Rau(f) auf den Kofel (3251 m)


Publiziert von Uli_CH , 15. August 2019 um 19:03.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:13 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1935 m
Abstieg: 1935 m
Strecke:16.7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch das Ahrntal bis Prettau. Kostenfreie Parkplätze unterhalb der Kirche.
Kartennummer:Tabacco 035, Ahrntal - Rieserferner Gruppe (1:25'000); KOMPASS-App mit Offline-Wanderkarte

Der Rauchkofel hat seinen Namen von der früheren Aussprache des Wortes "rauh" als "rauch". Nach der Rechtschreibreform fiel das "h" dann auch weg. Für mich war der Anstieg "rau", da der Gipfel während des ganzen Tags in Wolken lag und zudem zeitweise ein brutaler Nordföhn blies. Aber ich wollte einfach nur "rauf".

Ich starte bei kühlen 11.5° und gehe links an der Kirche vorbei und zwischen zwei Häusern durch bergan. Ein Pfad führt auf den Wald zu und folgt dem Wieser Bach. Ich gelange in einer Kehre auf einen Fahrweg, dem ich aufwärts folge und der nach einer weiteren Kehre sich wieder dem Bach zuwendet und kurze Zeit später den Weg 16B kreuzt.
 
Ich gehe geradeaus weiter und folge dem Schild "Waldner Alm 1½ Stunden". Der Weg geht steil durch Wald nach oben. Nach kurzer Zeit - da wo der Weg einen Knick nach rechts macht - beginnt es leicht zu regnen. Nach einer Dreiviertelstunde hat das "Treppensteigen" ein Ende und ich erreiche einen Fahrweg unterhalb der Moaraalm.
 
Ich folge dem Fahrweg nach links und sehe am Horizont schon die Waldner Alm. Der Nordföhn bläst kalt den Berg herab und ich stelle mir vor, wie das erst auf dem Gipfel blasen muss. Nach einem kurzen In-Mich-Gehen marschiere ich trotzdem weiter. Nach zwanzig Minuten erreiche ich die Waldner Alm.
 
Ich folge dem Wegweiser 16B, der den Waldner See mit 50 Minuten ausschildert. Es hört auf zu regnen und die Sonne zeigt sich sogar. Ab der Waldner Alm ist der Weg markiert und führt über wunderschöne Bergweiden zum See. Die Wolken hängen über den Gipfelketten, während der Himmel über dem Ahrntal blau ist und so auch mir Sonne spendet.
 
Nach einer Dreiviertelstunde erreiche ich den See. Der Föhn bläst eiskalt herunter, die Sonne ist weg und ich packe mich dick ein. Der Weg quert jetzt unterhalb des Sauwipfels nach Osten. Auf ca. 2400 m zweigt mein Weg nach links ab und steigt zum Lausitzer Weg an. Ich entblättere mich wieder.
 
Nach einer halben Stunde erreiche ich den Lausitzer Weg. Hanspaul Menara empfiehlt in seinem Führer weglos vom See zum Lausitzer Weg zu queren. Ich denke, das ist etwas für Entdecker und Pfadfinder. Ich persönlich möchte nicht einen schön markierten, ausgetretenen Pfad gegen ein paar Minuten Zeitgewinn eintauschen. Ich folge dem Lausitzer Weg (Nr. 13) nach Westen.
 
Ein paar Minuten später zweigt der Pfad zum Rauchkofel rechts ab. Der Gipfel ist mit zwei Stunden ausgeschildet. Der Weg führt zum Südgrat des Rauchkofels und in Serpentinen auf ihm bergan. Felsige Abschnitte, in denen ein schöner Plattenweg angelegt ist, wechseln mit grasbewachsenen Abschnitten ab. Nach einer halben Stunde gibt es einen ersten kleinen Graupelschauer.
 
Nach einer knappen Stunde auf dem Grat fordert eine Markierung auf einem Felsen eindeutig auf, den Grat Richtung Westen abwärts zu verlassen. Der Pfad führt links vom Grat runter in einen Kessel mit einem Schneefeld und auf der anderen Seite wieder hoch (Achtung: es gibt auch eine Markierung, die auf einer Rippe weiter nach Westen abwärtsführt). Da ich meinen Eispickel dabeihabe, verwende ich ihn, um mich bei der Traverse über das Schneefeld zu sichern.
 
