Rauhkofel 3252m - Der einzige Zeuge

Es ist wieder Prettauzeit, wir treffen uns diesmal mit Freunden und ich wähle für den Auftakt unbescheiden den Rauhkofel als erstes Ziel. Fünf Anwärter starten und können sich nicht einigen, wer sich für den Gipfel berufen fühlt. Xoco ist für die Kraxelei am Grat nicht zu haben, also bleibt er einschließlich Begleitpersonal am Abzweig unter dem Sauwipfel zurück. Das Herrchen nehme ich mit auf den Südkamm und wir nähern uns schleppend dem Riesen Rauhkofel. Jock ist heute weit von seiner Bestform entfernt, eine Woche Gardasee und ein Grippeanflug bremsen seinen Schwung. Bis zum Vorgipfel auf 2976m quält er sich noch, doch dann muss ich auch ihn zurücklassen und bleibe mit dem Rauhkofel alleine. Der alte Bekannte zeigt sich etwas spröde, die Westflanke wird immer bröseliger und ist recht steinschlaggefährdet. Trotzdem steigen die meisten dort an und lösen ganze Schotterlawinen aus. Direkt am Grad ist es weniger gefährlich, dafür müssen aber die ersten Platten und Zacken mit ein paar tiefgründigen 2er Passagen überstiegen werden. Auch danach bleibt es anspruchsvoll, der Berg lebt, gelegentlich bricht ein Stück weg und mancher Stein wackelt furchteinflösend.
Trotzdem ist der Rauhkofel gut erreichbar und weiterhin beliebt, die 3250m ohne Gletscherkontakt locken. Bei manchem Ankömmling frage ich mich, wie er wohl heraufgekommen ist und ob er heil wieder hinunterkommt!? Ich genieße den mächtigen Berg mit seinen gewaltigen Ausblicken, steige zurück zu den Freunden und bringe ihnen als einziger Zeuge wenigstens meine Fotos mit.