Überschreitung: vom Grossen Walsertal ins Kleinwalsertal

Schon lange wollte ich mal vom Grossen Walsertal ins Kleinwalsertal hinüberwandern. Jetzt hat es endlich mal geklappt, dank einer Übernachtungsmöglichkeit im nahen Oberstdorf. Da hier mindestens zwei Gebirgsketten überwunden werden müssen ist dieses Vorhaben generell sehr weit und es hat mehrere Pässe zu bewältigen. Dafür kommt man durch recht einsame und wilde Gegenden (ab dem Hochtannbergpass ist man allerdings im touristischen Hotspot) mit einigen Gipfeloptionen. Die ursprünglich mal geplante Besteigung der Braunarlspitze im Zuge dieser Überschreitung fiel leider wegen Zeitmangel ins Wasser - ausserdem waren die Schneefelder im anspruchsvollen Schlussaufstieg auch noch sehr ausgedehnt. Sicher kein Tourenklassiker, aber jetzt weiss ich immerhin, dass es möglich ist und habe wieder ein paar weisse Flecken auf der Landkarte getilgt ;)

Kurzbeschreibung der Tour:

1 Aufstieg zur Biberacher Hütte vom Grossen Walsertal
Im Grossen Walsertal kann man bis zum Wanderparkplatz Rothenbrunnen (912m) fahren. Danach ist die Strasse gesperrt. Nach dem Parkieren wählte ich die direkte Aufstiegsroute zur Ischkarnei Alpe (1518m) über einen rot-weissen Bergweg. Ziemlich steil das Ganze mit grösseren Tritten, aber ohne wirkliche Schwierigkeiten. Von der Alpe steigt man weiter auf (Achtung: den beschilderten Abzweig nicht verpassen, sonst landet man plötzlich bei sehr ungemütlichen Mutterkühen ;-)) bis man ungefährt auf Höhe der Biberacher Hütte ist. Von da an quert man teils leicht ausgetzt bis zur Biberacher Hütte. Ich bin nur zwei Wanderern hier begegnet.
(T3, 1000m Aufstieg)

2 Querung und Aufstieg zum (Braunarl)Fürggele
Von der sehr hübschen Biberacher Hütte quert man dann, der Beschilderung folgend, sehr sehr lange bis zum Fürggele (2145m). Dieser Wegabschnitt ist eine tolle Panoramatour mit einfachen Wegen, die immer leicht ansteigen. Es zieht sich aber enorm und einige Restchneefelder waren noch vorhanden. Das Fürggele war der höchste meiner Tour - und von hier wäre es vermutlich ca. nochmal 1h Aufstieg bis zur Braunarlspitze. Dieser Teil der Tour ist ebenfalls einsam: mir kamen nur zwei Wanderer entgegen.
(T2-T3, 300m Aufstieg)

3 Abtieg vom Fürggele nach Schröcken
Beim Abstieg vernichtet man recht zackig gute 1000 Höhenmeter. Entsprechend steil ist vor allem der obere, von Gletschern geformte Abschnitt. Ein zwei Stellen mit weggerutschtem Weg fand ich recht unangenehm und möchte ich bei sehr nassen Bedingungen lieber nicht machen. Hier begegnete mir überhaupt niemand.
(T3+, 1000m Abstieg)

4. Aufstieg zum Hochtannbergpass
Von Schröcken (ca. 1300m) geht's dann sehr einfache Wege (Asphalt, Schotter, einfacher Wanderweg) über den Körbersee (1656m) zum Hochtannbergpass (1660m). Der Weg zieht sich allerdings und hat sowohl Flachabschnitte als auch welliges Gelände. Der Körbersee war nett anzuschaun, aber ob das wirklich "Österreichs schönster Platz" ist, lass ich mal dahinestellt - das gilt wohl nur wenn Sarah K. darin badet  ;-)
(T2, 400m Aufstieg)

5. Aufstieg zum Hochalppass
Vom Hochtannbergpass folgt man der Beschilderung zum Hochalppass (1938m) bzw. nach Baad im Kleinwalsertal. Der Aufstieg ist nicht allzu lang und führt landschaftlich schön am Fuss des eindrucksvollen Grossen Widdersteins entlang.Dessen Besteigung ist derzeit aber noch nicht ganz einfach, weil es grössere Schneefelder in der Aufstiegsrinne hat.
(T3, 300m Aufstieg)

6. Abstieg nach Baad im Kleinwalsertal
Der Abstieg führt entlang eines vielbegangenen Wanderwegs, teils mit eher unangenehmen Geröll auf den ausgetretenen Pfaden. Landschaftlich hübsch durchs Bärgunttal bis zur Bärgunthütte (1391m). Danach dann auf einer Schotterstrasse bis nach Baad.
(T3, 1000m Abstieg)

Fazit:
Endlich hat diese Talverbindung mal geklappt. Die Tour war doch ziemlich lange und anstrengend, wobei ich die flachen und abschüssigen Wege praktisch durchgehend gelaufen bin (Trailrunning). Landschaftlich besonders schön ist sicherlich die Biberacher Hütte und das Fürggele - wobei auch der Körbersee und der Aufstieg unterm Widderstein eindrucksvoll sind. Endlich kenne ich diese Gegend mal etwas besser - und sogleich hab ich wieder viele Gipfelziele gesichtet: allen voran natürlich die Braunarlspitze.