

Weitere Details lassen wir hier aus, um nicht alle Überraschungen vorweg zu nehmen. Ein paar Eindrücke bieten aber sicher die Bilder. Der Weg bleibt jedoch auf seiner ganzen Länge immer spannend - und ebendiese Länge des Weges ist wohl auch die Hauptschwierigkeit des Senda dal Diavel. Auch wenn das Ziel schon früh nahe scheint, den eigentlichen Gipfel kann man erst nach einer Weile im Fels erspähen, und dann sieht man, dass noch eine lange Gratkletterei vor einem liegt. Wir benötigten für den Aufstieg von der Talstation bis zum Gipfel rund vier Stunden, inklusive kurzer Pausen.

Der Abstieg vom Munt Pers erfolgt auf einem einfachen wrw Wanderweg, welcher einen in ca. 30 Minuten zur Diavolezza-Bergstation zurückführt. Da wir noch ein bisschen vorige Kondition hatten, und das Klettersteig-Set schon montiert war, entschieden wir uns, noch den Klettersteig Trovat I (K2-K3) anzuhängen. Dieser war schnell erledigt (20' Zustieg, 45' Steig, 30' Abstieg) und erlaubte einen schönen Blick zurück auf den Munt Pers und den eindrücklichen zackigen NO-Grat, über welchen der Senda dal Diavel führt.

Runter ging's knieschonend mit der Seilbahn, für welche wir dank der Hotel-Übernachtung kein Ticket mehr lösen mussten. 

Tourengänger: AndyZ, Ororretto


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