Auf dem ViaSpluga nach Bella Italia


Publiziert von DanyWalker , 7. August 2019 um 16:28.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Domleschg
Tour Datum:14 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 3800 m
Abstieg: 3515 m
Strecke:90 Km

Nicht zum ersten Mal starten wir den Fernwanderweg von Thusis nach Chiavenna. Für meine Frau zum zweiten - für mich bereits zum dritten Mal. Diesmal jedoch mit einer kleinen, wegen Unwetterschäden zwangsläufige Änderung im Routenverlauf.

Wir haben die "Luxusvariante" bei Viamala Tourismus gebucht. Gepäcktransport und Halbpension. Ob sich zweiteres lohnt? Wir werden sehen.
Gepäcktransport macht für uns deswegen schon Sinn, da wir nach dem ViaSpluga noch Ferien in Pontresina geplant haben.

Einen weiteren Unterschied sind diesmal die Anzahl Etappen. Da meine Frau gerne in Monte Spluga übernachten würde, haben wir diesmal die Fernwanderung in fünf statt vier Etappen aufgeteilt.

1. Etappe: Thusis - Andeer 24 Km, 5.45 Std, 1050/750 Hm

Der Start ist wie gehabt in Thusis. Zuerst geben wir unser Gepäck am Bahnhof ab, von wo es ins Hotel gebracht wird.
Unsere Reise kann los gehen. Via Burg Ehrenfels gehts hoch zur Burgruine Hohenrätien. Von dort hat man einen herrlichen Blick nach Thusis und Umgebung.
Kleine Stärkung bevor es weiter geht. Etwas mehr als eine Stunde brauchen wir bis zum nächsten Highlight. Der Traversinersteg. Eine aus Stahl, Stein und Holz gebaute Hängebrücke, welche in 70 Meter Höhe eine Spannweite von 95 Meter aufweist. Gehweite beträgt 62 Meter. Das alles hab ich zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht bewusst gewusst. Einige Angaben stehen bei der Hängebrücke selbst, den Rest hab ich von Wikipedia abgeschrieben. ;)

Anschliessend ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Viamala Schlucht. Auch wenn ich schon öfters dort war, steigen wir hinab. Es ist jedesmal beeindruckend, wie sich hier das Wasser durchgefressen hat.

Von der Viamala Schlucht geht es zuerst kurz der Strasse entlang, bevor der Weg wieder schöner wird und zum Teil am Rhein entlang läuft.
Es ziehen je länger je mehr Wolken auf. Und der angekündigte Regen scheint sich so langsam aber sicher in die Startlöcher zu begeben.
Aber das Wetter hält bis Zillis, was unser heutiges Etappenziel wäre. Da der Wetterbericht aber viel Regen für den folgenden Tag vorausgesagt hat, beschliessen wir jetzt bei trockenem Wetter noch bis Andeer zu wandern. Somit lassen wir die historische Kirche in Zillis mit ihrer speziellen Bilderdecke diesmal unbesucht.
Der Weg nach Andeer zieht sich für mich jedesmal in die länge, da der Weg über Mathon verläuft. Aber schön ist der Weg natürlich trotzdem.
In Andeer angekommen nehmen wir den Bus zurück nach Zillis. Die Alte Post in Zillis haben wir für unsere erste Übernachtung gewählt, weil dort meine Cousine 2. Grades das Hotel betreibt. Sie macht mit ihrer Capuns Factory eben die besten Capuns Weit und Breit. Ich bin da in der Bewertung völlig unbefangen. :)
Zum Nachtessen gibts dann auch von diesen Capuns, mitsamt Geschichten aus alter Zeit und wie die Menschen hier gelebt und geschmuggelt haben.
Wir sind zu sechst am Tisch. Vier auf dem ViaSpluga und zwei auf anderen Wegen unterwegs. Wir alle hören den Geschichten gespannt zu und geniessen einen tollen Abend in Zillis.
Gerne hätte ich noch länger den alten Geschichten gelauscht, aber irgendwann wars dann doch Zeit fürs Bett , damit wir am nächsten Tag wieder Fit für die zweite Etappe sind.