Ich befinde mich jetzt auf dem Südwestgrat und suche mir meinen Weg. Markierungen sind nur noch spärlich vorhanden und im Nebel jetzt auch noch schwierig zu finden. Wenigstens gibt es noch ein paar Steinmännchen. Kurze Zeit später stehe ich wieder an einem Schneefeld. Ich sehe auf der anderen Seite aus dem Nebel zwar Felsen durchschimmern, aber ich weiss nicht, an welcher Stelle ich das Schneefeld wieder verlassen soll.
 
Ich quere das Schneefeld aufwärts und finde auf der anderen Seite zum Glück wieder Markierungen. Damit ich den Rückweg wiederfinde, werfe ich in Hänsel-und-Gretel-Manier einige Steine auf das hinter mir liegende Schneefeld.
 
Es beginnt wieder zu graupeln, aber kurz vorher hat es etwas aufgemacht, so dass ich mich grob orientieren konnte. Ich klettere weiter über Felsblöcke der jetzt wieder ausreichend vorhandenen Markierung folgend. Auf einmal macht es wieder etwas auf und ich sehe kurz das Gipfelkreuz. Das möchte ich jetzt trotz des garstigen Wetters erreichen. Kurze Zeit später gibt es einen weiteren Graupelschauer.
 
Schliesslich erreiche ich nach insgesamt 5:40 den Gipfel. Kurz vorher sind die zu überwindenden Felsbrocken immer grösser geworden. Während ich mich in das Gipfelbuch eintrage, kommt für ein paar Sekunden tatsächlich die Sonne zum Vorschein. Bis ich zum Selfie bereit bin, ist sie allerdings schon wieder verschwunden. Es bleibt ein blaues Loch in den Wolken über mir.
 
Ich halte mich nicht lange auf dem Gipfel auf und mache mich an den Abstieg. Beim nächsten Graupelschauer habe ich das Hänsel-und-Gretel-Schneefeld bereits erfolgreich überquert und befinde mich oberhalb des Schneefelds im Kessel neben dem Grat. Statt es zu traversieren fahre ich es einfach ab und lande dadurch etwas tiefer im Kessel als auf dem Hinweg.
 
Als ich wieder auf der westlichen Rippe bin, auf der ich den Grat verlassen habe, überlege ich kurz, ob ich der abwärts weisenden Markierung folgen soll. Der Pfad ist aber nicht auf meiner Karte verzeichnet und ich weiss nicht, wo genau er hinführt. Da ich mir sicher bin, den Rückweg auf dem Grat auch im Nebel wiederzufinden, steige ich wieder zum Südgrat des Rauchkofels hinauf.
 
Vom Gipfel bis zum Lausitzer Weg benötige ich 1:50. Ich folge ihm nach Osten und steige nach ein paar Minuten wieder den Pfad zum Weg 15A hinunter.  Diesem folge ich jetzt einige Zeit nach Osten in Richtung Starklalm. Maurizio Marchel empfiehlt in seinem Führer den Aufstieg an den Wieser Oberhütten vorbei und durch das Tal westlich des Archbichls. Ich wähle diese Variante als Abstieg. Es erweist sich als ziemlich mühsam, aber ich gewinne dadurch etwas an Zeit. Der Nordföhn bläst jetzt wieder unerbittlich. Während des An- und Abstiegs am Gipfelaufbau hat er glücklicherweise nicht geblasen.
 
Für den Weg ins Tal nehme ich jetzt den Fahrweg, der mich locker ausschreiten lässt. Irgendwann beginnt es leicht zu regnen und nach und nach aus allen Richtungen zu donnern. Wo sich der Fahrweg mit meinem Aufstiegsweg kreuzt, nehme ich wieder den Pfad am Bach entlang. Zehn Minuten vor Erreichen des Autos geht das Gewitter richtig los, so dass ich klatschnass am Parkplatz ankomme. Für den Abstieg habe ich insgesamt 3:50 benötigt.

Orientierung: Einfach, da man den Gipfel auch im Nebel findet. Am Südwestgrat allerdings lausig.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke, ev. Eispickel für die Schneefelder, warme Handschuhe.

Führer:
  • Richard Goedeke, 3000er in den Nordalpen, 3. Auflage 2011, Tour 108
  • Dieter Seibert, Leichte 3000er, Ausgabe 2008, Tour 63
  • Hanspaul Menara, Die schönsten 3000er in Südtirol, 3. Auflage 2014, Tour 52
  • Maurizio Marchel, Einsame Gipfel in Südtirol, Band 2, 2013, Tour 35

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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