2. Etappe: Andeer - Splügen 14 Km, 4.45 Std, 950/460

Der angedrohte Regen bleibt heute Morgen aus. Das heisst, es hat geregnet aber das ganze ist bereits weitergezogen. Von wegen weitergezogen. Auch wir wollen weiter ziehen. Mit dem Bus fahren wir nach Andeer und beginnen unsere zweite Etappe.
Via Bärenburg wandern wir zur Rofflaschlucht. Vorallem beim Abstieg zum Restaurant Rofflaschlucht ist bei rutschigem Untergrund Vorsicht geboten.

Natürlich statten wir auch der Rofflaschlucht einen Besuch ab. Immer wieder bin ich beeindruckt von diesem Naturschauspiel, wo man hinter den Wasserfall gehen kann. Aber auch von der Leistung die hier erbracht wurde bin ich beeindruckt.. Nur einer hat geglaubt das hier hinten ein Wasserfall ist, und dies Touristen anlocken würde. Den Weg hat Pitschen- Melchior zwischen 1907-1914 freigesprengt. Spinner haben sie ihn genannt. Nicht nur früher, auch heute kennen sich hier alle in den umliegenden Dörfern. Man kann sich Hohn und Spott bildlich vorstellen.
Der Erfolg gab ihm recht. Die finanzielle Zukunft war gesichert. Und noch heute erfreuen sich tausende Touristen an der Rofflaschlucht.

Nach diesem kleinen Unterbruch zum Wasserfall, gehts weiter auf der ViaSpluga. Nun folgt der strengste Teil der Etappe. Hoch nach Sufers und dem gleichnamigen See.
Der Anblick des Sees, jetzt sogar mit Sonnenschein, entschädigt dann aber für jeden einzelnen Höhenmeter. Ja, von Regen blieben wir auch auf dieser Etappe verschont. Auch der sehr schöne Weg oberhalb des Sees nach Splügen, konnten wir bis zum Schluss ohne Regen geniessen.
Trotzdem, am ersten Tag bis nach Andeer zu laufen, war eine gute Entscheidung. Weil. noch keine Stunde im Hotel, goss es in Splügen wie aus Kübeln. Hätten wir am Vortag in Zillis aufgehört, wären wir jetzt wohl kurz vor Splügen gewesen und mitten im Regen.
Nunja, ich geb zu, auch das wäre kein Weltuntergang gewesen. Aber das unsere Taktik, wenn auch anders als angenommen, aufgegangen ist, ist eben auch schön.

3. Etappe: Splügen -  Monte Spluga 20 Km 7.30 Std, 1440/1080

Unsere längste und härteste Etappe stand an. Splügen bis zum gleichnamigen Pass und danach noch bis Monte Spluga. Dafür braucht man in der Regel nicht viel länger als zweieinhalb Stunden.
Nun ist aber wegen eines Unwetters die normale Route gesperrt.
Da der direkte Weg für eine Tageswanderung sowieso zu kurz war, hatten wir schon zu Beginn den Plan via Surettaseen zu laufen. Die Umleitung des ViaSpluga führte ebenfalls in diese Richtung.
Bei der Abzweigung nach Bodmenstaffel, gings für uns eben einfach weiter hinauf. Immer Bergauf - immer höher. Am Anfang der Weg bestimmt noch kein Juwel, aber weiter oben immer schöner. Der Weg führt durch tausende Alpenrosen. Herrlich hier zu wandern.
Nach etwa zweieinhalb Stunden haben wir es dann geschafft. Wir sind beim Ober Surettasee.
Beide dieser Seen sind eine Augenweide. Hier verweilen wir eineige Zeit und geniessen unsere Mittagspause.
Einen kleinen Teil, etwa zwanzig Minute, müssen wir danach wieder zurücklaufen. Dort gibts eine Abzweigung, ebenfalls nach Bodemenstaffel. Alles hinunter, nur damit wir dann, auf dem Passwanderweg angekommen, alles wieder hinauf wandern können.
So geht es Schritt für Schritt hinauf zum Pass. Und weil wir noch nicht genug haben, entschliessen wir noch via dem Lago Azzurro nach Monte Spluga zu laufen. Was etwa weiteren 300 Höhenmeter entspricht.
Leider kommen wir nur bis zum Bergseeli, unterhalb des Lago Azzuro. Ein Schneefeld das uns zu heikel ist, hindert uns am weiteren Aufstieg.
Der Weg zum Bergseeli ist dann auch der einzige Teil der mit T3 bewertet werden kann. Was aber nicht alle zur Vorsicht mahnt. Einer kommt in Turnschuhen und seine etwa 10 Jährige Tochter in Sandalen im Schlepptau daher. Es ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit.

Zurück auf dem Pass, ist es nicht mehr weit bis nach Monte Spluga. Ein kleines aber sauberes und nettes Zimmer und einer Polenta zum Znacht wartet auf uns.

4. Etappe: Monte Spluga - Campodolcino 20 Km, 4.45 Std, 150/950

Die heutige Etappe stand im Gegensatz zur gestrigen. Zwar gleichweit was die Distanz betrifft, aber mit lediglich 150 Höhenmeter.
Am Lago di Montespluga entlang, geht es zum Tageshighlight. Die Cardinelloschlucht. Auf eindrückliche Weise geht es zwischen den Felsen hinunter. Immer tiefer und unsere Knie sind froh, als wir dann unten angekommen sind.
Weiter geht es durch den Wald, bis dieser dann schon bald die Sicht auf Isola frei gibt. Von hier bis Isola, wo wir eine Mittagspause einlegen, und auch danach bis Campodolcino, kann man einfach nur geniessen. Weder steil hinauf noch steil hinunter. In leichtem auf und ab, geht es locker dem Ziel der vierten Etappe entgegen.
Früh kommen wir in Campodolcinio an, und krönen unsere Ankunft bei kühlem Getränk und Gelati.

5. Etappe: Campodolcino - Chiavenna 12 Km, 2.45 Std, 210/275

Die letzte und mit Abstand kürzeste Etappe. Zumal ein Teilstück (Cimaganda - San Giacomo Filippo) wegen Unwetter gesperrt ist, und es in den Unterlagen zur Tour erwähnt wurde, hierbei den Bus zu nehmen, weil es keine Alternativ Route gibt.
Wir tun wie empfohlen, wenn auch in Cimaganda keine Absperrungen zu finden sind.
In San Giacomo Filippo laufen wir am Fluss Liro entlang Richtung Chiavenna.
Vor Chiavenna steigt der Weg nochmals durch den Wald an. Der Wald hört erst kurz oberhalb vor Chiavenna auf, und es folgt somit der Krönende Abschluss. Die Stelle in der eine Lichtung die Sicht frei gibt. Und man steht nach fünf Wandertagen hier oben, zu Füssen liegt Chiavenna. Ein unbeschreiblich tolles Gefühl. Wobei, ganz so euphorisch ist das Gefühl diesmal nicht. Weil wir nicht zum ersten Mal hier stehen? Ich denke es liegt eher daran, dass die heutige Etappe eben sehr kurz war, und die Busfahrt auch noch nicht lange her ist.

Nun folgt nur noch der Zielschuss hinunter in die italienische Stadt. Der Nachmittag darf genossen werden. Essen und trinken in Chiavenna.
Als wir im Hotelzimmer sind, gibts ein grösseres Gewitter. Wieder Glück gehabt. Den ViaSpluga in 25.30 Stunden reine Laufzeit ohne einen Tropfen Regen absolviert.

Der Gepäckservice war super und wie immer einwandfrei. Die Halbpension, nett und auch ganz gut. Trotzdem, ich wähle mein Essen doch lieber selber aus.
Die Schwierigkeit der Tour hab ich mit T2 bewertet. Wer auf dem ViaSpluga bleibt, wird auch nichts schwierigeres vorfinden. Der erwähnte Abstecher zum Bergseeli, welcher aber nicht zum ViaSpluga gehört,  ist mit T3 zu taxieren.

Somit ist alles gesagt, und wir freuen uns bereits aufs Oberengadin.





Tourengänger: DanyWalker


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Kommentare (5)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2019 um 11:35
schöner und - wie stets - amüsanter Bericht;
viel Spass im Engadin!

lg Felix

DanyWalker hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2019 um 19:45
Vielen Dank für die Blumen.
Pontresina war toll. Berichte folgen.
Da das Wetter oft schön ist, bin ich mit den Berichten ziemlich in Verzug.

Gruss Dani

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2019 um 20:04
das geht mir ebenso ;-(

lg Felix

DanyWalker hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2019 um 19:49
Achtja, ganz vergessen. Ich hab Deinen Bericht von der Fürenwand gelesen. Gratulation. Für mich ist es wohl eine Nummer zu heftig.

Gruss Dani

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2019 um 21:15
vielen Dank - war für mich, wie ich ja geschrieben habe, sehr deftig ...

lg Felix


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